Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

ewige Sternen-Himmel.
noch heutigs Tags ein jeder Christ darzu gelangen könne; Beant-
wortung einiger Einwürffen darwider, worbey der Geheimnuß-reiche
und auch der prophetische Sinn dieser heiligen Geschicht angedeutet
wird.

5.

Wie die göttliche Verheissungen nach und nach erfüllet werden,
und erst nach langer, langer Zeit in höchstem Flor sich zeigen.

6.

Wie der Glaube, und der Genuß der Gerechtigkeit mit gleichen
Schritten gehen, und warum Moses erst jetzt dem Abraham diß
Zeugnuß gebe, daß er geglaubt habe und gerechtfertiget worden sey?

Das zweyte Capitel.
Wessen uns unsere Wobn-Häuser erinnern solten: Vom Sprechen GOt-
tes, mit dem Menschen: Was das Anschauen der Firmaments und das un-
zahlbare Heer der Sternen vor Gedancken erwecke, von der Uberschwenck-
lichkeit der göttlichen Verheissungen.

§. 1. Wie GOtt den Abraham habe aus seiner Hüten hinaus ge-Unsere
Wohn-
Häuser
geben zu
erkennen
daß die
Elemente
uns zu wi-
der seynd.

führet: Hiebey mercke nach dem historischen, buchstäblichen Verstand,
was die Wort anzeigen, nemlich daß wir nach dem Fall die Unordnung
und den Fluch in denen Elementen erfahren müssen, und daß unser ele-
mentarischer Leib viel Ungemach davon ausstehen müsse, und also nicht
mehr in der Harmonie und Proportion stehe mit dem schönen Welt-
Gebäude, worinn Adams Leib stunde vor dem Fall im Paradis, da
er keiner Hütte nöthig hätte, zumal der Sternen-Himmel sein wohl-
gebautes, anmuthiges und schön-funcklendes Dach, und die balsami-
sche Gebüsche Edens seine wohlriechende, künstlich tapezierte Zimmer
waren, also, daß alles um ihn her ihne aufs lieblichste anlachete,
daß er nichts als inniges Wohlseyn Tag und Nacht davon empfande:
Seit der Sünd aber, sind ihm die Element nicht mehr so günstig, also
daß er allerhand ersinnen muß, sich gegen dero widerliche Anfälle zu be-
schirmen, worunter die Häuser mit zu rechnen sind.

Sie
schliessen
den Ge-
brauch der
äusseren
Sinnen
ein.

§. 2. Diese nun schliessen den Gebrauch der äusseren Sinnen ein,
sonderlich ehe die Fenster aufgekommen, welche auch in denen Wan-
ders-Hütten nicht Platz hatten, also daß sie die Herrlichkeit GOt-
tes in der Natur nicht rund umher frey besichtigen könnten, darum

muß-
A a a a a a 2

ewige Sternen-Himmel.
noch heutigs Tags ein jeder Chriſt darzu gelangen koͤnne; Beant-
wortung einiger Einwuͤrffen darwider, worbey der Geheimnuß-reiche
und auch der prophetiſche Sinn dieſer heiligen Geſchicht angedeutet
wird.

5.

Wie die goͤttliche Verheiſſungen nach und nach erfuͤllet werden,
und erſt nach langer, langer Zeit in hoͤchſtem Flor ſich zeigen.

6.

Wie der Glaube, und der Genuß der Gerechtigkeit mit gleichen
Schritten gehen, und warum Moſes erſt jetzt dem Abraham diß
Zeugnuß gebe, daß er geglaubt habe und gerechtfertiget worden ſey?

Das zweyte Capitel.
Weſſen uns unſere Wobn-Haͤuſer erinnern ſolten: Vom Sprechen GOt-
tes, mit dem Menſchen: Was das Anſchauen der Firmaments und das un-
zahlbare Heer der Sternen vor Gedancken erwecke, von der Uberſchwenck-
lichkeit der goͤttlichen Verheiſſungen.

§. 1. Wie GOtt den Abraham habe aus ſeiner Huͤten hinaus ge-Unſere
Wohn-
Haͤuſer
geben zu
erkennen
daß die
Elemente
uns zu wi-
der ſeynd.

fuͤhret: Hiebey mercke nach dem hiſtoriſchen, buchſtaͤblichen Verſtand,
was die Wort anzeigen, nemlich daß wir nach dem Fall die Unordnung
und den Fluch in denen Elementen erfahren muͤſſen, und daß unſer ele-
mentariſcher Leib viel Ungemach davon ausſtehen muͤſſe, und alſo nicht
mehr in der Harmonie und Proportion ſtehe mit dem ſchoͤnen Welt-
Gebaͤude, worinn Adams Leib ſtunde vor dem Fall im Paradis, da
er keiner Huͤtte noͤthig haͤtte, zumal der Sternen-Himmel ſein wohl-
gebautes, anmuthiges und ſchoͤn-funcklendes Dach, und die balſami-
ſche Gebuͤſche Edens ſeine wohlriechende, kuͤnſtlich tapezierte Zimmer
waren, alſo, daß alles um ihn her ihne aufs lieblichſte anlachete,
daß er nichts als inniges Wohlſeyn Tag und Nacht davon empfande:
Seit der Suͤnd aber, ſind ihm die Element nicht mehr ſo guͤnſtig, alſo
daß er allerhand erſinnen muß, ſich gegen dero widerliche Anfaͤlle zu be-
ſchirmen, worunter die Haͤuſer mit zu rechnen ſind.

Sie
ſchlieſſen
den Ge-
brauch der
aͤuſſeren
Sinnen
ein.

§. 2. Dieſe nun ſchlieſſen den Gebrauch der aͤuſſeren Sinnen ein,
ſonderlich ehe die Fenſter aufgekommen, welche auch in denen Wan-
ders-Huͤtten nicht Platz hatten, alſo daß ſie die Herrlichkeit GOt-
tes in der Natur nicht rund umher frey beſichtigen koͤnnten, darum

muß-
A a a a a a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1019" n="923"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">ewige Sternen-Himmel.</hi></fw><lb/>
noch heutigs Tags ein jeder Chri&#x017F;t darzu gelangen ko&#x0364;nne; Beant-<lb/>
wortung einiger Einwu&#x0364;rffen darwider, worbey der Geheimnuß-reiche<lb/>
und auch der propheti&#x017F;che Sinn die&#x017F;er heiligen Ge&#x017F;chicht angedeutet<lb/>
wird.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">5.</hi> </p><lb/>
          <p>Wie die go&#x0364;ttliche Verhei&#x017F;&#x017F;ungen nach und nach erfu&#x0364;llet werden,<lb/>
und er&#x017F;t nach langer, langer Zeit in ho&#x0364;ch&#x017F;tem Flor &#x017F;ich zeigen.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">6.</hi> </p><lb/>
          <p>Wie der Glaube, und der Genuß der Gerechtigkeit mit gleichen<lb/>
Schritten gehen, und warum Mo&#x017F;es er&#x017F;t jetzt dem Abraham diß<lb/>
Zeugnuß gebe, daß er geglaubt habe und gerechtfertiget worden &#x017F;ey?</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das zweyte Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">We&#x017F;&#x017F;en uns un&#x017F;ere Wobn-Ha&#x0364;u&#x017F;er erinnern &#x017F;olten: Vom Sprechen GOt-<lb/>
tes, mit dem Men&#x017F;chen: Was das An&#x017F;chauen der Firmaments und das un-<lb/>
zahlbare Heer der Sternen vor Gedancken erwecke, von der Uber&#x017F;chwenck-<lb/>
lichkeit der go&#x0364;ttlichen Verhei&#x017F;&#x017F;ungen.</hi> </head><lb/>
          <p>§. 1. Wie GOtt den Abraham habe aus &#x017F;einer Hu&#x0364;ten hinaus ge-<note place="right">Un&#x017F;ere<lb/>
Wohn-<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
geben zu<lb/>
erkennen<lb/>
daß die<lb/>
Elemente<lb/>
uns zu wi-<lb/>
der &#x017F;eynd.</note><lb/>
fu&#x0364;hret: Hiebey mercke nach dem hi&#x017F;tori&#x017F;chen, buch&#x017F;ta&#x0364;blichen Ver&#x017F;tand,<lb/>
was die Wort anzeigen, nemlich daß wir nach dem Fall die Unordnung<lb/>
und den Fluch in denen Elementen erfahren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und daß un&#x017F;er ele-<lb/>
mentari&#x017F;cher Leib viel Ungemach davon aus&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und al&#x017F;o nicht<lb/>
mehr in der Harmonie und Proportion &#x017F;tehe mit dem &#x017F;cho&#x0364;nen Welt-<lb/>
Geba&#x0364;ude, worinn Adams Leib &#x017F;tunde vor dem Fall im Paradis, da<lb/>
er keiner Hu&#x0364;tte no&#x0364;thig ha&#x0364;tte, zumal der Sternen-Himmel &#x017F;ein wohl-<lb/>
gebautes, anmuthiges und &#x017F;cho&#x0364;n-funcklendes Dach, und die bal&#x017F;ami-<lb/>
&#x017F;che Gebu&#x0364;&#x017F;che Edens &#x017F;eine wohlriechende, ku&#x0364;n&#x017F;tlich tapezierte Zimmer<lb/>
waren, al&#x017F;o, daß alles um ihn her ihne aufs lieblich&#x017F;te anlachete,<lb/>
daß er nichts als inniges Wohl&#x017F;eyn Tag und Nacht davon empfande:<lb/>
Seit der Su&#x0364;nd aber, &#x017F;ind ihm die Element nicht mehr &#x017F;o gu&#x0364;n&#x017F;tig, al&#x017F;o<lb/>
daß er allerhand er&#x017F;innen muß, &#x017F;ich gegen dero widerliche Anfa&#x0364;lle zu be-<lb/>
&#x017F;chirmen, worunter die Ha&#x0364;u&#x017F;er mit zu rechnen &#x017F;ind.</p>
          <note place="right">Sie<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
den Ge-<lb/>
brauch der<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;eren<lb/>
Sinnen<lb/>
ein.</note><lb/>
          <p>§. 2. Die&#x017F;e nun &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en den Gebrauch der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;eren Sinnen ein,<lb/>
&#x017F;onderlich ehe die Fen&#x017F;ter aufgekommen, welche auch in denen Wan-<lb/>
ders-Hu&#x0364;tten nicht Platz hatten, al&#x017F;o daß &#x017F;ie die Herrlichkeit GOt-<lb/>
tes in der Natur nicht rund umher frey be&#x017F;ichtigen ko&#x0364;nnten, darum<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a a a a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">muß-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[923/1019] ewige Sternen-Himmel. noch heutigs Tags ein jeder Chriſt darzu gelangen koͤnne; Beant- wortung einiger Einwuͤrffen darwider, worbey der Geheimnuß-reiche und auch der prophetiſche Sinn dieſer heiligen Geſchicht angedeutet wird. 5. Wie die goͤttliche Verheiſſungen nach und nach erfuͤllet werden, und erſt nach langer, langer Zeit in hoͤchſtem Flor ſich zeigen. 6. Wie der Glaube, und der Genuß der Gerechtigkeit mit gleichen Schritten gehen, und warum Moſes erſt jetzt dem Abraham diß Zeugnuß gebe, daß er geglaubt habe und gerechtfertiget worden ſey? Das zweyte Capitel. Weſſen uns unſere Wobn-Haͤuſer erinnern ſolten: Vom Sprechen GOt- tes, mit dem Menſchen: Was das Anſchauen der Firmaments und das un- zahlbare Heer der Sternen vor Gedancken erwecke, von der Uberſchwenck- lichkeit der goͤttlichen Verheiſſungen. §. 1. Wie GOtt den Abraham habe aus ſeiner Huͤten hinaus ge- fuͤhret: Hiebey mercke nach dem hiſtoriſchen, buchſtaͤblichen Verſtand, was die Wort anzeigen, nemlich daß wir nach dem Fall die Unordnung und den Fluch in denen Elementen erfahren muͤſſen, und daß unſer ele- mentariſcher Leib viel Ungemach davon ausſtehen muͤſſe, und alſo nicht mehr in der Harmonie und Proportion ſtehe mit dem ſchoͤnen Welt- Gebaͤude, worinn Adams Leib ſtunde vor dem Fall im Paradis, da er keiner Huͤtte noͤthig haͤtte, zumal der Sternen-Himmel ſein wohl- gebautes, anmuthiges und ſchoͤn-funcklendes Dach, und die balſami- ſche Gebuͤſche Edens ſeine wohlriechende, kuͤnſtlich tapezierte Zimmer waren, alſo, daß alles um ihn her ihne aufs lieblichſte anlachete, daß er nichts als inniges Wohlſeyn Tag und Nacht davon empfande: Seit der Suͤnd aber, ſind ihm die Element nicht mehr ſo guͤnſtig, alſo daß er allerhand erſinnen muß, ſich gegen dero widerliche Anfaͤlle zu be- ſchirmen, worunter die Haͤuſer mit zu rechnen ſind. Unſere Wohn- Haͤuſer geben zu erkennen daß die Elemente uns zu wi- der ſeynd. §. 2. Dieſe nun ſchlieſſen den Gebrauch der aͤuſſeren Sinnen ein, ſonderlich ehe die Fenſter aufgekommen, welche auch in denen Wan- ders-Huͤtten nicht Platz hatten, alſo daß ſie die Herrlichkeit GOt- tes in der Natur nicht rund umher frey beſichtigen koͤnnten, darum muß- A a a a a a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1019
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 923. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1019>, abgerufen am 21.11.2024.