Das fünffte Capitel. Die Staffeln des geistlichen Gnaden-Lebens, werden aus den Wür- ckungen, so der Frühling hat, gezeuget.
Wir können hier nicht umhin euch aus diesem 12. 13. vers. zu zei- gen die unterschiedliche Staffeln des geistlichen Gnaden-Lebens.
§. 1. Die Blüte an den Bäumen. Das stellt vor die erste leben-Die Blü- te stellet uns vor die unru- hig ma- chende Heyls Begierd. dige Uberzeugung es muß weit anders gelebt seyn, wann man wolle an ein gut Ort kommen, woraus dann eine unrühig machende Heyls- Begierd entsteht, und ein ernsthaffter Vorsatz sein Leben gantz an- derst anzustellen, und diese Bewegungen entspringen aus GOttes Erbarmen, dardurch er die Seel aus der allgemeinen Sicherheit aufwecket, daß die Seel sich gegen JEsu kehret, und wünschet bey ihm zu seyn, darff aber noch nicht völlig zu ihm, noch viel weniger ihm um den Hals fallen, sondern bleibt vor ihm entfernet stehen, und wirfft traurige Blick auf ihn einer hertzlichen Begierd, vermischet mit Unglauben, Zweiffel und Forcht, da es doch heisset durch Chri- stum JEsum unseren HErren haben wir Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht, durch den Glauben an ihn a. Darum muß es wei- ter gangen seyn als nur daß man wünsche, hungere etc. es muß gewa- get seyn im Nahmen GOttes, auf daß man komme zu der ersättigen- den Glaubens-Freud und lebendigen Zuversicht auf GOttes Gnad, welche das Hertz frölich, trotzig und lustig machet gegen GOtt und alle Creaturen, welches die 2. Staffel ist nemlich
§. 2. Das Gesang der Vögelein. Der Mensch weißt offt nichtDas Vo- gel-Ge- sang den Glauben. woran es hanget, daß er GOTT nicht trauen kan, und sich an sein Wort lassen, wie er doch gern wollte, und bedenckt nicht, daß er nicht eines Senff-Körnleins groß Glauben haben kan, es werde ihm dann von oben herab gegeben, der rechte Glauben ist eine Sach, die kein Mensch würcken kan, GOTT thuts allein, Menschen-Werck, Gedancken und Einbildungen zerrinnen; GOtt muß uns auf JEsum den Felsen legen, zu seinem Eigenthum machen, durch JEsum den Artzt, und uns mit JEsu verloben, solls je in der That sich also mit uns verhalten, und nicht nur ein Kunst-Glaub und Schein-Liebe
seyn.
aEph. III. 12.
Q q 3
Der geiſtliche Fruͤhling.
Das fuͤnffte Capitel. Die Staffeln des geiſtlichen Gnaden-Lebens, werden aus den Wuͤr- ckungen, ſo der Fruͤhling hat, gezeuget.
Wir koͤnnen hier nicht umhin euch aus dieſem 12. 13. verſ. zu zei- gen die unterſchiedliche Staffeln des geiſtlichen Gnaden-Lebens.
§. 1. Die Bluͤte an den Baͤumen. Das ſtellt vor die erſte leben-Die Bluͤ- te ſtellet uns vor die unru- hig ma- chende Heyls Begierd. dige Uberzeugung es muß weit anders gelebt ſeyn, wann man wolle an ein gut Ort kommen, woraus dann eine unruͤhig machende Heyls- Begierd entſteht, und ein ernſthaffter Vorſatz ſein Leben gantz an- derſt anzuſtellen, und dieſe Bewegungen entſpringen aus GOttes Erbarmen, dardurch er die Seel aus der allgemeinen Sicherheit aufwecket, daß die Seel ſich gegen JEſu kehret, und wuͤnſchet bey ihm zu ſeyn, darff aber noch nicht voͤllig zu ihm, noch viel weniger ihm um den Hals fallen, ſondern bleibt vor ihm entfernet ſtehen, und wirfft traurige Blick auf ihn einer hertzlichen Begierd, vermiſchet mit Unglauben, Zweiffel und Forcht, da es doch heiſſet durch Chri- ſtum JEſum unſeren HErren haben wir Freudigkeit und Zugang in aller Zuverſicht, durch den Glauben an ihn a. Darum muß es wei- ter gangen ſeyn als nur daß man wuͤnſche, hungere ꝛc. es muß gewa- get ſeyn im Nahmen GOttes, auf daß man komme zu der erſaͤttigen- den Glaubens-Freud und lebendigen Zuverſicht auf GOttes Gnad, welche das Hertz froͤlich, trotzig und luſtig machet gegen GOtt und alle Creaturen, welches die 2. Staffel iſt nemlich
§. 2. Das Geſang der Voͤgelein. Der Menſch weißt offt nichtDas Vo- gel-Ge- ſang den Glauben. woran es hanget, daß er GOTT nicht trauen kan, und ſich an ſein Wort laſſen, wie er doch gern wollte, und bedenckt nicht, daß er nicht eines Senff-Koͤrnleins groß Glauben haben kan, es werde ihm dann von oben herab gegeben, der rechte Glauben iſt eine Sach, die kein Menſch wuͤrcken kan, GOTT thuts allein, Menſchen-Werck, Gedancken und Einbildungen zerrinnen; GOtt muß uns auf JEſum den Felſen legen, zu ſeinem Eigenthum machen, durch JEſum den Artzt, und uns mit JEſu verloben, ſolls je in der That ſich alſo mit uns verhalten, und nicht nur ein Kunſt-Glaub und Schein-Liebe
ſeyn.
aEph. III. 12.
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Der geiſtliche Fruͤhling.
Das fuͤnffte Capitel.
Die Staffeln des geiſtlichen Gnaden-Lebens, werden aus den Wuͤr-
ckungen, ſo der Fruͤhling hat, gezeuget.
Wir koͤnnen hier nicht umhin euch aus dieſem 12. 13. verſ. zu zei-
gen die unterſchiedliche Staffeln des geiſtlichen Gnaden-Lebens.
§. 1. Die Bluͤte an den Baͤumen. Das ſtellt vor die erſte leben-
dige Uberzeugung es muß weit anders gelebt ſeyn, wann man wolle
an ein gut Ort kommen, woraus dann eine unruͤhig machende Heyls-
Begierd entſteht, und ein ernſthaffter Vorſatz ſein Leben gantz an-
derſt anzuſtellen, und dieſe Bewegungen entſpringen aus GOttes
Erbarmen, dardurch er die Seel aus der allgemeinen Sicherheit
aufwecket, daß die Seel ſich gegen JEſu kehret, und wuͤnſchet bey
ihm zu ſeyn, darff aber noch nicht voͤllig zu ihm, noch viel weniger
ihm um den Hals fallen, ſondern bleibt vor ihm entfernet ſtehen, und
wirfft traurige Blick auf ihn einer hertzlichen Begierd, vermiſchet
mit Unglauben, Zweiffel und Forcht, da es doch heiſſet durch Chri-
ſtum JEſum unſeren HErren haben wir Freudigkeit und Zugang in
aller Zuverſicht, durch den Glauben an ihn a. Darum muß es wei-
ter gangen ſeyn als nur daß man wuͤnſche, hungere ꝛc. es muß gewa-
get ſeyn im Nahmen GOttes, auf daß man komme zu der erſaͤttigen-
den Glaubens-Freud und lebendigen Zuverſicht auf GOttes Gnad,
welche das Hertz froͤlich, trotzig und luſtig machet gegen GOtt und
alle Creaturen, welches die 2. Staffel iſt nemlich
Die Bluͤ-
te ſtellet
uns vor
die unru-
hig ma-
chende
Heyls
Begierd.
§. 2. Das Geſang der Voͤgelein. Der Menſch weißt offt nicht
woran es hanget, daß er GOTT nicht trauen kan, und ſich an ſein
Wort laſſen, wie er doch gern wollte, und bedenckt nicht, daß er
nicht eines Senff-Koͤrnleins groß Glauben haben kan, es werde ihm
dann von oben herab gegeben, der rechte Glauben iſt eine Sach, die
kein Menſch wuͤrcken kan, GOTT thuts allein, Menſchen-Werck,
Gedancken und Einbildungen zerrinnen; GOtt muß uns auf JEſum
den Felſen legen, zu ſeinem Eigenthum machen, durch JEſum den
Artzt, und uns mit JEſu verloben, ſolls je in der That ſich alſo mit
uns verhalten, und nicht nur ein Kunſt-Glaub und Schein-Liebe
ſeyn.
Das Vo-
gel-Ge-
ſang den
Glauben.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/405>, abgerufen am 13.11.2024.
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