schlossenes Geheimniß bleiben, der Mensch mag Theologie studiren,Wiederge- burt er- öffnen. so lang er will, scheint ihm nicht das Gnaden-Licht von oben, hilfft ihm nicht GOttes Geist, so ists um ihn geschehen, und sollte er auch in denen schönsten Predigten, die Lehr von der neuen Geburt ab- handlen, so weißt er dennoch nicht, was es eigentlich sey, und hat nichts als dunckele Bilder und Wörter darvon, die in seinem Ge- hirn in der Jrre herum fahren; Ach sollte dieser grosse Ernst JEsus dieses zweymahl wiederhohlte Amen nicht unseren schläfferigen und trägen Sinn erwecken, als eine hellklingende Posaunen GOttes, ehe daß die Stimm des Ertz-Engels und der letzten Trompeten ge- hört werden; Ach daß unsere Seelen deine Stimm HErr Christe hören möchten, und seelig leben unter dir in deinem Reich.
Das dritte Capitel.
(II.) Die Herrlichkeit und der Ursprung des Reichs GOttes.
§. 1. Was JEsus verstehe durch das Reich GOttes? Es ist einDes Reichs GOttes Herrlich- keit wird beschrie- ben. gantz verborgen und unbekannt Land, wie auch seine Einwohner; Die Welt vernimmt kein Zeitung draus, und hat nicht einen eintzi- gen rechten Begriff darvon; Es ist die innere, geheime, geistliche Region oder Zustand, darinnen GOTT wohnet, und lebet mit al- len seeligen Seelen und Heil. Engeln, welche alle in diesem Reich leben und schweben in Gerechtigkeit, Fried und Freud in dem Heil. Geist, da ist gar was anders als die Welt siehet, höret, weißt, hat und vermag, von diesem Reich sagt Paulus a.
§. 2. Es seyen Ding, die kein Aug gesehen, kein Ohr gehöret,Jnsge- mein. und in keines Menschen Hertzen gestiegen, welche GOtt allein sei- nen Lieblingen offenbahre, da sind neue Gewächs, neue Frucht, neuer Wein, gantz ander Gold und Edelgesteinen, eine gantz ande- re Schönheit, gantz andere Blumen, ein neuer Lufft, ein andere Sonn, mit einem Wort, gar ein andere Welt, neu, fürtrefflich, geistlich, himmlisch und göttlich, da sind Wasser, die ins ewige Leben quillet, da lebet und webet alles von dem Anwehen des Heil. Geistes, da ist der Weinstock, der Wahrhafftige, der Baum des Lebens, und die Neugebohrnen essen darvon, im Geist und in der
Wahr-
a 1 Cor. II. 9.
A a
und die Pforte des Himmels.
ſchloſſenes Geheimniß bleiben, der Menſch mag Theologie ſtudiren,Wiederge- burt er- oͤffnen. ſo lang er will, ſcheint ihm nicht das Gnaden-Licht von oben, hilfft ihm nicht GOttes Geiſt, ſo iſts um ihn geſchehen, und ſollte er auch in denen ſchoͤnſten Predigten, die Lehr von der neuen Geburt ab- handlen, ſo weißt er dennoch nicht, was es eigentlich ſey, und hat nichts als dunckele Bilder und Woͤrter darvon, die in ſeinem Ge- hirn in der Jrre herum fahren; Ach ſollte dieſer groſſe Ernſt JEſus dieſes zweymahl wiederhohlte Amen nicht unſeren ſchlaͤfferigen und traͤgen Sinn erwecken, als eine hellklingende Poſaunen GOttes, ehe daß die Stimm des Ertz-Engels und der letzten Trompeten ge- hoͤrt werden; Ach daß unſere Seelen deine Stimm HErr Chriſte hoͤren moͤchten, und ſeelig leben unter dir in deinem Reich.
Das dritte Capitel.
(II.) Die Herrlichkeit und der Urſprung des Reichs GOttes.
§. 1. Was JEſus verſtehe durch das Reich GOttes? Es iſt einDes Reichs GOttes Herrlich- keit wird beſchrie- ben. gantz verborgen und unbekannt Land, wie auch ſeine Einwohner; Die Welt vernimmt kein Zeitung draus, und hat nicht einen eintzi- gen rechten Begriff darvon; Es iſt die innere, geheime, geiſtliche Region oder Zuſtand, darinnen GOTT wohnet, und lebet mit al- len ſeeligen Seelen und Heil. Engeln, welche alle in dieſem Reich leben und ſchweben in Gerechtigkeit, Fried und Freud in dem Heil. Geiſt, da iſt gar was anders als die Welt ſiehet, hoͤret, weißt, hat und vermag, von dieſem Reich ſagt Paulus a.
§. 2. Es ſeyen Ding, die kein Aug geſehen, kein Ohr gehoͤret,Jnsge- mein. und in keines Menſchen Hertzen geſtiegen, welche GOtt allein ſei- nen Lieblingen offenbahre, da ſind neue Gewaͤchs, neue Frucht, neuer Wein, gantz ander Gold und Edelgeſteinen, eine gantz ande- re Schoͤnheit, gantz andere Blumen, ein neuer Lufft, ein andere Sonn, mit einem Wort, gar ein andere Welt, neu, fuͤrtrefflich, geiſtlich, himmliſch und goͤttlich, da ſind Waſſer, die ins ewige Leben quillet, da lebet und webet alles von dem Anwehen des Heil. Geiſtes, da iſt der Weinſtock, der Wahrhafftige, der Baum des Lebens, und die Neugebohrnen eſſen darvon, im Geiſt und in der
Wahr-
a 1 Cor. II. 9.
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und die Pforte des Himmels.
ſchloſſenes Geheimniß bleiben, der Menſch mag Theologie ſtudiren,
ſo lang er will, ſcheint ihm nicht das Gnaden-Licht von oben, hilfft
ihm nicht GOttes Geiſt, ſo iſts um ihn geſchehen, und ſollte er auch
in denen ſchoͤnſten Predigten, die Lehr von der neuen Geburt ab-
handlen, ſo weißt er dennoch nicht, was es eigentlich ſey, und hat
nichts als dunckele Bilder und Woͤrter darvon, die in ſeinem Ge-
hirn in der Jrre herum fahren; Ach ſollte dieſer groſſe Ernſt JEſus
dieſes zweymahl wiederhohlte Amen nicht unſeren ſchlaͤfferigen und
traͤgen Sinn erwecken, als eine hellklingende Poſaunen GOttes,
ehe daß die Stimm des Ertz-Engels und der letzten Trompeten ge-
hoͤrt werden; Ach daß unſere Seelen deine Stimm HErr Chriſte
hoͤren moͤchten, und ſeelig leben unter dir in deinem Reich.
Wiederge-
burt er-
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Das dritte Capitel.
(II.) Die Herrlichkeit und der Urſprung des Reichs GOttes.
§. 1. Was JEſus verſtehe durch das Reich GOttes? Es iſt ein
gantz verborgen und unbekannt Land, wie auch ſeine Einwohner;
Die Welt vernimmt kein Zeitung draus, und hat nicht einen eintzi-
gen rechten Begriff darvon; Es iſt die innere, geheime, geiſtliche
Region oder Zuſtand, darinnen GOTT wohnet, und lebet mit al-
len ſeeligen Seelen und Heil. Engeln, welche alle in dieſem Reich
leben und ſchweben in Gerechtigkeit, Fried und Freud in dem Heil.
Geiſt, da iſt gar was anders als die Welt ſiehet, hoͤret, weißt,
hat und vermag, von dieſem Reich ſagt Paulus a.
Des
Reichs
GOttes
Herrlich-
keit wird
beſchrie-
ben.
§. 2. Es ſeyen Ding, die kein Aug geſehen, kein Ohr gehoͤret,
und in keines Menſchen Hertzen geſtiegen, welche GOtt allein ſei-
nen Lieblingen offenbahre, da ſind neue Gewaͤchs, neue Frucht,
neuer Wein, gantz ander Gold und Edelgeſteinen, eine gantz ande-
re Schoͤnheit, gantz andere Blumen, ein neuer Lufft, ein andere
Sonn, mit einem Wort, gar ein andere Welt, neu, fuͤrtrefflich,
geiſtlich, himmliſch und goͤttlich, da ſind Waſſer, die ins ewige
Leben quillet, da lebet und webet alles von dem Anwehen des Heil.
Geiſtes, da iſt der Weinſtock, der Wahrhafftige, der Baum des
Lebens, und die Neugebohrnen eſſen darvon, im Geiſt und in der
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/281>, abgerufen am 21.11.2024.
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