Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löhe, Wilhelm: Prediget das Evangelium aller Creatur! Nürnberg, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

Aufopferung zum Heile der Heiden liegt? Wir können doch nicht in Christo leben, ohne für das göttliche Wachsthum seines Leibes und die Ausbreitung seines Reiches mitzusorgen! Wir können, so wahr wir Christen sind, nicht stumm, thatlos und träge dem Eifer anderer zusehen und all unser Verlangen nach der Heiden Heil in unfruchtbare Seufzer auflösen lassen. Was Gott verbunden, kann kein Mensch scheiden und keiner darf es: in Christo leben und für seines Reiches Mehrung ein brünstiges Verlangen, das hat Gott verbunden, wer das von einander scheidet, scheidet sich selber von der rechten Liebe Christi und ergibt sich in eine innere Abgeschiedenheit der Seele, in eine Selbstzufriedenheit, die den Samen eines schrecklichen Selbstbetrugs, ja eines geistlichen Todes in sich trägt. Denn ein Christ kann nicht allein sein, nicht an sich und seiner Seligkeit genug haben, weil er zur Gemeinschaft der Heiligen geboren ist. Was können wir also zur Erfüllung des letzten Befehles Christi thun, wir, die wir daheim sind?

Dreierlei Opfer benennt uns die heilige Schrift, welche uns übrig geblieben sind, nachdem uns Christus durch sein ewiges Opfer versöhnt hat. Zur Darbringung dieses dreifachen Opfers haben wir die priesterliche Würde in unserer Taufe empfangen und wir gehören zum priesterlichen Geschlechte, weil wir diese Opfer dem Herrn darbringen dürfen. Erstens geben wir unsre Leiber Gott zum Opfer in Reinigkeit und Keuschheit, in Arbeit und Leiden, - zweitens bringen wir ihm unsre Seelen im Gebete dar sammt Danksagung und Lobgesang, - und endlich übergeben wir ihm unsre Güter und unsre Habe. Diese drei Dinge nennt der Apostel Opfer, zu allen dreien werden wir vermahnt, daß wir sie allewege darbringen fürs Heil der Welt. Die Prediger, welche unter den Heiden arbeiten, bringen dem Herrn im Geschäfte der

Aufopferung zum Heile der Heiden liegt? Wir können doch nicht in Christo leben, ohne für das göttliche Wachsthum seines Leibes und die Ausbreitung seines Reiches mitzusorgen! Wir können, so wahr wir Christen sind, nicht stumm, thatlos und träge dem Eifer anderer zusehen und all unser Verlangen nach der Heiden Heil in unfruchtbare Seufzer auflösen lassen. Was Gott verbunden, kann kein Mensch scheiden und keiner darf es: in Christo leben und für seines Reiches Mehrung ein brünstiges Verlangen, das hat Gott verbunden, wer das von einander scheidet, scheidet sich selber von der rechten Liebe Christi und ergibt sich in eine innere Abgeschiedenheit der Seele, in eine Selbstzufriedenheit, die den Samen eines schrecklichen Selbstbetrugs, ja eines geistlichen Todes in sich trägt. Denn ein Christ kann nicht allein sein, nicht an sich und seiner Seligkeit genug haben, weil er zur Gemeinschaft der Heiligen geboren ist. Was können wir also zur Erfüllung des letzten Befehles Christi thun, wir, die wir daheim sind?

Dreierlei Opfer benennt uns die heilige Schrift, welche uns übrig geblieben sind, nachdem uns Christus durch sein ewiges Opfer versöhnt hat. Zur Darbringung dieses dreifachen Opfers haben wir die priesterliche Würde in unserer Taufe empfangen und wir gehören zum priesterlichen Geschlechte, weil wir diese Opfer dem Herrn darbringen dürfen. Erstens geben wir unsre Leiber Gott zum Opfer in Reinigkeit und Keuschheit, in Arbeit und Leiden, – zweitens bringen wir ihm unsre Seelen im Gebete dar sammt Danksagung und Lobgesang, – und endlich übergeben wir ihm unsre Güter und unsre Habe. Diese drei Dinge nennt der Apostel Opfer, zu allen dreien werden wir vermahnt, daß wir sie allewege darbringen fürs Heil der Welt. Die Prediger, welche unter den Heiden arbeiten, bringen dem Herrn im Geschäfte der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="21"/>
Aufopferung zum Heile der Heiden liegt? Wir <hi rendition="#g">können</hi> doch nicht in Christo leben, ohne für das göttliche Wachsthum seines Leibes und die Ausbreitung seines Reiches mitzusorgen! Wir können, so wahr wir Christen sind, nicht stumm, thatlos und träge dem Eifer anderer zusehen und all unser Verlangen nach der Heiden Heil in unfruchtbare Seufzer auflösen lassen. Was Gott verbunden, kann kein Mensch scheiden und keiner darf es: in Christo leben und für seines Reiches Mehrung ein brünstiges Verlangen, das hat Gott verbunden, wer das von einander scheidet, scheidet sich selber von der rechten Liebe Christi und ergibt sich in eine innere Abgeschiedenheit der Seele, in eine Selbstzufriedenheit, die den Samen eines schrecklichen Selbstbetrugs, ja eines geistlichen Todes in sich trägt. Denn ein Christ kann nicht allein sein, nicht an sich und seiner Seligkeit genug haben, weil er zur Gemeinschaft der Heiligen geboren ist. Was können wir also zur Erfüllung des letzten Befehles Christi thun, wir, die wir daheim sind?</p>
        <p>Dreierlei Opfer benennt uns die heilige Schrift, welche uns übrig geblieben sind, nachdem uns Christus durch sein ewiges Opfer versöhnt hat. Zur Darbringung dieses dreifachen Opfers haben wir die priesterliche Würde in unserer Taufe empfangen und wir gehören zum priesterlichen Geschlechte, weil wir diese Opfer dem Herrn darbringen dürfen. Erstens geben wir unsre Leiber Gott zum Opfer in Reinigkeit und Keuschheit, in Arbeit und Leiden, &#x2013; zweitens bringen wir ihm unsre Seelen im Gebete dar sammt Danksagung und Lobgesang, &#x2013; und endlich übergeben wir ihm unsre Güter und unsre Habe. Diese drei Dinge nennt der Apostel Opfer, zu allen dreien werden wir vermahnt, daß wir sie allewege darbringen fürs Heil der Welt. Die Prediger, welche unter den Heiden arbeiten, bringen dem Herrn im Geschäfte der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0021] Aufopferung zum Heile der Heiden liegt? Wir können doch nicht in Christo leben, ohne für das göttliche Wachsthum seines Leibes und die Ausbreitung seines Reiches mitzusorgen! Wir können, so wahr wir Christen sind, nicht stumm, thatlos und träge dem Eifer anderer zusehen und all unser Verlangen nach der Heiden Heil in unfruchtbare Seufzer auflösen lassen. Was Gott verbunden, kann kein Mensch scheiden und keiner darf es: in Christo leben und für seines Reiches Mehrung ein brünstiges Verlangen, das hat Gott verbunden, wer das von einander scheidet, scheidet sich selber von der rechten Liebe Christi und ergibt sich in eine innere Abgeschiedenheit der Seele, in eine Selbstzufriedenheit, die den Samen eines schrecklichen Selbstbetrugs, ja eines geistlichen Todes in sich trägt. Denn ein Christ kann nicht allein sein, nicht an sich und seiner Seligkeit genug haben, weil er zur Gemeinschaft der Heiligen geboren ist. Was können wir also zur Erfüllung des letzten Befehles Christi thun, wir, die wir daheim sind? Dreierlei Opfer benennt uns die heilige Schrift, welche uns übrig geblieben sind, nachdem uns Christus durch sein ewiges Opfer versöhnt hat. Zur Darbringung dieses dreifachen Opfers haben wir die priesterliche Würde in unserer Taufe empfangen und wir gehören zum priesterlichen Geschlechte, weil wir diese Opfer dem Herrn darbringen dürfen. Erstens geben wir unsre Leiber Gott zum Opfer in Reinigkeit und Keuschheit, in Arbeit und Leiden, – zweitens bringen wir ihm unsre Seelen im Gebete dar sammt Danksagung und Lobgesang, – und endlich übergeben wir ihm unsre Güter und unsre Habe. Diese drei Dinge nennt der Apostel Opfer, zu allen dreien werden wir vermahnt, daß wir sie allewege darbringen fürs Heil der Welt. Die Prediger, welche unter den Heiden arbeiten, bringen dem Herrn im Geschäfte der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-03T16:43:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-03T16:43:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-03T16:43:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_evangelium_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_evangelium_1847/21
Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Prediget das Evangelium aller Creatur! Nürnberg, 1847, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_evangelium_1847/21>, abgerufen am 26.04.2024.