Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.1. Einleitung. Alljährlich, wenn der Frühling kommt, und die Luft Wer hätte wenigstens um diese Zeit niemals bedauert, Sollen wir denn diese Kunst immer noch nicht die Lilienthal, Fliegekunst. 1
1. Einleitung. Alljährlich, wenn der Frühling kommt, und die Luft Wer hätte wenigstens um diese Zeit niemals bedauert, Sollen wir denn diese Kunst immer noch nicht die Lilienthal, Fliegekunst. 1
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1. Einleitung.
Alljährlich, wenn der Frühling kommt, und die Luft
sich wieder bevölkert mit unzähligen frohen Geschöpfen, wenn
die Störche, zu ihren alten nordischen Wohnsitzen zurück-
gekehrt, ihren stattlichen Flugapparat, der sie schon viele
Tausende von Meilen weit getragen, zusammenfalten, den
Kopf auf den Rücken legen und durch ein Freudengeklapper
ihre Ankunft anzeigen, wenn die Schwalben ihren Einzug
gehalten, und wieder in segelndem Fluge Straſse auf und
Straſse ab mit glattem Flügelschlag an unseren Häusern ent-
lang und an unseren Fenstern vorbei eilen, wenn die Lerche
als Punkt im Äther steht, und mit lautem Jubelgesang ihre
Freude am Dasein verkündet, dann ergreift auch den Menschen
eine gewisse Sehnsucht, sich hinaufzuschwingen, und frei wie
der Vogel über lachende Gefilde, schattige Wälder und spie-
gelnde Seen dahinzugleiten, und die Landschaft so voll und
ganz zu genieſsen, wie es sonst nur der Vogel vermag.
Wer hätte wenigstens um diese Zeit niemals bedauert,
daſs der Mensch bis jetzt der Kunst des freien Fliegens ent-
behren muſs, und nicht auch wie der Vogel wirkungsvoll
seine Schwingen entfalten kann, um seiner Wanderlust den
höchsten Ausdruck zu verleihen?
Sollen wir denn diese Kunst immer noch nicht die
unsere nennen, und nur begeistert aufschauen zu niederen
Wesen, die dort oben im blauen Äther ihre schönen Kreise
ziehen?
Lilienthal, Fliegekunst. 1
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