ihr schon geben würde alle Herrlichkeit der Aposteln und Seeligkeit der Märtyrer wäre sie doch nicht damit zufrieden, sie würde es nicht schätzen, warum, sie will eintzig JEsum haben, wann ihr schon der Himmel offen stund, würd sie doch nicht begehren hineinzugehen, oder JEsus gienge mit ihr. Aber JEsus ist so gütigen, freundlichen Hertzens, so jämmerlich und mitleidig gegen seiner so hertzinnig ge- liebten Braut, daß er sie nicht will auf die Weite führen, biß alles vorbey, was sie hätte mögen scheuen, dann wann die Zeit der Freud kommt, so erfreut JESUS die seinen rechtschaffen, vollkommen, höchst-erwünscht, daß da gar nichts gebreche, damit man wisse, man habe an dem Tag, da man sich mit JEsu versprochen, die Le- bens-Quell und das ewig Freuden-Meer erwehlt. Hat also die Braut nicht nur eine Hertz-erfreuliche Gesellschafft zum spazieren gehen, sondern auch wunderlieblich Wetter darzu, wormit wir zum zweyten Theil der Beweg-Gründen schreiten, zu betrachten Das Verschwin- den des Winters.
Das dritte Capitel. Die Hinweg-Raumung der Hindernussen solle die Braut zu JEsu zu geben ermuntern.
§. 1. Dann siehe der Winter ist fürüber gegangen sagt JEsus zuJEsus sagt von dem Win- ter der Zeit da alles er- storben. seiner schönen Freundin.
Der Winter ist die Zeit da die Seel gedruckt und gedringt ist, wie in einem Nothstall, daß sie nicht weißt wohin sie sich wenden soll, da sie in der Finsternuß sitzet, da der Saamen der Wiederge- burt noch mit Eiß und Schnee bedecket ist, die Früchten können nicht herfür brechen, sie möchte gern ein Engeddi Garten seyn, aber sie bleibet ein dürre Wüste, sie fühlet zwar den Saamen, aber da sind viele Hindernüssen, die das Wachsthum hinderen, die Kräfften und Machten der Boßheit suchen das Sämlein zu verstecken.
§. 2. Wie sagt aber der HERR JEsus der Winter ist vergangen,er seye vergan- gen. hat dann die Seel das Eiß selber aufgebrochen und weggeraumet, den Verstand hats nicht, so wenig die Erden kan das Eiß und den Schnee schmeltzen, so wenig kan es auch die Seel, sie muß warten, biß die Sonne scheint. Wir sind auf dieser Erden mit vielen Dingen
umgeben
O o
Der geiſtliche Fruͤhling.
ihr ſchon geben wuͤrde alle Herrlichkeit der Apoſteln und Seeligkeit der Maͤrtyrer waͤre ſie doch nicht damit zufrieden, ſie wuͤrde es nicht ſchaͤtzen, warum, ſie will eintzig JEſum haben, wann ihr ſchon der Himmel offen ſtund, wuͤrd ſie doch nicht begehren hineinzugehen, oder JEſus gienge mit ihr. Aber JEſus iſt ſo guͤtigen, freundlichen Hertzens, ſo jaͤmmerlich und mitleidig gegen ſeiner ſo hertzinnig ge- liebten Braut, daß er ſie nicht will auf die Weite fuͤhren, biß alles vorbey, was ſie haͤtte moͤgen ſcheuen, dann wann die Zeit der Freud kommt, ſo erfreut JESUS die ſeinen rechtſchaffen, vollkommen, hoͤchſt-erwuͤnſcht, daß da gar nichts gebreche, damit man wiſſe, man habe an dem Tag, da man ſich mit JEſu verſprochen, die Le- bens-Quell und das ewig Freuden-Meer erwehlt. Hat alſo die Braut nicht nur eine Hertz-erfreuliche Geſellſchafft zum ſpazieren gehen, ſondern auch wunderlieblich Wetter darzu, wormit wir zum zweyten Theil der Beweg-Gruͤnden ſchreiten, zu betrachten Das Verſchwin- den des Winters.
Das dritte Capitel. Die Hinweg-Raumung der Hindernuſſen ſolle die Braut zu JEſu zu geben ermuntern.
§. 1. Dann ſiehe der Winter iſt fuͤruͤber gegangen ſagt JEſus zuJEſus ſagt von dem Win- ter der Zeit da alles er- ſtorben. ſeiner ſchoͤnen Freundin.
Der Winter iſt die Zeit da die Seel gedruckt und gedringt iſt, wie in einem Nothſtall, daß ſie nicht weißt wohin ſie ſich wenden ſoll, da ſie in der Finſternuß ſitzet, da der Saamen der Wiederge- burt noch mit Eiß und Schnee bedecket iſt, die Fruͤchten koͤnnen nicht herfuͤr brechen, ſie moͤchte gern ein Engeddi Garten ſeyn, aber ſie bleibet ein duͤrre Wuͤſte, ſie fuͤhlet zwar den Saamen, aber da ſind viele Hindernuͤſſen, die das Wachsthum hinderen, die Kraͤfften und Machten der Boßheit ſuchen das Saͤmlein zu verſtecken.
§. 2. Wie ſagt aber der HERR JEſus der Winter iſt vergangen,er ſeye vergan- gen. hat dann die Seel das Eiß ſelber aufgebrochen und weggeraumet, den Verſtand hats nicht, ſo wenig die Erden kan das Eiß und den Schnee ſchmeltzen, ſo wenig kan es auch die Seel, ſie muß warten, biß die Sonne ſcheint. Wir ſind auf dieſer Erden mit vielen Dingen
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Der geiſtliche Fruͤhling.
ihr ſchon geben wuͤrde alle Herrlichkeit der Apoſteln und Seeligkeit der
Maͤrtyrer waͤre ſie doch nicht damit zufrieden, ſie wuͤrde es nicht
ſchaͤtzen, warum, ſie will eintzig JEſum haben, wann ihr ſchon der
Himmel offen ſtund, wuͤrd ſie doch nicht begehren hineinzugehen,
oder JEſus gienge mit ihr. Aber JEſus iſt ſo guͤtigen, freundlichen
Hertzens, ſo jaͤmmerlich und mitleidig gegen ſeiner ſo hertzinnig ge-
liebten Braut, daß er ſie nicht will auf die Weite fuͤhren, biß alles
vorbey, was ſie haͤtte moͤgen ſcheuen, dann wann die Zeit der Freud
kommt, ſo erfreut JESUS die ſeinen rechtſchaffen, vollkommen,
hoͤchſt-erwuͤnſcht, daß da gar nichts gebreche, damit man wiſſe,
man habe an dem Tag, da man ſich mit JEſu verſprochen, die Le-
bens-Quell und das ewig Freuden-Meer erwehlt. Hat alſo die Braut
nicht nur eine Hertz-erfreuliche Geſellſchafft zum ſpazieren gehen,
ſondern auch wunderlieblich Wetter darzu, wormit wir zum zweyten
Theil der Beweg-Gruͤnden ſchreiten, zu betrachten Das Verſchwin-
den des Winters.
Das dritte Capitel.
Die Hinweg-Raumung der Hindernuſſen ſolle die Braut zu JEſu zu
geben ermuntern.
§. 1. Dann ſiehe der Winter iſt fuͤruͤber gegangen ſagt JEſus zu
ſeiner ſchoͤnen Freundin.
JEſus
ſagt von
dem Win-
ter der
Zeit da
alles er-
ſtorben.
Der Winter iſt die Zeit da die Seel gedruckt und gedringt iſt,
wie in einem Nothſtall, daß ſie nicht weißt wohin ſie ſich wenden
ſoll, da ſie in der Finſternuß ſitzet, da der Saamen der Wiederge-
burt noch mit Eiß und Schnee bedecket iſt, die Fruͤchten koͤnnen nicht
herfuͤr brechen, ſie moͤchte gern ein Engeddi Garten ſeyn, aber ſie
bleibet ein duͤrre Wuͤſte, ſie fuͤhlet zwar den Saamen, aber da ſind
viele Hindernuͤſſen, die das Wachsthum hinderen, die Kraͤfften und
Machten der Boßheit ſuchen das Saͤmlein zu verſtecken.
§. 2. Wie ſagt aber der HERR JEſus der Winter iſt vergangen,
hat dann die Seel das Eiß ſelber aufgebrochen und weggeraumet,
den Verſtand hats nicht, ſo wenig die Erden kan das Eiß und den
Schnee ſchmeltzen, ſo wenig kan es auch die Seel, ſie muß warten,
biß die Sonne ſcheint. Wir ſind auf dieſer Erden mit vielen Dingen
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/385>, abgerufen am 13.11.2024.
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