hier einen Vorhimmel habe in Dingen, die kein Aug gesehen kein Ohr gehört a. Endlich wo uns JEsus einmahl recht besitzt, da wuchert das Gute ins Unendliche, seine Gnade bringt stäts was Gutes hervor, und das hervorgebrachte ist wieder ein Saamen zu frischen Segen und ge- biert abermahl Freud und neue Kräfften und Früchte in die Ewigkeit, also daß auch ein kalter Trunck Wassers nicht unvergolten bleibt b. Kurtz ist Christus mein Leben, so ist auch das Sterben lauter Gewinn c. Jede Auffopfferung unser Eigenliebe wird tausendfach ersetzt in einer unver- gänglichen, unbefleckten und unverwelcklichen Erbschafft d, die vor der- gleichen Jubelierer im Himmel bewahret wird.
§. 13. Ach daß du doch, liebes Hertz! nach dieser unsichtbaren, aller-Sehnli- cher Wunsch. köstlichsten Perl recht begierig wurdest, sie angelegenlich suchest: Wann ich jetz mit einem Sack voll solcher Kostbarkeiten in dieser Versammlung umhergieng sie auszutheilen und es jedwedem erlaubt wurde vor etwa hundert Thaler davon zu nehmen so wurde ich euch baldest darzu über- redet haben; Ey warum brauchts denn so viel Gründe die Erkanntniß und Liebe Christi anzupreisen, beliebt und angenehm zu machen!
Wurdest du lieber Mensch nur jeden Predigs-Tag ein Göttliche Leh- re, Vorschrifft und Anweisung mit heim tragen, so solltest du jetz wohl ein Kistlein voll köstlicher Himmels-Perlen haben, so dir bey mancherley Zufällen zu Genesung, Erhaltung und Stärckung des geistlichen Lebens dienen könnten; Alle Worte deß H. Geistes wurden dich wohl mehr ergötzen und hoch-theurer in deinen Augen seyn, als wann ein Königli- cher Schatz einem Welt-Mann verschenckt wurde wie David mehr Lust am Evangelio hatte als an allem Gold, Silber, Perlen und Edelsteinen.
Das dreyzehende Capitel. Nähere Zueignung.
Jch glaube wohl, daß auch auf dieser Messe viele im Sinn haben zuWichtige Frag an die Zuhö- rer oder Lesere. kauffen und zu verkauffen: Aber ich muß euch sagen, daß GOttes Sohn einen geistlichen Jubel-Jahrmarckt haltet, und nicht nur geläutert Gold, weisse Kleider, Augen-Salbe, sonderen in einem gar alles, sich selbst, die köstliche Perl, feil tragt; Nun ist die Frag, ob jemand seye in dieser gros- sen Versamlung der Lust darzu habe, und sich mit versehen wolle auf den gar zu langen Winter der Ewigkeit, allwo über allen und jeden, die diß Kleinod in der Gnaden-Zeit nicht erhandelt, ein erschröcklicher Mangel, Noth und Darben bleiben wird. Jch wollte also aus hertzlicher Wohl-
meinenheit
a 1 Cor. II. 9.
bMatth X. 42.
cPhil. I. 21.
d 1. Petr. I. 4.
uͤber die himmliſche Perle.
hier einen Vorhimmel habe in Dingen, die kein Aug geſehen kein Ohr gehoͤrt a. Endlich wo uns JEſus einmahl recht beſitzt, da wuchert das Gute ins Unendliche, ſeine Gnade bringt ſtaͤts was Gutes hervor, und das hervorgebrachte iſt wieder ein Saamen zu friſchen Segen und ge- biert abermahl Freud und neue Kraͤfften und Fruͤchte in die Ewigkeit, alſo daß auch ein kalter Trunck Waſſers nicht unvergolten bleibt b. Kurtz iſt Chriſtus mein Leben, ſo iſt auch das Sterben lauter Gewinn c. Jede Auffopfferung unſer Eigenliebe wird tauſendfach erſetzt in einer unver- gaͤnglichen, unbefleckten und unverwelcklichen Erbſchafft d, die vor der- gleichen Jubelierer im Himmel bewahret wird.
§. 13. Ach daß du doch, liebes Hertz! nach dieſer unſichtbaren, aller-Sehnli- cher Wunſch. koͤſtlichſten Perl recht begierig wurdeſt, ſie angelegenlich ſucheſt: Wann ich jetz mit einem Sack voll ſolcher Koſtbarkeiten in dieſer Verſammlung umhergieng ſie auszutheilen und es jedwedem erlaubt wurde vor etwa hundert Thaler davon zu nehmen ſo wurde ich euch baldeſt darzu uͤber- redet haben; Ey warum brauchts denn ſo viel Gruͤnde die Erkanntniß und Liebe Chriſti anzupreiſen, beliebt und angenehm zu machen!
Wurdeſt du lieber Menſch nur jeden Predigs-Tag ein Goͤttliche Leh- re, Vorſchrifft und Anweiſung mit heim tragen, ſo ſollteſt du jetz wohl ein Kiſtlein voll koͤſtlicher Himmels-Perlen haben, ſo dir bey mancherley Zufaͤllen zu Geneſung, Erhaltung und Staͤrckung des geiſtlichen Lebens dienen koͤnnten; Alle Worte deß H. Geiſtes wurden dich wohl mehr ergoͤtzen und hoch-theurer in deinen Augen ſeyn, als wann ein Koͤnigli- cher Schatz einem Welt-Mann verſchenckt wurde wie David mehr Luſt am Evangelio hatte als an allem Gold, Silber, Perlen und Edelſteinen.
Das dreyzehende Capitel. Naͤhere Zueignung.
Jch glaube wohl, daß auch auf dieſer Meſſe viele im Sinn haben zuWichtige Frag an die Zuhoͤ- rer oder Leſere. kauffen und zu verkauffen: Aber ich muß euch ſagen, daß GOttes Sohn einen geiſtlichen Jubel-Jahrmarckt haltet, und nicht nur gelaͤutert Gold, weiſſe Kleider, Augen-Salbe, ſonderen in einem gar alles, ſich ſelbſt, die koͤſtliche Perl, feil tragt; Nun iſt die Frag, ob jemand ſeye in dieſer groſ- ſen Verſamlung der Luſt darzu habe, und ſich mit verſehen wolle auf den gar zu langen Winter der Ewigkeit, allwo uͤber allen und jeden, die diß Kleinod in der Gnaden-Zeit nicht erhandelt, ein erſchroͤcklicher Mangel, Noth und Darben bleiben wird. Jch wollte alſo aus hertzlicher Wohl-
meinenheit
a 1 Cor. II. 9.
bMatth X. 42.
cPhil. I. 21.
d 1. Petr. I. 4.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0927"n="831"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">uͤber die himmliſche Perle.</hi></fw><lb/>
hier einen Vorhimmel habe in Dingen, die kein Aug geſehen kein Ohr<lb/>
gehoͤrt <noteplace="foot"n="a">1 <hirendition="#aq">Cor. II.</hi> 9.</note>. Endlich wo uns JEſus einmahl recht beſitzt, da wuchert das<lb/>
Gute ins Unendliche, ſeine Gnade bringt ſtaͤts was Gutes hervor, und<lb/>
das hervorgebrachte iſt wieder ein Saamen zu friſchen Segen und ge-<lb/>
biert abermahl Freud und neue Kraͤfften und Fruͤchte in die Ewigkeit,<lb/>
alſo daß auch ein kalter Trunck Waſſers nicht unvergolten bleibt <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Matth X.</hi> 42.</note>. Kurtz<lb/>
iſt Chriſtus mein Leben, ſo iſt auch das Sterben lauter Gewinn <noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Phil. I.</hi> 21.</note>. Jede<lb/>
Auffopfferung unſer Eigenliebe wird tauſendfach erſetzt in einer unver-<lb/>
gaͤnglichen, unbefleckten und unverwelcklichen Erbſchafft <noteplace="foot"n="d">1. <hirendition="#aq">Petr. I.</hi> 4.</note>, die vor der-<lb/>
gleichen Jubelierer im Himmel bewahret wird.</p><lb/><p>§. 13. Ach daß du doch, liebes Hertz! nach dieſer unſichtbaren, aller-<noteplace="right">Sehnli-<lb/>
cher<lb/>
Wunſch.</note><lb/>
koͤſtlichſten Perl recht begierig wurdeſt, ſie angelegenlich ſucheſt: Wann<lb/>
ich jetz mit einem Sack voll ſolcher Koſtbarkeiten in dieſer Verſammlung<lb/>
umhergieng ſie auszutheilen und es jedwedem erlaubt wurde vor etwa<lb/>
hundert Thaler davon zu nehmen ſo wurde ich euch baldeſt darzu uͤber-<lb/>
redet haben; Ey warum brauchts denn ſo viel Gruͤnde die Erkanntniß<lb/>
und Liebe Chriſti anzupreiſen, beliebt und angenehm zu machen!</p><lb/><p>Wurdeſt du lieber Menſch nur jeden Predigs-Tag ein Goͤttliche Leh-<lb/>
re, Vorſchrifft und Anweiſung mit heim tragen, ſo ſollteſt du jetz wohl ein<lb/>
Kiſtlein voll koͤſtlicher Himmels-Perlen haben, ſo dir bey mancherley<lb/>
Zufaͤllen zu Geneſung, Erhaltung und Staͤrckung des geiſtlichen Lebens<lb/>
dienen koͤnnten; Alle Worte deß H. Geiſtes wurden dich wohl mehr<lb/>
ergoͤtzen und hoch-theurer in deinen Augen ſeyn, als wann ein Koͤnigli-<lb/>
cher Schatz einem Welt-Mann verſchenckt wurde wie David mehr Luſt<lb/>
am Evangelio hatte als an allem Gold, Silber, Perlen und Edelſteinen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Das dreyzehende Capitel.<lb/>
Naͤhere Zueignung.</hi></head><lb/><p>Jch glaube wohl, daß auch auf dieſer Meſſe viele im Sinn haben zu<noteplace="right">Wichtige<lb/>
Frag an<lb/>
die Zuhoͤ-<lb/>
rer oder<lb/>
Leſere.</note><lb/>
kauffen und zu verkauffen: Aber ich muß euch ſagen, daß GOttes Sohn<lb/>
einen geiſtlichen Jubel-Jahrmarckt haltet, und nicht nur gelaͤutert Gold,<lb/>
weiſſe Kleider, Augen-Salbe, ſonderen in einem gar alles, ſich ſelbſt, die<lb/>
koͤſtliche Perl, feil tragt; Nun iſt die Frag, ob jemand ſeye in dieſer groſ-<lb/>ſen Verſamlung der Luſt darzu habe, und ſich mit verſehen wolle auf den<lb/>
gar zu langen Winter der Ewigkeit, allwo uͤber allen und jeden, die diß<lb/>
Kleinod in der Gnaden-Zeit nicht erhandelt, ein erſchroͤcklicher Mangel,<lb/>
Noth und Darben bleiben wird. Jch wollte alſo aus hertzlicher Wohl-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">meinenheit</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[831/0927]
uͤber die himmliſche Perle.
hier einen Vorhimmel habe in Dingen, die kein Aug geſehen kein Ohr
gehoͤrt a. Endlich wo uns JEſus einmahl recht beſitzt, da wuchert das
Gute ins Unendliche, ſeine Gnade bringt ſtaͤts was Gutes hervor, und
das hervorgebrachte iſt wieder ein Saamen zu friſchen Segen und ge-
biert abermahl Freud und neue Kraͤfften und Fruͤchte in die Ewigkeit,
alſo daß auch ein kalter Trunck Waſſers nicht unvergolten bleibt b. Kurtz
iſt Chriſtus mein Leben, ſo iſt auch das Sterben lauter Gewinn c. Jede
Auffopfferung unſer Eigenliebe wird tauſendfach erſetzt in einer unver-
gaͤnglichen, unbefleckten und unverwelcklichen Erbſchafft d, die vor der-
gleichen Jubelierer im Himmel bewahret wird.
§. 13. Ach daß du doch, liebes Hertz! nach dieſer unſichtbaren, aller-
koͤſtlichſten Perl recht begierig wurdeſt, ſie angelegenlich ſucheſt: Wann
ich jetz mit einem Sack voll ſolcher Koſtbarkeiten in dieſer Verſammlung
umhergieng ſie auszutheilen und es jedwedem erlaubt wurde vor etwa
hundert Thaler davon zu nehmen ſo wurde ich euch baldeſt darzu uͤber-
redet haben; Ey warum brauchts denn ſo viel Gruͤnde die Erkanntniß
und Liebe Chriſti anzupreiſen, beliebt und angenehm zu machen!
Sehnli-
cher
Wunſch.
Wurdeſt du lieber Menſch nur jeden Predigs-Tag ein Goͤttliche Leh-
re, Vorſchrifft und Anweiſung mit heim tragen, ſo ſollteſt du jetz wohl ein
Kiſtlein voll koͤſtlicher Himmels-Perlen haben, ſo dir bey mancherley
Zufaͤllen zu Geneſung, Erhaltung und Staͤrckung des geiſtlichen Lebens
dienen koͤnnten; Alle Worte deß H. Geiſtes wurden dich wohl mehr
ergoͤtzen und hoch-theurer in deinen Augen ſeyn, als wann ein Koͤnigli-
cher Schatz einem Welt-Mann verſchenckt wurde wie David mehr Luſt
am Evangelio hatte als an allem Gold, Silber, Perlen und Edelſteinen.
Das dreyzehende Capitel.
Naͤhere Zueignung.
Jch glaube wohl, daß auch auf dieſer Meſſe viele im Sinn haben zu
kauffen und zu verkauffen: Aber ich muß euch ſagen, daß GOttes Sohn
einen geiſtlichen Jubel-Jahrmarckt haltet, und nicht nur gelaͤutert Gold,
weiſſe Kleider, Augen-Salbe, ſonderen in einem gar alles, ſich ſelbſt, die
koͤſtliche Perl, feil tragt; Nun iſt die Frag, ob jemand ſeye in dieſer groſ-
ſen Verſamlung der Luſt darzu habe, und ſich mit verſehen wolle auf den
gar zu langen Winter der Ewigkeit, allwo uͤber allen und jeden, die diß
Kleinod in der Gnaden-Zeit nicht erhandelt, ein erſchroͤcklicher Mangel,
Noth und Darben bleiben wird. Jch wollte alſo aus hertzlicher Wohl-
meinenheit
Wichtige
Frag an
die Zuhoͤ-
rer oder
Leſere.
a 1 Cor. II. 9.
b Matth X. 42.
c Phil. I. 21.
d 1. Petr. I. 4.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/927>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.