che zur Hand zu nehmen, ihr seine Herrlichkeit zu offenbahren und nunmehro sie erfahren zu lassen, was er vermöge, nachdem sie lang probiert und sich müde gearbeitet, daß ihr endlich ihr eigner Vor- rath von guten Wercken zur verdrießlichen Last und eckelhafften Bür- de worden; welches das andere ist, das JEsus an denen armen Leu- ten merckt und sie deßwegen zu sich ruffet, nemlich
Das vierte Capitel. Noch ferner von den Persohnen die JEsus zu sich ruffet, und zwar von den Belästigten, wer sie seyen etc.
§. 1. Belästigte: Wie ein Schiff, das eine schwere LadungBelästig- te, wer sie seyen. hat, daß es in Gefahr ist zu versincken, oder wie ein Wagen, der unter der Last krachet und kirret, oder wie ein Wandersmann, der einen schweren Büntel allerley Haußrath, Zeug und nichtswerthige Sachen tragt, daß ihm der Rucken davon gantz geschunden wird.
Das sind Seelen, über die JEsu gutes Hertz gar jämmerig und letz thut, es ist ihm nicht anderst, als hätte er die Bürde auf ihm selbst; dann es sind rechtschaffen elende, betrübte Hertzen, es lauf- fet jedweder Bock über sie hin, und will an ihnen zum Ritter wer- den; da sie ohne das Lastes gnug auf ihnen haben, dessen sie nicht loß werden können mit keinem Lieb.
§. 2. Es lästiget sie (1.) GOttes Ungnad, sie sind in allem wasDieselbe belästiget GOttes Ungnade, sie angreiffen und fürnehmen des Göttlichen Wohlgefallens ungewiß, dencken stets, sie erzürnen GOtt nur darmit, das druckt sie, daß es ihnen möcht das Hertz abstossen, weil sie nicht wissen, wie sie mit GOtt dran sind, das Zeugniß seines Geistes fühlen sie nicht, kein Engel erscheint ihnen Actor. 10. meinen es sey nur alles vergebne Müh und Arbeit, sie schreyen, aber da ist keine Aenderung, zum HErren, aber er antwortete ihnen nicht, sie wollens erzwingen und GOtt binden, daß er ihnen diß und das thue, gebe, zeige was an- dern, allein es wiederfährt ihnen nicht.
Sie fühlen wohl, daß sie sich unwerth und überall untüchtig ge- macht haben zur steten Beywohnung GOttes und daß sie ihr Gefäß mit Koth und Gestanck, Dorn und Distel, Wermuth und Gallen
ange-
Z z z z z z
Labſal in Truͤbſal.
che zur Hand zu nehmen, ihr ſeine Herrlichkeit zu offenbahren und nunmehro ſie erfahren zu laſſen, was er vermoͤge, nachdem ſie lang probiert und ſich muͤde gearbeitet, daß ihr endlich ihr eigner Vor- rath von guten Wercken zur verdrießlichen Laſt und eckelhafften Buͤr- de worden; welches das andere iſt, das JEſus an denen armen Leu- ten merckt und ſie deßwegen zu ſich ruffet, nemlich
Das vierte Capitel. Noch ferner von den Perſohnen die JEſus zu ſich ruffet, und zwar von den Belaͤſtigten, wer ſie ſeyen ꝛc.
§. 1. Belaͤſtigte: Wie ein Schiff, das eine ſchwere LadungBelaͤſtig- te, wer ſie ſeyen. hat, daß es in Gefahr iſt zu verſincken, oder wie ein Wagen, der unter der Laſt krachet und kirret, oder wie ein Wandersmann, der einen ſchweren Buͤntel allerley Haußrath, Zeug und nichtswerthige Sachen tragt, daß ihm der Rucken davon gantz geſchunden wird.
Das ſind Seelen, uͤber die JEſu gutes Hertz gar jaͤmmerig und letz thut, es iſt ihm nicht anderſt, als haͤtte er die Buͤrde auf ihm ſelbſt; dann es ſind rechtſchaffen elende, betruͤbte Hertzen, es lauf- fet jedweder Bock uͤber ſie hin, und will an ihnen zum Ritter wer- den; da ſie ohne das Laſtes gnug auf ihnen haben, deſſen ſie nicht loß werden koͤnnen mit keinem Lieb.
§. 2. Es laͤſtiget ſie (1.) GOttes Ungnad, ſie ſind in allem wasDieſelbe belaͤſtiget GOttes Ungnade, ſie angreiffen und fuͤrnehmen des Goͤttlichen Wohlgefallens ungewiß, dencken ſtets, ſie erzuͤrnen GOtt nur darmit, das druckt ſie, daß es ihnen moͤcht das Hertz abſtoſſen, weil ſie nicht wiſſen, wie ſie mit GOtt dran ſind, das Zeugniß ſeines Geiſtes fuͤhlen ſie nicht, kein Engel erſcheint ihnen Actor. 10. meinen es ſey nur alles vergebne Muͤh und Arbeit, ſie ſchreyen, aber da iſt keine Aenderung, zum HErren, aber er antwortete ihnen nicht, ſie wollens erzwingen und GOtt binden, daß er ihnen diß und das thue, gebe, zeige was an- dern, allein es wiederfaͤhrt ihnen nicht.
Sie fuͤhlen wohl, daß ſie ſich unwerth und uͤberall untuͤchtig ge- macht haben zur ſteten Beywohnung GOttes und daß ſie ihr Gefaͤß mit Koth und Geſtanck, Dorn und Diſtel, Wermuth und Gallen
ange-
Z z z z z z
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1193"n="1097"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Labſal in Truͤbſal.</hi></fw><lb/>
che zur Hand zu nehmen, ihr ſeine Herrlichkeit zu offenbahren und<lb/>
nunmehro ſie erfahren zu laſſen, was er vermoͤge, nachdem ſie lang<lb/>
probiert und ſich muͤde gearbeitet, daß ihr endlich ihr eigner Vor-<lb/>
rath von guten Wercken zur verdrießlichen Laſt und eckelhafften Buͤr-<lb/>
de worden; welches das andere iſt, das JEſus an denen armen Leu-<lb/>
ten merckt und ſie deßwegen zu ſich ruffet, nemlich</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das vierte Capitel.</hi><lb/><hirendition="#fr">Noch ferner von den Perſohnen die JEſus zu ſich ruffet, und zwar<lb/>
von den Belaͤſtigten, wer ſie ſeyen ꝛc.</hi></head><lb/><p>§. 1. <hirendition="#fr">Belaͤſtigte:</hi> Wie ein Schiff, das eine ſchwere Ladung<noteplace="right">Belaͤſtig-<lb/>
te, wer ſie<lb/>ſeyen.</note><lb/>
hat, daß es in Gefahr iſt zu verſincken, oder wie ein Wagen, der<lb/>
unter der Laſt krachet und kirret, oder wie ein Wandersmann, der<lb/>
einen ſchweren Buͤntel allerley Haußrath, Zeug und nichtswerthige<lb/>
Sachen tragt, daß ihm der Rucken davon gantz geſchunden wird.</p><lb/><p>Das ſind Seelen, uͤber die JEſu gutes Hertz gar jaͤmmerig und<lb/>
letz thut, es iſt ihm nicht anderſt, als haͤtte er die Buͤrde auf ihm<lb/>ſelbſt; dann es ſind rechtſchaffen elende, betruͤbte Hertzen, es lauf-<lb/>
fet jedweder Bock uͤber ſie hin, und will an ihnen zum Ritter wer-<lb/>
den; da ſie ohne das Laſtes gnug auf ihnen haben, deſſen ſie nicht<lb/>
loß werden koͤnnen mit keinem Lieb.</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 2. Es laͤſtiget ſie (1.) GOttes Ungnad, ſie ſind in allem was<noteplace="right">Dieſelbe<lb/>
belaͤſtiget<lb/>
GOttes<lb/>
Ungnade,</note><lb/>ſie angreiffen und fuͤrnehmen des Goͤttlichen Wohlgefallens ungewiß,<lb/>
dencken ſtets, ſie erzuͤrnen GOtt nur darmit, das druckt ſie, daß<lb/>
es ihnen moͤcht das Hertz abſtoſſen, weil ſie nicht wiſſen, wie ſie mit<lb/>
GOtt dran ſind, das Zeugniß ſeines Geiſtes fuͤhlen ſie nicht, kein<lb/>
Engel erſcheint ihnen Actor. 10. meinen es ſey nur alles vergebne<lb/>
Muͤh und Arbeit, ſie ſchreyen, aber da iſt keine Aenderung, zum<lb/>
HErren, aber er antwortete ihnen nicht, ſie wollens erzwingen und<lb/>
GOtt binden, daß er ihnen diß und das thue, gebe, zeige was an-<lb/>
dern, allein es wiederfaͤhrt ihnen nicht.</p><lb/><p>Sie fuͤhlen wohl, daß ſie ſich unwerth und uͤberall untuͤchtig ge-<lb/>
macht haben zur ſteten Beywohnung GOttes und daß ſie ihr Gefaͤß<lb/>
mit Koth und Geſtanck, Dorn und Diſtel, Wermuth und Gallen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z z z z z z</fw><fwplace="bottom"type="catch">ange-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1097/1193]
Labſal in Truͤbſal.
che zur Hand zu nehmen, ihr ſeine Herrlichkeit zu offenbahren und
nunmehro ſie erfahren zu laſſen, was er vermoͤge, nachdem ſie lang
probiert und ſich muͤde gearbeitet, daß ihr endlich ihr eigner Vor-
rath von guten Wercken zur verdrießlichen Laſt und eckelhafften Buͤr-
de worden; welches das andere iſt, das JEſus an denen armen Leu-
ten merckt und ſie deßwegen zu ſich ruffet, nemlich
Das vierte Capitel.
Noch ferner von den Perſohnen die JEſus zu ſich ruffet, und zwar
von den Belaͤſtigten, wer ſie ſeyen ꝛc.
§. 1. Belaͤſtigte: Wie ein Schiff, das eine ſchwere Ladung
hat, daß es in Gefahr iſt zu verſincken, oder wie ein Wagen, der
unter der Laſt krachet und kirret, oder wie ein Wandersmann, der
einen ſchweren Buͤntel allerley Haußrath, Zeug und nichtswerthige
Sachen tragt, daß ihm der Rucken davon gantz geſchunden wird.
Belaͤſtig-
te, wer ſie
ſeyen.
Das ſind Seelen, uͤber die JEſu gutes Hertz gar jaͤmmerig und
letz thut, es iſt ihm nicht anderſt, als haͤtte er die Buͤrde auf ihm
ſelbſt; dann es ſind rechtſchaffen elende, betruͤbte Hertzen, es lauf-
fet jedweder Bock uͤber ſie hin, und will an ihnen zum Ritter wer-
den; da ſie ohne das Laſtes gnug auf ihnen haben, deſſen ſie nicht
loß werden koͤnnen mit keinem Lieb.
§. 2. Es laͤſtiget ſie (1.) GOttes Ungnad, ſie ſind in allem was
ſie angreiffen und fuͤrnehmen des Goͤttlichen Wohlgefallens ungewiß,
dencken ſtets, ſie erzuͤrnen GOtt nur darmit, das druckt ſie, daß
es ihnen moͤcht das Hertz abſtoſſen, weil ſie nicht wiſſen, wie ſie mit
GOtt dran ſind, das Zeugniß ſeines Geiſtes fuͤhlen ſie nicht, kein
Engel erſcheint ihnen Actor. 10. meinen es ſey nur alles vergebne
Muͤh und Arbeit, ſie ſchreyen, aber da iſt keine Aenderung, zum
HErren, aber er antwortete ihnen nicht, ſie wollens erzwingen und
GOtt binden, daß er ihnen diß und das thue, gebe, zeige was an-
dern, allein es wiederfaͤhrt ihnen nicht.
Dieſelbe
belaͤſtiget
GOttes
Ungnade,
Sie fuͤhlen wohl, daß ſie ſich unwerth und uͤberall untuͤchtig ge-
macht haben zur ſteten Beywohnung GOttes und daß ſie ihr Gefaͤß
mit Koth und Geſtanck, Dorn und Diſtel, Wermuth und Gallen
ange-
Z z z z z z
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1097. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1193>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.