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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Vorbericht an den Leser.
Hochgeneigter Leser.

HJer stellet sich/ unser vor etlichen Jahren gethanen Ver-
tröstung nach/ nunmehr der Großmüthige Armi-
nius
auf den Schau-Platz der Welt. Er suchet bey
denen Sieg-prangenden Helden dieser Zeit günstige
Erlaubnüs/ Jhm einen Eintritt in dero Rüst-Kam-
mern zu verstatten; Und lebet der guten Hoffnung: ob
Er gleich in der heutigen Kriegs-Kunst/ so wol wegen
Aenderung der Zeiten/ als anderer Zufälle und Ge-
legenheiten sich nur unter derselben Schüler oder/
Lehrlinge zehlen möchte/ daß sie ihm dennoch nichts minder seinen theuer-er-
worbenen Lorber-Krantz/ als auch eine Stelle in denen Ehren-Sälen unter
anderer Helden-Bildern gönnen/ und ihm den Nahmen eines hertzhafften
Feldherrn deßwegen in keinen Zweifel ziehen werden; weil Er die Kriegs-
Kunst und Staats-Klugheit zu seiner Zeit an dem Welt-gepriesenen Hofe des
mächtigsten Kaysers Augustus/ da die Krieg- und Friedens-Künste gleich-
sam mit einander umb den Vorzug kämpften/ vollkommentlich erlernet/ her-
nach aber bey Antretung seiner Regierung und obristen Feldhauptmannschafft
in Deutschland/ vor die Beschirmung der gleichsam in letzten Zügen liegenden
Freyheit/ gegen die stoltzen Römer höchst-rühmlich angewendet; ja nicht allein
seinen bedrängten Lands-Leuten das schwere Joch der Römischen Dienstbar-
keit/ daran einige Römische Kayser so gar selbst einen Greuel gehabt/ gäntzlich
vom Halse gestreifft/ andere deutsche Fürsten zu gleichmäßiger Heldenmüthiger
Tapferkeit aufgemuntert/ und wider die hochmüthigen Römer in Harnisch
gebracht/ sondern auch derogestalt siegen gelernet: daß das durch ihn geschwäch-
te grosse Rom unterschiedliche mahl erzittert/ Augusten sein Glücke zwei-
felhafft gemacht/ und von derselben Zeit an das streitbare Deutschland vor un-
überwindlich gehalten worden.

Man wünschte zwar wol: daß der Herr über Tod und Leben dem seli-
gen Herrn Verfasser dieser Geschichte noch so viel Tage zugesetzet/ als Er be-
durfft hätte/ daß Er seinem Arminius oder Herrmann in diesem Vor-
berichte selber das Wort reden/ und Jhm einen Geleits- oder Beglaubigungs-

Brieff
Vorbericht an den Leſer.
Hochgeneigter Leſer.

HJer ſtellet ſich/ unſer vor etlichen Jahren gethanen Ver-
troͤſtung nach/ nunmehr der Großmuͤthige Armi-
nius
auf den Schau-Platz der Welt. Er ſuchet bey
denen Sieg-prangenden Helden dieſer Zeit guͤnſtige
Erlaubnuͤs/ Jhm einen Eintritt in dero Ruͤſt-Kam-
mern zu verſtatten; Und lebet der guten Hoffnung: ob
Er gleich in der heutigen Kriegs-Kunſt/ ſo wol wegen
Aenderung der Zeiten/ als anderer Zufaͤlle und Ge-
legenheiten ſich nur unter derſelben Schuͤler oder/
Lehrlinge zehlen moͤchte/ daß ſie ihm dennoch nichts minder ſeinen theuer-er-
worbenen Lorber-Krantz/ als auch eine Stelle in denen Ehren-Saͤlen unter
anderer Helden-Bildern goͤnnen/ und ihm den Nahmen eines hertzhafften
Feldherrn deßwegen in keinen Zweifel ziehen werden; weil Er die Kriegs-
Kunſt und Staats-Klugheit zu ſeiner Zeit an dem Welt-geprieſenen Hofe des
maͤchtigſten Kayſers Auguſtus/ da die Krieg- und Friedens-Kuͤnſte gleich-
ſam mit einander umb den Vorzug kaͤmpften/ vollkommentlich erlernet/ her-
nach aber bey Antretung ſeiner Regierung und obriſten Feldhauptmannſchafft
in Deutſchland/ vor die Beſchirmung der gleichſam in letzten Zuͤgen liegenden
Freyheit/ gegen die ſtoltzen Roͤmer hoͤchſt-ruͤhmlich angewendet; ja nicht allein
ſeinen bedraͤngten Lands-Leuten das ſchwere Joch der Roͤmiſchen Dienſtbar-
keit/ daran einige Roͤmiſche Kayſer ſo gar ſelbſt einen Greuel gehabt/ gaͤntzlich
vom Halſe geſtreifft/ andere deutſche Fuͤrſten zu gleichmaͤßiger Heldenmuͤthiger
Tapferkeit aufgemuntert/ und wider die hochmuͤthigen Roͤmer in Harniſch
gebracht/ ſondern auch derogeſtalt ſiegen gelernet: daß das durch ihn geſchwaͤch-
te groſſe Rom unterſchiedliche mahl erzittert/ Auguſten ſein Gluͤcke zwei-
felhafft gemacht/ und von derſelben Zeit an das ſtreitbare Deutſchland vor un-
uͤberwindlich gehalten worden.

Man wuͤnſchte zwar wol: daß der Herr uͤber Tod und Leben dem ſeli-
gen Herrn Verfaſſer dieſer Geſchichte noch ſo viel Tage zugeſetzet/ als Er be-
durfft haͤtte/ daß Er ſeinem Arminius oder Herrmann in dieſem Vor-
berichte ſelber das Wort reden/ und Jhm einen Geleits- oder Beglaubigungs-

Brieff
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[0019] Vorbericht an den Leſer. Hochgeneigter Leſer. HJer ſtellet ſich/ unſer vor etlichen Jahren gethanen Ver- troͤſtung nach/ nunmehr der Großmuͤthige Armi- nius auf den Schau-Platz der Welt. Er ſuchet bey denen Sieg-prangenden Helden dieſer Zeit guͤnſtige Erlaubnuͤs/ Jhm einen Eintritt in dero Ruͤſt-Kam- mern zu verſtatten; Und lebet der guten Hoffnung: ob Er gleich in der heutigen Kriegs-Kunſt/ ſo wol wegen Aenderung der Zeiten/ als anderer Zufaͤlle und Ge- legenheiten ſich nur unter derſelben Schuͤler oder/ Lehrlinge zehlen moͤchte/ daß ſie ihm dennoch nichts minder ſeinen theuer-er- worbenen Lorber-Krantz/ als auch eine Stelle in denen Ehren-Saͤlen unter anderer Helden-Bildern goͤnnen/ und ihm den Nahmen eines hertzhafften Feldherrn deßwegen in keinen Zweifel ziehen werden; weil Er die Kriegs- Kunſt und Staats-Klugheit zu ſeiner Zeit an dem Welt-geprieſenen Hofe des maͤchtigſten Kayſers Auguſtus/ da die Krieg- und Friedens-Kuͤnſte gleich- ſam mit einander umb den Vorzug kaͤmpften/ vollkommentlich erlernet/ her- nach aber bey Antretung ſeiner Regierung und obriſten Feldhauptmannſchafft in Deutſchland/ vor die Beſchirmung der gleichſam in letzten Zuͤgen liegenden Freyheit/ gegen die ſtoltzen Roͤmer hoͤchſt-ruͤhmlich angewendet; ja nicht allein ſeinen bedraͤngten Lands-Leuten das ſchwere Joch der Roͤmiſchen Dienſtbar- keit/ daran einige Roͤmiſche Kayſer ſo gar ſelbſt einen Greuel gehabt/ gaͤntzlich vom Halſe geſtreifft/ andere deutſche Fuͤrſten zu gleichmaͤßiger Heldenmuͤthiger Tapferkeit aufgemuntert/ und wider die hochmuͤthigen Roͤmer in Harniſch gebracht/ ſondern auch derogeſtalt ſiegen gelernet: daß das durch ihn geſchwaͤch- te groſſe Rom unterſchiedliche mahl erzittert/ Auguſten ſein Gluͤcke zwei- felhafft gemacht/ und von derſelben Zeit an das ſtreitbare Deutſchland vor un- uͤberwindlich gehalten worden. Man wuͤnſchte zwar wol: daß der Herr uͤber Tod und Leben dem ſeli- gen Herrn Verfaſſer dieſer Geſchichte noch ſo viel Tage zugeſetzet/ als Er be- durfft haͤtte/ daß Er ſeinem Arminius oder Herrmann in dieſem Vor- berichte ſelber das Wort reden/ und Jhm einen Geleits- oder Beglaubigungs- Brieff

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/19>, abgerufen am 21.12.2024.