Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Und in den Staub der letzte Schelm, Der mich vom Sattel wollte stechen! Ich schlug ihm Feuer in den Helm, Und sah ihn todt zusammenbrechen. Ihr wolltet stören meinen Herd? Ich zeigte euch die Mannessehne. Und lachend trockne ich mein Schwert An meines Rosses schwarzer Mähne. Tod in Aehren. Im Weizenfeld, in Korn und Mohn, Liegt ein Soldat, unaufgefunden, Zwei Tage schon, zwei Nächte schon, Mit schweren Wunden, unverbunden. Durstüberquält und fieberwild, Im Todeskampf den Kopf erhoben. Ein letzter Traum, ein letztes Bild, Sein brechend' Auge schlägt nach oben: Die Sense rauscht im Aehrenfeld, Er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden. Ade, Ade du Heimatwelt -- Und beugt das Haupt, und ist verschieden. Und in den Staub der letzte Schelm, Der mich vom Sattel wollte ſtechen! Ich ſchlug ihm Feuer in den Helm, Und ſah ihn todt zuſammenbrechen. Ihr wolltet ſtören meinen Herd? Ich zeigte euch die Mannesſehne. Und lachend trockne ich mein Schwert An meines Roſſes ſchwarzer Mähne. Tod in Aehren. Im Weizenfeld, in Korn und Mohn, Liegt ein Soldat, unaufgefunden, Zwei Tage ſchon, zwei Nächte ſchon, Mit ſchweren Wunden, unverbunden. Durſtüberquält und fieberwild, Im Todeskampf den Kopf erhoben. Ein letzter Traum, ein letztes Bild, Sein brechend’ Auge ſchlägt nach oben: Die Senſe rauſcht im Aehrenfeld, Er ſieht ſein Dorf im Arbeitsfrieden. Ade, Ade du Heimatwelt — Und beugt das Haupt, und iſt verſchieden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0022" n="14"/> <lg n="2"> <l>Und in den Staub der letzte Schelm,</l><lb/> <l>Der mich vom Sattel wollte ſtechen!</l><lb/> <l>Ich ſchlug ihm Feuer in den Helm,</l><lb/> <l>Und ſah ihn todt zuſammenbrechen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ihr wolltet ſtören meinen Herd?</l><lb/> <l>Ich zeigte euch die Mannesſehne.</l><lb/> <l>Und lachend trockne ich mein Schwert</l><lb/> <l>An meines Roſſes ſchwarzer Mähne.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Tod in Aehren.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>m Weizenfeld, in Korn und Mohn,</l><lb/> <l>Liegt ein Soldat, unaufgefunden,</l><lb/> <l>Zwei Tage ſchon, zwei Nächte ſchon,</l><lb/> <l>Mit ſchweren Wunden, unverbunden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Durſtüberquält und fieberwild,</l><lb/> <l>Im Todeskampf den Kopf erhoben.</l><lb/> <l>Ein letzter Traum, ein letztes Bild,</l><lb/> <l>Sein brechend’ Auge ſchlägt nach oben:</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Senſe rauſcht im Aehrenfeld,</l><lb/> <l>Er ſieht ſein Dorf im Arbeitsfrieden.</l><lb/> <l>Ade, Ade du Heimatwelt —</l><lb/> <l>Und beugt das Haupt, und iſt verſchieden.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [14/0022]
Und in den Staub der letzte Schelm,
Der mich vom Sattel wollte ſtechen!
Ich ſchlug ihm Feuer in den Helm,
Und ſah ihn todt zuſammenbrechen.
Ihr wolltet ſtören meinen Herd?
Ich zeigte euch die Mannesſehne.
Und lachend trockne ich mein Schwert
An meines Roſſes ſchwarzer Mähne.
Tod in Aehren.
Im Weizenfeld, in Korn und Mohn,
Liegt ein Soldat, unaufgefunden,
Zwei Tage ſchon, zwei Nächte ſchon,
Mit ſchweren Wunden, unverbunden.
Durſtüberquält und fieberwild,
Im Todeskampf den Kopf erhoben.
Ein letzter Traum, ein letztes Bild,
Sein brechend’ Auge ſchlägt nach oben:
Die Senſe rauſcht im Aehrenfeld,
Er ſieht ſein Dorf im Arbeitsfrieden.
Ade, Ade du Heimatwelt —
Und beugt das Haupt, und iſt verſchieden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |