Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Ehren-Getichte. WAs ist der kurtze Ruff der mit ins Grab versinckt/ Dafern Er aus der Grufft nicht ewig wider schallet? Ein schneller Blitz/ der zwar von Ost biß Westen blinckt/ Doch bald vergessen ist/ wenn drauf kein Donner knallet/ Ein Rauch der bald verfliegt/ ein Wind der bald verstreichet/ Ein Jrrlicht/ dessen Schein für neuer Sonn' erbleichet. Wie bald verkocht in uns die Hand voll kühnes Blut! Wie eilends pflegt das Tacht des Lebens auszubrennen! Noch Hand noch Schädel weist den edlen Geist und Muth. Wer wil den Zunder in der todten Asch' erkennen? Der welcher unser Lob erhalten solt' auf Erden/ Muß dess' in kurtzer Zeit ein stummer Zeuge werden. Was hilffts denn/ daß ein Mensch nach grossem Nahmen strebt/ Wenn sein Gedächtnüß nicht kan zu der Nachwelt dringen! Für Agamemnons Zeit hat mancher Held gelebt/ Dehn Seiner Tugend Preiß zun Sternen können bringen; Weil aber kein Homer zu Jhm sich hat gefunden/ Jst Seiner Thaten Glantz in tunckler Nacht verschwunden. Braucht allen Aloe und Balsam Alter Welt/ Bemahlt nach Sothis Art die theuren Leichen-Kittel/ Schnitzt feste Zedern aus mit fremdem Leim verkwellt/ Bezeichnet Tuch und Sarch mit Bildern grosser Tittel/ Wird nicht ein Oedipus die schwartze Brust entdekken/ Bleibt im Verwesen doch Eur Stand und Wesen stekken. Baut d 3
Ehren-Getichte. WAs iſt der kurtze Ruff der mit ins Grab verſinckt/ Dafern Er aus der Grufft nicht ewig wider ſchallet? Ein ſchneller Blitz/ der zwar von Oſt biß Weſten blinckt/ Doch bald vergeſſen iſt/ wenn drauf kein Donner knallet/ Ein Rauch der bald verfliegt/ ein Wind der bald verſtreichet/ Ein Jrrlicht/ deſſen Schein fuͤr neuer Sonn’ erbleichet. Wie bald verkocht in uns die Hand voll kuͤhnes Blut! Wie eilends pflegt das Tacht des Lebens auszubrennen! Noch Hand noch Schaͤdel weiſt den edlen Geiſt und Muth. Wer wil den Zunder in der todten Aſch’ erkennen? Der welcher unſer Lob erhalten ſolt’ auf Erden/ Muß deſſ’ in kurtzer Zeit ein ſtummer Zeuge werden. Was hilffts denn/ daß ein Menſch nach groſſem Nahmen ſtrebt/ Wenn ſein Gedaͤchtnuͤß nicht kan zu der Nachwelt dringen! Fuͤr Agamemnons Zeit hat mancher Held gelebt/ Dehn Seiner Tugend Preiß zun Sternen koͤnnen bringen; Weil aber kein Homer zu Jhm ſich hat gefunden/ Jſt Seiner Thaten Glantz in tunckler Nacht verſchwunden. Braucht allen Aloe und Balſam Alter Welt/ Bemahlt nach Sothis Art die theuren Leichen-Kittel/ Schnitzt feſte Zedern aus mit fremdem Leim verkwellt/ Bezeichnet Tuch und Sarch mit Bildern groſſer Tittel/ Wird nicht ein Oedipus die ſchwartze Bruſt entdekken/ Bleibt im Verweſen doch Eur Stand und Weſen ſtekken. Baut d 3
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Ehren-Getichte.
WAs iſt der kurtze Ruff der mit ins Grab verſinckt/
Dafern Er aus der Grufft nicht ewig wider ſchallet?
Ein ſchneller Blitz/ der zwar von Oſt biß Weſten blinckt/
Doch bald vergeſſen iſt/ wenn drauf kein Donner knallet/
Ein Rauch der bald verfliegt/ ein Wind der bald verſtreichet/
Ein Jrrlicht/ deſſen Schein fuͤr neuer Sonn’ erbleichet.
Wie bald verkocht in uns die Hand voll kuͤhnes Blut!
Wie eilends pflegt das Tacht des Lebens auszubrennen!
Noch Hand noch Schaͤdel weiſt den edlen Geiſt und Muth.
Wer wil den Zunder in der todten Aſch’ erkennen?
Der welcher unſer Lob erhalten ſolt’ auf Erden/
Muß deſſ’ in kurtzer Zeit ein ſtummer Zeuge werden.
Was hilffts denn/ daß ein Menſch nach groſſem Nahmen ſtrebt/
Wenn ſein Gedaͤchtnuͤß nicht kan zu der Nachwelt dringen!
Fuͤr Agamemnons Zeit hat mancher Held gelebt/
Dehn Seiner Tugend Preiß zun Sternen koͤnnen bringen;
Weil aber kein Homer zu Jhm ſich hat gefunden/
Jſt Seiner Thaten Glantz in tunckler Nacht verſchwunden.
Braucht allen Aloe und Balſam Alter Welt/
Bemahlt nach Sothis Art die theuren Leichen-Kittel/
Schnitzt feſte Zedern aus mit fremdem Leim verkwellt/
Bezeichnet Tuch und Sarch mit Bildern groſſer Tittel/
Wird nicht ein Oedipus die ſchwartze Bruſt entdekken/
Bleibt im Verweſen doch Eur Stand und Weſen ſtekken.
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