Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. tzog Herrmanns freymüthig erkennet/ auch das Feld bey Henneberg dieses Sieges hal-ber/ mit dem Nahmen Herrmanns Feld verewigen läst. Dieser Fürstlichen Gesell- schafft Ankunfft zu Marpurg beym Hertzog Arpus verursachet wegen des Cheruskisch- und Casuarischen Hauses Vereinbarung grosse Freude; des Sicambrischen Hertzogs Melo überbrachte traurige Zeitung aber wegen seiner vom Q. Varus geraubten Toch- ter ein allgemeines Hertzeleid und Verbitterung gegen die Römer. Alle Güter sind wieder zu erlangen/ der Verlust der Keuschheit allein ist unersetzlich/ und der Ehre un- wiederbringlich. Hertzog Herrmanns/ Arpus und Melo Berathschlagung über des Varus Rache und Erhaltung der Deutschen Freyheit. Der Verdacht der betrieglich- ste Wegweiser zu bereuenswürdigen Entschlüssungen. Segesthes abermahlige Verrä- therey. Das Gewissen der Göttlichen Rache Gerichts-Anwald. Varus wird durch der Deutschen Fürsten Zusammenkunfft zu Alison in gutes Vertrauen; Hertzog Herr- mann aber zu sein und der übrigen Römer bald erfolgenden Schreckenzum Feldherrn Deutschlands gesetzet. Der Fürstin Thußnelde Helden-Tugenden begleiten eitel Wun- derwercke/ wie das Ende der Erzehlung vor dißmahl den Adgandester und übrige Ho- hen zu einer herrlichen Mahlzeit und allerhand Schertz-Spielen. Das Aachte Buch. [Spaltenumbruch]
DJe Zeit hat eine Bot- Komm Sonne/ Brunn des Lichts/ zu unsern Hochzeit-Freu- den! Bring' uns den güldnen Tag; und gieb nicht nach: daß wir Und unser Fackeln-Glantz kommt deinen Stralen für! Was hemmet deinen Lauff? kanstu/ O Riese/ leiden: Daß Zwerg-Gestirne dir so Preiß als Lust abschneiden? Weil der gestirnte Bär/ der faule Schwan und Stier/ Der blaße Mohnde sich aus Eyversucht von dir Nicht lassen dringen weg/ den Tag die N[ä]chte neiden? Treib so viel schneller um dein Rad/ O Angelstern/ Als du[']s zu langsam triebst zu Liebe Jupitern/ Wie er Aleiden zeigt'. Erzwinge diß Verlangen O Sonne/ weil die Nacht zu schlecht ist für diß Fest/ Weil Herrmann eben diß/ was Jupiter gewest/ Und einen Hercules Thußnelde soll empfangen. Es J i i i i i i 3
Arminius und Thußnelda. tzog Herrmanns freymuͤthig erkennet/ auch das Feld bey Henneberg dieſes Sieges hal-ber/ mit dem Nahmen Herrmanns Feld verewigen laͤſt. Dieſer Fuͤrſtlichen Geſell- ſchafft Ankunfft zu Marpurg beym Hertzog Arpus verurſachet wegen des Cheruskiſch- und Caſuariſchen Hauſes Vereinbarung groſſe Freude; des Sicambriſchen Hertzogs Melo uͤberbrachte traurige Zeitung aber wegen ſeiner vom Q. Varus geraubten Toch- ter ein allgemeines Hertzeleid und Verbitterung gegen die Roͤmer. Alle Guͤter ſind wieder zu erlangen/ der Verluſt der Keuſchheit allein iſt unerſetzlich/ und der Ehre un- wiederbringlich. Hertzog Herrmanns/ Arpus und Melo Berathſchlagung uͤber des Varus Rache und Erhaltung der Deutſchen Freyheit. Der Verdacht der betrieglich- ſte Wegweiſer zu bereuenswuͤrdigen Entſchluͤſſungen. Segeſthes abermahlige Verraͤ- therey. Das Gewiſſen der Goͤttlichen Rache Gerichts-Anwald. Varus wird durch der Deutſchen Fuͤrſten Zuſammenkunfft zu Aliſon in gutes Vertrauen; Hertzog Herr- mann aber zu ſein und der uͤbrigen Roͤmer bald erfolgenden Schreckenzum Feldherrn Deutſchlands geſetzet. Der Fuͤrſtin Thußnelde Helden-Tugenden begleiten eitel Wun- derwercke/ wie das Ende der Erzehlung vor dißmahl den Adgandeſter und uͤbrige Ho- hen zu einer herrlichen Mahlzeit und allerhand Schertz-Spielen. Das Aachte Buch. [Spaltenumbruch]
DJe Zeit hat eine Bot- Komm Sonne/ Brunn des Lichts/ zu unſern Hochzeit-Freu- den! Bring’ uns den guͤldnen Tag; und gieb nicht nach: daß wir Und unſer Fackeln-Glantz kommt deinen Stralen fuͤr! Was hemmet deinen Lauff? kanſtu/ O Rieſe/ leiden: Daß Zwerg-Geſtirne dir ſo Preiß als Luſt abſchneiden? Weil der geſtirnte Baͤr/ der faule Schwan und Stier/ Der blaße Mohnde ſich aus Eyverſucht von dir Nicht laſſen dringen weg/ den Tag die N[aͤ]chte neiden? Treib ſo viel ſchneller um dein Rad/ O Angelſtern/ Als du[’]s zu langſam triebſt zu Liebe Jupitern/ Wie er Aleiden zeigt’. Erzwinge diß Verlangen O Sonne/ weil die Nacht zu ſchlecht iſt fuͤr diß Feſt/ Weil Herrmann eben diß/ was Jupiter geweſt/ Und einen Hercules Thußnelde ſoll empfangen. Es J i i i i i i 3
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Arminius und Thußnelda.
tzog Herrmanns freymuͤthig erkennet/ auch das Feld bey Henneberg dieſes Sieges hal-
ber/ mit dem Nahmen Herrmanns Feld verewigen laͤſt. Dieſer Fuͤrſtlichen Geſell-
ſchafft Ankunfft zu Marpurg beym Hertzog Arpus verurſachet wegen des Cheruskiſch-
und Caſuariſchen Hauſes Vereinbarung groſſe Freude; des Sicambriſchen Hertzogs
Melo uͤberbrachte traurige Zeitung aber wegen ſeiner vom Q. Varus geraubten Toch-
ter ein allgemeines Hertzeleid und Verbitterung gegen die Roͤmer. Alle Guͤter ſind
wieder zu erlangen/ der Verluſt der Keuſchheit allein iſt unerſetzlich/ und der Ehre un-
wiederbringlich. Hertzog Herrmanns/ Arpus und Melo Berathſchlagung uͤber des
Varus Rache und Erhaltung der Deutſchen Freyheit. Der Verdacht der betrieglich-
ſte Wegweiſer zu bereuenswuͤrdigen Entſchluͤſſungen. Segeſthes abermahlige Verraͤ-
therey. Das Gewiſſen der Goͤttlichen Rache Gerichts-Anwald. Varus wird durch
der Deutſchen Fuͤrſten Zuſammenkunfft zu Aliſon in gutes Vertrauen; Hertzog Herr-
mann aber zu ſein und der uͤbrigen Roͤmer bald erfolgenden Schreckenzum Feldherrn
Deutſchlands geſetzet. Der Fuͤrſtin Thußnelde Helden-Tugenden begleiten eitel Wun-
derwercke/ wie das Ende der Erzehlung vor dißmahl den Adgandeſter und uͤbrige Ho-
hen zu einer herrlichen Mahlzeit und allerhand Schertz-Spielen.
Das Aachte Buch.
DJe Zeit hat eine Bot-
maͤßigkeit uͤber alle
Dinge. Sie bedecket
guͤldene Haare mit
Schimmel; Roſen-
Wangen mit Thon/
Purper-Lippen mit
Bleyweiß. Sie nuͤtzet
Marmel mit Regen/ Ertzt mit Feuer und Fei-
len ab; Sie zerſprenget mit denen verſchloſſe-
nen Winden die raueſten Felſen/ und verkehret
die Sternen in Aſche. Sie leſchet allem das
Licht aus; ihr aber niemand. Nur alleine die
Tugend machet ſich durch unſterblichen Nach-
Ruhm der Zeit zur Meiſterin; und Liebe ver-
wirret ihre Sand-Uhr. Denn ſie machet bey
erlangtem Genuͤß einen Tag zum Augenbli-
cke; und ihr ungedultiges Verlangen eine
Nacht zum Jahre. Dieſe letztere Wuͤrckung
verurſachte: daß das wenige uͤbrige der Finſter-
nuͤs/ welches doch noch darzu guten theils der
Schlaff verkuͤrtzt hatte; dem großmuͤthigen
Feldherrn Herrmañ und der verliebten Thuß-
nelden fuͤrkam; Als wenn die Gegenfuͤßler das
Rad und den Lauff der Sonnen gehemmet haͤt-
te. Dieſemnach denn beyde ſo wol als der gantze
Hof der ſchlaͤffrigen Morgenroͤthe zuvor ka-
men; um ſich zu dem Vermaͤhlungs-Feyer fer-
tig zu machen. Zumahl ohne diß ſchon ein Bar-
de den Abend zuvor an das Burg-Thor nach-
folgende Reymen angehefftet hatte:
Komm Sonne/ Brunn des Lichts/ zu unſern Hochzeit-Freu-
den!
Bring’ uns den guͤldnen Tag; und gieb nicht nach: daß wir
Und unſer Fackeln-Glantz kommt deinen Stralen fuͤr!
Was hemmet deinen Lauff? kanſtu/ O Rieſe/ leiden:
Daß Zwerg-Geſtirne dir ſo Preiß als Luſt abſchneiden?
Weil der geſtirnte Baͤr/ der faule Schwan und Stier/
Der blaße Mohnde ſich aus Eyverſucht von dir
Nicht laſſen dringen weg/ den Tag die Naͤchte neiden?
Treib ſo viel ſchneller um dein Rad/ O Angelſtern/
Als du’s zu langſam triebſt zu Liebe Jupitern/
Wie er Aleiden zeigt’. Erzwinge diß Verlangen
O Sonne/ weil die Nacht zu ſchlecht iſt fuͤr diß Feſt/
Weil Herrmann eben diß/ was Jupiter geweſt/
Und einen Hercules Thußnelde ſoll empfangen.
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