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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
gehorchete und starb, und wurde ihr das Paradieß so lang verschlos-
sen, biß das neue Gebott der Buß und deß Glaubens in ihr empor
kame?

zu wel-
chem al-
lem sie Ja
sagte.

§. 12. Durch dieses und dergleichen Anfragen und Unterweisun-
gen ward das harte Hertz dieser allbereit gesetzlich frommen, ehrba-
ren Rebecca dergestalten gerühret, daß sie mit Thränen antworte-
te: Ja mein lieber Herr Jsaac! der mir jetz so hoch angepriesene
JESUS solle mein Liecht, meine Sonne, mein Heilbrunn, meine
Gerechtigkeit, das Jauchtzen meines Hertzens, mein Trost, Freude,
Friede, Labsal, Balsam, Leben, Heiligung, ja ein gantz unendlicher Him-
mel voller Seligkeiten seyn, seine Augen sollen mich berathen, leiten,
seine Händ stärcken, heilen, sein Mund lehren, bestraffen, bessern,
seine Hertzens-Liebe meine Speise, Tranck, mein Schmuck und Zier-
de seyn; Gesegnet seye die Stund und der Tag, da ich einen unbe-
kanten fremden Mann aus freundlicher Dienstfertigkeit geträncket,
ich habe meinen Lohn mit nichten verlohren, dieser Trunck kaltes
Wassers hat mich zu einem Mann gebracht, dessen Bekanntschafft
ich um das gröste Königreich auf Erden nimmermehr vertauschete.
Also wurde sie eingepfropfet in das heilige Volck, in das Königli-
che Priesterreich, in das auserwählte, höchst-bognadete Geschlecht,
welches von Ewigkeit her bestimmet und auserkohren ware zu seyn
der Stamm-Baum deß Messias; also ward sie theilhafftig der Wur-
tzel und Feißte deß Oelbaums a, und ward Jsaacs Weib.

Das zweyte Capitel.
Von der ehlichen Verbindung und süssen Beysammenwohnung des Jsaacs
und der Rebecca.
Jsaacs
eheliche
Verbin-
dung mit
der Re-
becca.

§. 1. III. Die eheliche Verbindung: und sie ward sein Weib.
Als ob Jsaac hätte gesagt: Nun ich siehe daß dein Hertz ist ein
gesegnetes Land, da das Evangelium eintringt und getruncken wird
als ein Himmels-süsser Thau und Regen, also daß mit der Saat
zugleich die reiffe Ernde dastehet, und so geschwind alles angefüllet
wird mit Früchten der Gerechtigkeit und Heiligkeit. Nun ich siehe,

daß
a Rom. XI. 17.

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
gehorchete und ſtarb, und wurde ihr das Paradieß ſo lang verſchloſ-
ſen, biß das neue Gebott der Buß und deß Glaubens in ihr empor
kame?

zu wel-
chem al-
lem ſie Ja
ſagte.

§. 12. Durch dieſes und dergleichen Anfragen und Unterweiſun-
gen ward das harte Hertz dieſer allbereit geſetzlich frommen, ehrba-
ren Rebecca dergeſtalten geruͤhret, daß ſie mit Thraͤnen antworte-
te: Ja mein lieber Herr Jſaac! der mir jetz ſo hoch angeprieſene
JESUS ſolle mein Liecht, meine Sonne, mein Heilbrunn, meine
Gerechtigkeit, das Jauchtzen meines Hertzens, mein Troſt, Freude,
Friede, Labſal, Balſam, Leben, Heiligung, ja ein gantz unendlicher Him-
mel voller Seligkeiten ſeyn, ſeine Augen ſollen mich berathen, leiten,
ſeine Haͤnd ſtaͤrcken, heilen, ſein Mund lehren, beſtraffen, beſſern,
ſeine Hertzens-Liebe meine Speiſe, Tranck, mein Schmuck und Zier-
de ſeyn; Geſegnet ſeye die Stund und der Tag, da ich einen unbe-
kanten fremden Mann aus freundlicher Dienſtfertigkeit getraͤncket,
ich habe meinen Lohn mit nichten verlohren, dieſer Trunck kaltes
Waſſers hat mich zu einem Mann gebracht, deſſen Bekanntſchafft
ich um das groͤſte Koͤnigreich auf Erden nimmermehr vertauſchete.
Alſo wurde ſie eingepfropfet in das heilige Volck, in das Koͤnigli-
che Prieſterreich, in das auserwaͤhlte, hoͤchſt-bognadete Geſchlecht,
welches von Ewigkeit her beſtimmet und auserkohren ware zu ſeyn
der Stamm-Baum deß Meſſias; alſo ward ſie theilhafftig der Wur-
tzel und Feißte deß Oelbaums a, und ward Jſaacs Weib.

Das zweyte Capitel.
Von der ehlichen Verbindung und ſuͤſſen Beyſammenwohnung des Jſaacs
und der Rebecca.
Jſaacs
eheliche
Verbin-
dung mit
der Re-
becca.

§. 1. III. Die eheliche Verbindung: und ſie ward ſein Weib.
Als ob Jſaac haͤtte geſagt: Nun ich ſiehe daß dein Hertz iſt ein
geſegnetes Land, da das Evangelium eintringt und getruncken wird
als ein Himmels-ſuͤſſer Thau und Regen, alſo daß mit der Saat
zugleich die reiffe Ernde daſtehet, und ſo geſchwind alles angefuͤllet
wird mit Fruͤchten der Gerechtigkeit und Heiligkeit. Nun ich ſiehe,

daß
a Rom. XI. 17.
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[1162/1258] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu gehorchete und ſtarb, und wurde ihr das Paradieß ſo lang verſchloſ- ſen, biß das neue Gebott der Buß und deß Glaubens in ihr empor kame? §. 12. Durch dieſes und dergleichen Anfragen und Unterweiſun- gen ward das harte Hertz dieſer allbereit geſetzlich frommen, ehrba- ren Rebecca dergeſtalten geruͤhret, daß ſie mit Thraͤnen antworte- te: Ja mein lieber Herr Jſaac! der mir jetz ſo hoch angeprieſene JESUS ſolle mein Liecht, meine Sonne, mein Heilbrunn, meine Gerechtigkeit, das Jauchtzen meines Hertzens, mein Troſt, Freude, Friede, Labſal, Balſam, Leben, Heiligung, ja ein gantz unendlicher Him- mel voller Seligkeiten ſeyn, ſeine Augen ſollen mich berathen, leiten, ſeine Haͤnd ſtaͤrcken, heilen, ſein Mund lehren, beſtraffen, beſſern, ſeine Hertzens-Liebe meine Speiſe, Tranck, mein Schmuck und Zier- de ſeyn; Geſegnet ſeye die Stund und der Tag, da ich einen unbe- kanten fremden Mann aus freundlicher Dienſtfertigkeit getraͤncket, ich habe meinen Lohn mit nichten verlohren, dieſer Trunck kaltes Waſſers hat mich zu einem Mann gebracht, deſſen Bekanntſchafft ich um das groͤſte Koͤnigreich auf Erden nimmermehr vertauſchete. Alſo wurde ſie eingepfropfet in das heilige Volck, in das Koͤnigli- che Prieſterreich, in das auserwaͤhlte, hoͤchſt-bognadete Geſchlecht, welches von Ewigkeit her beſtimmet und auserkohren ware zu ſeyn der Stamm-Baum deß Meſſias; alſo ward ſie theilhafftig der Wur- tzel und Feißte deß Oelbaums a, und ward Jſaacs Weib. Das zweyte Capitel. Von der ehlichen Verbindung und ſuͤſſen Beyſammenwohnung des Jſaacs und der Rebecca. §. 1. III. Die eheliche Verbindung: und ſie ward ſein Weib. Als ob Jſaac haͤtte geſagt: Nun ich ſiehe daß dein Hertz iſt ein geſegnetes Land, da das Evangelium eintringt und getruncken wird als ein Himmels-ſuͤſſer Thau und Regen, alſo daß mit der Saat zugleich die reiffe Ernde daſtehet, und ſo geſchwind alles angefuͤllet wird mit Fruͤchten der Gerechtigkeit und Heiligkeit. Nun ich ſiehe, daß a Rom. XI. 17.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1258>, abgerufen am 21.11.2024.