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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Erstes Buch
[Spaltenumbruch] andern Glieder mit Wasser besprengt/ hernach
gebunden/ geschlachtet/ das Blut in einen Kessel
zusammen auffgefangen/ die Leiber verbrennt/
und die Köpfe zum theil zur Balsamung auffge-
hoben worden. Sintemal die Deutschen die
Köpfe nach der Egyptier Gewohnheit/ die sie von
den Opfern in Nil-Strom warffen/ nicht mit
verbrennten/ sondern mit Ceder-Safft einzusal-
ben/ und für der Fäulnüß ihren Nachkommen
zum Gedächtnüß ihrer Siege zu verwahren/ auch
selbte in so grossem Werthe zu halten pflegen/
daß sie selbte nicht/ mit den Mördern des Gra-
chus/ umb gleichwiegendes Gold verwechseln
würden.

Endlich ward auch Malovend der Marsen
Fürst/ Cejonius/ Caldus Cälius/ Sextus Catu-
lus/ Apronius und Emilian zur Opferung ge-
führet. Als man nun an den Malovend die
Hand anlegen wolte/ schützte er das Recht des
Vaterlandes für/ welches ihn als einen gebohr-
nen Deutschen seinen eigenen Göttern/ welchen
auch von den wilden Scythen nur fremdes
Menschen-Blut geopfert würde/ zu schlachten
nicht zuliesse. Ob nun wol Hertzog Ganasch
ihm fürwarff: Er habe dem Vaterlande abge-
schworen/ dem er das Leben zu dancken hätte/
und den letzten Athem schuldig wäre. Wer
wider dis den Degen ausziehe/ verliere sein Bür-
ger-Recht/ und sey ärger zu straffen als Auslän-
der; so nam sich doch so wol der Priester Libys
als der Feldherr dieses Gefangenen an. Jener/
weil die milden Schutz-Götter Deutschlands
ihr eigenes Blut zu verderben Abscheu hätten;
dieser/ daß so wol der schlüpferigen Jugend un-
vorsichtigen Fehlern/ als denen seltzamen Ver-
wickelungen bißheriger Läufte etwas von der
Schärffe der Gesetze zu enthängen sey. Hin-
gegen müste gegen die Römer mit der ihnen ge-
wohnten Schärffe verfahren werden/ welche
nicht nur die gefangenen Menschen tödteten/
sondern auch ihre Hunde schlachteten. Cejoni-
us zohe für sich an/ daß er/ Apronius/ Emilian/
[Spaltenumbruch] und alle andere/ die im Läger gewesen/ nicht für
Gefangene/ sondern für sich gutwillig ergeben-
de zu achten wären/ welche hinzurichten alle
Völcker für Grausamkeit hielten. Der Feld-
herr aber befahl: Es solte zwar dem Apronius/
Emilian und andern Ergebenen das Leben ge-
schenckt seyn/ Cejonius aber würde wegen seiner
verzagten Auffgabe des Lägers ihm selbst nur zur
Schande leben/ und habe mit seinen gegen die
Deutschen verdienten Boßheiten einen ärgern
Tod verdienet; dahero müsse er von Henckers-
nicht Priesters-Händen sterben. Die Römer
hätten gegen die Ergebenen mehrmals anders
gewütet. Emilianus habe fünfhundert Ergebne
aus des Viriats Kriegsleuten in Spanien mit
dem Beilhinrichten; Kayser Julius den Fürsten
Guturat in Gallien zu Tode prügeln/ und her-
nacherst enthaupten; allen/ die sich aus Mangel
Wassers mit der Festung Uxellodun ihm erge-
ben müssen/ und Waffen tragen können/ die
Hände abhacken/ der noch lebende Augustus in
dem bürgerlichen Kriege gantze ergebene Städte
aushauen lassen. Cejonius warff ein: Maxi-
mus Emilianus habe dem Konneba/ einem er-
gebenen Strassen-Räuber/ Cäsar auch See-
Räubern das Leben geschenckt. Er ward aber/ als
er mehr reden wolte/ hingerissen/ in einen nicht
weit entfernten Sumpf geworffen/ und mit ei-
ner auf ihn geworffenen Hurde erstecket. Auf
welche Art die Deutschen das Laster weibischer
Zagheit zwar offentlich zu straffen/ zugleich aber
das Gedächtnüß zu verstecken pflegten. Eine
in Wahrheit eben so wol verdiente Straffe für
den Cejonius/ als im Mithridatischen Kriege
für den Aquilius/ welcher lieber schimpflich vom
Hencker als rühmlich im Streit zu sterben erkic-
set hatte. Caldus Cälius und Sextus Catulus
sahen inzwischen wenig Hoffnung übrig sich von
so blutiger Auffopferung zu erledigen/ als welche
in der Schlacht verwundet und gefangen wor-
den waren. Gleichwol wolte Catulus sein Heil
noch versuchen/ redete derowegen den Feldherrn

an:

Erſtes Buch
[Spaltenumbruch] andern Glieder mit Waſſer beſprengt/ hernach
gebunden/ geſchlachtet/ das Blut in einen Keſſel
zuſammen auffgefangen/ die Leiber verbrennt/
und die Koͤpfe zum theil zur Balſamung auffge-
hoben worden. Sintemal die Deutſchen die
Koͤpfe nach der Egyptier Gewohnheit/ die ſie von
den Opfern in Nil-Strom warffen/ nicht mit
verbrennten/ ſondern mit Ceder-Safft einzuſal-
ben/ und fuͤr der Faͤulnuͤß ihren Nachkommen
zum Gedaͤchtnuͤß ihrer Siege zu verwahrẽ/ auch
ſelbte in ſo groſſem Werthe zu halten pflegen/
daß ſie ſelbte nicht/ mit den Moͤrdern des Gra-
chus/ umb gleichwiegendes Gold verwechſeln
wuͤrden.

Endlich ward auch Malovend der Marſen
Fuͤrſt/ Cejonius/ Caldus Caͤlius/ Sextus Catu-
lus/ Apronius und Emilian zur Opferung ge-
fuͤhret. Als man nun an den Malovend die
Hand anlegen wolte/ ſchuͤtzte er das Recht des
Vaterlandes fuͤr/ welches ihn als einen gebohr-
nen Deutſchen ſeinen eigenen Goͤttern/ welchen
auch von den wilden Scythen nur fremdes
Menſchen-Blut geopfert wuͤrde/ zu ſchlachten
nicht zulieſſe. Ob nun wol Hertzog Ganaſch
ihm fuͤrwarff: Er habe dem Vaterlande abge-
ſchworen/ dem er das Leben zu dancken haͤtte/
und den letzten Athem ſchuldig waͤre. Wer
wider dis den Degen ausziehe/ verliere ſein Buͤr-
ger-Recht/ und ſey aͤrger zu ſtraffen als Auslaͤn-
der; ſo nam ſich doch ſo wol der Prieſter Libys
als der Feldherr dieſes Gefangenen an. Jener/
weil die milden Schutz-Goͤtter Deutſchlands
ihr eigenes Blut zu verderben Abſcheu haͤtten;
dieſer/ daß ſo wol der ſchluͤpferigen Jugend un-
vorſichtigen Fehlern/ als denen ſeltzamen Ver-
wickelungen bißheriger Laͤufte etwas von der
Schaͤrffe der Geſetze zu enthaͤngen ſey. Hin-
gegen muͤſte gegen die Roͤmer mit der ihnen ge-
wohnten Schaͤrffe verfahren werden/ welche
nicht nur die gefangenen Menſchen toͤdteten/
ſondern auch ihre Hunde ſchlachteten. Cejoni-
us zohe fuͤr ſich an/ daß er/ Apronius/ Emilian/
[Spaltenumbruch] und alle andere/ die im Laͤger geweſen/ nicht fuͤr
Gefangene/ ſondern fuͤr ſich gutwillig ergeben-
de zu achten waͤren/ welche hinzurichten alle
Voͤlcker fuͤr Grauſamkeit hielten. Der Feld-
herr aber befahl: Es ſolte zwar dem Apronius/
Emilian und andern Ergebenen das Leben ge-
ſchenckt ſeyn/ Cejonius aber wuͤrde wegen ſeiner
verzagten Auffgabe des Laͤgers ihm ſelbſt nur zur
Schande leben/ und habe mit ſeinen gegen die
Deutſchen verdienten Boßheiten einen aͤrgern
Tod verdienet; dahero muͤſſe er von Henckers-
nicht Prieſters-Haͤnden ſterben. Die Roͤmer
haͤtten gegen die Ergebenen mehrmals anders
gewuͤtet. Emilianus habe fuͤnfhundert Ergebne
aus des Viriats Kriegsleuten in Spanien mit
dem Beilhinrichten; Kayſer Julius den Fuͤrſten
Guturat in Gallien zu Tode pruͤgeln/ und her-
nacherſt enthaupten; allen/ die ſich aus Mangel
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ben muͤſſen/ und Waffen tragen koͤnnen/ die
Haͤnde abhacken/ der noch lebende Auguſtus in
dem buͤrgerlichen Kriege gantze ergebene Staͤdte
aushauen laſſen. Cejonius warff ein: Maxi-
mus Emilianus habe dem Konneba/ einem er-
gebenen Straſſen-Raͤuber/ Caͤſar auch See-
Raͤubern das Leben geſchenckt. Er ward aber/ als
er mehr reden wolte/ hingeriſſen/ in einen nicht
weit entfernten Sumpf geworffen/ und mit ei-
ner auf ihn geworffenen Hurde erſtecket. Auf
welche Art die Deutſchen das Laſter weibiſcher
Zagheit zwar offentlich zu ſtraffen/ zugleich aber
das Gedaͤchtnuͤß zu verſtecken pflegten. Eine
in Wahrheit eben ſo wol verdiente Straffe fuͤr
den Cejonius/ als im Mithridatiſchen Kriege
fuͤr den Aquilius/ welcher lieber ſchimpflich vom
Hencker als ruͤhmlich im Streit zu ſterben erkic-
ſet hatte. Caldus Caͤlius und Sextus Catulus
ſahen inzwiſchen wenig Hoffnung uͤbrig ſich von
ſo blutiger Auffopferung zu erledigen/ als welche
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den waren. Gleichwol wolte Catulus ſein Heil
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[70/0118] Erſtes Buch andern Glieder mit Waſſer beſprengt/ hernach gebunden/ geſchlachtet/ das Blut in einen Keſſel zuſammen auffgefangen/ die Leiber verbrennt/ und die Koͤpfe zum theil zur Balſamung auffge- hoben worden. Sintemal die Deutſchen die Koͤpfe nach der Egyptier Gewohnheit/ die ſie von den Opfern in Nil-Strom warffen/ nicht mit verbrennten/ ſondern mit Ceder-Safft einzuſal- ben/ und fuͤr der Faͤulnuͤß ihren Nachkommen zum Gedaͤchtnuͤß ihrer Siege zu verwahrẽ/ auch ſelbte in ſo groſſem Werthe zu halten pflegen/ daß ſie ſelbte nicht/ mit den Moͤrdern des Gra- chus/ umb gleichwiegendes Gold verwechſeln wuͤrden. Endlich ward auch Malovend der Marſen Fuͤrſt/ Cejonius/ Caldus Caͤlius/ Sextus Catu- lus/ Apronius und Emilian zur Opferung ge- fuͤhret. Als man nun an den Malovend die Hand anlegen wolte/ ſchuͤtzte er das Recht des Vaterlandes fuͤr/ welches ihn als einen gebohr- nen Deutſchen ſeinen eigenen Goͤttern/ welchen auch von den wilden Scythen nur fremdes Menſchen-Blut geopfert wuͤrde/ zu ſchlachten nicht zulieſſe. Ob nun wol Hertzog Ganaſch ihm fuͤrwarff: Er habe dem Vaterlande abge- ſchworen/ dem er das Leben zu dancken haͤtte/ und den letzten Athem ſchuldig waͤre. Wer wider dis den Degen ausziehe/ verliere ſein Buͤr- ger-Recht/ und ſey aͤrger zu ſtraffen als Auslaͤn- der; ſo nam ſich doch ſo wol der Prieſter Libys als der Feldherr dieſes Gefangenen an. Jener/ weil die milden Schutz-Goͤtter Deutſchlands ihr eigenes Blut zu verderben Abſcheu haͤtten; dieſer/ daß ſo wol der ſchluͤpferigen Jugend un- vorſichtigen Fehlern/ als denen ſeltzamen Ver- wickelungen bißheriger Laͤufte etwas von der Schaͤrffe der Geſetze zu enthaͤngen ſey. Hin- gegen muͤſte gegen die Roͤmer mit der ihnen ge- wohnten Schaͤrffe verfahren werden/ welche nicht nur die gefangenen Menſchen toͤdteten/ ſondern auch ihre Hunde ſchlachteten. Cejoni- us zohe fuͤr ſich an/ daß er/ Apronius/ Emilian/ und alle andere/ die im Laͤger geweſen/ nicht fuͤr Gefangene/ ſondern fuͤr ſich gutwillig ergeben- de zu achten waͤren/ welche hinzurichten alle Voͤlcker fuͤr Grauſamkeit hielten. Der Feld- herr aber befahl: Es ſolte zwar dem Apronius/ Emilian und andern Ergebenen das Leben ge- ſchenckt ſeyn/ Cejonius aber wuͤrde wegen ſeiner verzagten Auffgabe des Laͤgers ihm ſelbſt nur zur Schande leben/ und habe mit ſeinen gegen die Deutſchen verdienten Boßheiten einen aͤrgern Tod verdienet; dahero muͤſſe er von Henckers- nicht Prieſters-Haͤnden ſterben. Die Roͤmer haͤtten gegen die Ergebenen mehrmals anders gewuͤtet. Emilianus habe fuͤnfhundert Ergebne aus des Viriats Kriegsleuten in Spanien mit dem Beilhinrichten; Kayſer Julius den Fuͤrſten Guturat in Gallien zu Tode pruͤgeln/ und her- nacherſt enthaupten; allen/ die ſich aus Mangel Waſſers mit der Feſtung Uxellodun ihm erge- ben muͤſſen/ und Waffen tragen koͤnnen/ die Haͤnde abhacken/ der noch lebende Auguſtus in dem buͤrgerlichen Kriege gantze ergebene Staͤdte aushauen laſſen. Cejonius warff ein: Maxi- mus Emilianus habe dem Konneba/ einem er- gebenen Straſſen-Raͤuber/ Caͤſar auch See- Raͤubern das Leben geſchenckt. Er ward aber/ als er mehr reden wolte/ hingeriſſen/ in einen nicht weit entfernten Sumpf geworffen/ und mit ei- ner auf ihn geworffenen Hurde erſtecket. Auf welche Art die Deutſchen das Laſter weibiſcher Zagheit zwar offentlich zu ſtraffen/ zugleich aber das Gedaͤchtnuͤß zu verſtecken pflegten. Eine in Wahrheit eben ſo wol verdiente Straffe fuͤr den Cejonius/ als im Mithridatiſchen Kriege fuͤr den Aquilius/ welcher lieber ſchimpflich vom Hencker als ruͤhmlich im Streit zu ſterben erkic- ſet hatte. Caldus Caͤlius und Sextus Catulus ſahen inzwiſchen wenig Hoffnung uͤbrig ſich von ſo blutiger Auffopferung zu erledigen/ als welche in der Schlacht verwundet und gefangen wor- den waren. Gleichwol wolte Catulus ſein Heil noch verſuchen/ redete derowegen den Feldherrn an:

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/118>, abgerufen am 26.04.2024.