Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

über die himmlische Perle.
Seele und wohnet nicht in einem Leibe so der Sün-
de unterworffen ist
a; Der H. Geist fleucht Arglistigkeit, und
weichet von den Gedancken der Boßhafftigen, und also können die-
jenige armseelige Seelen JEsum nimmermehr haben, die nicht auf-
richtig Begehren von allen Sünden loß und ledig zu werden, wer
sich auch nur von einem eintzigen Gebrechen nicht will reinigen lassen,
bey dem kan GOttes Sohn unmöglich seine Bleibstätte haben.

Das fünffzehende Capitel.
Klarer Augenschein und deutliche Merckmahle, ob man diese Perl ha-
be oder nicht.

§. 1. Ja sprichst du, wer sagt dirs, daß ich JEsum nicht habe?

Wer die
Perl hat
gibt einen
Tugend-
Schein
von sich.

Ant. 1. Wo diese Perle ist, da gibts einen hellen Schein von sich
und bringt der Mensch gutes hervor aus dem guten Schatz seines
Hertzens b, ist JEsus die Lebens-Sonn und Quelle des ewigen Lichts,
der Seele innig und lebendig nahe, so scheint sein reiner Glantz hin-
durch durch alle Wort und Werck als wie das Licht durchs reine
Glas, also daß GOttes neu-gebohrne Kinder durch die uiothisian oder
durch die Einsetzung seines Sohns in ihre Hertzen recht durchleuch-
tig werden mit unvergleichlich mehrerem Recht als mancher Reichs-
Fürst. Wo das Himmelreich ist, da schmückts die Seele; Heilig-
keit ist die Zierde deines Hauses, o HErr, immer und ewiglich c.

§. 2. Ach wo ist der Glantz der heiligen, reinen, gedultigen Na-Dieser
aber läßt
sich nur
selten spü-
ren.

tur JESU, deß im Schmeltz-Tigel in allerhand Leiden geläuterten
Goldes himmlischer Seelen? Wo sind die Stralen des Gehorsams
und der alles Harte zerschmeltzenden Liebe Christi, wer vertreibet die
Finsternuß des Hasses, Neids, Abkehr des Hertzens in andern, durch
ein überflüssendes Maaß des einwohnenden Geistes der Liebe? wer
überwindet auf diese Weise das Böse mit Gutem? Ach welch ein
schwartzer Höllen-Ruß verfinstert die Seelen, da man sich so wenig
betrübet über der Unbekehrsamkeit und Verderben so vieler anderer,
ja da man noch scheel siehet, wann GOTT das Wort anderer seg-
net, und da man sich heimlich freuet über den Ruckfall solcher bekehr-

ter
a Weißh. I. 4.
b Matth. XII. 35:
c Psal. XCIII. 5.
O o o o o 2

uͤber die himmliſche Perle.
Seele und wohnet nicht in einem Leibe ſo der Suͤn-
de unterworffen iſt
a; Der H. Geiſt fleucht Argliſtigkeit, und
weichet von den Gedancken der Boßhafftigen, und alſo koͤnnen die-
jenige armſeelige Seelen JEſum nimmermehr haben, die nicht auf-
richtig Begehren von allen Suͤnden loß und ledig zu werden, wer
ſich auch nur von einem eintzigen Gebrechen nicht will reinigen laſſen,
bey dem kan GOttes Sohn unmoͤglich ſeine Bleibſtaͤtte haben.

Das fuͤnffzehende Capitel.
Klarer Augenſchein und deutliche Merckmahle, ob man dieſe Perl ha-
be oder nicht.

§. 1. Ja ſprichſt du, wer ſagt dirs, daß ich JEſum nicht habe?

Wer die
Perl hat
gibt einen
Tugend-
Schein
von ſich.

Ant. 1. Wo dieſe Perle iſt, da gibts einen hellen Schein von ſich
und bringt der Menſch gutes hervor aus dem guten Schatz ſeines
Hertzens b, iſt JEſus die Lebens-Sonn und Quelle des ewigen Lichts,
der Seele innig und lebendig nahe, ſo ſcheint ſein reiner Glantz hin-
durch durch alle Wort und Werck als wie das Licht durchs reine
Glas, alſo daß GOttes neu-gebohrne Kinder durch die ὑιοϑισίαν oder
durch die Einſetzung ſeines Sohns in ihre Hertzen recht durchleuch-
tig werden mit unvergleichlich mehrerem Recht als mancher Reichs-
Fuͤrſt. Wo das Himmelreich iſt, da ſchmuͤckts die Seele; Heilig-
keit iſt die Zierde deines Hauſes, o HErr, immer und ewiglich c.

§. 2. Ach wo iſt der Glantz der heiligen, reinen, gedultigen Na-Dieſer
aber laͤßt
ſich nur
ſelten ſpuͤ-
ren.

tur JESU, deß im Schmeltz-Tigel in allerhand Leiden gelaͤuterten
Goldes himmliſcher Seelen? Wo ſind die Stralen des Gehorſams
und der alles Harte zerſchmeltzenden Liebe Chriſti, wer vertreibet die
Finſternuß des Haſſes, Neids, Abkehr des Hertzens in andern, durch
ein uͤberfluͤſſendes Maaß des einwohnenden Geiſtes der Liebe? wer
uͤberwindet auf dieſe Weiſe das Boͤſe mit Gutem? Ach welch ein
ſchwartzer Hoͤllen-Ruß verfinſtert die Seelen, da man ſich ſo wenig
betruͤbet uͤber der Unbekehrſamkeit und Verderben ſo vieler anderer,
ja da man noch ſcheel ſiehet, wann GOTT das Wort anderer ſeg-
net, und da man ſich heimlich freuet uͤber den Ruckfall ſolcher bekehr-

ter
a Weißh. I. 4.
b Matth. XII. 35:
c Pſal. XCIII. 5.
O o o o o 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0939" n="843"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber die himmli&#x017F;che Perle.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Seele und wohnet nicht in einem Leibe &#x017F;o der Su&#x0364;n-<lb/>
de unterworffen i&#x017F;t</hi><note place="foot" n="a">Weißh. <hi rendition="#aq">I.</hi> 4.</note>; Der H. Gei&#x017F;t fleucht Argli&#x017F;tigkeit, und<lb/>
weichet von den Gedancken der Boßhafftigen, und al&#x017F;o ko&#x0364;nnen die-<lb/>
jenige arm&#x017F;eelige Seelen JE&#x017F;um nimmermehr haben, die nicht auf-<lb/>
richtig Begehren von allen Su&#x0364;nden loß und ledig zu werden, wer<lb/>
&#x017F;ich auch nur von einem eintzigen Gebrechen nicht will reinigen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
bey dem kan GOttes Sohn unmo&#x0364;glich &#x017F;eine Bleib&#x017F;ta&#x0364;tte haben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das fu&#x0364;nffzehende Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Klarer Augen&#x017F;chein und deutliche Merckmahle, ob man die&#x017F;e Perl ha-<lb/>
be oder nicht.</hi> </head><lb/>
          <p>§. 1. Ja &#x017F;prich&#x017F;t du, wer &#x017F;agt dirs, daß ich JE&#x017F;um nicht habe?</p>
          <note place="right">Wer die<lb/>
Perl hat<lb/>
gibt einen<lb/>
Tugend-<lb/>
Schein<lb/>
von &#x017F;ich.</note><lb/>
          <p>Ant. 1. Wo die&#x017F;e Perle i&#x017F;t, da gibts einen hellen Schein von &#x017F;ich<lb/>
und bringt der Men&#x017F;ch gutes hervor aus dem guten Schatz &#x017F;eines<lb/>
Hertzens <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Matth. XII.</hi> 35:</note>, i&#x017F;t JE&#x017F;us die Lebens-Sonn und Quelle des ewigen Lichts,<lb/>
der Seele innig und lebendig nahe, &#x017F;o &#x017F;cheint &#x017F;ein reiner Glantz hin-<lb/>
durch durch alle Wort und Werck als wie das Licht durchs reine<lb/>
Glas, al&#x017F;o daß GOttes neu-gebohrne Kinder durch die &#x1F51;&#x03B9;&#x03BF;&#x03D1;&#x03B9;&#x03C3;&#x03AF;&#x03B1;&#x03BD; oder<lb/>
durch die Ein&#x017F;etzung &#x017F;eines Sohns in ihre Hertzen recht durchleuch-<lb/>
tig werden mit unvergleichlich mehrerem Recht als mancher Reichs-<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t. Wo das Himmelreich i&#x017F;t, da &#x017F;chmu&#x0364;ckts die Seele; Heilig-<lb/>
keit i&#x017F;t die Zierde deines Hau&#x017F;es, o HErr, immer und ewiglich <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">P&#x017F;al. XCIII.</hi> 5.</note>.</p><lb/>
          <p>§. 2. Ach wo i&#x017F;t der Glantz der heiligen, reinen, gedultigen Na-<note place="right">Die&#x017F;er<lb/>
aber la&#x0364;ßt<lb/>
&#x017F;ich nur<lb/>
&#x017F;elten &#x017F;pu&#x0364;-<lb/>
ren.</note><lb/>
tur JESU, deß im Schmeltz-Tigel in allerhand Leiden gela&#x0364;uterten<lb/>
Goldes himmli&#x017F;cher Seelen? Wo &#x017F;ind die Stralen des Gehor&#x017F;ams<lb/>
und der alles Harte zer&#x017F;chmeltzenden Liebe Chri&#x017F;ti, wer vertreibet die<lb/>
Fin&#x017F;ternuß des Ha&#x017F;&#x017F;es, Neids, Abkehr des Hertzens in andern, durch<lb/>
ein u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;endes Maaß des einwohnenden Gei&#x017F;tes der Liebe? wer<lb/>
u&#x0364;berwindet auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e das Bo&#x0364;&#x017F;e mit Gutem? Ach welch ein<lb/>
&#x017F;chwartzer Ho&#x0364;llen-Ruß verfin&#x017F;tert die Seelen, da man &#x017F;ich &#x017F;o wenig<lb/>
betru&#x0364;bet u&#x0364;ber der Unbekehr&#x017F;amkeit und Verderben &#x017F;o vieler anderer,<lb/>
ja da man noch &#x017F;cheel &#x017F;iehet, wann GOTT das Wort anderer &#x017F;eg-<lb/>
net, und da man &#x017F;ich heimlich freuet u&#x0364;ber den Ruckfall &#x017F;olcher bekehr-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o o o o 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ter</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[843/0939] uͤber die himmliſche Perle. Seele und wohnet nicht in einem Leibe ſo der Suͤn- de unterworffen iſt a; Der H. Geiſt fleucht Argliſtigkeit, und weichet von den Gedancken der Boßhafftigen, und alſo koͤnnen die- jenige armſeelige Seelen JEſum nimmermehr haben, die nicht auf- richtig Begehren von allen Suͤnden loß und ledig zu werden, wer ſich auch nur von einem eintzigen Gebrechen nicht will reinigen laſſen, bey dem kan GOttes Sohn unmoͤglich ſeine Bleibſtaͤtte haben. Das fuͤnffzehende Capitel. Klarer Augenſchein und deutliche Merckmahle, ob man dieſe Perl ha- be oder nicht. §. 1. Ja ſprichſt du, wer ſagt dirs, daß ich JEſum nicht habe? Ant. 1. Wo dieſe Perle iſt, da gibts einen hellen Schein von ſich und bringt der Menſch gutes hervor aus dem guten Schatz ſeines Hertzens b, iſt JEſus die Lebens-Sonn und Quelle des ewigen Lichts, der Seele innig und lebendig nahe, ſo ſcheint ſein reiner Glantz hin- durch durch alle Wort und Werck als wie das Licht durchs reine Glas, alſo daß GOttes neu-gebohrne Kinder durch die ὑιοϑισίαν oder durch die Einſetzung ſeines Sohns in ihre Hertzen recht durchleuch- tig werden mit unvergleichlich mehrerem Recht als mancher Reichs- Fuͤrſt. Wo das Himmelreich iſt, da ſchmuͤckts die Seele; Heilig- keit iſt die Zierde deines Hauſes, o HErr, immer und ewiglich c. §. 2. Ach wo iſt der Glantz der heiligen, reinen, gedultigen Na- tur JESU, deß im Schmeltz-Tigel in allerhand Leiden gelaͤuterten Goldes himmliſcher Seelen? Wo ſind die Stralen des Gehorſams und der alles Harte zerſchmeltzenden Liebe Chriſti, wer vertreibet die Finſternuß des Haſſes, Neids, Abkehr des Hertzens in andern, durch ein uͤberfluͤſſendes Maaß des einwohnenden Geiſtes der Liebe? wer uͤberwindet auf dieſe Weiſe das Boͤſe mit Gutem? Ach welch ein ſchwartzer Hoͤllen-Ruß verfinſtert die Seelen, da man ſich ſo wenig betruͤbet uͤber der Unbekehrſamkeit und Verderben ſo vieler anderer, ja da man noch ſcheel ſiehet, wann GOTT das Wort anderer ſeg- net, und da man ſich heimlich freuet uͤber den Ruckfall ſolcher bekehr- ter Dieſer aber laͤßt ſich nur ſelten ſpuͤ- ren. a Weißh. I. 4. b Matth. XII. 35: c Pſal. XCIII. 5. O o o o o 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/939
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 843. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/939>, abgerufen am 23.11.2024.