er die zwar verborgene, unsichtbare aber unermessene, unendliche Herr- lichkeit lasse fahren, und dargegen die gegenwärtige, sichtbare, ver- gängliche erwehle, liebhabe: Hat demnach den Tausch vom Satan angenommen, der gleichfalls Christo der Welt Reich mit aller ihrer Herrlichkeit angebotten a: JEsus aber wiese ihn ernstlich ab, und blie- be unverruckt in innwendiger Anbettung und Bedienung der unendli- chen Schönheit, Majestät und Herrlichkeit GOttes. (Wiewohl al- le Oberkeiten von GOtt sind, als dem obersten Regenten der Welt, der in die weltliche Hoheit setzt wen er will, so wird sich eben darum kein Christ eindringen, sondern sich darzu beruffen und erbitten lassen wie Moses und David: Und wie flohe nicht der HERR aller Dingen, da ihn das Volck wollte zu einem irrdischen König machen: Wer wäre aber tüchtiger und würdiger gewesen die Welt zu regieren als JEsus, von welchem Printzen hätte man wohl ein glückseliger, gesegneter Re- giment hoffen können, als eben von ihm? Florierte nicht Gerechtigkeit und Friede unter solchem König? Ja wo die ewige Weißheit nur ein wenig Gehör findet bey einem Regenten, da gehets schon besser.)
§. 15. O Seele! wie hältest du so übel hauß, daß du die Schooswie thor- recht sie handlen. deiner Begierden nicht beständig auffhebest unter den Himmel, das Heiligthum, den Gnaden-Thron und Paradieß GOttes, welches unwidersprechlich, unendlich herrlicher seyn muß als Adams Para- dieß, das im irrdischen Eden war; da im Gegentheil GOttes Para- dieß nicht ausser dem Sohn seiner Liebe, unserm JEsu ist, dessen ge- meinschafftlicher Genuß dir heute angetragen wird, sein Kind JEsum in dich zu empfahen, der dir täglich frische reiffe Früchte vom Baum der Ewigkeit b abbrechen, und deinen Glaubens-Mund voll füllen wür- de! Was gewinnest du mit Faullentzen? Willt du warten biß GOtt seine Zorn-Schaalen über dich aus schütte, und höllisch Feuer vom Him- mel schicke?
Das sechste Capitel. Ermahnung und Aufmunterung daß man alles um JEsum zu haben verläugnen solle.
§. 1. O wann du erkennetest die Gabe GOttes c, und wer der ist,Vermah- nung JE- sum be- gierigst zu umfassen. der in der Krippen liget, und warum er da seye! Wer? Der Wieder-
bringer
aMatth. IV.
bProv. III. 18.
cJoh. IV.
L l l l 3
Weyhnachts-Gedancken.
er die zwar verborgene, unſichtbare aber unermeſſene, unendliche Herr- lichkeit laſſe fahren, und dargegen die gegenwaͤrtige, ſichtbare, ver- gaͤngliche erwehle, liebhabe: Hat demnach den Tauſch vom Satan angenommen, der gleichfalls Chriſto der Welt Reich mit aller ihrer Herrlichkeit angebotten a: JEſus aber wieſe ihn ernſtlich ab, und blie- be unverruckt in innwendiger Anbettung und Bedienung der unendli- chen Schoͤnheit, Majeſtaͤt und Herrlichkeit GOttes. (Wiewohl al- le Oberkeiten von GOtt ſind, als dem oberſten Regenten der Welt, der in die weltliche Hoheit ſetzt wen er will, ſo wird ſich eben darum kein Chriſt eindringen, ſondern ſich darzu beruffen und erbitten laſſen wie Moſes und David: Und wie flohe nicht der HERR aller Dingen, da ihn das Volck wollte zu einem irrdiſchen Koͤnig machen: Wer waͤre aber tuͤchtiger und wuͤrdiger geweſen die Welt zu regieren als JEſus, von welchem Printzen haͤtte man wohl ein gluͤckſeliger, geſegneter Re- giment hoffen koͤnnen, als eben von ihm? Florierte nicht Gerechtigkeit und Friede unter ſolchem Koͤnig? Ja wo die ewige Weißheit nur ein wenig Gehoͤr findet bey einem Regenten, da gehets ſchon beſſer.)
§. 15. O Seele! wie haͤlteſt du ſo uͤbel hauß, daß du die Schooswie thor- recht ſie handlen. deiner Begierden nicht beſtaͤndig auffhebeſt unter den Himmel, das Heiligthum, den Gnaden-Thron und Paradieß GOttes, welches unwiderſprechlich, unendlich herrlicher ſeyn muß als Adams Para- dieß, das im irrdiſchen Eden war; da im Gegentheil GOttes Para- dieß nicht auſſer dem Sohn ſeiner Liebe, unſerm JEſu iſt, deſſen ge- meinſchafftlicher Genuß dir heute angetragen wird, ſein Kind JEſum in dich zu empfahen, der dir taͤglich friſche reiffe Fruͤchte vom Baum der Ewigkeit b abbrechen, und deinen Glaubens-Mund voll fuͤllen wuͤr- de! Was gewinneſt du mit Faullentzen? Willt du warten biß GOtt ſeine Zorn-Schaalen uͤber dich aus ſchuͤtte, und hoͤlliſch Feuer vom Him- mel ſchicke?
Das ſechste Capitel. Ermahnung und Aufmunterung daß man alles um JEſum zu haben verlaͤugnen ſolle.
§. 1. O wann du erkenneteſt die Gabe GOttes c, und wer der iſt,Vermah- nung JE- ſum be- gierigſt zu umfaſſen. der in der Krippen liget, und warum er da ſeye! Wer? Der Wieder-
bringer
aMatth. IV.
bProv. III. 18.
cJoh. IV.
L l l l 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0733"n="637"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Weyhnachts-Gedancken.</hi></fw><lb/>
er die zwar verborgene, unſichtbare aber unermeſſene, unendliche Herr-<lb/>
lichkeit laſſe fahren, und dargegen die gegenwaͤrtige, ſichtbare, ver-<lb/>
gaͤngliche erwehle, liebhabe: Hat demnach den Tauſch vom Satan<lb/>
angenommen, der gleichfalls Chriſto der Welt Reich mit aller ihrer<lb/>
Herrlichkeit angebotten <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Matth. IV.</hi></note>: JEſus aber wieſe ihn ernſtlich ab, und blie-<lb/>
be unverruckt in innwendiger Anbettung und Bedienung der unendli-<lb/>
chen Schoͤnheit, Majeſtaͤt und Herrlichkeit GOttes. (Wiewohl al-<lb/>
le Oberkeiten von GOtt ſind, als dem oberſten Regenten der Welt,<lb/>
der in die weltliche Hoheit ſetzt wen er will, ſo wird ſich eben darum kein<lb/>
Chriſt eindringen, ſondern ſich darzu beruffen und erbitten laſſen wie<lb/>
Moſes und David: Und wie flohe nicht der HERR aller Dingen, da<lb/>
ihn das Volck wollte zu einem irrdiſchen Koͤnig machen: Wer waͤre<lb/>
aber tuͤchtiger und wuͤrdiger geweſen die Welt zu regieren als JEſus,<lb/>
von welchem Printzen haͤtte man wohl ein gluͤckſeliger, geſegneter Re-<lb/>
giment hoffen koͤnnen, als eben von ihm? Florierte nicht Gerechtigkeit<lb/>
und Friede unter ſolchem Koͤnig? Ja wo die ewige Weißheit nur<lb/>
ein wenig Gehoͤr findet bey einem Regenten, da gehets ſchon beſſer.)</p><lb/><p>§. 15. O Seele! wie haͤlteſt du ſo uͤbel hauß, daß du die Schoos<noteplace="right">wie thor-<lb/>
recht ſie<lb/>
handlen.</note><lb/>
deiner Begierden nicht beſtaͤndig auffhebeſt unter den Himmel, das<lb/>
Heiligthum, den Gnaden-Thron und Paradieß GOttes, welches<lb/>
unwiderſprechlich, unendlich herrlicher ſeyn muß als Adams Para-<lb/>
dieß, das im irrdiſchen Eden war; da im Gegentheil GOttes Para-<lb/>
dieß nicht auſſer dem Sohn ſeiner Liebe, unſerm JEſu iſt, deſſen ge-<lb/>
meinſchafftlicher Genuß dir heute angetragen wird, ſein Kind JEſum<lb/>
in dich zu empfahen, der dir taͤglich friſche reiffe Fruͤchte vom Baum<lb/>
der Ewigkeit <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Prov. III.</hi> 18.</note> abbrechen, und deinen Glaubens-Mund voll fuͤllen wuͤr-<lb/>
de! Was gewinneſt du mit Faullentzen? Willt du warten biß GOtt<lb/>ſeine Zorn-Schaalen uͤber dich aus ſchuͤtte, und hoͤlliſch Feuer vom Him-<lb/>
mel ſchicke?</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das ſechste Capitel.</hi><lb/><hirendition="#fr">Ermahnung und Aufmunterung daß man alles um JEſum zu haben<lb/>
verlaͤugnen ſolle.</hi></head><lb/><p>§. 1. O wann du erkenneteſt die Gabe GOttes <noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Joh. IV.</hi></note>, und wer der iſt,<noteplace="right">Vermah-<lb/>
nung JE-<lb/>ſum be-<lb/>
gierigſt zu<lb/>
umfaſſen.</note><lb/>
der in der Krippen liget, und warum er da ſeye! Wer? Der Wieder-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">L l l l 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">bringer</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[637/0733]
Weyhnachts-Gedancken.
er die zwar verborgene, unſichtbare aber unermeſſene, unendliche Herr-
lichkeit laſſe fahren, und dargegen die gegenwaͤrtige, ſichtbare, ver-
gaͤngliche erwehle, liebhabe: Hat demnach den Tauſch vom Satan
angenommen, der gleichfalls Chriſto der Welt Reich mit aller ihrer
Herrlichkeit angebotten a: JEſus aber wieſe ihn ernſtlich ab, und blie-
be unverruckt in innwendiger Anbettung und Bedienung der unendli-
chen Schoͤnheit, Majeſtaͤt und Herrlichkeit GOttes. (Wiewohl al-
le Oberkeiten von GOtt ſind, als dem oberſten Regenten der Welt,
der in die weltliche Hoheit ſetzt wen er will, ſo wird ſich eben darum kein
Chriſt eindringen, ſondern ſich darzu beruffen und erbitten laſſen wie
Moſes und David: Und wie flohe nicht der HERR aller Dingen, da
ihn das Volck wollte zu einem irrdiſchen Koͤnig machen: Wer waͤre
aber tuͤchtiger und wuͤrdiger geweſen die Welt zu regieren als JEſus,
von welchem Printzen haͤtte man wohl ein gluͤckſeliger, geſegneter Re-
giment hoffen koͤnnen, als eben von ihm? Florierte nicht Gerechtigkeit
und Friede unter ſolchem Koͤnig? Ja wo die ewige Weißheit nur
ein wenig Gehoͤr findet bey einem Regenten, da gehets ſchon beſſer.)
§. 15. O Seele! wie haͤlteſt du ſo uͤbel hauß, daß du die Schoos
deiner Begierden nicht beſtaͤndig auffhebeſt unter den Himmel, das
Heiligthum, den Gnaden-Thron und Paradieß GOttes, welches
unwiderſprechlich, unendlich herrlicher ſeyn muß als Adams Para-
dieß, das im irrdiſchen Eden war; da im Gegentheil GOttes Para-
dieß nicht auſſer dem Sohn ſeiner Liebe, unſerm JEſu iſt, deſſen ge-
meinſchafftlicher Genuß dir heute angetragen wird, ſein Kind JEſum
in dich zu empfahen, der dir taͤglich friſche reiffe Fruͤchte vom Baum
der Ewigkeit b abbrechen, und deinen Glaubens-Mund voll fuͤllen wuͤr-
de! Was gewinneſt du mit Faullentzen? Willt du warten biß GOtt
ſeine Zorn-Schaalen uͤber dich aus ſchuͤtte, und hoͤlliſch Feuer vom Him-
mel ſchicke?
wie thor-
recht ſie
handlen.
Das ſechste Capitel.
Ermahnung und Aufmunterung daß man alles um JEſum zu haben
verlaͤugnen ſolle.
§. 1. O wann du erkenneteſt die Gabe GOttes c, und wer der iſt,
der in der Krippen liget, und warum er da ſeye! Wer? Der Wieder-
bringer
Vermah-
nung JE-
ſum be-
gierigſt zu
umfaſſen.
a Matth. IV.
b Prov. III. 18.
c Joh. IV.
L l l l 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/733>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.