WJr können dir, guter GOTT! nichts thun noch geben vor solch dein unaussprechlich Geschenck deines eingebohrnen Sohns, und deine grosse Liebe zu uns, die wir in alle Ewig- keit nicht gnug werden können rühmen; Ja dieses Lob wird unser in- nerstes erquicken auf eine unbegreiffliche Weise; wir werden dirs in alle Ewigkeit nicht können vergessen, daß du unser Sünd und alles Ubel, so daran hanget, uns abgenommen, und auf deinen Sohn geleget hast, der es alles zu Grund ausgetilget, und alle Fülle seiner Gottheit an uns gewandt, damit er unser Hertz fein rechtschaffen frölich mache: und du sehest es nicht ungern, wann wir über diesem deinem grossen Heyl in Freudenreichem Loben, Dancken und Jauch- zen gar zerflössen;
Aber wir wissen wohl, warum diese Freude nicht heraus will; Sa- tan mißgönnet es uns, und wirfft uns Dornreiser genug in Weg, daß wir nicht mit rechter Weile von solcher Seeligkeit erwarmen können; aber auch unser träg und ungläubig Hertz thut uns am mei- sten zu leyd, und halt uns auf mit vielen närrischen und förchterlichen Uberlegungen, daß wir den Kelch der Dancksagung nicht dörffen an- rühren, und wann wir ihn schon anfassen, so haben wir so viel bitteres im Mund, daß wir kaum ein Tröpfgen von diesem göttlichen Freuden-Wein ungemischt, lauter und gantz rein trincken können; o wanns einmahl darzu käme, wie würdest du uns doch so lieb, o un- ser GOtt! ach thue es doch um deines H. Lobs willen, daß es nicht in Abgang komme auf Erden.
Zünde an das Licht des Glaubens in uns durch den Heil. Geist, wie in deinen ersten Blut-Zeugen, damit wir doch gründlich und un- gestört glauben können, daß was am Oelberg geschehen, seye aus ewiger Lieb vor uns geschehen; Ach GOtt! unser Unglaub stoßt sol- chen heiligen Gedancken immer zurück, daß ihn das Hertz nimmer recht erfahren und davon erhitzet werden kan: Ach es ist dir ja daran gelegen, daß wir keck glauben, du habest uns, mich und die Meini- gen lieb, wie ein GOtt lieb hat ewig, unendlich, unaussprechlich; das Werck bezeugts ja genugsam; Dann was hättest du doch anders oder mehr thun können, mich glauben zu machen, du liebest mich, und seyest begierig meiner vollkommenen Erlösung nach Leib und Seel;
ach
Gebett.
WJr koͤnnen dir, guter GOTT! nichts thun noch geben vor ſolch dein unausſprechlich Geſchenck deines eingebohrnen Sohns, und deine groſſe Liebe zu uns, die wir in alle Ewig- keit nicht gnug werden koͤnnen ruͤhmen; Ja dieſes Lob wird unſer in- nerſtes erquicken auf eine unbegreiffliche Weiſe; wir werden dirs in alle Ewigkeit nicht koͤnnen vergeſſen, daß du unſer Suͤnd und alles Ubel, ſo daran hanget, uns abgenommen, und auf deinen Sohn geleget haſt, der es alles zu Grund ausgetilget, und alle Fuͤlle ſeiner Gottheit an uns gewandt, damit er unſer Hertz fein rechtſchaffen froͤlich mache: und du ſeheſt es nicht ungern, wann wir uͤber dieſem deinem groſſen Heyl in Freudenreichem Loben, Dancken und Jauch- zen gar zerfloͤſſen;
Aber wir wiſſen wohl, warum dieſe Freude nicht heraus will; Sa- tan mißgoͤnnet es uns, und wirfft uns Dornreiſer genug in Weg, daß wir nicht mit rechter Weile von ſolcher Seeligkeit erwarmen koͤnnen; aber auch unſer traͤg und unglaͤubig Hertz thut uns am mei- ſten zu leyd, und halt uns auf mit vielen naͤrriſchen und foͤrchterlichen Uberlegungen, daß wir den Kelch der Danckſagung nicht doͤrffen an- ruͤhren, und wann wir ihn ſchon anfaſſen, ſo haben wir ſo viel bitteres im Mund, daß wir kaum ein Troͤpfgen von dieſem goͤttlichen Freuden-Wein ungemiſcht, lauter und gantz rein trincken koͤnnen; o wanns einmahl darzu kaͤme, wie wuͤrdeſt du uns doch ſo lieb, o un- ſer GOtt! ach thue es doch um deines H. Lobs willen, daß es nicht in Abgang komme auf Erden.
Zuͤnde an das Licht des Glaubens in uns durch den Heil. Geiſt, wie in deinen erſten Blut-Zeugen, damit wir doch gruͤndlich und un- geſtoͤrt glauben koͤnnen, daß was am Oelberg geſchehen, ſeye aus ewiger Lieb vor uns geſchehen; Ach GOtt! unſer Unglaub ſtoßt ſol- chen heiligen Gedancken immer zuruͤck, daß ihn das Hertz nimmer recht erfahren und davon erhitzet werden kan: Ach es iſt dir ja daran gelegen, daß wir keck glauben, du habeſt uns, mich und die Meini- gen lieb, wie ein GOtt lieb hat ewig, unendlich, unausſprechlich; das Werck bezeugts ja genugſam; Dann was haͤtteſt du doch anders oder mehr thun koͤnnen, mich glauben zu machen, du liebeſt mich, und ſeyeſt begierig meiner vollkommenen Erloͤſung nach Leib und Seel;
ach
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0570"n="474"/><divn="3"><head><hirendition="#fr">Gebett.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>Jr koͤnnen dir, guter GOTT! nichts thun noch geben vor<lb/>ſolch dein unausſprechlich Geſchenck deines eingebohrnen<lb/>
Sohns, und deine groſſe Liebe zu uns, die wir in alle Ewig-<lb/>
keit nicht gnug werden koͤnnen ruͤhmen; Ja dieſes Lob wird unſer in-<lb/>
nerſtes erquicken auf eine unbegreiffliche Weiſe; wir werden dirs in<lb/>
alle Ewigkeit nicht koͤnnen vergeſſen, daß du unſer Suͤnd und alles<lb/>
Ubel, ſo daran hanget, uns abgenommen, und auf deinen Sohn<lb/>
geleget haſt, der es alles zu Grund ausgetilget, und alle Fuͤlle ſeiner<lb/>
Gottheit an uns gewandt, damit er unſer Hertz fein rechtſchaffen<lb/>
froͤlich mache: und du ſeheſt es nicht ungern, wann wir uͤber dieſem<lb/>
deinem groſſen Heyl in Freudenreichem Loben, Dancken und Jauch-<lb/>
zen gar zerfloͤſſen;</p><lb/><p>Aber wir wiſſen wohl, warum dieſe Freude nicht heraus will; Sa-<lb/>
tan mißgoͤnnet es uns, und wirfft uns Dornreiſer genug in Weg,<lb/>
daß wir nicht mit rechter Weile von ſolcher Seeligkeit erwarmen<lb/>
koͤnnen; aber auch unſer traͤg und unglaͤubig Hertz thut uns am mei-<lb/>ſten zu leyd, und halt uns auf mit vielen naͤrriſchen und foͤrchterlichen<lb/>
Uberlegungen, daß wir den Kelch der Danckſagung nicht doͤrffen an-<lb/>
ruͤhren, und wann wir ihn ſchon anfaſſen, ſo haben wir ſo viel<lb/>
bitteres im Mund, daß wir kaum ein Troͤpfgen von dieſem goͤttlichen<lb/>
Freuden-Wein ungemiſcht, lauter und gantz rein trincken koͤnnen; o<lb/>
wanns einmahl darzu kaͤme, wie wuͤrdeſt du uns doch ſo lieb, o un-<lb/>ſer GOtt! ach thue es doch um deines H. Lobs willen, daß es nicht<lb/>
in Abgang komme auf Erden.</p><lb/><p>Zuͤnde an das Licht des Glaubens in uns durch den Heil. Geiſt,<lb/>
wie in deinen erſten Blut-Zeugen, damit wir doch gruͤndlich und un-<lb/>
geſtoͤrt glauben koͤnnen, daß was am Oelberg geſchehen, ſeye aus<lb/>
ewiger Lieb vor uns geſchehen; Ach GOtt! unſer Unglaub ſtoßt ſol-<lb/>
chen heiligen Gedancken immer zuruͤck, daß ihn das Hertz nimmer<lb/>
recht erfahren und davon erhitzet werden kan: Ach es iſt dir ja daran<lb/>
gelegen, daß wir keck glauben, du habeſt uns, mich und die Meini-<lb/>
gen lieb, wie ein GOtt lieb hat ewig, unendlich, unausſprechlich;<lb/>
das Werck bezeugts ja genugſam; Dann was haͤtteſt du doch anders<lb/>
oder mehr thun koͤnnen, mich glauben zu machen, du liebeſt mich,<lb/>
und ſeyeſt begierig meiner vollkommenen Erloͤſung nach Leib und Seel;<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ach</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[474/0570]
Gebett.
WJr koͤnnen dir, guter GOTT! nichts thun noch geben vor
ſolch dein unausſprechlich Geſchenck deines eingebohrnen
Sohns, und deine groſſe Liebe zu uns, die wir in alle Ewig-
keit nicht gnug werden koͤnnen ruͤhmen; Ja dieſes Lob wird unſer in-
nerſtes erquicken auf eine unbegreiffliche Weiſe; wir werden dirs in
alle Ewigkeit nicht koͤnnen vergeſſen, daß du unſer Suͤnd und alles
Ubel, ſo daran hanget, uns abgenommen, und auf deinen Sohn
geleget haſt, der es alles zu Grund ausgetilget, und alle Fuͤlle ſeiner
Gottheit an uns gewandt, damit er unſer Hertz fein rechtſchaffen
froͤlich mache: und du ſeheſt es nicht ungern, wann wir uͤber dieſem
deinem groſſen Heyl in Freudenreichem Loben, Dancken und Jauch-
zen gar zerfloͤſſen;
Aber wir wiſſen wohl, warum dieſe Freude nicht heraus will; Sa-
tan mißgoͤnnet es uns, und wirfft uns Dornreiſer genug in Weg,
daß wir nicht mit rechter Weile von ſolcher Seeligkeit erwarmen
koͤnnen; aber auch unſer traͤg und unglaͤubig Hertz thut uns am mei-
ſten zu leyd, und halt uns auf mit vielen naͤrriſchen und foͤrchterlichen
Uberlegungen, daß wir den Kelch der Danckſagung nicht doͤrffen an-
ruͤhren, und wann wir ihn ſchon anfaſſen, ſo haben wir ſo viel
bitteres im Mund, daß wir kaum ein Troͤpfgen von dieſem goͤttlichen
Freuden-Wein ungemiſcht, lauter und gantz rein trincken koͤnnen; o
wanns einmahl darzu kaͤme, wie wuͤrdeſt du uns doch ſo lieb, o un-
ſer GOtt! ach thue es doch um deines H. Lobs willen, daß es nicht
in Abgang komme auf Erden.
Zuͤnde an das Licht des Glaubens in uns durch den Heil. Geiſt,
wie in deinen erſten Blut-Zeugen, damit wir doch gruͤndlich und un-
geſtoͤrt glauben koͤnnen, daß was am Oelberg geſchehen, ſeye aus
ewiger Lieb vor uns geſchehen; Ach GOtt! unſer Unglaub ſtoßt ſol-
chen heiligen Gedancken immer zuruͤck, daß ihn das Hertz nimmer
recht erfahren und davon erhitzet werden kan: Ach es iſt dir ja daran
gelegen, daß wir keck glauben, du habeſt uns, mich und die Meini-
gen lieb, wie ein GOtt lieb hat ewig, unendlich, unausſprechlich;
das Werck bezeugts ja genugſam; Dann was haͤtteſt du doch anders
oder mehr thun koͤnnen, mich glauben zu machen, du liebeſt mich,
und ſeyeſt begierig meiner vollkommenen Erloͤſung nach Leib und Seel;
ach
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/570>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.