Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Römisches
herrschete. Der gute Lotharius führte indessen mit seiner ge-
liebten Adelheid ein elendes Leben/ und Berengar begegnet ihm
gewißlich allzu hart. Es gerieth endlich dahin/ daß er sich zu
An. 949.todt härmete/ und Pavia seiner Gemahlin/ nebst vielen Ver-
mächtnissen zum Wittuhm hinterließ: Worauff sich Berengar
nebst seinem Sohn Adelberten alsobald zu Veron zum König
kröhnen ließ. Jndessen züchtigte ihn GOtt durch einen er-
schrecklichen Einfall der Ungarn in Jtalien unter der Anführung
des Taxis, welchem er zum Tribut zehen Scheffel Geld bezahlen
muste. Graff Hugo stund auch auffs neue wieder seinen Kö-
nig in West-Franckreich auff/ welchen König Otto durch Her-
tzog Conraden in Lothringen bestreiten ließ; Dennoch bekahm
jener wegen seiner tapffern Thaten den Zunahmen des Grossen.

An. 950.
II.

Berengarn gelüstete nun auch nach Pavia, und denen ü-
brigen grossen Gütern der verwittibten Adelheid; er trug ihr
demnach seinen Sohn und Mit-Regenten zum Gemahl an. A-
delheid haßete wegen des ihrem verstorbenen Gemahl angethanen
Sigon. p. 163.Unrechts Berengarn und sein gantzes Hauß/ und wolte hiervon
nicht das minste wissen. Weil nun die Güte nicht verfangen wolte/
kündigte ihr Berengar Krieg an/ eroberte Pavia, und nachdem
er sich der Königlichen Güter bemächtiget/ wolte er Adelheiden
durch Gefängniß zum Jawort zwingen/ indem er sie in dem
Schloß Garda an den so genannten Garder-See eingeschlossen
hielte. Die gute Adelheid hatte einen getreuen Priester/ Nah-
mens Martinum, bey sich/ durch dessen Ermahnungen sie nicht
nur bey ihren äussersten Elend einen Muth fassete/ sondern auch
durch seinen Einrath mit einer eintzigen Auffwärterin heimlich
aus dem Gefängniß entkam/ sich über den See setzen ließ/ und nach
Reggio zu Bischoff Adelarden/ der mit Berengarn übel zu frie-
den war/ ihre Zuflucht nahm. Weil aber dieser sie zu schützen
allzu ohnmächtig war/ brachte er sie zu ihrer Mutter Bruder/
und ihres verstorbenen Gemahls treuesten Freund/ dem Graffen
Atho zu Pavia, welcher ihr das zu selbiger Zeit fast unüber-
windliche Schloß Cannsio zur sichern Bleibstädte anwieß/ und

auff

Roͤmiſches
herrſchete. Der gute Lotharius fuͤhrte indeſſen mit ſeiner ge-
liebten Adelheid ein elendes Leben/ und Berengar begegnet ihm
gewißlich allzu hart. Es gerieth endlich dahin/ daß er ſich zu
An. 949.todt haͤrmete/ und Pavia ſeiner Gemahlin/ nebſt vielen Ver-
maͤchtniſſen zum Wittuhm hinterließ: Worauff ſich Berengar
nebſt ſeinem Sohn Adelberten alſobald zu Veron zum Koͤnig
kroͤhnen ließ. Jndeſſen zuͤchtigte ihn GOtt durch einen er-
ſchrecklichen Einfall der Ungarn in Jtalien unter der Anfuͤhrung
des Taxis, welchem er zum Tribut zehen Scheffel Geld bezahlen
muſte. Graff Hugo ſtund auch auffs neue wieder ſeinen Koͤ-
nig in Weſt-Franckreich auff/ welchen Koͤnig Otto durch Her-
tzog Conraden in Lothringen beſtreiten ließ; Dennoch bekahm
jener wegen ſeiner tapffern Thaten den Zunahmen des Groſſen.

An. 950.
II.

Berengarn geluͤſtete nun auch nach Pavia, und denen uͤ-
brigen groſſen Guͤtern der verwittibten Adelheid; er trug ihr
demnach ſeinen Sohn und Mit-Regenten zum Gemahl an. A-
delheid haßete wegẽ des ihrem verſtorbenen Gemahl angethanen
Sigon. p. 163.Unrechts Berengarn und ſein gantzes Hauß/ und wolte hiervon
nicht das minſte wiſſen. Weil nun die Guͤte nicht verfangẽ wolte/
kuͤndigte ihr Berengar Krieg an/ eroberte Pavia, und nachdem
er ſich der Koͤniglichen Guͤter bemaͤchtiget/ wolte er Adelheiden
durch Gefaͤngniß zum Jawort zwingen/ indem er ſie in dem
Schloß Garda an den ſo genannten Garder-See eingeſchloſſen
hielte. Die gute Adelheid hatte einen getreuen Prieſter/ Nah-
mens Martinum, bey ſich/ durch deſſen Ermahnungen ſie nicht
nur bey ihren aͤuſſerſten Elend einen Muth faſſete/ ſondern auch
durch ſeinen Einrath mit einer eintzigen Auffwaͤrterin heimlich
aus dem Gefaͤngniß entkam/ ſich uͤber den See ſetzen ließ/ und nach
Reggio zu Biſchoff Adelarden/ der mit Berengarn uͤbel zu frie-
den war/ ihre Zuflucht nahm. Weil aber dieſer ſie zu ſchuͤtzen
allzu ohnmaͤchtig war/ brachte er ſie zu ihrer Mutter Bruder/
und ihres verſtorbenen Gemahls treueſten Freund/ dem Graffen
Atho zu Pavia, welcher ihr das zu ſelbiger Zeit faſt unuͤber-
windliche Schloß Cannſio zur ſichern Bleibſtaͤdte anwieß/ und

auff
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0078" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ro&#x0364;mi&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
herr&#x017F;chete. Der gute <hi rendition="#aq">Lotharius</hi> fu&#x0364;hrte inde&#x017F;&#x017F;en mit &#x017F;einer ge-<lb/>
liebten Adelheid ein elendes Leben/ und Berengar begegnet ihm<lb/>
gewißlich allzu hart. Es gerieth endlich dahin/ daß er &#x017F;ich zu<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">An.</hi> 949.</note>todt ha&#x0364;rmete/ und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">P</hi>avia</hi> &#x017F;einer Gemahlin/ neb&#x017F;t vielen Ver-<lb/>
ma&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;en zum Wittuhm hinterließ: Worauff &#x017F;ich Berengar<lb/>
neb&#x017F;t &#x017F;einem Sohn Adelberten al&#x017F;obald zu <hi rendition="#aq">Veron</hi> zum Ko&#x0364;nig<lb/>
kro&#x0364;hnen ließ. Jnde&#x017F;&#x017F;en zu&#x0364;chtigte ihn GOtt durch einen er-<lb/>
&#x017F;chrecklichen Einfall der Ungarn in Jtalien unter der Anfu&#x0364;hrung<lb/>
des <hi rendition="#aq">Taxis,</hi> welchem er zum Tribut zehen Scheffel Geld bezahlen<lb/>
mu&#x017F;te. Graff <hi rendition="#aq">Hugo</hi> &#x017F;tund auch auffs neue wieder &#x017F;einen Ko&#x0364;-<lb/>
nig in We&#x017F;t-Franckreich auff/ welchen Ko&#x0364;nig Otto durch Her-<lb/>
tzog Conraden in Lothringen be&#x017F;treiten ließ; Dennoch bekahm<lb/>
jener wegen &#x017F;einer tapffern Thaten den Zunahmen des Gro&#x017F;&#x017F;en.</p>
          <note place="left"><hi rendition="#aq">An.</hi> 950.</note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">II.</hi> </head><lb/>
          <p>Berengarn gelu&#x0364;&#x017F;tete nun auch nach <hi rendition="#aq">Pavia,</hi> und denen u&#x0364;-<lb/>
brigen gro&#x017F;&#x017F;en Gu&#x0364;tern der verwittibten Adelheid; er trug ihr<lb/>
demnach &#x017F;einen Sohn und Mit-Regenten zum Gemahl an. A-<lb/>
delheid haßete weg&#x1EBD; des ihrem ver&#x017F;torbenen Gemahl angethanen<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Sigon. p.</hi> 163.</note>Unrechts Berengarn und &#x017F;ein gantzes Hauß/ und wolte hiervon<lb/>
nicht das min&#x017F;te wi&#x017F;&#x017F;en. Weil nun die Gu&#x0364;te nicht verfang&#x1EBD; wolte/<lb/>
ku&#x0364;ndigte ihr Berengar Krieg an/ eroberte <hi rendition="#aq">Pavia,</hi> und nachdem<lb/>
er &#x017F;ich der Ko&#x0364;niglichen Gu&#x0364;ter bema&#x0364;chtiget/ wolte er Adelheiden<lb/>
durch Gefa&#x0364;ngniß zum Jawort zwingen/ indem er &#x017F;ie in dem<lb/>
Schloß <hi rendition="#aq">Garda</hi> an den &#x017F;o genannten <hi rendition="#aq">Garder-</hi>See einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hielte. Die gute Adelheid hatte einen getreuen Prie&#x017F;ter/ Nah-<lb/>
mens <hi rendition="#aq">Martinum,</hi> bey &#x017F;ich/ durch de&#x017F;&#x017F;en Ermahnungen &#x017F;ie nicht<lb/>
nur bey ihren a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Elend einen Muth fa&#x017F;&#x017F;ete/ &#x017F;ondern auch<lb/>
durch &#x017F;einen Einrath mit einer eintzigen Auffwa&#x0364;rterin heimlich<lb/>
aus dem Gefa&#x0364;ngniß entkam/ &#x017F;ich u&#x0364;ber den See &#x017F;etzen ließ/ und nach<lb/><hi rendition="#aq">Reggio</hi> zu Bi&#x017F;choff Adelarden/ der mit Berengarn u&#x0364;bel zu frie-<lb/>
den war/ ihre Zuflucht nahm. Weil aber die&#x017F;er &#x017F;ie zu &#x017F;chu&#x0364;tzen<lb/>
allzu ohnma&#x0364;chtig war/ brachte er &#x017F;ie zu ihrer Mutter Bruder/<lb/>
und ihres ver&#x017F;torbenen Gemahls treue&#x017F;ten Freund/ dem Graffen<lb/><hi rendition="#aq">Atho</hi> zu <hi rendition="#aq">Pavia,</hi> welcher ihr das zu &#x017F;elbiger Zeit fa&#x017F;t unu&#x0364;ber-<lb/>
windliche Schloß <hi rendition="#aq">Cann&#x017F;io</hi> zur &#x017F;ichern Bleib&#x017F;ta&#x0364;dte anwieß/ und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auff</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0078] Roͤmiſches herrſchete. Der gute Lotharius fuͤhrte indeſſen mit ſeiner ge- liebten Adelheid ein elendes Leben/ und Berengar begegnet ihm gewißlich allzu hart. Es gerieth endlich dahin/ daß er ſich zu todt haͤrmete/ und Pavia ſeiner Gemahlin/ nebſt vielen Ver- maͤchtniſſen zum Wittuhm hinterließ: Worauff ſich Berengar nebſt ſeinem Sohn Adelberten alſobald zu Veron zum Koͤnig kroͤhnen ließ. Jndeſſen zuͤchtigte ihn GOtt durch einen er- ſchrecklichen Einfall der Ungarn in Jtalien unter der Anfuͤhrung des Taxis, welchem er zum Tribut zehen Scheffel Geld bezahlen muſte. Graff Hugo ſtund auch auffs neue wieder ſeinen Koͤ- nig in Weſt-Franckreich auff/ welchen Koͤnig Otto durch Her- tzog Conraden in Lothringen beſtreiten ließ; Dennoch bekahm jener wegen ſeiner tapffern Thaten den Zunahmen des Groſſen. An. 949. II. Berengarn geluͤſtete nun auch nach Pavia, und denen uͤ- brigen groſſen Guͤtern der verwittibten Adelheid; er trug ihr demnach ſeinen Sohn und Mit-Regenten zum Gemahl an. A- delheid haßete wegẽ des ihrem verſtorbenen Gemahl angethanen Unrechts Berengarn und ſein gantzes Hauß/ und wolte hiervon nicht das minſte wiſſen. Weil nun die Guͤte nicht verfangẽ wolte/ kuͤndigte ihr Berengar Krieg an/ eroberte Pavia, und nachdem er ſich der Koͤniglichen Guͤter bemaͤchtiget/ wolte er Adelheiden durch Gefaͤngniß zum Jawort zwingen/ indem er ſie in dem Schloß Garda an den ſo genannten Garder-See eingeſchloſſen hielte. Die gute Adelheid hatte einen getreuen Prieſter/ Nah- mens Martinum, bey ſich/ durch deſſen Ermahnungen ſie nicht nur bey ihren aͤuſſerſten Elend einen Muth faſſete/ ſondern auch durch ſeinen Einrath mit einer eintzigen Auffwaͤrterin heimlich aus dem Gefaͤngniß entkam/ ſich uͤber den See ſetzen ließ/ und nach Reggio zu Biſchoff Adelarden/ der mit Berengarn uͤbel zu frie- den war/ ihre Zuflucht nahm. Weil aber dieſer ſie zu ſchuͤtzen allzu ohnmaͤchtig war/ brachte er ſie zu ihrer Mutter Bruder/ und ihres verſtorbenen Gemahls treueſten Freund/ dem Graffen Atho zu Pavia, welcher ihr das zu ſelbiger Zeit faſt unuͤber- windliche Schloß Cannſio zur ſichern Bleibſtaͤdte anwieß/ und auff Sigon. p. 163.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/78
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/78>, abgerufen am 30.12.2024.