§. 9. Wann man nun dieses Geschenck haben will, so muß man sich gantz umkehren, die lustige Welt verlassen, seine Augen nur auf diesen JEsum wenden, Jhme zulauffen, kein Creutz, kein Leyden, so zu befahren wäre, scheuen, nur wacker durch alles, was uns von JEsu abhalten wolte, durchdringen, durchbrechen; welches aber ohne vieles Kämpffen und Ringen nicht geschehen mag.
Fehler so man da be- gehet.
§. 10. Allein diese innere Arbeit und Kampf des Geistes ist den faulen, fleischlich- und in die lustige Welt gantz verliebten Christen allzu langweilig, sie habens ehender gelesen und gehöret, als durch viel Flehen und Anhalten vom Himmel erbetten. Es gehen mehr Kösten, Mühe und Gefahr darauf, die Länder selbst zu durchwan- dern, und einigen Reichthum davon heim oder nacher Haus zu tra- gen, als nur etwan eine Reiß-Beschreibung davon zu lesen. Und wolte GOTT! daß wir, die wir andere lehren sollen, nichts an- ders redten, als was Christus in uns gewürcket, und GOTT durch seinen Geist in uns versiglet hat. Allein man übet im Stu- diren gemeiniglich mehr die Gedächtnuß und den Verstand, als aber den Glauben, Gebet und Liebe. Viele treibt auch Geld- und Ruhm- Begierde zum Studiren, die es aber wohl würden bleiben lassen, wann sie kein ander Einkommen als die Apostel, nemlich Band, Schläge, Armuth, Gefängnuß, Verjagung und dergleichen zu hof- fen hätten. Das mag so wohl hingehen vor den Menschen, wie es aber von dem gerechten Richter werde auffgenommen werden, wird jener Tag lehren.
Wir könnten noch viel andere Unterweisungen und Lehren aus un- serm Text ziehen. Wir hätten auch hier ein weitläufftiges Wort verschiedene Jrrthümer zu widerlegen. Allein ich hoffe, ihr werdet die klare Wahrheit genugsam sehen. Lasset uns diese Wort zu un- serm Nutzen anwenden, und zwar
Das fünffte Capitel.
Nutz zur Erfor- schung ob uns
Erstlich zur Erforschung.
§. 1. Wie stehts jetzt mit uns? Kommen wir zu Chisto? Jst uns nichts theurers, nichts erwünschters als seine Lehren? Seynd sie uns zuckersüß, ja süsser dann Honig und Honig-Seim? Erfreuen
wir
Wunder-Geheimnuß des
Wie man zu dieſem JEſu kom- men muͤſ- ſe.
§. 9. Wann man nun dieſes Geſchenck haben will, ſo muß man ſich gantz umkehren, die luſtige Welt verlaſſen, ſeine Augen nur auf dieſen JEſum wenden, Jhme zulauffen, kein Creutz, kein Leyden, ſo zu befahren waͤre, ſcheuen, nur wacker durch alles, was uns von JEſu abhalten wolte, durchdringen, durchbrechen; welches aber ohne vieles Kaͤmpffen und Ringen nicht geſchehen mag.
Fehler ſo man da be- gehet.
§. 10. Allein dieſe innere Arbeit und Kampf des Geiſtes iſt den faulen, fleiſchlich- und in die luſtige Welt gantz verliebten Chriſten allzu langweilig, ſie habens ehender geleſen und gehoͤret, als durch viel Flehen und Anhalten vom Himmel erbetten. Es gehen mehr Koͤſten, Muͤhe und Gefahr darauf, die Laͤnder ſelbſt zu durchwan- dern, und einigen Reichthum davon heim oder nacher Haus zu tra- gen, als nur etwan eine Reiß-Beſchreibung davon zu leſen. Und wolte GOTT! daß wir, die wir andere lehren ſollen, nichts an- ders redten, als was Chriſtus in uns gewuͤrcket, und GOTT durch ſeinen Geiſt in uns verſiglet hat. Allein man uͤbet im Stu- diren gemeiniglich mehr die Gedaͤchtnuß und den Verſtand, als aber den Glauben, Gebet und Liebe. Viele treibt auch Geld- und Ruhm- Begierde zum Studiren, die es aber wohl wuͤrden bleiben laſſen, wann ſie kein ander Einkommen als die Apoſtel, nemlich Band, Schlaͤge, Armuth, Gefaͤngnuß, Verjagung und dergleichen zu hof- fen haͤtten. Das mag ſo wohl hingehen vor den Menſchen, wie es aber von dem gerechten Richter werde auffgenommen werden, wird jener Tag lehren.
Wir koͤnnten noch viel andere Unterweiſungen und Lehren aus un- ſerm Text ziehen. Wir haͤtten auch hier ein weitlaͤufftiges Wort verſchiedene Jrrthuͤmer zu widerlegen. Allein ich hoffe, ihr werdet die klare Wahrheit genugſam ſehen. Laſſet uns dieſe Wort zu un- ſerm Nutzen anwenden, und zwar
Das fuͤnffte Capitel.
Nutz zur Erfor- ſchung ob uns
Erſtlich zur Erforſchung.
§. 1. Wie ſtehts jetzt mit uns? Kommen wir zu Chiſto? Jſt uns nichts theurers, nichts erwuͤnſchters als ſeine Lehren? Seynd ſie uns zuckerſuͤß, ja ſuͤſſer dann Honig und Honig-Seim? Erfreuen
wir
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Wunder-Geheimnuß des
§. 9. Wann man nun dieſes Geſchenck haben will, ſo muß man
ſich gantz umkehren, die luſtige Welt verlaſſen, ſeine Augen nur auf
dieſen JEſum wenden, Jhme zulauffen, kein Creutz, kein Leyden,
ſo zu befahren waͤre, ſcheuen, nur wacker durch alles, was uns von
JEſu abhalten wolte, durchdringen, durchbrechen; welches aber
ohne vieles Kaͤmpffen und Ringen nicht geſchehen mag.
§. 10. Allein dieſe innere Arbeit und Kampf des Geiſtes iſt den
faulen, fleiſchlich- und in die luſtige Welt gantz verliebten Chriſten
allzu langweilig, ſie habens ehender geleſen und gehoͤret, als durch
viel Flehen und Anhalten vom Himmel erbetten. Es gehen mehr
Koͤſten, Muͤhe und Gefahr darauf, die Laͤnder ſelbſt zu durchwan-
dern, und einigen Reichthum davon heim oder nacher Haus zu tra-
gen, als nur etwan eine Reiß-Beſchreibung davon zu leſen. Und
wolte GOTT! daß wir, die wir andere lehren ſollen, nichts an-
ders redten, als was Chriſtus in uns gewuͤrcket, und GOTT
durch ſeinen Geiſt in uns verſiglet hat. Allein man uͤbet im Stu-
diren gemeiniglich mehr die Gedaͤchtnuß und den Verſtand, als aber
den Glauben, Gebet und Liebe. Viele treibt auch Geld- und Ruhm-
Begierde zum Studiren, die es aber wohl wuͤrden bleiben laſſen,
wann ſie kein ander Einkommen als die Apoſtel, nemlich Band,
Schlaͤge, Armuth, Gefaͤngnuß, Verjagung und dergleichen zu hof-
fen haͤtten. Das mag ſo wohl hingehen vor den Menſchen, wie es
aber von dem gerechten Richter werde auffgenommen werden, wird
jener Tag lehren.
Wir koͤnnten noch viel andere Unterweiſungen und Lehren aus un-
ſerm Text ziehen. Wir haͤtten auch hier ein weitlaͤufftiges Wort
verſchiedene Jrrthuͤmer zu widerlegen. Allein ich hoffe, ihr werdet
die klare Wahrheit genugſam ſehen. Laſſet uns dieſe Wort zu un-
ſerm Nutzen anwenden, und zwar
Das fuͤnffte Capitel.
Erſtlich zur Erforſchung.
§. 1. Wie ſtehts jetzt mit uns? Kommen wir zu Chiſto? Jſt
uns nichts theurers, nichts erwuͤnſchters als ſeine Lehren? Seynd ſie
uns zuckerſuͤß, ja ſuͤſſer dann Honig und Honig-Seim? Erfreuen
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/128>, abgerufen am 21.11.2024.
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