Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

hervor blühende Lilien-Zweig.
che der Teufel der Seele macht, als die, so Menschen dem Leib:
(Es ist gar zu betrübt, daß wir nicht eher als erst in der anderen
Welt mögen innen werden und erlernen, wie tumm und unacht-
sam wir hier gewesen.) Derowegen achte keine Sünd gering; es
kan ein klein Spältlein mit Weile ein grosses Schiff versencken,
und ein klein Thierlein einen schönen Baum verderben; es ist ja nicht
minder schlimm und jämmerlich, ob dich der Seelen-Feind nach
und nach, oder plötzlich auf einmal verderbe. Erkenne nur und be-
weine deine Unseligkeit; bitte im Glauben und guter Zuversicht den,
der dir daraus helffen kan und will; so bekommst du Zugang zu ei-
nem siegreicheren Leben, und dein Schritt wird majestätisch seyn,
daß du nicht mehr also läppisch üder jedes Kisel-Steinlein oder
Schwefel-Höltzlein hinüber stolperest, sondern wie ein himmlischer
König einhertrettest.

Das zehende Capitel.
Von dem heiligen Zorn was er seye, auch wie und worinnen er sich er-
weise.

§. 1. Jch solte hier auch reden vom heiligen Zorn, welcher istWas der
heilige
Zorn seye,

die allerhefftigste, reineste, lauterste Bewegung eines Gemüths, das
von denen schmertzlich leidenden Liebes-Flammen für GOTT und
Menschen verzehret wird, und sein selbs vergißt, auch keines an-
deren achtet vor brennender Begierd der Ehren GOttes und des
Nächsten allergrösten Seligkeit. Allein dergleichen zornige Leut sind
der Welt unerträglich es sind unwidersprechlich die allerbesten Mär-
tyrer, und JEsu die allernächste.

Ein solcher zorniger Mann ware Stephanus, den das heilige himmli-
sche Pfingst-Feur aus sich selbs brachte; auch bezeugen es seine letzte
Wort hell genug, daß es eine Flamme gewesen aus der ewigen
Liechtes- und Liebe-Welt, so ihne hingerissen.

§. 2. Wer
C c c c c

hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
che der Teufel der Seele macht, als die, ſo Menſchen dem Leib:
(Es iſt gar zu betruͤbt, daß wir nicht eher als erſt in der anderen
Welt moͤgen innen werden und erlernen, wie tumm und unacht-
ſam wir hier geweſen.) Derowegen achte keine Suͤnd gering; es
kan ein klein Spaͤltlein mit Weile ein groſſes Schiff verſencken,
und ein klein Thierlein einen ſchoͤnen Baum verderben; es iſt ja nicht
minder ſchlimm und jaͤmmerlich, ob dich der Seelen-Feind nach
und nach, oder ploͤtzlich auf einmal verderbe. Erkenne nur und be-
weine deine Unſeligkeit; bitte im Glauben und guter Zuverſicht den,
der dir daraus helffen kan und will; ſo bekommſt du Zugang zu ei-
nem ſiegreicheren Leben, und dein Schritt wird majeſtaͤtiſch ſeyn,
daß du nicht mehr alſo laͤppiſch uͤder jedes Kiſel-Steinlein oder
Schwefel-Hoͤltzlein hinuͤber ſtolpereſt, ſondern wie ein himmliſcher
Koͤnig einhertretteſt.

Das zehende Capitel.
Von dem heiligen Zorn was er ſeye, auch wie und worinnen er ſich er-
weiſe.

§. 1. Jch ſolte hier auch reden vom heiligen Zorn, welcher iſtWas der
heilige
Zorn ſeye,

die allerhefftigſte, reineſte, lauterſte Bewegung eines Gemuͤths, das
von denen ſchmertzlich leidenden Liebes-Flammen fuͤr GOTT und
Menſchen verzehret wird, und ſein ſelbs vergißt, auch keines an-
deren achtet vor brennender Begierd der Ehren GOttes und des
Naͤchſten allergroͤſten Seligkeit. Allein dergleichen zornige Leut ſind
der Welt unertraͤglich es ſind unwiderſprechlich die allerbeſten Maͤr-
tyrer, und JEſu die allernaͤchſte.

Ein ſolcher zorniger Mann ware Stephanus, den das heilige himmli-
ſche Pfingſt-Feur aus ſich ſelbs brachte; auch bezeugen es ſeine letzte
Wort hell genug, daß es eine Flamme geweſen aus der ewigen
Liechtes- und Liebe-Welt, ſo ihne hingeriſſen.

§. 2. Wer
C c c c c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0849" n="753"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">hervor blu&#x0364;hende Lilien-Zweig.</hi></fw><lb/>
che der Teufel der Seele macht, als die, &#x017F;o Men&#x017F;chen dem Leib:<lb/>
(Es i&#x017F;t gar zu betru&#x0364;bt, daß wir nicht eher als er&#x017F;t in der anderen<lb/>
Welt mo&#x0364;gen innen werden und erlernen, wie tumm und unacht-<lb/>
&#x017F;am wir hier gewe&#x017F;en.) Derowegen achte keine Su&#x0364;nd gering; es<lb/>
kan ein klein Spa&#x0364;ltlein mit Weile ein gro&#x017F;&#x017F;es Schiff ver&#x017F;encken,<lb/>
und ein klein Thierlein einen &#x017F;cho&#x0364;nen Baum verderben; es i&#x017F;t ja nicht<lb/>
minder &#x017F;chlimm und ja&#x0364;mmerlich, ob dich der Seelen-Feind nach<lb/>
und nach, oder plo&#x0364;tzlich auf einmal verderbe. Erkenne nur und be-<lb/>
weine deine Un&#x017F;eligkeit; bitte im Glauben und guter Zuver&#x017F;icht den,<lb/>
der dir daraus helffen kan und will; &#x017F;o bekomm&#x017F;t du Zugang zu ei-<lb/>
nem &#x017F;iegreicheren Leben, und dein Schritt wird maje&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;ch &#x017F;eyn,<lb/>
daß du nicht mehr al&#x017F;o la&#x0364;ppi&#x017F;ch u&#x0364;der jedes Ki&#x017F;el-Steinlein oder<lb/>
Schwefel-Ho&#x0364;ltzlein hinu&#x0364;ber &#x017F;tolpere&#x017F;t, &#x017F;ondern wie ein himmli&#x017F;cher<lb/>
Ko&#x0364;nig einhertrette&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das zehende Capitel.<lb/>
Von dem heiligen Zorn was er &#x017F;eye, auch wie und worinnen er &#x017F;ich er-<lb/>
wei&#x017F;e.</hi> </head><lb/>
          <p>§. 1. Jch &#x017F;olte hier auch reden vom heiligen Zorn, welcher i&#x017F;t<note place="right">Was der<lb/>
heilige<lb/>
Zorn &#x017F;eye,</note><lb/>
die allerhefftig&#x017F;te, reine&#x017F;te, lauter&#x017F;te Bewegung eines Gemu&#x0364;ths, das<lb/>
von denen &#x017F;chmertzlich leidenden Liebes-Flammen fu&#x0364;r GOTT und<lb/>
Men&#x017F;chen verzehret wird, und &#x017F;ein &#x017F;elbs vergißt, auch keines an-<lb/>
deren achtet vor brennender Begierd der Ehren GOttes und des<lb/>
Na&#x0364;ch&#x017F;ten allergro&#x0364;&#x017F;ten Seligkeit. Allein dergleichen zornige Leut &#x017F;ind<lb/>
der Welt unertra&#x0364;glich es &#x017F;ind unwider&#x017F;prechlich die allerbe&#x017F;ten Ma&#x0364;r-<lb/>
tyrer, und JE&#x017F;u die allerna&#x0364;ch&#x017F;te.</p><lb/>
          <p>Ein &#x017F;olcher zorniger Mann ware Stephanus, den das heilige himmli-<lb/>
&#x017F;che Pfing&#x017F;t-Feur aus &#x017F;ich &#x017F;elbs brachte; auch bezeugen es &#x017F;eine letzte<lb/>
Wort hell genug, daß es eine Flamme gewe&#x017F;en aus der ewigen<lb/>
Liechtes- und Liebe-Welt, &#x017F;o ihne hingeri&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C c c c c</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 2. Wer</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[753/0849] hervor bluͤhende Lilien-Zweig. che der Teufel der Seele macht, als die, ſo Menſchen dem Leib: (Es iſt gar zu betruͤbt, daß wir nicht eher als erſt in der anderen Welt moͤgen innen werden und erlernen, wie tumm und unacht- ſam wir hier geweſen.) Derowegen achte keine Suͤnd gering; es kan ein klein Spaͤltlein mit Weile ein groſſes Schiff verſencken, und ein klein Thierlein einen ſchoͤnen Baum verderben; es iſt ja nicht minder ſchlimm und jaͤmmerlich, ob dich der Seelen-Feind nach und nach, oder ploͤtzlich auf einmal verderbe. Erkenne nur und be- weine deine Unſeligkeit; bitte im Glauben und guter Zuverſicht den, der dir daraus helffen kan und will; ſo bekommſt du Zugang zu ei- nem ſiegreicheren Leben, und dein Schritt wird majeſtaͤtiſch ſeyn, daß du nicht mehr alſo laͤppiſch uͤder jedes Kiſel-Steinlein oder Schwefel-Hoͤltzlein hinuͤber ſtolpereſt, ſondern wie ein himmliſcher Koͤnig einhertretteſt. Das zehende Capitel. Von dem heiligen Zorn was er ſeye, auch wie und worinnen er ſich er- weiſe. §. 1. Jch ſolte hier auch reden vom heiligen Zorn, welcher iſt die allerhefftigſte, reineſte, lauterſte Bewegung eines Gemuͤths, das von denen ſchmertzlich leidenden Liebes-Flammen fuͤr GOTT und Menſchen verzehret wird, und ſein ſelbs vergißt, auch keines an- deren achtet vor brennender Begierd der Ehren GOttes und des Naͤchſten allergroͤſten Seligkeit. Allein dergleichen zornige Leut ſind der Welt unertraͤglich es ſind unwiderſprechlich die allerbeſten Maͤr- tyrer, und JEſu die allernaͤchſte. Was der heilige Zorn ſeye, Ein ſolcher zorniger Mann ware Stephanus, den das heilige himmli- ſche Pfingſt-Feur aus ſich ſelbs brachte; auch bezeugen es ſeine letzte Wort hell genug, daß es eine Flamme geweſen aus der ewigen Liechtes- und Liebe-Welt, ſo ihne hingeriſſen. §. 2. Wer C c c c c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/849
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/849>, abgerufen am 22.12.2024.