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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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liegende Wein-Trauben.
Berg der Jüdischen Policey abgerissene, und ohne menschliche Hülff
und Gewalt daher fahrende Stein alle Thronen der Königreichen
umwerffen, ihre Cronen zermalmen, und selbst zu einem grossen ho-
hen Berg werden wird.

§. 18. O welch eine Veränderung wird dann dieses seyn! diesenSein herr-
liches
Reich auf-
zurichten.

so tieff erniedrigten Menschen-Sohn in so unaussprechlicher Klarheit
und Majestät Königlich regieren sehen! da da wird offenbahr werden,
daß kein Seufzen JEsu und seiner Gliederen, kein Bluts-Tropffen,
keine Thränen vergebens gewesen; wie groß, und abermahl, wie
groß! wird doch die Schönheit seyn! wie herrlich die Cron! wie
reich die Ernd auf der gantzen Welt! O daß doch diese Zeit bald an-
breche! Gedencket dann daran ihr Regenten, Prediger, studieren-
de Jugend, und schlaffet doch nicht, es wird euch dort, wann JE-
sus kommen wird gewiß gereuen! ach lasset euch dieses zu euerer
Besserung gesagt seyn.

Das siebende Capitel.
Nutzanwendung zum Schrecken der Sicheren.

§. 1. Diese Seelen-Angst unsers JEsu dienet aber als (4.) zumDie See-
len-Angst
JEsu die-
net zum
Schrecken
der siche-
ren Welt-
Men-
schen.

Schrecken der sicheren Welt-Menschen. JEsus der unschuldige
HErr und heilige Hohepriester mußte wegen denen fremden Sünden
so eine entsetztliche Angst, Quaal, Noth, Schrecken, Zitteren, Za-
gen, Pein, Schmertzen und Bangigkeiten leiden, daß Er darüber
bald vor ungeheurer Quaal nirgends mehr bleiben können, sonderen
bald da, bald dorthin sich wenden mußte; ja die Angst, von dem,
über denen greulichen Sünden der Menschen, entzündeten Zorn
GOttes schmetterte ihn zur Erden nieder, daß er da lag wie ein
getrettener Wurm! O! wie wird es doch noch dir gehen! wann
dein Gewissen dich überzeuget, Satan dich anklaget, und GOtt
seinen Zorn wird fühlen lassen! wie wirds dir zu Muth seyn? o ge-
wißlich dergleichen Angst wird euch annoch ankommen, wo nicht inDeren
Angst ob
sie dieselbe
schon nicht
gleich em-
pfinden,
wird doch
nicht aus-
bleiben.

diesem Leben, doch endlich im Tod und letzten Gericht!

§. 2. Einwurff. Ja sagst du! es ist mir jetzt noch wohl beym
sündigen, ich mag ja begehen, was ich will, so ängstiget mich nichts.
Antwort. Obschon du eben jetzund keine Angst gespührest, so wirds
dennoch nicht ausbleiben, und wie länger es gehet, je unerträglicher
es seyn wird; dann wann den Auserwehlten das Hertz zapplet, daß

sie
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liegende Wein-Trauben.
Berg der Juͤdiſchen Policey abgeriſſene, und ohne menſchliche Huͤlff
und Gewalt daher fahrende Stein alle Thronen der Koͤnigreichen
umwerffen, ihre Cronen zermalmen, und ſelbſt zu einem groſſen ho-
hen Berg werden wird.

§. 18. O welch eine Veraͤnderung wird dann dieſes ſeyn! dieſenSein herr-
liches
Reich auf-
zurichten.

ſo tieff erniedrigten Menſchen-Sohn in ſo unausſprechlicher Klarheit
und Majeſtaͤt Koͤniglich regieren ſehen! da da wird offenbahr werden,
daß kein Seufzen JEſu und ſeiner Gliederen, kein Bluts-Tropffen,
keine Thraͤnen vergebens geweſen; wie groß, und abermahl, wie
groß! wird doch die Schoͤnheit ſeyn! wie herrlich die Cron! wie
reich die Ernd auf der gantzen Welt! O daß doch dieſe Zeit bald an-
breche! Gedencket dann daran ihr Regenten, Prediger, ſtudieren-
de Jugend, und ſchlaffet doch nicht, es wird euch dort, wann JE-
ſus kommen wird gewiß gereuen! ach laſſet euch dieſes zu euerer
Beſſerung geſagt ſeyn.

Das ſiebende Capitel.
Nutzanwendung zum Schrecken der Sicheren.

§. 1. Dieſe Seelen-Angſt unſers JEſu dienet aber als (4.) zumDie See-
len-Angſt
JEſu die-
net zum
Schrecken
der ſiche-
ren Welt-
Men-
ſchen.

Schrecken der ſicheren Welt-Menſchen. JEſus der unſchuldige
HErr und heilige Hoheprieſter mußte wegen denen fremden Suͤnden
ſo eine entſetztliche Angſt, Quaal, Noth, Schrecken, Zitteren, Za-
gen, Pein, Schmertzen und Bangigkeiten leiden, daß Er daruͤber
bald vor ungeheurer Quaal nirgends mehr bleiben koͤnnen, ſonderen
bald da, bald dorthin ſich wenden mußte; ja die Angſt, von dem,
uͤber denen greulichen Suͤnden der Menſchen, entzuͤndeten Zorn
GOttes ſchmetterte ihn zur Erden nieder, daß er da lag wie ein
getrettener Wurm! O! wie wird es doch noch dir gehen! wann
dein Gewiſſen dich uͤberzeuget, Satan dich anklaget, und GOtt
ſeinen Zorn wird fuͤhlen laſſen! wie wirds dir zu Muth ſeyn? o ge-
wißlich dergleichen Angſt wird euch annoch ankommen, wo nicht inDeren
Angſt ob
ſie dieſelbe
ſchon nicht
gleich em-
pfinden,
wird doch
nicht aus-
bleiben.

dieſem Leben, doch endlich im Tod und letzten Gericht!

§. 2. Einwurff. Ja ſagſt du! es iſt mir jetzt noch wohl beym
ſuͤndigen, ich mag ja begehen, was ich will, ſo aͤngſtiget mich nichts.
Antwort. Obſchon du eben jetzund keine Angſt geſpuͤhreſt, ſo wirds
dennoch nicht ausbleiben, und wie laͤnger es gehet, je unertraͤglicher
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[449/0545] liegende Wein-Trauben. Berg der Juͤdiſchen Policey abgeriſſene, und ohne menſchliche Huͤlff und Gewalt daher fahrende Stein alle Thronen der Koͤnigreichen umwerffen, ihre Cronen zermalmen, und ſelbſt zu einem groſſen ho- hen Berg werden wird. §. 18. O welch eine Veraͤnderung wird dann dieſes ſeyn! dieſen ſo tieff erniedrigten Menſchen-Sohn in ſo unausſprechlicher Klarheit und Majeſtaͤt Koͤniglich regieren ſehen! da da wird offenbahr werden, daß kein Seufzen JEſu und ſeiner Gliederen, kein Bluts-Tropffen, keine Thraͤnen vergebens geweſen; wie groß, und abermahl, wie groß! wird doch die Schoͤnheit ſeyn! wie herrlich die Cron! wie reich die Ernd auf der gantzen Welt! O daß doch dieſe Zeit bald an- breche! Gedencket dann daran ihr Regenten, Prediger, ſtudieren- de Jugend, und ſchlaffet doch nicht, es wird euch dort, wann JE- ſus kommen wird gewiß gereuen! ach laſſet euch dieſes zu euerer Beſſerung geſagt ſeyn. Sein herr- liches Reich auf- zurichten. Das ſiebende Capitel. Nutzanwendung zum Schrecken der Sicheren. §. 1. Dieſe Seelen-Angſt unſers JEſu dienet aber als (4.) zum Schrecken der ſicheren Welt-Menſchen. JEſus der unſchuldige HErr und heilige Hoheprieſter mußte wegen denen fremden Suͤnden ſo eine entſetztliche Angſt, Quaal, Noth, Schrecken, Zitteren, Za- gen, Pein, Schmertzen und Bangigkeiten leiden, daß Er daruͤber bald vor ungeheurer Quaal nirgends mehr bleiben koͤnnen, ſonderen bald da, bald dorthin ſich wenden mußte; ja die Angſt, von dem, uͤber denen greulichen Suͤnden der Menſchen, entzuͤndeten Zorn GOttes ſchmetterte ihn zur Erden nieder, daß er da lag wie ein getrettener Wurm! O! wie wird es doch noch dir gehen! wann dein Gewiſſen dich uͤberzeuget, Satan dich anklaget, und GOtt ſeinen Zorn wird fuͤhlen laſſen! wie wirds dir zu Muth ſeyn? o ge- wißlich dergleichen Angſt wird euch annoch ankommen, wo nicht in dieſem Leben, doch endlich im Tod und letzten Gericht! Die See- len-Angſt JEſu die- net zum Schrecken der ſiche- ren Welt- Men- ſchen. Deren Angſt ob ſie dieſelbe ſchon nicht gleich em- pfinden, wird doch nicht aus- bleiben. §. 2. Einwurff. Ja ſagſt du! es iſt mir jetzt noch wohl beym ſuͤndigen, ich mag ja begehen, was ich will, ſo aͤngſtiget mich nichts. Antwort. Obſchon du eben jetzund keine Angſt geſpuͤhreſt, ſo wirds dennoch nicht ausbleiben, und wie laͤnger es gehet, je unertraͤglicher es ſeyn wird; dann wann den Auserwehlten das Hertz zapplet, daß ſie L l l

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/545>, abgerufen am 13.11.2024.