barkeit und Seeligkeit des Creutzes JEsu Christi von so grund-we- nigen erkannt, geliebet, gesucht werde? Antw. Manche kommen wohl weit, aber nicht zu Christo, obschon sie viel und offt an JE- sum dencken, so ist dennoch seine Erkanntnuß und Liebe nicht ihr ei- nicher Zweck und höchstes Gut, gehen derweilen immer hin in ihren Pflichten schön gleissenden Tugenden, bulen um JEsu Geschencke und Gaben, erfahren aber seine persöhnliche, beständige Einwohnung, Einleuchtung Regierung, Krafft, leben nie rechtschaffen, daß JE- SUS Christus frey in sie komme, wie in die äussere Welt, und sie so nahe, innig zu JEsu.
Das dritte Capitel. Von den Persohnen die JEsu zu sich ruffet und zwar von den Müh- seligen, wer sie seyen etc.
IV. Jsts nicht gnug zu wissen, Christus stehe da und ruffe: Kommt her zu mir: Wir müssen auch wissen wem er ruffe?
§. 1. Bemüheten und Belästigten. Mühselige sind dieDie Müh- seligen sich zerarbeiten wie die Ruder-Knechte auf den Galeeren, daß sie nicht vom Ungewitter versenckt werden, sondern ans Land kommen wie Jonas Schiff-Leute und die Jünger JEsu: Das sind Seelen, die mit Wercken umgehen, nach allen Tugenden streben, sich grosse Gewalt und Zwang anthun, daß sie zum inneren Hertzens-Gebett im Geist und Wahrheit kommen mögen, stets an GOTT und seine Verherrlichung gedencken, in seiner Gegenwart wandlen, alles als vor Jhme thun, mit stets verzuckten und aufgehabenen Hertzen.
§. 2. Die nichts so sehr verlangen als ihren Wandel im Himmelseynd die geistlich Kämpfen- de. zu haben, allen Sinnen und fleischlichen Paßionen abgestorben zu seyn, alles zeitliche zu vergessen. Was ihrem Beruff nicht anhän- gig, nicht unumgänglich nöthig und sie sonst nichts angehet, sonst ist freylich tägliche Arbeit den Menschen zur Demüthigung nutzlich und nöthig, damit man dem Nächsten mittheilen könne, niemanden beschwerlich seye, der Leib seine gebührende Last habe, und auch seine Früchte bringen und in GOttes Wundern würcken möge, und nicht durch Müßigang dem Feind Anlaß gegeben werde die Seel
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Labſal in Truͤbſal.
barkeit und Seeligkeit des Creutzes JEſu Chriſti von ſo grund-we- nigen erkannt, geliebet, geſucht werde? Antw. Manche kommen wohl weit, aber nicht zu Chriſto, obſchon ſie viel und offt an JE- ſum dencken, ſo iſt dennoch ſeine Erkanntnuß und Liebe nicht ihr ei- nicher Zweck und hoͤchſtes Gut, gehen derweilen immer hin in ihren Pflichten ſchoͤn gleiſſenden Tugenden, bulen um JEſu Geſchencke und Gaben, erfahren aber ſeine perſoͤhnliche, beſtaͤndige Einwohnung, Einleuchtung Regierung, Krafft, leben nie rechtſchaffen, daß JE- SUS Chriſtus frey in ſie komme, wie in die aͤuſſere Welt, und ſie ſo nahe, innig zu JEſu.
Das dritte Capitel. Von den Perſohnen die JEſu zu ſich ruffet und zwar von den Muͤh- ſeligen, wer ſie ſeyen ꝛc.
IV. Jſts nicht gnug zu wiſſen, Chriſtus ſtehe da und ruffe: Kommt her zu mir: Wir muͤſſen auch wiſſen wem er ruffe?
§. 1. Bemuͤheten und Belaͤſtigten. Muͤhſelige ſind dieDie Muͤh- ſeligen ſich zerarbeiten wie die Ruder-Knechte auf den Galeeren, daß ſie nicht vom Ungewitter verſenckt werden, ſondern ans Land kommen wie Jonas Schiff-Leute und die Juͤnger JEſu: Das ſind Seelen, die mit Wercken umgehen, nach allen Tugenden ſtreben, ſich groſſe Gewalt und Zwang anthun, daß ſie zum inneren Hertzens-Gebett im Geiſt und Wahrheit kommen moͤgen, ſtets an GOTT und ſeine Verherrlichung gedencken, in ſeiner Gegenwart wandlen, alles als vor Jhme thun, mit ſtets verzuckten und aufgehabenen Hertzen.
§. 2. Die nichts ſo ſehr verlangen als ihren Wandel im Himmelſeynd die geiſtlich Kaͤmpfen- de. zu haben, allen Sinnen und fleiſchlichen Paßionen abgeſtorben zu ſeyn, alles zeitliche zu vergeſſen. Was ihrem Beruff nicht anhaͤn- gig, nicht unumgaͤnglich noͤthig und ſie ſonſt nichts angehet, ſonſt iſt freylich taͤgliche Arbeit den Menſchen zur Demuͤthigung nutzlich und noͤthig, damit man dem Naͤchſten mittheilen koͤnne, niemanden beſchwerlich ſeye, der Leib ſeine gebuͤhrende Laſt habe, und auch ſeine Fruͤchte bringen und in GOttes Wundern wuͤrcken moͤge, und nicht durch Muͤßigang dem Feind Anlaß gegeben werde die Seel
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Labſal in Truͤbſal.
barkeit und Seeligkeit des Creutzes JEſu Chriſti von ſo grund-we-
nigen erkannt, geliebet, geſucht werde? Antw. Manche kommen
wohl weit, aber nicht zu Chriſto, obſchon ſie viel und offt an JE-
ſum dencken, ſo iſt dennoch ſeine Erkanntnuß und Liebe nicht ihr ei-
nicher Zweck und hoͤchſtes Gut, gehen derweilen immer hin in ihren
Pflichten ſchoͤn gleiſſenden Tugenden, bulen um JEſu Geſchencke
und Gaben, erfahren aber ſeine perſoͤhnliche, beſtaͤndige Einwohnung,
Einleuchtung Regierung, Krafft, leben nie rechtſchaffen, daß JE-
SUS Chriſtus frey in ſie komme, wie in die aͤuſſere Welt, und ſie
ſo nahe, innig zu JEſu.
Das dritte Capitel.
Von den Perſohnen die JEſu zu ſich ruffet und zwar von den Muͤh-
ſeligen, wer ſie ſeyen ꝛc.
IV. Jſts nicht gnug zu wiſſen, Chriſtus ſtehe da und ruffe:
Kommt her zu mir: Wir muͤſſen auch wiſſen wem er ruffe?
§. 1. Bemuͤheten und Belaͤſtigten. Muͤhſelige ſind die
ſich zerarbeiten wie die Ruder-Knechte auf den Galeeren, daß ſie
nicht vom Ungewitter verſenckt werden, ſondern ans Land kommen
wie Jonas Schiff-Leute und die Juͤnger JEſu: Das ſind Seelen,
die mit Wercken umgehen, nach allen Tugenden ſtreben, ſich groſſe
Gewalt und Zwang anthun, daß ſie zum inneren Hertzens-Gebett
im Geiſt und Wahrheit kommen moͤgen, ſtets an GOTT und ſeine
Verherrlichung gedencken, in ſeiner Gegenwart wandlen, alles als
vor Jhme thun, mit ſtets verzuckten und aufgehabenen Hertzen.
Die Muͤh-
ſeligen
§. 2. Die nichts ſo ſehr verlangen als ihren Wandel im Himmel
zu haben, allen Sinnen und fleiſchlichen Paßionen abgeſtorben zu
ſeyn, alles zeitliche zu vergeſſen. Was ihrem Beruff nicht anhaͤn-
gig, nicht unumgaͤnglich noͤthig und ſie ſonſt nichts angehet, ſonſt iſt
freylich taͤgliche Arbeit den Menſchen zur Demuͤthigung nutzlich und
noͤthig, damit man dem Naͤchſten mittheilen koͤnne, niemanden
beſchwerlich ſeye, der Leib ſeine gebuͤhrende Laſt habe, und auch
ſeine Fruͤchte bringen und in GOttes Wundern wuͤrcken moͤge, und
nicht durch Muͤßigang dem Feind Anlaß gegeben werde die Seel
mit
ſeynd die
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1091. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1187>, abgerufen am 13.11.2024.
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