Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

liegende Wein-Trauben.
sie in jener Welt haben, wann sie daselbst an ihre genossene Lust-weil wer-
den werde.

barkeiten und fleischliche Welt-Freuden zurück gedencken, da sie son-
sten dannzumahlen ewige Freud an ihrem Heyland und Seligma-
cher haben könnten, wann sie in ihren Lebzeiten bedacht hätten, sie
wolten sich ein wenig aus dem Stadt-Getümmel auf ihr Land-Gut
begeben, damit sie daselbst in Abgeschiedenheit und Einsamkeit fein
genug an GOTT, an JEsum und ihre eigenen Seelen gedencken
möchten, und sie sich also vornehmen, sie wolten nicht wieder zu-
rück, biß diese und jene Sünd in ihnen abgethan, diese und jene
Gnad erlangt und erkämpfft, diese und jene Höllen-Band zerris-
sen, und dieser und jener Seelen-Flecken in dem Blut Christi abge-
waschen wäre; darzu sie dann eine jede Blumen und Baum hätte
bewegen und reitzen können; nicht zu ruhen, biß ihr Geist den
Spring-Brunnen der Göttlichen Gütigkeit, Treu und Wahrheit in
ihrem Jnnwendigen aufquillen sehe;

§. 18. Wie lieblich muß nicht Augustino das Angedencken gewe-Ermah-
nung.

sen seyn in der seligen Ewigkeit; wann er sich desjenigen Gatten in
Jtalien erinneret, darinnen er vor GOTT auf der Erden gelegen,
und mit unzehlichen Thränen die Befreyung seiner Seelen von der
Knechtschafft des Satans und der Sünden gesucht, da ihme dann
dieser Garten zu einem kleinen Paradieß worden, theils durch die
Gegenwart und Ansprach GOttes aus dem Himmel, der ihme zu-
geruffen: Tolle, lege, heb auf und lise; theils durch die innige
Freud der Heil. Englen über seiner Bekehrung. Wie unendlich und
unausdrücklich muß seyn die Jubel-Freud der Heiligen Menschheit
JESU! so offt er gedencket, wie er seine Zeit in allen Wincklen
des Jüdischen Landes heimlich und öffentlich, sonderlich aber in
diesem Garten zugebracht; wollen wir uns mit ihme erfreuen, so
müssen wir ihme nachfolgen, und in seiner Gnad thun wie er gethan
hat.

Das zweyte Capitel.
Die Zurüstung die JEsus zu seinem Seelen-Leiden gemachet.

§. 1. Folget nun seine Zurüstung zu seinem Leiden, davon sagtDie Zu-
rüstung
und dabey
dar Befehl

Matthäus: Und er sprach zu seinen Jüngeren: Setzet euch hie biß daß

ich

liegende Wein-Trauben.
ſie in jener Welt haben, wann ſie daſelbſt an ihre genoſſene Luſt-weil wer-
den werde.

barkeiten und fleiſchliche Welt-Freuden zuruͤck gedencken, da ſie ſon-
ſten dannzumahlen ewige Freud an ihrem Heyland und Seligma-
cher haben koͤnnten, wann ſie in ihren Lebzeiten bedacht haͤtten, ſie
wolten ſich ein wenig aus dem Stadt-Getuͤmmel auf ihr Land-Gut
begeben, damit ſie daſelbſt in Abgeſchiedenheit und Einſamkeit fein
genug an GOTT, an JEſum und ihre eigenen Seelen gedencken
moͤchten, und ſie ſich alſo vornehmen, ſie wolten nicht wieder zu-
ruͤck, biß dieſe und jene Suͤnd in ihnen abgethan, dieſe und jene
Gnad erlangt und erkaͤmpfft, dieſe und jene Hoͤllen-Band zerriſ-
ſen, und dieſer und jener Seelen-Flecken in dem Blut Chriſti abge-
waſchen waͤre; darzu ſie dann eine jede Blumen und Baum haͤtte
bewegen und reitzen koͤnnen; nicht zu ruhen, biß ihr Geiſt den
Spring-Brunnen der Goͤttlichen Guͤtigkeit, Treu und Wahrheit in
ihrem Jnnwendigen aufquillen ſehe;

§. 18. Wie lieblich muß nicht Auguſtino das Angedencken gewe-Ermah-
nung.

ſen ſeyn in der ſeligen Ewigkeit; wann er ſich desjenigen Gatten in
Jtalien erinneret, darinnen er vor GOTT auf der Erden gelegen,
und mit unzehlichen Thraͤnen die Befreyung ſeiner Seelen von der
Knechtſchafft des Satans und der Suͤnden geſucht, da ihme dann
dieſer Garten zu einem kleinen Paradieß worden, theils durch die
Gegenwart und Anſprach GOttes aus dem Himmel, der ihme zu-
geruffen: Tolle, lege, heb auf und liſe; theils durch die innige
Freud der Heil. Englen uͤber ſeiner Bekehrung. Wie unendlich und
unausdruͤcklich muß ſeyn die Jubel-Freud der Heiligen Menſchheit
JESU! ſo offt er gedencket, wie er ſeine Zeit in allen Wincklen
des Juͤdiſchen Landes heimlich und oͤffentlich, ſonderlich aber in
dieſem Garten zugebracht; wollen wir uns mit ihme erfreuen, ſo
muͤſſen wir ihme nachfolgen, und in ſeiner Gnad thun wie er gethan
hat.

Das zweyte Capitel.
Die Zuruͤſtung die JEſus zu ſeinem Seelen-Leiden gemachet.

§. 1. Folget nun ſeine Zuruͤſtung zu ſeinem Leiden, davon ſagtDie Zu-
ruͤſtung
und dabey
dar Befehl

Matthaͤus: Und er ſprach zu ſeinen Juͤngeren: Setzet euch hie biß daß

ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0503" n="407"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">liegende Wein-Trauben.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ie in jener Welt haben, wann &#x017F;ie da&#x017F;elb&#x017F;t an ihre geno&#x017F;&#x017F;ene Lu&#x017F;t-<note place="right">weil wer-<lb/>
den werde.</note><lb/>
barkeiten und flei&#x017F;chliche Welt-Freuden zuru&#x0364;ck gedencken, da &#x017F;ie &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten dannzumahlen ewige Freud an ihrem Heyland und Seligma-<lb/>
cher haben ko&#x0364;nnten, wann &#x017F;ie in ihren Lebzeiten bedacht ha&#x0364;tten, &#x017F;ie<lb/>
wolten &#x017F;ich ein wenig aus dem Stadt-Getu&#x0364;mmel auf ihr Land-Gut<lb/>
begeben, damit &#x017F;ie da&#x017F;elb&#x017F;t in Abge&#x017F;chiedenheit und Ein&#x017F;amkeit fein<lb/>
genug an GOTT, an JE&#x017F;um und ihre eigenen Seelen gedencken<lb/>
mo&#x0364;chten, und &#x017F;ie &#x017F;ich al&#x017F;o vornehmen, &#x017F;ie wolten nicht wieder zu-<lb/>
ru&#x0364;ck, biß die&#x017F;e und jene Su&#x0364;nd in ihnen abgethan, die&#x017F;e und jene<lb/>
Gnad erlangt und erka&#x0364;mpfft, die&#x017F;e und jene Ho&#x0364;llen-Band zerri&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und die&#x017F;er und jener Seelen-Flecken in dem Blut Chri&#x017F;ti abge-<lb/>
wa&#x017F;chen wa&#x0364;re; darzu &#x017F;ie dann eine jede Blumen und Baum ha&#x0364;tte<lb/>
bewegen und reitzen ko&#x0364;nnen; nicht zu ruhen, biß ihr Gei&#x017F;t den<lb/>
Spring-Brunnen der Go&#x0364;ttlichen Gu&#x0364;tigkeit, Treu und Wahrheit in<lb/>
ihrem Jnnwendigen aufquillen &#x017F;ehe;</p><lb/>
          <p>§. 18. Wie lieblich muß nicht Augu&#x017F;tino das Angedencken gewe-<note place="right">Ermah-<lb/>
nung.</note><lb/>
&#x017F;en &#x017F;eyn in der &#x017F;eligen Ewigkeit; wann er &#x017F;ich desjenigen Gatten in<lb/>
Jtalien erinneret, darinnen er vor GOTT auf der Erden gelegen,<lb/>
und mit unzehlichen Thra&#x0364;nen die Befreyung &#x017F;einer Seelen von der<lb/>
Knecht&#x017F;chafft des Satans und der Su&#x0364;nden ge&#x017F;ucht, da ihme dann<lb/>
die&#x017F;er Garten zu einem kleinen Paradieß worden, theils durch die<lb/>
Gegenwart und An&#x017F;prach GOttes aus dem Himmel, der ihme zu-<lb/>
geruffen: <hi rendition="#aq">Tolle, lege,</hi> heb auf und li&#x017F;e; theils durch die innige<lb/>
Freud der Heil. Englen u&#x0364;ber &#x017F;einer Bekehrung. Wie unendlich und<lb/>
unausdru&#x0364;cklich muß &#x017F;eyn die Jubel-Freud der Heiligen Men&#x017F;chheit<lb/>
JESU! &#x017F;o offt er gedencket, wie er &#x017F;eine Zeit in allen Wincklen<lb/>
des Ju&#x0364;di&#x017F;chen Landes heimlich und o&#x0364;ffentlich, &#x017F;onderlich aber in<lb/>
die&#x017F;em Garten zugebracht; wollen wir uns mit ihme erfreuen, &#x017F;o<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir ihme nachfolgen, und in &#x017F;einer Gnad thun wie er gethan<lb/>
hat.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das zweyte Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Die Zuru&#x0364;&#x017F;tung die JE&#x017F;us zu &#x017F;einem Seelen-Leiden gemachet.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 1. Folget nun &#x017F;eine Zuru&#x0364;&#x017F;tung zu &#x017F;einem Leiden, davon &#x017F;agt<note place="right">Die Zu-<lb/>
ru&#x0364;&#x017F;tung<lb/>
und dabey<lb/>
dar Befehl</note><lb/>
Mattha&#x0364;us: <hi rendition="#fr">Und er &#x017F;prach zu &#x017F;einen Ju&#x0364;ngeren: Setzet euch hie biß daß</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ich</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[407/0503] liegende Wein-Trauben. ſie in jener Welt haben, wann ſie daſelbſt an ihre genoſſene Luſt- barkeiten und fleiſchliche Welt-Freuden zuruͤck gedencken, da ſie ſon- ſten dannzumahlen ewige Freud an ihrem Heyland und Seligma- cher haben koͤnnten, wann ſie in ihren Lebzeiten bedacht haͤtten, ſie wolten ſich ein wenig aus dem Stadt-Getuͤmmel auf ihr Land-Gut begeben, damit ſie daſelbſt in Abgeſchiedenheit und Einſamkeit fein genug an GOTT, an JEſum und ihre eigenen Seelen gedencken moͤchten, und ſie ſich alſo vornehmen, ſie wolten nicht wieder zu- ruͤck, biß dieſe und jene Suͤnd in ihnen abgethan, dieſe und jene Gnad erlangt und erkaͤmpfft, dieſe und jene Hoͤllen-Band zerriſ- ſen, und dieſer und jener Seelen-Flecken in dem Blut Chriſti abge- waſchen waͤre; darzu ſie dann eine jede Blumen und Baum haͤtte bewegen und reitzen koͤnnen; nicht zu ruhen, biß ihr Geiſt den Spring-Brunnen der Goͤttlichen Guͤtigkeit, Treu und Wahrheit in ihrem Jnnwendigen aufquillen ſehe; weil wer- den werde. §. 18. Wie lieblich muß nicht Auguſtino das Angedencken gewe- ſen ſeyn in der ſeligen Ewigkeit; wann er ſich desjenigen Gatten in Jtalien erinneret, darinnen er vor GOTT auf der Erden gelegen, und mit unzehlichen Thraͤnen die Befreyung ſeiner Seelen von der Knechtſchafft des Satans und der Suͤnden geſucht, da ihme dann dieſer Garten zu einem kleinen Paradieß worden, theils durch die Gegenwart und Anſprach GOttes aus dem Himmel, der ihme zu- geruffen: Tolle, lege, heb auf und liſe; theils durch die innige Freud der Heil. Englen uͤber ſeiner Bekehrung. Wie unendlich und unausdruͤcklich muß ſeyn die Jubel-Freud der Heiligen Menſchheit JESU! ſo offt er gedencket, wie er ſeine Zeit in allen Wincklen des Juͤdiſchen Landes heimlich und oͤffentlich, ſonderlich aber in dieſem Garten zugebracht; wollen wir uns mit ihme erfreuen, ſo muͤſſen wir ihme nachfolgen, und in ſeiner Gnad thun wie er gethan hat. Ermah- nung. Das zweyte Capitel. Die Zuruͤſtung die JEſus zu ſeinem Seelen-Leiden gemachet. §. 1. Folget nun ſeine Zuruͤſtung zu ſeinem Leiden, davon ſagt Matthaͤus: Und er ſprach zu ſeinen Juͤngeren: Setzet euch hie biß daß ich Die Zu- ruͤſtung und dabey dar Befehl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/503
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/503>, abgerufen am 21.11.2024.