les mit gleichen Schritten fort, wie solches Abraham in seinem gantzen Lebens-Lauff erfahren.
§. 8. Jst und bleibt hiemit, wie ihr sehet, der Glaube das höch-Der Glaube ist das gröste Wunder der Barm- hertzigkeit GOttes. ste Wunder-Werck der Barmhertzigkeit GOttes im Menschen, Chri- sto das Allerliebste, dadurch GOtt am meisten verkläret, eine Quelle unendlichen Segens, und der einige Canal aller Wunderen GOt- tes, so sich in die weite Ewigkeit erstrecket, also daß, obschon Abra- hams Glauben nunmehr ins Schauen verwandelt ist, so hat er den- noch die Früchte seines Glaubens, nur zu reden von dem was die- se Welt-Zeiten betrifft, noch bey weitem nicht alle eingesamlet.
Das achte Capitel. Bestraffung des in Grund verderbten Christenthums heutiger Zeit.
§. 1. Und ungescheut von der Sache zu reden, was ist die nächsteDie Ursach des kläg- lichen Ver- falls des Christen- thums Ursach, daß es so kläglich und jämmerlich aussiehet in diesen unseren Tagen, daß die Kirch zwischen Tod und Leben ringet, daß das Reich der Finsternuß sich überall verstercket, daß so gar kein himmlischer Wandel im Liecht anzumercken, daß die Protestantische Kirch mehr ab-als zunimmt, und zwar an denen Orten, da das reine Liecht des Evangelii durch die Reformation am ersten hervorgebrochen, daß bey so häuffigen Predigten so wenig rechtschaffene Bekehrungen gesche- hen, daß es eine fast allgemeine Klag ist, daß durch drey tausend Pre- digten kaum einer vom Welt-Sinn entwehnet, und nach JEsu und seiner so absolut-nothwendigen und allen denen die selig werden wollen, unumgänglich erforderten Nachfolge erweckt werden a: woher kommts, daß so wenige Sternen sind, die mit Worten und Wercken denen im Sünden-Meer Jrrfahrenden den Port der wahren Ruh in GOTT und das Uffer des himmlischen Canaans weisen, aus denen JEsus und seine Majestätische Liebes-Gestalt hervor scheine, GOtt zur Ehre und jedermann zur Besserung.
Abraham hatte freylich einen zweyfachen Saamen, äussere, fleisch- liche Bekenner, die da sagen, sie seyen Abrahams Kinder, sie haben die rechte allein seligmachende Religion, sind aber wohl dem Staub der Erden zu vergleichen b, sintemahl sie nicht wandlen wollen in de-
nen
aPhil. II. 15.
bGen. XIII. 16.
F f f f f f 3
ewige Sternen-Himmel.
les mit gleichen Schritten fort, wie ſolches Abraham in ſeinem gantzen Lebens-Lauff erfahren.
§. 8. Jſt und bleibt hiemit, wie ihr ſehet, der Glaube das hoͤch-Der Glaube iſt das groͤſte Wunder der Barm- hertzigkeit GOttes. ſte Wunder-Werck der Barmhertzigkeit GOttes im Menſchen, Chri- ſto das Allerliebſte, dadurch GOtt am meiſten verklaͤret, eine Quelle unendlichen Segens, und der einige Canal aller Wunderen GOt- tes, ſo ſich in die weite Ewigkeit erſtrecket, alſo daß, obſchon Abra- hams Glauben nunmehr ins Schauen verwandelt iſt, ſo hat er den- noch die Fruͤchte ſeines Glaubens, nur zu reden von dem was die- ſe Welt-Zeiten betrifft, noch bey weitem nicht alle eingeſamlet.
Das achte Capitel. Beſtraffung des in Grund verderbten Chriſtenthums heutiger Zeit.
§. 1. Und ungeſcheut von der Sache zu reden, was iſt die naͤchſteDie Urſach des klaͤg- lichen Ver- falls des Chriſten- thums Urſach, daß es ſo klaͤglich und jaͤmmerlich ausſiehet in dieſen unſeren Tagen, daß die Kirch zwiſchen Tod und Leben ringet, daß das Reich der Finſternuß ſich uͤberall verſtercket, daß ſo gar kein himmliſcher Wandel im Liecht anzumercken, daß die Proteſtantiſche Kirch mehr ab-als zunimmt, und zwar an denen Orten, da das reine Liecht des Evangelii durch die Reformation am erſten hervorgebrochen, daß bey ſo haͤuffigen Predigten ſo wenig rechtſchaffene Bekehrungen geſche- hen, daß es eine faſt allgemeine Klag iſt, daß durch drey tauſend Pre- digten kaum einer vom Welt-Sinn entwehnet, und nach JEſu und ſeiner ſo abſolut-nothwendigen und allen denen die ſelig werden wollen, unumgaͤnglich erforderten Nachfolge erweckt werden a: woher kommts, daß ſo wenige Sternen ſind, die mit Worten und Wercken denen im Suͤnden-Meer Jrrfahrenden den Port der wahren Ruh in GOTT und das Uffer des himmliſchen Canaans weiſen, aus denen JEſus und ſeine Majeſtaͤtiſche Liebes-Geſtalt hervor ſcheine, GOtt zur Ehre und jedermann zur Beſſerung.
Abraham hatte freylich einen zweyfachen Saamen, aͤuſſere, fleiſch- liche Bekenner, die da ſagen, ſie ſeyen Abrahams Kinder, ſie haben die rechte allein ſeligmachende Religion, ſind aber wohl dem Staub der Erden zu vergleichen b, ſintemahl ſie nicht wandlen wollen in de-
nen
aPhil. II. 15.
bGen. XIII. 16.
F f f f f f 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1061"n="965"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">ewige Sternen-Himmel.</hi></fw><lb/>
les mit gleichen Schritten fort, wie ſolches Abraham in ſeinem<lb/>
gantzen Lebens-Lauff erfahren.</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 8. Jſt und bleibt hiemit, wie ihr ſehet, der Glaube das hoͤch-<noteplace="right">Der<lb/>
Glaube iſt<lb/>
das groͤſte<lb/>
Wunder<lb/>
der Barm-<lb/>
hertzigkeit<lb/>
GOttes.</note><lb/>ſte Wunder-Werck der Barmhertzigkeit GOttes im Menſchen, Chri-<lb/>ſto das Allerliebſte, dadurch GOtt am meiſten verklaͤret, eine Quelle<lb/>
unendlichen Segens, und der einige Canal aller Wunderen GOt-<lb/>
tes, ſo ſich in die weite Ewigkeit erſtrecket, alſo daß, obſchon Abra-<lb/>
hams Glauben nunmehr ins Schauen verwandelt iſt, ſo hat er den-<lb/>
noch die Fruͤchte ſeines Glaubens, nur zu reden von dem was die-<lb/>ſe Welt-Zeiten betrifft, noch bey weitem nicht alle eingeſamlet.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das achte Capitel.</hi><lb/><hirendition="#fr">Beſtraffung des in Grund verderbten Chriſtenthums heutiger Zeit.</hi></head><lb/><p>§. 1. Und ungeſcheut von der Sache zu reden, was iſt die naͤchſte<noteplace="right">Die Urſach<lb/>
des klaͤg-<lb/>
lichen Ver-<lb/>
falls des<lb/>
Chriſten-<lb/>
thums</note><lb/>
Urſach, daß es ſo klaͤglich und jaͤmmerlich ausſiehet in dieſen unſeren<lb/>
Tagen, daß die Kirch zwiſchen Tod und Leben ringet, daß das Reich<lb/>
der Finſternuß ſich uͤberall verſtercket, daß ſo gar kein himmliſcher<lb/>
Wandel im Liecht anzumercken, daß die Proteſtantiſche Kirch mehr<lb/>
ab-als zunimmt, und zwar an denen Orten, da das reine Liecht des<lb/>
Evangelii durch die Reformation am erſten hervorgebrochen, daß bey<lb/>ſo haͤuffigen Predigten ſo wenig rechtſchaffene Bekehrungen geſche-<lb/>
hen, daß es eine faſt allgemeine Klag iſt, daß durch drey tauſend Pre-<lb/>
digten kaum einer vom Welt-Sinn entwehnet, und nach JEſu und<lb/>ſeiner ſo abſolut-nothwendigen und allen denen die ſelig werden wollen,<lb/>
unumgaͤnglich erforderten Nachfolge erweckt werden <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Phil. II.</hi> 15.</note>: woher kommts,<lb/>
daß ſo wenige Sternen ſind, die mit Worten und Wercken denen im<lb/>
Suͤnden-Meer Jrrfahrenden den Port der wahren Ruh in GOTT<lb/>
und das Uffer des himmliſchen Canaans weiſen, aus denen JEſus und<lb/>ſeine Majeſtaͤtiſche Liebes-Geſtalt hervor ſcheine, GOtt zur Ehre und<lb/>
jedermann zur Beſſerung.</p><lb/><p>Abraham hatte freylich einen zweyfachen Saamen, aͤuſſere, fleiſch-<lb/>
liche Bekenner, die da ſagen, ſie ſeyen Abrahams Kinder, ſie haben<lb/>
die rechte allein ſeligmachende Religion, ſind aber wohl dem Staub<lb/>
der Erden zu vergleichen <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Gen. XIII.</hi> 16.</note>, ſintemahl ſie nicht wandlen wollen in de-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f f f f f 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">nen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[965/1061]
ewige Sternen-Himmel.
les mit gleichen Schritten fort, wie ſolches Abraham in ſeinem
gantzen Lebens-Lauff erfahren.
§. 8. Jſt und bleibt hiemit, wie ihr ſehet, der Glaube das hoͤch-
ſte Wunder-Werck der Barmhertzigkeit GOttes im Menſchen, Chri-
ſto das Allerliebſte, dadurch GOtt am meiſten verklaͤret, eine Quelle
unendlichen Segens, und der einige Canal aller Wunderen GOt-
tes, ſo ſich in die weite Ewigkeit erſtrecket, alſo daß, obſchon Abra-
hams Glauben nunmehr ins Schauen verwandelt iſt, ſo hat er den-
noch die Fruͤchte ſeines Glaubens, nur zu reden von dem was die-
ſe Welt-Zeiten betrifft, noch bey weitem nicht alle eingeſamlet.
Der
Glaube iſt
das groͤſte
Wunder
der Barm-
hertzigkeit
GOttes.
Das achte Capitel.
Beſtraffung des in Grund verderbten Chriſtenthums heutiger Zeit.
§. 1. Und ungeſcheut von der Sache zu reden, was iſt die naͤchſte
Urſach, daß es ſo klaͤglich und jaͤmmerlich ausſiehet in dieſen unſeren
Tagen, daß die Kirch zwiſchen Tod und Leben ringet, daß das Reich
der Finſternuß ſich uͤberall verſtercket, daß ſo gar kein himmliſcher
Wandel im Liecht anzumercken, daß die Proteſtantiſche Kirch mehr
ab-als zunimmt, und zwar an denen Orten, da das reine Liecht des
Evangelii durch die Reformation am erſten hervorgebrochen, daß bey
ſo haͤuffigen Predigten ſo wenig rechtſchaffene Bekehrungen geſche-
hen, daß es eine faſt allgemeine Klag iſt, daß durch drey tauſend Pre-
digten kaum einer vom Welt-Sinn entwehnet, und nach JEſu und
ſeiner ſo abſolut-nothwendigen und allen denen die ſelig werden wollen,
unumgaͤnglich erforderten Nachfolge erweckt werden a: woher kommts,
daß ſo wenige Sternen ſind, die mit Worten und Wercken denen im
Suͤnden-Meer Jrrfahrenden den Port der wahren Ruh in GOTT
und das Uffer des himmliſchen Canaans weiſen, aus denen JEſus und
ſeine Majeſtaͤtiſche Liebes-Geſtalt hervor ſcheine, GOtt zur Ehre und
jedermann zur Beſſerung.
Die Urſach
des klaͤg-
lichen Ver-
falls des
Chriſten-
thums
Abraham hatte freylich einen zweyfachen Saamen, aͤuſſere, fleiſch-
liche Bekenner, die da ſagen, ſie ſeyen Abrahams Kinder, ſie haben
die rechte allein ſeligmachende Religion, ſind aber wohl dem Staub
der Erden zu vergleichen b, ſintemahl ſie nicht wandlen wollen in de-
nen
a Phil. II. 15.
b Gen. XIII. 16.
F f f f f f 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 965. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1061>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.