Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Buch. III. Delikte gegen das Vermögen.
lassen, daß das Vermögen der Gesellschaft nicht mehr
die Schulden deckt. Die Strafe tritt nicht ein, wenn
von ihnen nachgewiesen wird (vgl. oben §. 27
Note 3), daß die Anzeige ohne ihr Verschulden unter-
blieben ist. Fahrlässigkeit genügt also auch hier.
3.
§. 72. Andere Fälle.

I. Die Exekutionsvereitlung (StGB. §. 288),
vorliegend, wenn jemand bei einer ihm drohenden Zwangs-
vollstreckung, in der Absicht (gleich Vorsatz1 oben §. 28 III)
die Befriedigung des Gläubigers (aus dieser Zwangsvoll-
streckung, nicht notwendig überhaupt2) zu vereiteln, Bestand-
teile seines Vermögens veräußert oder bei Seite schafft
(oben §. 70 II 2 a). Strafe: Gefängnis bis zu 2 Jahren.
Antragsdelikt.

Die Zwangsvollstreckung ist eine drohende, sobald der
Gläubiger Schritte zur gerichtlichen Eintreibung seiner For-
derung gemacht hat; Klagerhebung kann genügen, Beginn
des Vollstreckungsverfahrens ist nicht erforderlich.3

II. Der einfache Vertragsbruch4 ist, wenn wir von
dem gemeingefährlichen Delikte des §. 329 StGB. absehen,

1 [Spaltenumbruch] Daher liegt §. 288 vor, auch
wenn die Absicht (gleich trei-
bendes Motiv, oben §. 28 III)
auf Befriedigung eines an-
deren
Gläubigers gerichtet war:
RGR. 5. November 1879, E I
96, R I 37.
2 [Spaltenumbruch] Vgl. RGR. 8. April 1880,
E I 560.
3 [Spaltenumbruch] Vgl. RGR. 1. November
1879, R I 31; 16. Dezember
1879, E I 37, R I 151; 1. Mai
1880, E II 145; 25. Mai 1880,
E II 67, R I 824.
4 [Spaltenumbruch] Lit. -- insbesondere über
die Strafbarkeit des Arbeiter-
kontraktsbruches -- bei Meyer
S. 516 Note 1 u. 518 Note 4.
Erſtes Buch. III. Delikte gegen das Vermögen.
laſſen, daß das Vermögen der Geſellſchaft nicht mehr
die Schulden deckt. Die Strafe tritt nicht ein, wenn
von ihnen nachgewieſen wird (vgl. oben §. 27
Note 3), daß die Anzeige ohne ihr Verſchulden unter-
blieben iſt. Fahrläſſigkeit genügt alſo auch hier.
3.
§. 72. Andere Fälle.

I. Die Exekutionsvereitlung (StGB. §. 288),
vorliegend, wenn jemand bei einer ihm drohenden Zwangs-
vollſtreckung, in der Abſicht (gleich Vorſatz1 oben §. 28 III)
die Befriedigung des Gläubigers (aus dieſer Zwangsvoll-
ſtreckung, nicht notwendig überhaupt2) zu vereiteln, Beſtand-
teile ſeines Vermögens veräußert oder bei Seite ſchafft
(oben §. 70 II 2 a). Strafe: Gefängnis bis zu 2 Jahren.
Antragsdelikt.

Die Zwangsvollſtreckung iſt eine drohende, ſobald der
Gläubiger Schritte zur gerichtlichen Eintreibung ſeiner For-
derung gemacht hat; Klagerhebung kann genügen, Beginn
des Vollſtreckungsverfahrens iſt nicht erforderlich.3

II. Der einfache Vertragsbruch4 iſt, wenn wir von
dem gemeingefährlichen Delikte des §. 329 StGB. abſehen,

1 [Spaltenumbruch] Daher liegt §. 288 vor, auch
wenn die Abſicht (gleich trei-
bendes Motiv, oben §. 28 III)
auf Befriedigung eines an-
deren
Gläubigers gerichtet war:
RGR. 5. November 1879, E I
96, R I 37.
2 [Spaltenumbruch] Vgl. RGR. 8. April 1880,
E I 560.
3 [Spaltenumbruch] Vgl. RGR. 1. November
1879, R I 31; 16. Dezember
1879, E I 37, R I 151; 1. Mai
1880, E II 145; 25. Mai 1880,
E II 67, R I 824.
4 [Spaltenumbruch] Lit. — insbeſondere über
die Strafbarkeit des Arbeiter-
kontraktsbruches — bei Meyer
S. 516 Note 1 u. 518 Note 4.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <list>
                    <item><pb facs="#f0314" n="288"/><fw place="top" type="header">Er&#x017F;tes Buch. <hi rendition="#aq">III.</hi> Delikte gegen das Vermögen.</fw><lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, daß das Vermögen der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft nicht mehr<lb/>
die Schulden deckt. Die Strafe tritt nicht ein, wenn<lb/><hi rendition="#g">von ihnen nachgewie&#x017F;en</hi> wird (vgl. oben §. 27<lb/>
Note 3), daß die Anzeige ohne ihr Ver&#x017F;chulden unter-<lb/>
blieben i&#x017F;t. Fahrlä&#x017F;&#x017F;igkeit genügt al&#x017F;o auch hier.</item>
                  </list>
                </div>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>3.</head><lb/>
                <div n="6">
                  <head> <hi rendition="#b">§. 72. Andere Fälle.</hi> </head><lb/>
                  <p><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#g">Die Exekutionsvereitlung</hi> (StGB. §. 288),<lb/>
vorliegend, wenn jemand bei einer ihm drohenden Zwangs-<lb/>
voll&#x017F;treckung, in der Ab&#x017F;icht (gleich Vor&#x017F;atz<note place="foot" n="1"><cb/>
Daher liegt §. 288 vor, auch<lb/>
wenn die <hi rendition="#g">Ab&#x017F;icht</hi> (gleich trei-<lb/>
bendes Motiv, oben §. 28 <hi rendition="#aq">III</hi>)<lb/>
auf <hi rendition="#g">Befriedigung</hi> eines <hi rendition="#g">an-<lb/>
deren</hi> Gläubigers gerichtet war:<lb/>
RGR. 5. November 1879, <hi rendition="#aq">E I</hi><lb/>
96, <hi rendition="#aq">R I</hi> 37.</note> oben §. 28 <hi rendition="#aq">III</hi>)<lb/>
die Befriedigung des Gläubigers (aus <hi rendition="#g">die&#x017F;er</hi> Zwangsvoll-<lb/>
&#x017F;treckung, nicht notwendig überhaupt<note place="foot" n="2"><cb/>
Vgl. RGR. 8. April 1880,<lb/><hi rendition="#aq">E I</hi> 560.</note>) zu vereiteln, Be&#x017F;tand-<lb/>
teile &#x017F;eines Vermögens veräußert oder bei Seite &#x017F;chafft<lb/>
(oben §. 70 <hi rendition="#aq">II 2 a</hi>). <hi rendition="#g">Strafe</hi>: Gefängnis bis zu 2 Jahren.<lb/>
Antragsdelikt.</p><lb/>
                  <p>Die Zwangsvoll&#x017F;treckung i&#x017F;t eine <hi rendition="#g">drohende</hi>, &#x017F;obald der<lb/>
Gläubiger Schritte zur gerichtlichen Eintreibung &#x017F;einer For-<lb/>
derung gemacht hat; Klagerhebung kann genügen, Beginn<lb/>
des Voll&#x017F;treckungsverfahrens i&#x017F;t nicht erforderlich.<note place="foot" n="3"><cb/>
Vgl. RGR. 1. November<lb/>
1879, <hi rendition="#aq">R I</hi> 31; 16. Dezember<lb/>
1879, <hi rendition="#aq">E I</hi> 37, <hi rendition="#aq">R I</hi> 151; 1. Mai<lb/>
1880, <hi rendition="#aq">E II</hi> 145; 25. Mai 1880,<lb/><hi rendition="#aq">E II</hi> 67, <hi rendition="#aq">R I</hi> 824.</note></p><lb/>
                  <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Der einfache <hi rendition="#g">Vertragsbruch</hi><note place="foot" n="4"><cb/>
Lit. &#x2014; insbe&#x017F;ondere über<lb/>
die Strafbarkeit des Arbeiter-<lb/>
kontraktsbruches &#x2014; bei <hi rendition="#g">Meyer</hi><lb/>
S. 516 Note 1 u. 518 Note 4.</note> i&#x017F;t, wenn wir von<lb/>
dem gemeingefährlichen Delikte des §. 329 StGB. ab&#x017F;ehen,<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0314] Erſtes Buch. III. Delikte gegen das Vermögen. laſſen, daß das Vermögen der Geſellſchaft nicht mehr die Schulden deckt. Die Strafe tritt nicht ein, wenn von ihnen nachgewieſen wird (vgl. oben §. 27 Note 3), daß die Anzeige ohne ihr Verſchulden unter- blieben iſt. Fahrläſſigkeit genügt alſo auch hier. 3. §. 72. Andere Fälle. I. Die Exekutionsvereitlung (StGB. §. 288), vorliegend, wenn jemand bei einer ihm drohenden Zwangs- vollſtreckung, in der Abſicht (gleich Vorſatz 1 oben §. 28 III) die Befriedigung des Gläubigers (aus dieſer Zwangsvoll- ſtreckung, nicht notwendig überhaupt 2) zu vereiteln, Beſtand- teile ſeines Vermögens veräußert oder bei Seite ſchafft (oben §. 70 II 2 a). Strafe: Gefängnis bis zu 2 Jahren. Antragsdelikt. Die Zwangsvollſtreckung iſt eine drohende, ſobald der Gläubiger Schritte zur gerichtlichen Eintreibung ſeiner For- derung gemacht hat; Klagerhebung kann genügen, Beginn des Vollſtreckungsverfahrens iſt nicht erforderlich. 3 II. Der einfache Vertragsbruch 4 iſt, wenn wir von dem gemeingefährlichen Delikte des §. 329 StGB. abſehen, 1 Daher liegt §. 288 vor, auch wenn die Abſicht (gleich trei- bendes Motiv, oben §. 28 III) auf Befriedigung eines an- deren Gläubigers gerichtet war: RGR. 5. November 1879, E I 96, R I 37. 2 Vgl. RGR. 8. April 1880, E I 560. 3 Vgl. RGR. 1. November 1879, R I 31; 16. Dezember 1879, E I 37, R I 151; 1. Mai 1880, E II 145; 25. Mai 1880, E II 67, R I 824. 4 Lit. — insbeſondere über die Strafbarkeit des Arbeiter- kontraktsbruches — bei Meyer S. 516 Note 1 u. 518 Note 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881/314
Zitationshilfe: Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881/314>, abgerufen am 21.11.2024.