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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Jämmerlicher Abscheid
stellen als ein rechtschaffener Knecht GOttes, und getreuer Nachfol-
ger JEsu seines Hertzogens, wie er sich doch mit Ernst angreiffen wol-
le, und ihm die Sach recht lassen angelegen seyn, da war des Sa-
gens, Versprechens, Entschliessens auf gelegene Zeit kein Ende, sein
Kopf gieng viel damit um.

und wa-
ren also zu
schwach
ihne vom
Sünden-
Leben ab-
zubringen.

§. 11. Jndessen wollte er gleichwohl von erst seine Freude in der
Welt vollenden, als wenn es ihm wäre vorgewesen er hätte wenig Zeit
mehr auf Erden, er sollte eylen, damit ihm kein Welt-Lust entgehe,
die er nicht vor seinem End gekostet hätte, da suchte er hie und da,
ob er etwas Vergnügens antreffen könnte, er ware so unstät, und flo-
ge wie ein Raab von einem Todten-Keib der irrdischen Ergötzlichkeit
auf den andern, um zu versuchen was süsses in der Sünd seye, dannen-
her er mehr als einmahl wünschte; daß er nicht so viel von seines Her-
ren Willen gewußt und gehört hätte, damit er desto freyer und unge-
hinderter sündigen könnte, die himmlischen Wahrheiten waren seiner
wilden unbändigen Natur ein Zaum und Gebiß, daß er nicht so ohne
Bestraffung nach aller Lust dahin rennen könnte, derowegen er auch
seinen Pfarrer selten sahe in seinen letzten Jahren, ja fast gar nie als in
der Kirch, da er doch sagte, es griffe ihn keines Menschen Reden mehr
sein Hertz, flohe also das Mittel, da er doch von GOtt an seiner Seelen
gesegnet zu seyn befand, und zeigete eben damit seinen unstäten, flüch-
tigen Sinn, er fiel auch in seinem Reden von einem aufs ander, redte
man ihm von geistlichen Dingen, in Meynung er lose, so brach er un-
vermuthet aus, der Teufel führe ihn aber einst hie und dahin, er müsse
reisen, er habe zu tauschen, zu kauffen und verkauffen Matth. 22. diß be-
kannte er frey öffentlich, daß er ein grimmige Feindschafft fühle in sei-
nem Hertzen, wider GOttes Gesetz, er ware eines lustigen Humors und
Umgangs, könnte sich nicht enthalten bey den Gesellschafften sich zu be-
finden, da man die Zeit mit Schwätzen, Lachen, Schertzen verderbete,
und solches triebe er so lang, biß die Maaß voll ware und das Gericht reif.

Er thate
in seiner
Kranck-
heit die
stärckste
Gelübdt
von der
Besse-rung.
Das zweyte Capitel.
Dessen Jammer-volles Leben in seiner letzten Kranckheit und jämmerli-
ches End.

§. 1. Letzt verwichenen Winter regierte eine Kranckheit, welche die
junge Leute wegnahme, dieser nun besorgete sich hefftig, es möchte der
Reyen auch an ihne kommen, und er also vor seiner Bekehrung aus der
Welt hingerissen werden, was geschahe, er ward von dieser herrschen-

den

Jaͤmmerlicher Abſcheid
ſtellen als ein rechtſchaffener Knecht GOttes, und getreuer Nachfol-
ger JEſu ſeines Hertzogens, wie er ſich doch mit Ernſt angreiffen wol-
le, und ihm die Sach recht laſſen angelegen ſeyn, da war des Sa-
gens, Verſprechens, Entſchlieſſens auf gelegene Zeit kein Ende, ſein
Kopf gieng viel damit um.

und wa-
ren alſo zu
ſchwach
ihne vom
Suͤnden-
Leben ab-
zubringen.

§. 11. Jndeſſen wollte er gleichwohl von erſt ſeine Freude in der
Welt vollenden, als wenn es ihm waͤre vorgeweſen er haͤtte wenig Zeit
mehr auf Erden, er ſollte eylen, damit ihm kein Welt-Luſt entgehe,
die er nicht vor ſeinem End gekoſtet haͤtte, da ſuchte er hie und da,
ob er etwas Vergnuͤgens antreffen koͤnnte, er ware ſo unſtaͤt, und flo-
ge wie ein Raab von einem Todten-Keib der irrdiſchen Ergoͤtzlichkeit
auf den andern, um zu verſuchen was ſuͤſſes in der Suͤnd ſeye, dannen-
her er mehr als einmahl wuͤnſchte; daß er nicht ſo viel von ſeines Her-
ren Willen gewußt und gehoͤrt haͤtte, damit er deſto freyer und unge-
hinderter ſuͤndigen koͤnnte, die himmliſchen Wahrheiten waren ſeiner
wilden unbaͤndigen Natur ein Zaum und Gebiß, daß er nicht ſo ohne
Beſtraffung nach aller Luſt dahin rennen koͤnnte, derowegen er auch
ſeinen Pfarrer ſelten ſahe in ſeinen letzten Jahren, ja faſt gar nie als in
der Kirch, da er doch ſagte, es griffe ihn keines Menſchen Reden mehr
ſein Hertz, flohe alſo das Mittel, da er doch von GOtt an ſeiner Seelen
geſegnet zu ſeyn befand, und zeigete eben damit ſeinen unſtaͤten, fluͤch-
tigen Sinn, er fiel auch in ſeinem Reden von einem aufs ander, redte
man ihm von geiſtlichen Dingen, in Meynung er loſe, ſo brach er un-
vermuthet aus, der Teufel fuͤhre ihn aber einſt hie und dahin, er muͤſſe
reiſen, er habe zu tauſchen, zu kauffen und verkauffen Matth. 22. diß be-
kannte er frey oͤffentlich, daß er ein grimmige Feindſchafft fuͤhle in ſei-
nem Hertzen, wider GOttes Geſetz, er ware eines luſtigen Humors und
Umgangs, koͤnnte ſich nicht enthalten bey den Geſellſchafften ſich zu be-
finden, da man die Zeit mit Schwaͤtzen, Lachen, Schertzen verderbete,
und ſolches triebe er ſo lang, biß die Maaß voll ware und das Gericht reif.

Er thate
in ſeiner
Kranck-
heit die
ſtaͤrckſte
Geluͤbdt
von der
Beſſe-rung.
Das zweyte Capitel.
Deſſen Jammer-volles Leben in ſeiner letzten Kranckheit und jaͤmmerli-
ches End.

§. 1. Letzt verwichenen Winter regierte eine Kranckheit, welche die
junge Leute wegnahme, dieſer nun beſorgete ſich hefftig, es moͤchte der
Reyen auch an ihne kommen, und er alſo vor ſeiner Bekehrung aus der
Welt hingeriſſen werden, was geſchahe, er ward von dieſer herrſchen-

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[666/0762] Jaͤmmerlicher Abſcheid ſtellen als ein rechtſchaffener Knecht GOttes, und getreuer Nachfol- ger JEſu ſeines Hertzogens, wie er ſich doch mit Ernſt angreiffen wol- le, und ihm die Sach recht laſſen angelegen ſeyn, da war des Sa- gens, Verſprechens, Entſchlieſſens auf gelegene Zeit kein Ende, ſein Kopf gieng viel damit um. §. 11. Jndeſſen wollte er gleichwohl von erſt ſeine Freude in der Welt vollenden, als wenn es ihm waͤre vorgeweſen er haͤtte wenig Zeit mehr auf Erden, er ſollte eylen, damit ihm kein Welt-Luſt entgehe, die er nicht vor ſeinem End gekoſtet haͤtte, da ſuchte er hie und da, ob er etwas Vergnuͤgens antreffen koͤnnte, er ware ſo unſtaͤt, und flo- ge wie ein Raab von einem Todten-Keib der irrdiſchen Ergoͤtzlichkeit auf den andern, um zu verſuchen was ſuͤſſes in der Suͤnd ſeye, dannen- her er mehr als einmahl wuͤnſchte; daß er nicht ſo viel von ſeines Her- ren Willen gewußt und gehoͤrt haͤtte, damit er deſto freyer und unge- hinderter ſuͤndigen koͤnnte, die himmliſchen Wahrheiten waren ſeiner wilden unbaͤndigen Natur ein Zaum und Gebiß, daß er nicht ſo ohne Beſtraffung nach aller Luſt dahin rennen koͤnnte, derowegen er auch ſeinen Pfarrer ſelten ſahe in ſeinen letzten Jahren, ja faſt gar nie als in der Kirch, da er doch ſagte, es griffe ihn keines Menſchen Reden mehr ſein Hertz, flohe alſo das Mittel, da er doch von GOtt an ſeiner Seelen geſegnet zu ſeyn befand, und zeigete eben damit ſeinen unſtaͤten, fluͤch- tigen Sinn, er fiel auch in ſeinem Reden von einem aufs ander, redte man ihm von geiſtlichen Dingen, in Meynung er loſe, ſo brach er un- vermuthet aus, der Teufel fuͤhre ihn aber einſt hie und dahin, er muͤſſe reiſen, er habe zu tauſchen, zu kauffen und verkauffen Matth. 22. diß be- kannte er frey oͤffentlich, daß er ein grimmige Feindſchafft fuͤhle in ſei- nem Hertzen, wider GOttes Geſetz, er ware eines luſtigen Humors und Umgangs, koͤnnte ſich nicht enthalten bey den Geſellſchafften ſich zu be- finden, da man die Zeit mit Schwaͤtzen, Lachen, Schertzen verderbete, und ſolches triebe er ſo lang, biß die Maaß voll ware und das Gericht reif. Das zweyte Capitel. Deſſen Jammer-volles Leben in ſeiner letzten Kranckheit und jaͤmmerli- ches End. §. 1. Letzt verwichenen Winter regierte eine Kranckheit, welche die junge Leute wegnahme, dieſer nun beſorgete ſich hefftig, es moͤchte der Reyen auch an ihne kommen, und er alſo vor ſeiner Bekehrung aus der Welt hingeriſſen werden, was geſchahe, er ward von dieſer herrſchen- den

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/762>, abgerufen am 21.11.2024.