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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Sechstes Buch
Sertorius aufgerichtete Vertrag/ ingleichen der unter des deutschen Fürsten Dejotars
Anführung dem Mithridates gethane Abbruch. Pompejus seltzames Krieges-Spiel/
seine Flucht/ der seinigen Verzweiffelung und seines Sohnes Machars Verhängnüß.
Mithri[dat]es als ein Stief-Kind des Glücks von seinem eigenen Gemahl der Strato-
nice vertaufft und verrathen. Seine Leiche von seinem leiblichen Sohne Pharmaces
dem Pompejus zugesendet. Sein herrliches Begräbnüß/ Grabstätt und prächtige
Uberschrifft. Pompejens nach Rom gebrachte kostbare Beuthe und Siegs-Gepränge.
Der Römer daraus erwachsener Ubermuth und Grausamkeit gegen ihre gefangene
Ausländer. Dieser ihre hertzhaffte Entschlüssung und vor die Freyheit aufgerichtete
Kriegs-Fahnen/ zu deren Haupt und Heerführer Spartacus ein deutscher Ritter aus
vorhergehender Wahrsagerey gewehlet wird. Seine Tapfferkeit und Sieg wider die
ihn aufsuchende Römer mit sein und seiner Feinde Blut besiegelt. Der Deutschen ver-
neuerte Treue durch keine Verhetzung und Verfprechnüß von Rom abwendig zu ma-
chen. Der Römer dagegen schlechte Vergeltung und Undanckbarkeit bringet sie wieder
in Harnisch/ und machet ihren Hertzog Catugnat mehrmals wider sie sieghafft/ letzt
aber dem wanckelbaren Kriegs-Spiele unterwürffig. Diese des Malovends Erzeh-
lung heisset die natürlich untergehende Tages- und die dem Hertzog Herrmann an Thuß-
neldens Hochzeit-Feyer aufgehende Liebes-Sonne endigen/ und die fernere Erzehlung
der Deutschen und Römer insonderheit des Käysers Julius und seines Nachfolgers Au-
gustus aufskünfftige verschieben.

Das Sechste Buch.
[Spaltenumbruch]

DJe Sterne stunden noch am
Himmel/ und der gantze Hoflag
noch zur Ruh/ als ein Catti-
scher Edelmann dem Hertzog
Arpus und Fürsten Catumer
zu wissen machte: daß beyder
Gemahlinnen Erdmuth und
Rhamis nur drey Meilen von dannen auf ei-
nem Lusthause des Feldherrn ankommen wä-
ren; derer erstere/ als der Fürstin Thußnelda
nahe Bluts-Freundin/ bey dieser Vermählung
die Mutter-Stelle vertreten solte. Diese Post
erweckte anfangs diese zwey Cattische Fürsten;
Hernach aber/ als Fürst Adgandester hiervon
Nachricht kriegte/ und dem Feldherren bey-
brachte/ alle Grossen. Denn iederman war
über dieser Ankunfft erfreuet. Also ward von
allen Deutschen Fürsten Befehl ertheilet fertig
[Spaltenumbruch] zu machen/ diese annehmliche Gäste zu bewill-
kommen. Der Feldherr alleine blieb zurück/
und verschloß sich wegen wichtiger Schreiben
in sein Zimmer/ befahl aber dem Fürsten Ad-
gandester: daß er bey fast einsamen Hoffe die
fremden Fürsten inzwischen annehmlich unter-
halten solte. Wie nun das hertzogliche Schloß
derogestalt von allen Häuptern gleichsam aus-
geleeret ward/ führte Adgandester die fremden
Gefangenen/ oder vielmehr annehmlichen Gä-
ste/ auf die neue Rennebahn/ und zeigte ihnen
alle Anstalten/ die der Feldherr zu herrlicher
Begehung seines Beylagers angeordnet hatte.
Nachdem sie auch mit unterschiedenen Rennen
sich erlustigt/ verfügten sie sich in den Lustgarten;
da sie die Königin Erato mit Saloninen und et-
lichem andern Frauenzimmer/ welches die Für-
stin Thußnelda zurück gelassen hatte/ antraffen;

und

Sechſtes Buch
Sertorius aufgerichtete Vertrag/ ingleichen der unter des deutſchen Fuͤrſten Dejotars
Anfuͤhrung dem Mithridates gethane Abbruch. Pompejus ſeltzames Krieges-Spiel/
ſeine Flucht/ der ſeinigen Verzweiffelung und ſeines Sohnes Machars Verhaͤngnuͤß.
Mithri[dat]es als ein Stief-Kind des Gluͤcks von ſeinem eigenen Gemahl der Strato-
nice vertaufft und verrathen. Seine Leiche von ſeinem leiblichen Sohne Pharmaces
dem Pompejus zugeſendet. Sein herrliches Begraͤbnuͤß/ Grabſtaͤtt und praͤchtige
Uberſchrifft. Pompejens nach Rom gebrachte koſtbare Beuthe und Siegs-Gepraͤnge.
Der Roͤmer daraus erwachſener Ubermuth und Grauſamkeit gegen ihre gefangene
Auslaͤnder. Dieſer ihre hertzhaffte Entſchluͤſſung und vor die Freyheit aufgerichtete
Kriegs-Fahnen/ zu deren Haupt und Heerfuͤhrer Spartacus ein deutſcher Ritter aus
vorhergehender Wahrſagerey gewehlet wird. Seine Tapfferkeit und Sieg wider die
ihn aufſuchende Roͤmer mit ſein und ſeiner Feinde Blut beſiegelt. Der Deutſchen ver-
neuerte Treue durch keine Verhetzung und Verfprechnuͤß von Rom abwendig zu ma-
chen. Der Roͤmer dagegen ſchlechte Vergeltung und Undanckbarkeit bringet ſie wieder
in Harniſch/ und machet ihren Hertzog Catugnat mehrmals wider ſie ſieghafft/ letzt
aber dem wanckelbaren Kriegs-Spiele unterwuͤrffig. Dieſe des Malovends Erzeh-
lung heiſſet die natuͤrlich untergehende Tages- und die dem Hertzog Herrmann an Thuß-
neldens Hochzeit-Feyer aufgehende Liebes-Sonne endigen/ und die fernere Erzehlung
der Deutſchen und Roͤmer inſonderheit des Kaͤyſers Julius und ſeines Nachfolgers Au-
guſtus aufskuͤnfftige verſchieben.

Das Sechſte Buch.
[Spaltenumbruch]

DJe Sterne ſtunden noch am
Him̃el/ und der gantze Hoflag
noch zur Ruh/ als ein Catti-
ſcher Edelmann dem Hertzog
Arpus und Fuͤrſten Catumer
zu wiſſen machte: daß beyder
Gemahlinnen Erdmuth und
Rhamis nur drey Meilen von dannen auf ei-
nem Luſthauſe des Feldherrn ankommen waͤ-
ren; derer erſtere/ als der Fuͤrſtin Thußnelda
nahe Bluts-Freundin/ bey dieſer Vermaͤhlung
die Mutter-Stelle vertreten ſolte. Dieſe Poſt
erweckte anfangs dieſe zwey Cattiſche Fuͤrſten;
Hernach aber/ als Fuͤrſt Adgandeſter hiervon
Nachricht kriegte/ und dem Feldherren bey-
brachte/ alle Groſſen. Denn iederman war
uͤber dieſer Ankunfft erfreuet. Alſo ward von
allen Deutſchen Fuͤrſten Befehl ertheilet fertig
[Spaltenumbruch] zu machen/ dieſe annehmliche Gaͤſte zu bewill-
kommen. Der Feldherr alleine blieb zuruͤck/
und verſchloß ſich wegen wichtiger Schreiben
in ſein Zimmer/ befahl aber dem Fuͤrſten Ad-
gandeſter: daß er bey faſt einſamen Hoffe die
fremden Fuͤrſten inzwiſchen annehmlich unter-
halten ſolte. Wie nun das hertzogliche Schloß
derogeſtalt von allen Haͤuptern gleichſam aus-
geleeret ward/ fuͤhrte Adgandeſter die fremden
Gefangenen/ oder vielmehr annehmlichen Gaͤ-
ſte/ auf die neue Rennebahn/ und zeigte ihnen
alle Anſtalten/ die der Feldherr zu herrlicher
Begehung ſeines Beylagers angeordnet hatte.
Nachdem ſie auch mit unterſchiedenen Rennen
ſich erluſtigt/ verfuͤgten ſie ſich in den Luſtgarten;
da ſie die Koͤnigin Erato mit Saloninen und et-
lichem andern Frauenzimmer/ welches die Fuͤr-
ſtin Thußnelda zuruͤck gelaſſen hatte/ antraffen;

und
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[730[732]/0792] Sechſtes Buch Sertorius aufgerichtete Vertrag/ ingleichen der unter des deutſchen Fuͤrſten Dejotars Anfuͤhrung dem Mithridates gethane Abbruch. Pompejus ſeltzames Krieges-Spiel/ ſeine Flucht/ der ſeinigen Verzweiffelung und ſeines Sohnes Machars Verhaͤngnuͤß. Mithridates als ein Stief-Kind des Gluͤcks von ſeinem eigenen Gemahl der Strato- nice vertaufft und verrathen. Seine Leiche von ſeinem leiblichen Sohne Pharmaces dem Pompejus zugeſendet. Sein herrliches Begraͤbnuͤß/ Grabſtaͤtt und praͤchtige Uberſchrifft. Pompejens nach Rom gebrachte koſtbare Beuthe und Siegs-Gepraͤnge. Der Roͤmer daraus erwachſener Ubermuth und Grauſamkeit gegen ihre gefangene Auslaͤnder. Dieſer ihre hertzhaffte Entſchluͤſſung und vor die Freyheit aufgerichtete Kriegs-Fahnen/ zu deren Haupt und Heerfuͤhrer Spartacus ein deutſcher Ritter aus vorhergehender Wahrſagerey gewehlet wird. Seine Tapfferkeit und Sieg wider die ihn aufſuchende Roͤmer mit ſein und ſeiner Feinde Blut beſiegelt. Der Deutſchen ver- neuerte Treue durch keine Verhetzung und Verfprechnuͤß von Rom abwendig zu ma- chen. Der Roͤmer dagegen ſchlechte Vergeltung und Undanckbarkeit bringet ſie wieder in Harniſch/ und machet ihren Hertzog Catugnat mehrmals wider ſie ſieghafft/ letzt aber dem wanckelbaren Kriegs-Spiele unterwuͤrffig. Dieſe des Malovends Erzeh- lung heiſſet die natuͤrlich untergehende Tages- und die dem Hertzog Herrmann an Thuß- neldens Hochzeit-Feyer aufgehende Liebes-Sonne endigen/ und die fernere Erzehlung der Deutſchen und Roͤmer inſonderheit des Kaͤyſers Julius und ſeines Nachfolgers Au- guſtus aufskuͤnfftige verſchieben. Das Sechſte Buch. DJe Sterne ſtunden noch am Him̃el/ und der gantze Hoflag noch zur Ruh/ als ein Catti- ſcher Edelmann dem Hertzog Arpus und Fuͤrſten Catumer zu wiſſen machte: daß beyder Gemahlinnen Erdmuth und Rhamis nur drey Meilen von dannen auf ei- nem Luſthauſe des Feldherrn ankommen waͤ- ren; derer erſtere/ als der Fuͤrſtin Thußnelda nahe Bluts-Freundin/ bey dieſer Vermaͤhlung die Mutter-Stelle vertreten ſolte. Dieſe Poſt erweckte anfangs dieſe zwey Cattiſche Fuͤrſten; Hernach aber/ als Fuͤrſt Adgandeſter hiervon Nachricht kriegte/ und dem Feldherren bey- brachte/ alle Groſſen. Denn iederman war uͤber dieſer Ankunfft erfreuet. Alſo ward von allen Deutſchen Fuͤrſten Befehl ertheilet fertig zu machen/ dieſe annehmliche Gaͤſte zu bewill- kommen. Der Feldherr alleine blieb zuruͤck/ und verſchloß ſich wegen wichtiger Schreiben in ſein Zimmer/ befahl aber dem Fuͤrſten Ad- gandeſter: daß er bey faſt einſamen Hoffe die fremden Fuͤrſten inzwiſchen annehmlich unter- halten ſolte. Wie nun das hertzogliche Schloß derogeſtalt von allen Haͤuptern gleichſam aus- geleeret ward/ fuͤhrte Adgandeſter die fremden Gefangenen/ oder vielmehr annehmlichen Gaͤ- ſte/ auf die neue Rennebahn/ und zeigte ihnen alle Anſtalten/ die der Feldherr zu herrlicher Begehung ſeines Beylagers angeordnet hatte. Nachdem ſie auch mit unterſchiedenen Rennen ſich erluſtigt/ verfuͤgten ſie ſich in den Luſtgarten; da ſie die Koͤnigin Erato mit Saloninen und et- lichem andern Frauenzimmer/ welches die Fuͤr- ſtin Thußnelda zuruͤck gelaſſen hatte/ antraffen; und

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 730[732]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/792>, abgerufen am 21.11.2024.