Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Kleine Geschichte. Frühsommer wars, am Nachmittag. Der Weißdorn stand in Blüte. Ich ging allein durch Feld und Hag Mit sehnendem Gemüte. Es trieb mich in den Tag hinein Ein zärtliches Verlangen Nach dunkler Laube Dämmerschein Und weichen Mädchenwangen. Ich fand ein Wirtshaus, alt, bestroht, Umringt von Baumgardinen. Die alte Frau am Eingang bot Gebäck und Apfelsinen. Im Garten: Schaukeln, Karoussel, Und Zelte, übersonnte. Ein Scheibenstand, wo man als Tell Den Apfel schießen konnte. Den Affen zeigt Neapels Sohn, Die Kegelkugeln rollen. Dort steigt ein roter Luftballon, Um den die Kinder tollen. Musik, Gelächter, Hopsasa, Wo bleibt das hübsche Mädchen. Da plötzlich in dem Tralala Ein allerliebstes Käthchen. Kleine Geſchichte. Frühſommer wars, am Nachmittag. Der Weißdorn ſtand in Blüte. Ich ging allein durch Feld und Hag Mit ſehnendem Gemüte. Es trieb mich in den Tag hinein Ein zärtliches Verlangen Nach dunkler Laube Dämmerſchein Und weichen Mädchenwangen. Ich fand ein Wirtshaus, alt, beſtroht, Umringt von Baumgardinen. Die alte Frau am Eingang bot Gebäck und Apfelſinen. Im Garten: Schaukeln, Karouſſel, Und Zelte, überſonnte. Ein Scheibenſtand, wo man als Tell Den Apfel ſchießen konnte. Den Affen zeigt Neapels Sohn, Die Kegelkugeln rollen. Dort ſteigt ein roter Luftballon, Um den die Kinder tollen. Muſik, Gelächter, Hopſaſa, Wo bleibt das hübſche Mädchen. Da plötzlich in dem Tralala Ein allerliebſtes Käthchen. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0080" n="72"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kleine Geſchichte.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">F</hi>rühſommer wars, am Nachmittag.</l><lb/> <l>Der Weißdorn ſtand in Blüte.</l><lb/> <l>Ich ging allein durch Feld und Hag</l><lb/> <l>Mit ſehnendem Gemüte.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es trieb mich in den Tag hinein</l><lb/> <l>Ein zärtliches Verlangen</l><lb/> <l>Nach dunkler Laube Dämmerſchein</l><lb/> <l>Und weichen Mädchenwangen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ich fand ein Wirtshaus, alt, beſtroht,</l><lb/> <l>Umringt von Baumgardinen.</l><lb/> <l>Die alte Frau am Eingang bot</l><lb/> <l>Gebäck und Apfelſinen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Im Garten: Schaukeln, Karouſſel,</l><lb/> <l>Und Zelte, überſonnte.</l><lb/> <l>Ein Scheibenſtand, wo man als Tell</l><lb/> <l>Den Apfel ſchießen konnte.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Den Affen zeigt Neapels Sohn,</l><lb/> <l>Die Kegelkugeln rollen.</l><lb/> <l>Dort ſteigt ein roter Luftballon,</l><lb/> <l>Um den die Kinder tollen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Muſik, Gelächter, Hopſaſa,</l><lb/> <l>Wo bleibt das hübſche Mädchen.</l><lb/> <l>Da plötzlich in dem Tralala</l><lb/> <l>Ein allerliebſtes Käthchen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [72/0080]
Kleine Geſchichte.
Frühſommer wars, am Nachmittag.
Der Weißdorn ſtand in Blüte.
Ich ging allein durch Feld und Hag
Mit ſehnendem Gemüte.
Es trieb mich in den Tag hinein
Ein zärtliches Verlangen
Nach dunkler Laube Dämmerſchein
Und weichen Mädchenwangen.
Ich fand ein Wirtshaus, alt, beſtroht,
Umringt von Baumgardinen.
Die alte Frau am Eingang bot
Gebäck und Apfelſinen.
Im Garten: Schaukeln, Karouſſel,
Und Zelte, überſonnte.
Ein Scheibenſtand, wo man als Tell
Den Apfel ſchießen konnte.
Den Affen zeigt Neapels Sohn,
Die Kegelkugeln rollen.
Dort ſteigt ein roter Luftballon,
Um den die Kinder tollen.
Muſik, Gelächter, Hopſaſa,
Wo bleibt das hübſche Mädchen.
Da plötzlich in dem Tralala
Ein allerliebſtes Käthchen.
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