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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Jupiter.
aus einem luftförmigen, äußerst lockern Gewebe, während sie bei
den drei andern eine mehr feste, starre, vielleicht schon unsern
tropfbaren Flüssigkeiten ähnliche Masse zu bilden scheinen. Man
sieht nämlich auf der Oberfläche dieses Planeten vier bis fünf große
und mehrere kleinere Streifen, die alle unserer Ecliptik oder ei-
gentlich dem Aequator Jupiters parallel sind und von welchem
die größern durch die ganze Scheibe dieses Planeten gehen. Fon-
tana soll die drei größten derselben im J. 1633 entdeckt haben,
und Campana fand mit den von ihm selbst verbesserten, für seine
Zeit vortrefflichen Fernröhren i. J. 1664 vier dunkle und zwei helle
Streifen. Hevel und Cassini erkannten zuerst, daß sie der Ecliptik
nahe parallel sind. Die Figur Jupiters am Ende dieses Theiles zeigt
diese Streifen nach den Beobachtungen des j. Herschels. Außer diesen
langen Streifen sieht man noch kleinere, dunkle, wolkenartige Flecken.
Von jenen größern sind die zwei dem Aequator nächsten die brei-
testen und dunkelsten von allen, zugleich in ihren Formen die be-
ständigsten, die übrigen sind großen Veränderungen ihrer Gestalt
sowohl, als auch ihres Ortes unterworfen. Die kleineren entstehen
und verschwinden oft schon in mehreren Stunden, doch sind ihre
Ortsveränderungen, wo man sie bemerkt, immer denen der gro-
ßen, also dem Aequator Jupiters, parallel. Zuweilen sicht man
sie, wie unsere Wolken, sich anhäufen und wieder trennen, und
über einen großen Theil Jupiters verbreiten. Aus den gro-
ßen Streifen laufen öfter kleinere, wie Strahlen, aus, und zu-
weilen sieht man auch mitten in den Streifen ganz schwarze
Flecken entstehen; es scheint, daß man in diesen Streifen den dun-
keln Theil der Oberfläche des Planeten sieht, wenn über diesen
Theil die Atmosphäre sich trennt oder eine Oeffnung erhält, weil
man diese dunkeln Flecken nie in ihrer ganzen Farbenstärke bis
an den Rand der Scheibe kommen, sondern sie zuerst schwächer
werden und dann allmählig verschwinden sieht, wie sie dem Rande
näher kommen. Es gibt Zeiten, wo alle diese Streifen sehr
schwach erscheinen, wenn auch unsere eigene Atmosphäre ganz
heiter ist. Zuweilen sieht man acht bis zehn lange, parallele,
nahe an einander gerückte Streifen; ja der ältere Herschel soll
einmal über vierzig derselben gezählt haben.


Jupiter.
aus einem luftförmigen, äußerſt lockern Gewebe, während ſie bei
den drei andern eine mehr feſte, ſtarre, vielleicht ſchon unſern
tropfbaren Flüſſigkeiten ähnliche Maſſe zu bilden ſcheinen. Man
ſieht nämlich auf der Oberfläche dieſes Planeten vier bis fünf große
und mehrere kleinere Streifen, die alle unſerer Ecliptik oder ei-
gentlich dem Aequator Jupiters parallel ſind und von welchem
die größern durch die ganze Scheibe dieſes Planeten gehen. Fon-
tana ſoll die drei größten derſelben im J. 1633 entdeckt haben,
und Campana fand mit den von ihm ſelbſt verbeſſerten, für ſeine
Zeit vortrefflichen Fernröhren i. J. 1664 vier dunkle und zwei helle
Streifen. Hevel und Caſſini erkannten zuerſt, daß ſie der Ecliptik
nahe parallel ſind. Die Figur Jupiters am Ende dieſes Theiles zeigt
dieſe Streifen nach den Beobachtungen des j. Herſchels. Außer dieſen
langen Streifen ſieht man noch kleinere, dunkle, wolkenartige Flecken.
Von jenen größern ſind die zwei dem Aequator nächſten die brei-
teſten und dunkelſten von allen, zugleich in ihren Formen die be-
ſtändigſten, die übrigen ſind großen Veränderungen ihrer Geſtalt
ſowohl, als auch ihres Ortes unterworfen. Die kleineren entſtehen
und verſchwinden oft ſchon in mehreren Stunden, doch ſind ihre
Ortsveränderungen, wo man ſie bemerkt, immer denen der gro-
ßen, alſo dem Aequator Jupiters, parallel. Zuweilen ſicht man
ſie, wie unſere Wolken, ſich anhäufen und wieder trennen, und
über einen großen Theil Jupiters verbreiten. Aus den gro-
ßen Streifen laufen öfter kleinere, wie Strahlen, aus, und zu-
weilen ſieht man auch mitten in den Streifen ganz ſchwarze
Flecken entſtehen; es ſcheint, daß man in dieſen Streifen den dun-
keln Theil der Oberfläche des Planeten ſieht, wenn über dieſen
Theil die Atmoſphäre ſich trennt oder eine Oeffnung erhält, weil
man dieſe dunkeln Flecken nie in ihrer ganzen Farbenſtärke bis
an den Rand der Scheibe kommen, ſondern ſie zuerſt ſchwächer
werden und dann allmählig verſchwinden ſieht, wie ſie dem Rande
näher kommen. Es gibt Zeiten, wo alle dieſe Streifen ſehr
ſchwach erſcheinen, wenn auch unſere eigene Atmoſphäre ganz
heiter iſt. Zuweilen ſieht man acht bis zehn lange, parallele,
nahe an einander gerückte Streifen; ja der ältere Herſchel ſoll
einmal über vierzig derſelben gezählt haben.


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[124/0134] Jupiter. aus einem luftförmigen, äußerſt lockern Gewebe, während ſie bei den drei andern eine mehr feſte, ſtarre, vielleicht ſchon unſern tropfbaren Flüſſigkeiten ähnliche Maſſe zu bilden ſcheinen. Man ſieht nämlich auf der Oberfläche dieſes Planeten vier bis fünf große und mehrere kleinere Streifen, die alle unſerer Ecliptik oder ei- gentlich dem Aequator Jupiters parallel ſind und von welchem die größern durch die ganze Scheibe dieſes Planeten gehen. Fon- tana ſoll die drei größten derſelben im J. 1633 entdeckt haben, und Campana fand mit den von ihm ſelbſt verbeſſerten, für ſeine Zeit vortrefflichen Fernröhren i. J. 1664 vier dunkle und zwei helle Streifen. Hevel und Caſſini erkannten zuerſt, daß ſie der Ecliptik nahe parallel ſind. Die Figur Jupiters am Ende dieſes Theiles zeigt dieſe Streifen nach den Beobachtungen des j. Herſchels. Außer dieſen langen Streifen ſieht man noch kleinere, dunkle, wolkenartige Flecken. Von jenen größern ſind die zwei dem Aequator nächſten die brei- teſten und dunkelſten von allen, zugleich in ihren Formen die be- ſtändigſten, die übrigen ſind großen Veränderungen ihrer Geſtalt ſowohl, als auch ihres Ortes unterworfen. Die kleineren entſtehen und verſchwinden oft ſchon in mehreren Stunden, doch ſind ihre Ortsveränderungen, wo man ſie bemerkt, immer denen der gro- ßen, alſo dem Aequator Jupiters, parallel. Zuweilen ſicht man ſie, wie unſere Wolken, ſich anhäufen und wieder trennen, und über einen großen Theil Jupiters verbreiten. Aus den gro- ßen Streifen laufen öfter kleinere, wie Strahlen, aus, und zu- weilen ſieht man auch mitten in den Streifen ganz ſchwarze Flecken entſtehen; es ſcheint, daß man in dieſen Streifen den dun- keln Theil der Oberfläche des Planeten ſieht, wenn über dieſen Theil die Atmoſphäre ſich trennt oder eine Oeffnung erhält, weil man dieſe dunkeln Flecken nie in ihrer ganzen Farbenſtärke bis an den Rand der Scheibe kommen, ſondern ſie zuerſt ſchwächer werden und dann allmählig verſchwinden ſieht, wie ſie dem Rande näher kommen. Es gibt Zeiten, wo alle dieſe Streifen ſehr ſchwach erſcheinen, wenn auch unſere eigene Atmoſphäre ganz heiter iſt. Zuweilen ſieht man acht bis zehn lange, parallele, nahe an einander gerückte Streifen; ja der ältere Herſchel ſoll einmal über vierzig derſelben gezählt haben.

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/134>, abgerufen am 27.04.2024.