Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Labsal in Trübsal.
GOttes gebracht werden; also daß dir um Versicherung deines
Wegs und um Trost aus dem Mund JEsu sehr bange seye.

Das achte Capitel.
Klag über die Wenigkeit deren die JEsu folgen, mit Bestraffung
und Ankündung des Elendes, so sie betreffen wird.
Es seynd
sehr wenig
anzutref-
fen, wel-
che da
seynd wie
sie JEsus
haben
will.

§. 1. O wie wenig finden sich solche, als JEsus haben will, und
doch können keine andere in Ewigkeit erhalten werden als diese: Da-
rum mercket, was ich euch jetzo sagen will.

Sind nicht alle Gassen und Häuser voll solcher HErr HErr Sa-
ger! die ihre Ruh im Sichtbaren suchen, die das Honig der De-
muth, Sanfftmuth und Mildigkeit JEsu nie gekostet! die sich im-
mer gerne von ihren unruhigen Begierden umtreiben lassen und wie
Rabben sich auf das Welt-Aaß setzen! ihre Erquickung antreffen ob
dem Schwein-Trog und wohl bey weitem nicht im Bild, Sinn und
Geist JEsu vor GOtt stehen, also daß ihr Leben sey eine Production und
Ausfluß des Lebens JEsu Christi in sie; die ohn Unterlaß mit inniger
Hertzens-Wonne im Himmel vor GOttes Majestät liegen, bitten,
empfahen, erfüllt, gesättiget werden, weder Welt noch einig Lei-
den, Ubel, Betrangnuß, besorgen, weil sie in GOttes unmäßiger
Huld durch Christum als auf einem hohen Thurn und Felsen erhaben,
keine Wellen förchten.

Wo will man solche antreffen?

Die nicht mit Jsrael nach den Götzen der Völckern lauffen und an-
dere Quellen suchen, weil sie an GOtt gnug und satt haben, und
keines Dings bedürffen, weil GOTT alles gibt allein was man gu-
tes, seeliges haben kan im Himmel und auch auf Erden; so daß ihr
Geist von gutem (vom H. Geist gantz eingenommenen und von JEsu
erleuchteten, gereinigten, besessenen) Hertzen allezeit in und mit
GOTT sich aufhalte, von ihm gefasset, umgeben, bestrahlet und
beseliget wie ein Fisch vom Ocean.

Jst nicht so, daß diese göttliche Ruh, Freud, Ruhm in allen
Verdrießlichkeiten, diese Belustigung an der Fülle der Gütern Chri-
sti, sehr unbekannt, wie bang wirds manchem andächtig zu betten,
und so er nicht besorgte, er möchte wohl ewig verlohren gehen, so

unter-

Labſal in Truͤbſal.
GOttes gebracht werden; alſo daß dir um Verſicherung deines
Wegs und um Troſt aus dem Mund JEſu ſehr bange ſeye.

Das achte Capitel.
Klag uͤber die Wenigkeit deren die JEſu folgen, mit Beſtraffung
und Ankuͤndung des Elendes, ſo ſie betreffen wird.
Es ſeynd
ſehꝛ wenig
anzutref-
fen, wel-
che da
ſeynd wie
ſie JEſus
haben
will.

§. 1. O wie wenig finden ſich ſolche, als JEſus haben will, und
doch koͤnnen keine andere in Ewigkeit erhalten werden als dieſe: Da-
rum mercket, was ich euch jetzo ſagen will.

Sind nicht alle Gaſſen und Haͤuſer voll ſolcher HErr HErr Sa-
ger! die ihre Ruh im Sichtbaren ſuchen, die das Honig der De-
muth, Sanfftmuth und Mildigkeit JEſu nie gekoſtet! die ſich im-
mer gerne von ihren unruhigen Begierden umtreiben laſſen und wie
Rabben ſich auf das Welt-Aaß ſetzen! ihre Erquickung antreffen ob
dem Schwein-Trog und wohl bey weitem nicht im Bild, Sinn und
Geiſt JEſu vor GOtt ſtehen, alſo daß ihr Leben ſey eine Production und
Ausfluß des Lebens JEſu Chriſti in ſie; die ohn Unterlaß mit inniger
Hertzens-Wonne im Himmel vor GOttes Majeſtaͤt liegen, bitten,
empfahen, erfuͤllt, geſaͤttiget werden, weder Welt noch einig Lei-
den, Ubel, Betrangnuß, beſorgen, weil ſie in GOttes unmaͤßiger
Huld durch Chriſtum als auf einem hohen Thurn und Felſen erhaben,
keine Wellen foͤrchten.

Wo will man ſolche antreffen?

Die nicht mit Jſrael nach den Goͤtzen der Voͤlckern lauffen und an-
dere Quellen ſuchen, weil ſie an GOtt gnug und ſatt haben, und
keines Dings beduͤrffen, weil GOTT alles gibt allein was man gu-
tes, ſeeliges haben kan im Himmel und auch auf Erden; ſo daß ihr
Geiſt von gutem (vom H. Geiſt gantz eingenommenen und von JEſu
erleuchteten, gereinigten, beſeſſenen) Hertzen allezeit in und mit
GOTT ſich aufhalte, von ihm gefaſſet, umgeben, beſtrahlet und
beſeliget wie ein Fiſch vom Ocean.

Jſt nicht ſo, daß dieſe goͤttliche Ruh, Freud, Ruhm in allen
Verdrießlichkeiten, dieſe Beluſtigung an der Fuͤlle der Guͤtern Chri-
ſti, ſehr unbekannt, wie bang wirds manchem andaͤchtig zu betten,
und ſo er nicht beſorgte, er moͤchte wohl ewig verlohren gehen, ſo

unter-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1220" n="1124"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lab&#x017F;al in Tru&#x0364;b&#x017F;al.</hi></fw><lb/>
GOttes gebracht werden; al&#x017F;o daß dir um Ver&#x017F;icherung deines<lb/>
Wegs und um Tro&#x017F;t aus dem Mund JE&#x017F;u &#x017F;ehr bange &#x017F;eye.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das achte Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Klag u&#x0364;ber die Wenigkeit deren die JE&#x017F;u folgen, mit Be&#x017F;traffung<lb/>
und Anku&#x0364;ndung des Elendes, &#x017F;o &#x017F;ie betreffen wird.</hi> </head><lb/>
          <note place="left">Es &#x017F;eynd<lb/>
&#x017F;eh&#xA75B; wenig<lb/>
anzutref-<lb/>
fen, wel-<lb/>
che da<lb/>
&#x017F;eynd wie<lb/>
&#x017F;ie JE&#x017F;us<lb/>
haben<lb/>
will.</note>
          <p>§. 1. O wie wenig finden &#x017F;ich &#x017F;olche, als JE&#x017F;us haben will, und<lb/>
doch ko&#x0364;nnen keine andere in Ewigkeit erhalten werden als die&#x017F;e: Da-<lb/>
rum mercket, was ich euch jetzo &#x017F;agen will.</p><lb/>
          <p>Sind nicht alle Ga&#x017F;&#x017F;en und Ha&#x0364;u&#x017F;er voll &#x017F;olcher HErr HErr Sa-<lb/>
ger! die ihre Ruh im Sichtbaren &#x017F;uchen, die das Honig der De-<lb/>
muth, Sanfftmuth und Mildigkeit JE&#x017F;u nie geko&#x017F;tet! die &#x017F;ich im-<lb/>
mer gerne von ihren unruhigen Begierden umtreiben la&#x017F;&#x017F;en und wie<lb/>
Rabben &#x017F;ich auf das Welt-Aaß &#x017F;etzen! ihre Erquickung antreffen ob<lb/>
dem Schwein-Trog und wohl bey weitem nicht im Bild, Sinn und<lb/>
Gei&#x017F;t JE&#x017F;u vor GOtt &#x017F;tehen, al&#x017F;o daß ihr Leben &#x017F;ey eine Production und<lb/>
Ausfluß des Lebens JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti in &#x017F;ie; die ohn Unterlaß mit inniger<lb/>
Hertzens-Wonne im Himmel vor GOttes Maje&#x017F;ta&#x0364;t liegen, bitten,<lb/>
empfahen, erfu&#x0364;llt, ge&#x017F;a&#x0364;ttiget werden, weder Welt noch einig Lei-<lb/>
den, Ubel, Betrangnuß, be&#x017F;orgen, weil &#x017F;ie in GOttes unma&#x0364;ßiger<lb/>
Huld durch Chri&#x017F;tum als auf einem hohen Thurn und Fel&#x017F;en erhaben,<lb/>
keine Wellen fo&#x0364;rchten.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Wo will man &#x017F;olche antreffen?</hi> </p><lb/>
          <p>Die nicht mit J&#x017F;rael nach den Go&#x0364;tzen der Vo&#x0364;lckern lauffen und an-<lb/>
dere Quellen &#x017F;uchen, weil &#x017F;ie an GOtt gnug und &#x017F;att haben, und<lb/>
keines Dings bedu&#x0364;rffen, weil GOTT alles gibt allein was man gu-<lb/>
tes, &#x017F;eeliges haben kan im Himmel und auch auf Erden; &#x017F;o daß ihr<lb/>
Gei&#x017F;t von gutem (vom H. Gei&#x017F;t gantz eingenommenen und von JE&#x017F;u<lb/>
erleuchteten, gereinigten, be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;enen) Hertzen allezeit in und mit<lb/>
GOTT &#x017F;ich aufhalte, von ihm gefa&#x017F;&#x017F;et, umgeben, be&#x017F;trahlet und<lb/>
be&#x017F;eliget wie ein Fi&#x017F;ch vom Ocean.</p><lb/>
          <p>J&#x017F;t nicht &#x017F;o, daß die&#x017F;e go&#x0364;ttliche Ruh, Freud, Ruhm in allen<lb/>
Verdrießlichkeiten, die&#x017F;e Belu&#x017F;tigung an der Fu&#x0364;lle der Gu&#x0364;tern Chri-<lb/>
&#x017F;ti, &#x017F;ehr unbekannt, wie bang wirds manchem anda&#x0364;chtig zu betten,<lb/>
und &#x017F;o er nicht be&#x017F;orgte, er mo&#x0364;chte wohl ewig verlohren gehen, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">unter-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1124/1220] Labſal in Truͤbſal. GOttes gebracht werden; alſo daß dir um Verſicherung deines Wegs und um Troſt aus dem Mund JEſu ſehr bange ſeye. Das achte Capitel. Klag uͤber die Wenigkeit deren die JEſu folgen, mit Beſtraffung und Ankuͤndung des Elendes, ſo ſie betreffen wird. §. 1. O wie wenig finden ſich ſolche, als JEſus haben will, und doch koͤnnen keine andere in Ewigkeit erhalten werden als dieſe: Da- rum mercket, was ich euch jetzo ſagen will. Sind nicht alle Gaſſen und Haͤuſer voll ſolcher HErr HErr Sa- ger! die ihre Ruh im Sichtbaren ſuchen, die das Honig der De- muth, Sanfftmuth und Mildigkeit JEſu nie gekoſtet! die ſich im- mer gerne von ihren unruhigen Begierden umtreiben laſſen und wie Rabben ſich auf das Welt-Aaß ſetzen! ihre Erquickung antreffen ob dem Schwein-Trog und wohl bey weitem nicht im Bild, Sinn und Geiſt JEſu vor GOtt ſtehen, alſo daß ihr Leben ſey eine Production und Ausfluß des Lebens JEſu Chriſti in ſie; die ohn Unterlaß mit inniger Hertzens-Wonne im Himmel vor GOttes Majeſtaͤt liegen, bitten, empfahen, erfuͤllt, geſaͤttiget werden, weder Welt noch einig Lei- den, Ubel, Betrangnuß, beſorgen, weil ſie in GOttes unmaͤßiger Huld durch Chriſtum als auf einem hohen Thurn und Felſen erhaben, keine Wellen foͤrchten. Wo will man ſolche antreffen? Die nicht mit Jſrael nach den Goͤtzen der Voͤlckern lauffen und an- dere Quellen ſuchen, weil ſie an GOtt gnug und ſatt haben, und keines Dings beduͤrffen, weil GOTT alles gibt allein was man gu- tes, ſeeliges haben kan im Himmel und auch auf Erden; ſo daß ihr Geiſt von gutem (vom H. Geiſt gantz eingenommenen und von JEſu erleuchteten, gereinigten, beſeſſenen) Hertzen allezeit in und mit GOTT ſich aufhalte, von ihm gefaſſet, umgeben, beſtrahlet und beſeliget wie ein Fiſch vom Ocean. Jſt nicht ſo, daß dieſe goͤttliche Ruh, Freud, Ruhm in allen Verdrießlichkeiten, dieſe Beluſtigung an der Fuͤlle der Guͤtern Chri- ſti, ſehr unbekannt, wie bang wirds manchem andaͤchtig zu betten, und ſo er nicht beſorgte, er moͤchte wohl ewig verlohren gehen, ſo unter-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1220
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1220>, abgerufen am 13.11.2024.