Wir sind kranck, blind, aussätzig, und in der Angst-Quaal des Gewissens, aber JESUS gibt uns ewige Freud und Gesundheit, also reisset er uns aus allem Jammer überall, als Prophet erleuch- tet er uns, als Hoher-Priester leget er die Ehre und den Schmuck seiner Gerechtigkeit auf uns, und zieret uns wunder schön, als König bereichert er uns und füllet uns mit seinen Güteren, mit Hei- ligung, Fried und Freud im H. Geist, welches ewige Gesundheit, Krafft und Munterkeit der Seelen gibt, biß am Jüngsten Tag der Leib auch hinnach kommt, alsdann der Reichthum, Pracht, An- sehen, Authorität, Schöne, Süssigkeit und Majestät dieser hoch- edlen Perl, Leib und Seel ohne End einnehmen wird, allermassen die Perl, Schatz und Kleinod der Heiligen und Seeligen nicht et- was aussert ihnen ist, als wie die Kronen irrdischer Königen, son- dern es ist etwas unaussprechliches, neu von GOtt geschaffenes, ein- genatürtes, mit dem Wesen der Seelen vermengtes, wie die uhr- alte erste Christen davon reden.
Wird aber nicht anderst als mit Mühe erlangt.
§. 10. Aber mit Perlen handthieren ist nicht jedermanns Ding a, und ob man schon Weg und Ort weißt, so kommt man dennoch nicht darzu ohne Mühe und Lebens-Gefahr, ardua quae pulchra. Man kriegt den Preiß nicht ohne Schweiß. Mit wünschen, schwä- tzen, discuriren erlangt man keine Perl.
Das sechste Capitel. Vergleichung des Evangeliums, der Kirch und auch des ewigen Le- bens mit einem Perl.
Das Ev- angelium hat Per- len-Eigen- schafften.
§. 1. Durch die Perlen wird auch abgebildet das Evangelium, das rein, klar, heilig, unvergänglich, kräfftig, ewig ist. Das Wort GOttes bleibet in Ewigkeit, und wie grossen Ernst muß der gebrau- chen, der dessen Krafft und Süssigkeit in sich wohnend und lebend behalten will biß ans Ende. Wie manche strenge Geburts-Arbeit und Buß-Kampf muß vorgehen, ehe das Hertz ein köstlich, rein Ge- fäß seye, dahin die ewige Weißheit die Wahrheiten des Evangelii als ihre Perlen, Rubinen und Kleinodien einlege und anvertraue; Und wie lang gehet es offt, ehe der Mensch dem gantzen Evangelio gemäß b
und
aMatth. XI. 25.
bProv. II. 3. 4. 5. Hohel. III. 1.
Betrachtungen
Wir ſind kranck, blind, ausſaͤtzig, und in der Angſt-Quaal des Gewiſſens, aber JESUS gibt uns ewige Freud und Geſundheit, alſo reiſſet er uns aus allem Jammer uͤberall, als Prophet erleuch- tet er uns, als Hoher-Prieſter leget er die Ehre und den Schmuck ſeiner Gerechtigkeit auf uns, und zieret uns wunder ſchoͤn, als Koͤnig bereichert er uns und fuͤllet uns mit ſeinen Guͤteren, mit Hei- ligung, Fried und Freud im H. Geiſt, welches ewige Geſundheit, Krafft und Munterkeit der Seelen gibt, biß am Juͤngſten Tag der Leib auch hinnach kommt, alsdann der Reichthum, Pracht, An- ſehen, Authoritaͤt, Schoͤne, Suͤſſigkeit und Majeſtaͤt dieſer hoch- edlen Perl, Leib und Seel ohne End einnehmen wird, allermaſſen die Perl, Schatz und Kleinod der Heiligen und Seeligen nicht et- was auſſert ihnen iſt, als wie die Kronen irrdiſcher Koͤnigen, ſon- dern es iſt etwas unausſprechliches, neu von GOtt geſchaffenes, ein- genatuͤrtes, mit dem Weſen der Seelen vermengtes, wie die uhr- alte erſte Chriſten davon reden.
Wird aber nicht anderſt als mit Muͤhe erlangt.
§. 10. Aber mit Perlen handthieren iſt nicht jedermanns Ding a, und ob man ſchon Weg und Ort weißt, ſo kommt man dennoch nicht darzu ohne Muͤhe und Lebens-Gefahr, ardua quæ pulchra. Man kriegt den Preiß nicht ohne Schweiß. Mit wuͤnſchen, ſchwaͤ- tzen, diſcuriren erlangt man keine Perl.
Das ſechste Capitel. Vergleichung des Evangeliums, der Kirch und auch des ewigen Le- bens mit einem Perl.
Das Ev- angelium hat Per- len-Eigen- ſchafften.
§. 1. Durch die Perlen wird auch abgebildet das Evangelium, das rein, klar, heilig, unvergaͤnglich, kraͤfftig, ewig iſt. Das Wort GOttes bleibet in Ewigkeit, und wie groſſen Ernſt muß der gebrau- chen, der deſſen Krafft und Suͤſſigkeit in ſich wohnend und lebend behalten will biß ans Ende. Wie manche ſtrenge Geburts-Arbeit und Buß-Kampf muß vorgehen, ehe das Hertz ein koͤſtlich, rein Ge- faͤß ſeye, dahin die ewige Weißheit die Wahrheiten des Evangelii als ihre Perlen, Rubinen und Kleinodien einlege und anvertraue; Und wie lang gehet es offt, ehe der Menſch dem gantzen Evangelio gemaͤß b
und
aMatth. XI. 25.
bProv. II. 3. 4. 5. Hohel. III. 1.
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Betrachtungen
Wir ſind kranck, blind, ausſaͤtzig, und in der Angſt-Quaal des
Gewiſſens, aber JESUS gibt uns ewige Freud und Geſundheit,
alſo reiſſet er uns aus allem Jammer uͤberall, als Prophet erleuch-
tet er uns, als Hoher-Prieſter leget er die Ehre und den Schmuck
ſeiner Gerechtigkeit auf uns, und zieret uns wunder ſchoͤn, als
Koͤnig bereichert er uns und fuͤllet uns mit ſeinen Guͤteren, mit Hei-
ligung, Fried und Freud im H. Geiſt, welches ewige Geſundheit,
Krafft und Munterkeit der Seelen gibt, biß am Juͤngſten Tag der
Leib auch hinnach kommt, alsdann der Reichthum, Pracht, An-
ſehen, Authoritaͤt, Schoͤne, Suͤſſigkeit und Majeſtaͤt dieſer hoch-
edlen Perl, Leib und Seel ohne End einnehmen wird, allermaſſen
die Perl, Schatz und Kleinod der Heiligen und Seeligen nicht et-
was auſſert ihnen iſt, als wie die Kronen irrdiſcher Koͤnigen, ſon-
dern es iſt etwas unausſprechliches, neu von GOtt geſchaffenes, ein-
genatuͤrtes, mit dem Weſen der Seelen vermengtes, wie die uhr-
alte erſte Chriſten davon reden.
§. 10. Aber mit Perlen handthieren iſt nicht jedermanns Ding a,
und ob man ſchon Weg und Ort weißt, ſo kommt man dennoch
nicht darzu ohne Muͤhe und Lebens-Gefahr, ardua quæ pulchra.
Man kriegt den Preiß nicht ohne Schweiß. Mit wuͤnſchen, ſchwaͤ-
tzen, diſcuriren erlangt man keine Perl.
Das ſechste Capitel.
Vergleichung des Evangeliums, der Kirch und auch des ewigen Le-
bens mit einem Perl.
§. 1. Durch die Perlen wird auch abgebildet das Evangelium,
das rein, klar, heilig, unvergaͤnglich, kraͤfftig, ewig iſt. Das Wort
GOttes bleibet in Ewigkeit, und wie groſſen Ernſt muß der gebrau-
chen, der deſſen Krafft und Suͤſſigkeit in ſich wohnend und lebend
behalten will biß ans Ende. Wie manche ſtrenge Geburts-Arbeit
und Buß-Kampf muß vorgehen, ehe das Hertz ein koͤſtlich, rein Ge-
faͤß ſeye, dahin die ewige Weißheit die Wahrheiten des Evangelii
als ihre Perlen, Rubinen und Kleinodien einlege und anvertraue; Und
wie lang gehet es offt, ehe der Menſch dem gantzen Evangelio gemaͤß
und
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a Matth. XI. 25.
b Prov. II. 3. 4. 5. Hohel. III. 1.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 800. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/896>, abgerufen am 13.11.2024.
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