Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
ewige Sternen-Himmel.
Das dritte Capitel.

Von denen dreyerley Gattungen des Saamens Abrahams, dem
Staub der Erden, dem Sand am Meer und denen Sternen des Himmels,
und ins besondere von dieser Höhe, unpartheyischem Wesen, Glantz, Stil-
le, Bewegung, Würckungen im Regen und Donner, Einflüssen, und so
fortan, samt beygefügter Erklärung der Worten Christi.
Apoc. II. 1.

§. 1. Es wird aber Abrahams Saame mit dreyerley Sachen inDer Saa-
me Abra-
hams
wird ver-
glichen
dem
Staub
der Erde
welcher
die Heyden
und Unbe-
kehrte
abbildet.

der Natur verglichen. Dem Staub der Erden, der nicht unfein
die unbekehrte und irrdisch-gesinnte Christen, anbey die Türcken und
andere Völcker abbildet, welchen allzumahl die geistliche Reichthü-
mer, Hoheiten, Ehre, Schätze, Freyheiten, Freuden und See-
ligkeiten unbekannt sind: Die mit ihrem welt-gesinnten Lauff die
breite Landstraß nach dem Verderben ausmachen, da die beste Ge-
wächse Nesseln, Disteln und Unkraut sind, allwo ein Wanderer
nach der stillen Ewigkeit rechtschaffen müd und matt wird, wann er
allzulang in ihrer Gesellschafft bleiben und wandlen muß, eben wie
im Staub marchiren Roß und Mann abmattet: Und wann Sa-
tans-Höllen-Winde in diesen Staub der Erden blasen, so fliegt es
in der Lufft durch einander, das sind die Zänckereyen, Streitig-
keiten, Grimm, Neid, da alles wider einander stürmt und immer
eines in Gunst, Ehre, Kunst und Gewalt höher auffahren will als
das andere, kommt aber keines von ihnen so hoch, daß es nur den
Mond berühre, wann aber eine Windsbrut in den Staub kommt,
so erreget es schwere Kriegen, also daß sich gar ein Königreich em-
pöret über das ander. Summa Satans Höllen-Wut jaget und
treibet die irrdische Menschen in ihrem Welt-Sinn und Geschäfften
herum, daß das Aug ihrer Seele gantz geblendet wird, also daß
es vor diesem Staub-Nebel nicht vor sich sehen kan weder in das so
nahe angetragene Reich GOttes, noch in die künfftige Ewigkeit,
sondern immer den letzen Weg erwehlet: biß entweder ein lieblicher,
sanffter, Gnaden-Regen den Staub niedertruckt, daß der Gläu-
bige in wahrer Selbst-Verläugnung alles unter die Füsse nehmen kan
und vor Koth und Schaden achten gegen der Herrlichkeit unsers
HErrn JEsu Christi, oder biß die niederschlagende Platz-Regen der
Gerichten GOttes einbrechen, welche alle diese hoch-fliegende Staub-

Geister
B b b b b b 2
ewige Sternen-Himmel.
Das dritte Capitel.

Von denen dreyerley Gattungen des Saamens Abrahams, dem
Staub der Erden, dem Sand am Meer und denen Sternen des Himmels,
und ins beſondere von dieſer Hoͤhe, unpartheyiſchem Weſen, Glantz, Stil-
le, Bewegung, Wuͤrckungen im Regen und Donner, Einfluͤſſen, und ſo
fortan, ſamt beygefuͤgter Erklaͤrung der Worten Chriſti.
Apoc. II. 1.

§. 1. Es wird aber Abrahams Saame mit dreyerley Sachen inDer Saa-
me Abra-
hams
wird ver-
glichen
dem
Staub
der Erde
welcher
die Heyden
und Unbe-
kehrte
abbildet.

der Natur verglichen. Dem Staub der Erden, der nicht unfein
die unbekehrte und irrdiſch-geſinnte Chriſten, anbey die Tuͤrcken und
andere Voͤlcker abbildet, welchen allzumahl die geiſtliche Reichthuͤ-
mer, Hoheiten, Ehre, Schaͤtze, Freyheiten, Freuden und See-
ligkeiten unbekannt ſind: Die mit ihrem welt-geſinnten Lauff die
breite Landſtraß nach dem Verderben ausmachen, da die beſte Ge-
waͤchſe Neſſeln, Diſteln und Unkraut ſind, allwo ein Wanderer
nach der ſtillen Ewigkeit rechtſchaffen muͤd und matt wird, wann er
allzulang in ihrer Geſellſchafft bleiben und wandlen muß, eben wie
im Staub marchiren Roß und Mann abmattet: Und wann Sa-
tans-Hoͤllen-Winde in dieſen Staub der Erden blaſen, ſo fliegt es
in der Lufft durch einander, das ſind die Zaͤnckereyen, Streitig-
keiten, Grimm, Neid, da alles wider einander ſtuͤrmt und immer
eines in Gunſt, Ehre, Kunſt und Gewalt hoͤher auffahren will als
das andere, kommt aber keines von ihnen ſo hoch, daß es nur den
Mond beruͤhre, wann aber eine Windsbrut in den Staub kommt,
ſo erreget es ſchwere Kriegen, alſo daß ſich gar ein Koͤnigreich em-
poͤret uͤber das ander. Summa Satans Hoͤllen-Wut jaget und
treibet die irrdiſche Menſchen in ihrem Welt-Sinn und Geſchaͤfften
herum, daß das Aug ihrer Seele gantz geblendet wird, alſo daß
es vor dieſem Staub-Nebel nicht vor ſich ſehen kan weder in das ſo
nahe angetragene Reich GOttes, noch in die kuͤnfftige Ewigkeit,
ſondern immer den letzen Weg erwehlet: biß entweder ein lieblicher,
ſanffter, Gnaden-Regen den Staub niedertruckt, daß der Glaͤu-
bige in wahrer Selbſt-Verlaͤugnung alles unter die Fuͤſſe nehmen kan
und vor Koth und Schaden achten gegen der Herrlichkeit unſers
HErrn JEſu Chriſti, oder biß die niederſchlagende Platz-Regen der
Gerichten GOttes einbrechen, welche alle dieſe hoch-fliegende Staub-

Geiſter
B b b b b b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f1027" n="931"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">ewige Sternen-Himmel.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das dritte Capitel.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p><hi rendition="#fr">Von denen dreyerley Gattungen des Saamens Abrahams, dem<lb/>
Staub der Erden, dem Sand am Meer und denen Sternen des Himmels,<lb/>
und ins be&#x017F;ondere von die&#x017F;er Ho&#x0364;he, unpartheyi&#x017F;chem We&#x017F;en, Glantz, Stil-<lb/>
le, Bewegung, Wu&#x0364;rckungen im Regen und Donner, Einflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;o<lb/>
fortan, &#x017F;amt beygefu&#x0364;gter Erkla&#x0364;rung der Worten Chri&#x017F;ti.</hi><hi rendition="#aq">Apoc. II.</hi> 1.</p>
          </argument><lb/>
          <p>§. 1. Es wird aber Abrahams Saame mit dreyerley Sachen in<note place="right">Der Saa-<lb/>
me Abra-<lb/>
hams<lb/>
wird ver-<lb/>
glichen<lb/>
dem<lb/>
Staub<lb/>
der Erde<lb/>
welcher<lb/>
die Heyden<lb/>
und Unbe-<lb/>
kehrte<lb/>
abbildet.</note><lb/>
der Natur verglichen. Dem Staub der Erden, der nicht unfein<lb/>
die unbekehrte und irrdi&#x017F;ch-ge&#x017F;innte Chri&#x017F;ten, anbey die Tu&#x0364;rcken und<lb/>
andere Vo&#x0364;lcker abbildet, welchen allzumahl die gei&#x017F;tliche Reichthu&#x0364;-<lb/>
mer, Hoheiten, Ehre, Scha&#x0364;tze, Freyheiten, Freuden und See-<lb/>
ligkeiten unbekannt &#x017F;ind: Die mit ihrem welt-ge&#x017F;innten Lauff die<lb/>
breite Land&#x017F;traß nach dem Verderben ausmachen, da die be&#x017F;te Ge-<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;e Ne&#x017F;&#x017F;eln, Di&#x017F;teln und Unkraut &#x017F;ind, allwo ein Wanderer<lb/>
nach der &#x017F;tillen Ewigkeit recht&#x017F;chaffen mu&#x0364;d und matt wird, wann er<lb/>
allzulang in ihrer Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft bleiben und wandlen muß, eben wie<lb/>
im Staub marchiren Roß und Mann abmattet: Und wann Sa-<lb/>
tans-Ho&#x0364;llen-Winde in die&#x017F;en Staub der Erden bla&#x017F;en, &#x017F;o fliegt es<lb/>
in der Lufft durch einander, das &#x017F;ind die Za&#x0364;nckereyen, Streitig-<lb/>
keiten, Grimm, Neid, da alles wider einander &#x017F;tu&#x0364;rmt und immer<lb/>
eines in Gun&#x017F;t, Ehre, Kun&#x017F;t und Gewalt ho&#x0364;her auffahren will als<lb/>
das andere, kommt aber keines von ihnen &#x017F;o hoch, daß es nur den<lb/>
Mond beru&#x0364;hre, wann aber eine Windsbrut in den Staub kommt,<lb/>
&#x017F;o erreget es &#x017F;chwere Kriegen, al&#x017F;o daß &#x017F;ich gar ein Ko&#x0364;nigreich em-<lb/>
po&#x0364;ret u&#x0364;ber das ander. Summa Satans Ho&#x0364;llen-Wut jaget und<lb/>
treibet die irrdi&#x017F;che Men&#x017F;chen in ihrem Welt-Sinn und Ge&#x017F;cha&#x0364;fften<lb/>
herum, daß das Aug ihrer Seele gantz geblendet wird, al&#x017F;o daß<lb/>
es vor die&#x017F;em Staub-Nebel nicht vor &#x017F;ich &#x017F;ehen kan weder in das &#x017F;o<lb/>
nahe angetragene Reich GOttes, noch in die ku&#x0364;nfftige Ewigkeit,<lb/>
&#x017F;ondern immer den letzen Weg erwehlet: biß entweder ein lieblicher,<lb/>
&#x017F;anffter, Gnaden-Regen den Staub niedertruckt, daß der Gla&#x0364;u-<lb/>
bige in wahrer Selb&#x017F;t-Verla&#x0364;ugnung alles unter die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nehmen kan<lb/>
und vor Koth und Schaden achten gegen der Herrlichkeit un&#x017F;ers<lb/>
HErrn JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti, oder biß die nieder&#x017F;chlagende Platz-Regen der<lb/>
Gerichten GOttes einbrechen, welche alle die&#x017F;e hoch-fliegende Staub-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b b b b b 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Gei&#x017F;ter</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[931/1027] ewige Sternen-Himmel. Das dritte Capitel. Von denen dreyerley Gattungen des Saamens Abrahams, dem Staub der Erden, dem Sand am Meer und denen Sternen des Himmels, und ins beſondere von dieſer Hoͤhe, unpartheyiſchem Weſen, Glantz, Stil- le, Bewegung, Wuͤrckungen im Regen und Donner, Einfluͤſſen, und ſo fortan, ſamt beygefuͤgter Erklaͤrung der Worten Chriſti. Apoc. II. 1. §. 1. Es wird aber Abrahams Saame mit dreyerley Sachen in der Natur verglichen. Dem Staub der Erden, der nicht unfein die unbekehrte und irrdiſch-geſinnte Chriſten, anbey die Tuͤrcken und andere Voͤlcker abbildet, welchen allzumahl die geiſtliche Reichthuͤ- mer, Hoheiten, Ehre, Schaͤtze, Freyheiten, Freuden und See- ligkeiten unbekannt ſind: Die mit ihrem welt-geſinnten Lauff die breite Landſtraß nach dem Verderben ausmachen, da die beſte Ge- waͤchſe Neſſeln, Diſteln und Unkraut ſind, allwo ein Wanderer nach der ſtillen Ewigkeit rechtſchaffen muͤd und matt wird, wann er allzulang in ihrer Geſellſchafft bleiben und wandlen muß, eben wie im Staub marchiren Roß und Mann abmattet: Und wann Sa- tans-Hoͤllen-Winde in dieſen Staub der Erden blaſen, ſo fliegt es in der Lufft durch einander, das ſind die Zaͤnckereyen, Streitig- keiten, Grimm, Neid, da alles wider einander ſtuͤrmt und immer eines in Gunſt, Ehre, Kunſt und Gewalt hoͤher auffahren will als das andere, kommt aber keines von ihnen ſo hoch, daß es nur den Mond beruͤhre, wann aber eine Windsbrut in den Staub kommt, ſo erreget es ſchwere Kriegen, alſo daß ſich gar ein Koͤnigreich em- poͤret uͤber das ander. Summa Satans Hoͤllen-Wut jaget und treibet die irrdiſche Menſchen in ihrem Welt-Sinn und Geſchaͤfften herum, daß das Aug ihrer Seele gantz geblendet wird, alſo daß es vor dieſem Staub-Nebel nicht vor ſich ſehen kan weder in das ſo nahe angetragene Reich GOttes, noch in die kuͤnfftige Ewigkeit, ſondern immer den letzen Weg erwehlet: biß entweder ein lieblicher, ſanffter, Gnaden-Regen den Staub niedertruckt, daß der Glaͤu- bige in wahrer Selbſt-Verlaͤugnung alles unter die Fuͤſſe nehmen kan und vor Koth und Schaden achten gegen der Herrlichkeit unſers HErrn JEſu Chriſti, oder biß die niederſchlagende Platz-Regen der Gerichten GOttes einbrechen, welche alle dieſe hoch-fliegende Staub- Geiſter Der Saa- me Abra- hams wird ver- glichen dem Staub der Erde welcher die Heyden und Unbe- kehrte abbildet. B b b b b b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1027
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 931. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1027>, abgerufen am 22.12.2024.