Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Labsal in Trübsal.
Hülffe von Christo zu gewarten; davon uns folgende geschriebene
Zeugnisse des HErren gewissen und unwandelbaren Bericht ertheilen
zu ewigem Trost der nie versieget, allen krancken Seelen zu gutem;
indem der vollkommene Menschen-Freund bey allen Gelegenheiten
ein gleiches Lieb-volles und Hülff-williges Hertz gegen beschwerten,
Heiligungs-begierigen Sündern beständig ohne einige Wanckelmü-
thigkeit bezeuget, wie sie nach einander lauten a:

Buß und
Glauben
versichern
einen von
seiner
Seelig-
keit.

§. 11. (6.) Daß ein Mensch seiner Seeligkeit gewiß seyn könne,
aus dem Werck der Buß und des Glaubens, weil sich ein jeder Be-
kehrter wohl wird zu erinnern wissen, wann und aus was Anlaß,
durch was Mittel er aus dem Sünden-Schlaff erwachet, seine Ent-
fernung von JEsu empfunden, in der Wüsten dieser Welt den Tod
vor Augen gesehen; wie brünstig er nach der Lebens-Quell gedürstet,
wie er JEsum gesucht und gefunden, was vor eine seelige Sattigkeit
auf den Hunger erfolget; Welche Angst und Beklemmung man ge-
habt sich durch die enge Porten der neuen Geburt hindurch zu win-
den, klein und niedrig zu werden, und alles abstreiffen zu lassen, was
nicht zum Reich der Gnaden und zur Verklärung GOttes in uns
dienet; Was mühsamen Streit und Arbeit man gehabt, ehe der
schmale Weg des Lebens gefunden und der Friede in Christo erreichet
worden; Da stehen die Erlösete und Begnadigte am Ufer des rothen
Meers und singen Danck-Lieder, sie sind am Port, und gedencken an
den Sturm, Ungewitter und Wellen des Zweiffels und Anklagen.
Nun ist einmahl ihre Seel zur Ruh kommen in Christi süsser Liebe.

O unmäßige Liebe GOttes und JEsu Christi!

Das siebende Capitel.
Von der Prüffung seines eigenen Zustandes und woran man erkennen
könne, daß man zu JEsu gekommen seye.
Man muß
sich wohl
prüffen

§. 1. Nichts ist dem Menschen so nöthig und seelig, als die ge-
naue unpartheyische Erforschung seines eigenen Zustands; sonderlich
in denen Dingen, daran das unermessene Gewicht unser Seeligkeit
schlechter dings hanget; demnach aber die meiste Menschen aus fauler

Thum-
a Matth. IX. 13. XVIII. 11. Marc. II. 17. Luc. V. 32. XIV. 21. XV. 7. XIX.
10. 1 Tim. I. 15. Jes. LVII. 16. LXI. 3. Psal. XXX. 12. CXXVI. CXLV. 14.
18. CXLI. 7. 8. 9. CXLVI.
3. 10. 11.

Labſal in Truͤbſal.
Huͤlffe von Chriſto zu gewarten; davon uns folgende geſchriebene
Zeugniſſe des HErren gewiſſen und unwandelbaren Bericht ertheilen
zu ewigem Troſt der nie verſieget, allen krancken Seelen zu gutem;
indem der vollkommene Menſchen-Freund bey allen Gelegenheiten
ein gleiches Lieb-volles und Huͤlff-williges Hertz gegen beſchwerten,
Heiligungs-begierigen Suͤndern beſtaͤndig ohne einige Wanckelmuͤ-
thigkeit bezeuget, wie ſie nach einander lauten a:

Buß und
Glauben
verſichern
einen von
ſeiner
Seelig-
keit.

§. 11. (6.) Daß ein Menſch ſeiner Seeligkeit gewiß ſeyn koͤnne,
aus dem Werck der Buß und des Glaubens, weil ſich ein jeder Be-
kehrter wohl wird zu erinnern wiſſen, wann und aus was Anlaß,
durch was Mittel er aus dem Suͤnden-Schlaff erwachet, ſeine Ent-
fernung von JEſu empfunden, in der Wuͤſten dieſer Welt den Tod
vor Augen geſehen; wie bruͤnſtig er nach der Lebens-Quell geduͤrſtet,
wie er JEſum geſucht und gefunden, was vor eine ſeelige Sattigkeit
auf den Hunger erfolget; Welche Angſt und Beklemmung man ge-
habt ſich durch die enge Porten der neuen Geburt hindurch zu win-
den, klein und niedrig zu werden, und alles abſtreiffen zu laſſen, was
nicht zum Reich der Gnaden und zur Verklaͤrung GOttes in uns
dienet; Was muͤhſamen Streit und Arbeit man gehabt, ehe der
ſchmale Weg des Lebens gefunden und der Friede in Chriſto erreichet
worden; Da ſtehen die Erloͤſete und Begnadigte am Ufer des rothen
Meers und ſingen Danck-Lieder, ſie ſind am Port, und gedencken an
den Sturm, Ungewitter und Wellen des Zweiffels und Anklagen.
Nun iſt einmahl ihre Seel zur Ruh kommen in Chriſti ſuͤſſer Liebe.

O unmaͤßige Liebe GOttes und JEſu Chriſti!

Das ſiebende Capitel.
Von der Pruͤffung ſeines eigenen Zuſtandes und woran man erkennen
koͤnne, daß man zu JEſu gekommen ſeye.
Man muß
ſich wohl
pruͤffen

§. 1. Nichts iſt dem Menſchen ſo noͤthig und ſeelig, als die ge-
naue unpartheyiſche Erforſchung ſeines eigenen Zuſtands; ſonderlich
in denen Dingen, daran das unermeſſene Gewicht unſer Seeligkeit
ſchlechter dings hanget; demnach aber die meiſte Menſchen aus fauler

Thum-
a Matth. IX. 13. XVIII. 11. Marc. II. 17. Luc. V. 32. XIV. 21. XV. 7. XIX.
10. 1 Tim. I. 15. Jeſ. LVII. 16. LXI. 3. Pſal. XXX. 12. CXXVI. CXLV. 14.
18. CXLI. 7. 8. 9. CXLVI.
3. 10. 11.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1214" n="1118"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lab&#x017F;al in Tru&#x0364;b&#x017F;al.</hi></fw><lb/>
Hu&#x0364;lffe von Chri&#x017F;to zu gewarten; davon uns folgende ge&#x017F;chriebene<lb/>
Zeugni&#x017F;&#x017F;e des HErren gewi&#x017F;&#x017F;en und unwandelbaren Bericht ertheilen<lb/>
zu ewigem Tro&#x017F;t der nie ver&#x017F;ieget, allen krancken Seelen zu gutem;<lb/>
indem der vollkommene Men&#x017F;chen-Freund bey allen Gelegenheiten<lb/>
ein gleiches Lieb-volles und Hu&#x0364;lff-williges Hertz gegen be&#x017F;chwerten,<lb/>
Heiligungs-begierigen Su&#x0364;ndern be&#x017F;ta&#x0364;ndig ohne einige Wanckelmu&#x0364;-<lb/>
thigkeit bezeuget, wie &#x017F;ie nach einander lauten <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Matth. IX. 13. XVIII. 11. Marc. II. 17. Luc. V. 32. XIV. 21. XV. 7. XIX.<lb/>
10. 1 Tim. I. 15. Je&#x017F;. LVII. 16. LXI. 3. P&#x017F;al. XXX. 12. CXXVI. CXLV. 14.<lb/>
18. CXLI. 7. 8. 9. CXLVI.</hi> 3. 10. 11.</note>:</p><lb/>
          <note place="left">Buß und<lb/>
Glauben<lb/>
ver&#x017F;ichern<lb/>
einen von<lb/>
&#x017F;einer<lb/>
Seelig-<lb/>
keit.</note>
          <p>§. 11. (6.) Daß ein Men&#x017F;ch &#x017F;einer Seeligkeit gewiß &#x017F;eyn ko&#x0364;nne,<lb/>
aus dem Werck der Buß und des Glaubens, weil &#x017F;ich ein jeder Be-<lb/>
kehrter wohl wird zu erinnern wi&#x017F;&#x017F;en, wann und aus was Anlaß,<lb/>
durch was Mittel er aus dem Su&#x0364;nden-Schlaff erwachet, &#x017F;eine Ent-<lb/>
fernung von JE&#x017F;u empfunden, in der Wu&#x0364;&#x017F;ten die&#x017F;er Welt den Tod<lb/>
vor Augen ge&#x017F;ehen; wie bru&#x0364;n&#x017F;tig er nach der Lebens-Quell gedu&#x0364;r&#x017F;tet,<lb/>
wie er JE&#x017F;um ge&#x017F;ucht und gefunden, was vor eine &#x017F;eelige Sattigkeit<lb/>
auf den Hunger erfolget; Welche Ang&#x017F;t und Beklemmung man ge-<lb/>
habt &#x017F;ich durch die enge Porten der neuen Geburt hindurch zu win-<lb/>
den, klein und niedrig zu werden, und alles ab&#x017F;treiffen zu la&#x017F;&#x017F;en, was<lb/>
nicht zum Reich der Gnaden und zur Verkla&#x0364;rung GOttes in uns<lb/>
dienet; Was mu&#x0364;h&#x017F;amen Streit und Arbeit man gehabt, ehe der<lb/>
&#x017F;chmale Weg des Lebens gefunden und der Friede in Chri&#x017F;to erreichet<lb/>
worden; Da &#x017F;tehen die Erlo&#x0364;&#x017F;ete und Begnadigte am Ufer des rothen<lb/>
Meers und &#x017F;ingen Danck-Lieder, &#x017F;ie &#x017F;ind am Port, und gedencken an<lb/>
den Sturm, Ungewitter und Wellen des Zweiffels und Anklagen.<lb/>
Nun i&#x017F;t einmahl ihre Seel zur Ruh kommen in Chri&#x017F;ti &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Liebe.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">O unma&#x0364;ßige Liebe GOttes und JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti!</hi> </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;iebende Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von der Pru&#x0364;ffung &#x017F;eines eigenen Zu&#x017F;tandes und woran man erkennen<lb/>
ko&#x0364;nne, daß man zu JE&#x017F;u gekommen &#x017F;eye.</hi> </head><lb/>
          <note place="left">Man muß<lb/>
&#x017F;ich wohl<lb/>
pru&#x0364;ffen</note>
          <p>§. 1. Nichts i&#x017F;t dem Men&#x017F;chen &#x017F;o no&#x0364;thig und &#x017F;eelig, als die ge-<lb/>
naue unpartheyi&#x017F;che Erfor&#x017F;chung &#x017F;eines eigenen Zu&#x017F;tands; &#x017F;onderlich<lb/>
in denen Dingen, daran das unerme&#x017F;&#x017F;ene Gewicht un&#x017F;er Seeligkeit<lb/>
&#x017F;chlechter dings hanget; demnach aber die mei&#x017F;te Men&#x017F;chen aus fauler<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Thum-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1118/1214] Labſal in Truͤbſal. Huͤlffe von Chriſto zu gewarten; davon uns folgende geſchriebene Zeugniſſe des HErren gewiſſen und unwandelbaren Bericht ertheilen zu ewigem Troſt der nie verſieget, allen krancken Seelen zu gutem; indem der vollkommene Menſchen-Freund bey allen Gelegenheiten ein gleiches Lieb-volles und Huͤlff-williges Hertz gegen beſchwerten, Heiligungs-begierigen Suͤndern beſtaͤndig ohne einige Wanckelmuͤ- thigkeit bezeuget, wie ſie nach einander lauten a: §. 11. (6.) Daß ein Menſch ſeiner Seeligkeit gewiß ſeyn koͤnne, aus dem Werck der Buß und des Glaubens, weil ſich ein jeder Be- kehrter wohl wird zu erinnern wiſſen, wann und aus was Anlaß, durch was Mittel er aus dem Suͤnden-Schlaff erwachet, ſeine Ent- fernung von JEſu empfunden, in der Wuͤſten dieſer Welt den Tod vor Augen geſehen; wie bruͤnſtig er nach der Lebens-Quell geduͤrſtet, wie er JEſum geſucht und gefunden, was vor eine ſeelige Sattigkeit auf den Hunger erfolget; Welche Angſt und Beklemmung man ge- habt ſich durch die enge Porten der neuen Geburt hindurch zu win- den, klein und niedrig zu werden, und alles abſtreiffen zu laſſen, was nicht zum Reich der Gnaden und zur Verklaͤrung GOttes in uns dienet; Was muͤhſamen Streit und Arbeit man gehabt, ehe der ſchmale Weg des Lebens gefunden und der Friede in Chriſto erreichet worden; Da ſtehen die Erloͤſete und Begnadigte am Ufer des rothen Meers und ſingen Danck-Lieder, ſie ſind am Port, und gedencken an den Sturm, Ungewitter und Wellen des Zweiffels und Anklagen. Nun iſt einmahl ihre Seel zur Ruh kommen in Chriſti ſuͤſſer Liebe. O unmaͤßige Liebe GOttes und JEſu Chriſti! Das ſiebende Capitel. Von der Pruͤffung ſeines eigenen Zuſtandes und woran man erkennen koͤnne, daß man zu JEſu gekommen ſeye. §. 1. Nichts iſt dem Menſchen ſo noͤthig und ſeelig, als die ge- naue unpartheyiſche Erforſchung ſeines eigenen Zuſtands; ſonderlich in denen Dingen, daran das unermeſſene Gewicht unſer Seeligkeit ſchlechter dings hanget; demnach aber die meiſte Menſchen aus fauler Thum- a Matth. IX. 13. XVIII. 11. Marc. II. 17. Luc. V. 32. XIV. 21. XV. 7. XIX. 10. 1 Tim. I. 15. Jeſ. LVII. 16. LXI. 3. Pſal. XXX. 12. CXXVI. CXLV. 14. 18. CXLI. 7. 8. 9. CXLVI. 3. 10. 11.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1214
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1214>, abgerufen am 13.11.2024.