Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Huren-Regiment. higkeit seines Vaters nicht war: König Berengar bekräfftigteihn in seinem Ambte/ und mit den Römern machte Guido auchPlatina p 118. seinen Frieden/ insonderheit/ da er anfing die courtisane seines Vaters/ die bekannte Marozzie, zu bedienen/ und zu abscheulichen Aergerniß seines Vaters Wege zu gehen. Sie verbunden sich so genau/ daß man sie fast vor seine Gemahlin hielt/ und ward dadurch das Römische Huren-Regiment sehr befestiget. Seine Mutter Bertha, so dem Vater und Sohn an Wohllust wenig nachgab/ in dem Ehrgeitz aber übertraff/ unterstunde sich gar in den Toscanischen Ländern als Königin von Jtalien auffzuwerf- fen. Die Ungarn satzten auch in diesem Jahr sehr grausam an Deutschland an/ und streifften biß Fulda und Basel/ welchen letzten Ort sie im folgenden Jahr erbärmlich verwüsteten. Be-A. 918. Chronogr. Saxo ad h. a. rengar überzog hierauff mit seiner Kriegs-Macht die Toscani- schen Länder/ umb die übermüthige Bertham zu demüthigen: Es glückte ihm auch/ daß er sie gefangen bekam/ und nach Man- tua in die Verwahrung bringen ließ. Jhre Unterthanen aber hatten dennoch so viel Liebe und Treue vor sie/ daß es Berengarn nicht möglich schiene/ sie zu bändigen; daher er/ nach seiner gü- tigen Art/ seiner Feindin gar die Freyheit schenckte/ und sie da- durch zu bessern Gehorsam zu verbinden hoffte. IX. Der Höchste forderte im Jahr 919. König ConradenAn 919. Hein- F 2
Huren-Regiment. higkeit ſeines Vaters nicht war: Koͤnig Berengar bekraͤfftigteihn in ſeinem Ambte/ und mit den Roͤmern machte Guido auchPlatina p 118. ſeinen Frieden/ inſonderheit/ da er anfing die courtiſane ſeines Vaters/ die bekannte Marozzie, zu bedienen/ und zu abſcheulichen Aergerniß ſeines Vaters Wege zu gehen. Sie verbunden ſich ſo genau/ daß man ſie faſt vor ſeine Gemahlin hielt/ und ward dadurch das Roͤmiſche Huren-Regiment ſehr befeſtiget. Seine Mutter Bertha, ſo dem Vater und Sohn an Wohlluſt wenig nachgab/ in dem Ehrgeitz aber uͤbertraff/ unterſtunde ſich gar in den Toſcaniſchen Laͤndern als Koͤnigin von Jtalien auffzuwerf- fen. Die Ungarn ſatzten auch in dieſem Jahr ſehr grauſam an Deutſchland an/ und ſtreifften biß Fulda und Baſel/ welchen letzten Ort ſie im folgenden Jahr erbaͤrmlich verwuͤſteten. Be-A. 918. Chronogr. Saxo ad h. a. rengar uͤberzog hierauff mit ſeiner Kriegs-Macht die Toſcani- ſchen Laͤnder/ umb die uͤbermuͤthige Bertham zu demuͤthigen: Es gluͤckte ihm auch/ daß er ſie gefangen bekam/ und nach Man- tua in die Verwahrung bringen ließ. Jhre Unterthanen aber hatten dennoch ſo viel Liebe und Treue vor ſie/ daß es Berengarn nicht moͤglich ſchiene/ ſie zu baͤndigen; daher er/ nach ſeiner guͤ- tigen Art/ ſeiner Feindin gar die Freyheit ſchenckte/ und ſie da- durch zu beſſern Gehorſam zu verbinden hoffte. IX. Der Hoͤchſte forderte im Jahr 919. Koͤnig ConradenAn 919. Hein- F 2
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Huren-Regiment.
higkeit ſeines Vaters nicht war: Koͤnig Berengar bekraͤfftigte
ihn in ſeinem Ambte/ und mit den Roͤmern machte Guido auch
ſeinen Frieden/ inſonderheit/ da er anfing die courtiſane ſeines
Vaters/ die bekannte Marozzie, zu bedienen/ und zu abſcheulichen
Aergerniß ſeines Vaters Wege zu gehen. Sie verbunden ſich
ſo genau/ daß man ſie faſt vor ſeine Gemahlin hielt/ und ward
dadurch das Roͤmiſche Huren-Regiment ſehr befeſtiget. Seine
Mutter Bertha, ſo dem Vater und Sohn an Wohlluſt wenig
nachgab/ in dem Ehrgeitz aber uͤbertraff/ unterſtunde ſich gar in
den Toſcaniſchen Laͤndern als Koͤnigin von Jtalien auffzuwerf-
fen. Die Ungarn ſatzten auch in dieſem Jahr ſehr grauſam an
Deutſchland an/ und ſtreifften biß Fulda und Baſel/ welchen
letzten Ort ſie im folgenden Jahr erbaͤrmlich verwuͤſteten. Be-
rengar uͤberzog hierauff mit ſeiner Kriegs-Macht die Toſcani-
ſchen Laͤnder/ umb die uͤbermuͤthige Bertham zu demuͤthigen:
Es gluͤckte ihm auch/ daß er ſie gefangen bekam/ und nach Man-
tua in die Verwahrung bringen ließ. Jhre Unterthanen aber
hatten dennoch ſo viel Liebe und Treue vor ſie/ daß es Berengarn
nicht moͤglich ſchiene/ ſie zu baͤndigen; daher er/ nach ſeiner guͤ-
tigen Art/ ſeiner Feindin gar die Freyheit ſchenckte/ und ſie da-
durch zu beſſern Gehorſam zu verbinden hoffte.
Platina p 118.
A. 918.
Chronogr.
Saxo ad h. a.
IX.
Der Hoͤchſte forderte im Jahr 919. Koͤnig Conraden
in Deutſchland unter vielen Ruhm/ iedoch bey noch nicht hohen
Alter/ und ohne Erben/ aus dieſer Sterblichkeit/ welcher auff
dem Todt-Bette Hertzog Heinrichen in Sachſen ſeiner Macht
und Tugend wegen zum Nachfolger ernennete/ und es ſeinem
Bruder/ dem Graffen Eberhardt/ ernſtlich einband/ die Reichs-
Kleinodien jenem zu ſichern Haͤnden zu uͤberbringen. Die
ſaͤmmtliche Reichs-Staͤnde ſtimmten hierein/ Eberhard that/
was ihm befohlen war/ und ward alſo Heinrich der Vogler Koͤ-
nig uͤber Deutſchland und das Lothariſche Reich/ und kam der-
geſtalt dieſes groſſe Reich nebſt dem hoͤchſten Anſpruch und
Recht von Europa auff die Sachſen; wiewohl doch von Muͤt-
terlicher Seite ſich hier noch Fraͤnckiſch Gebluͤth fand/ weil
Hein-
An 919.
Luitprand.
Lib. II. c. 7.
F 2
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