Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Schelt' ich den Diener, daß ich nicht am Bette Den Siphon fand, trank ich zu viel Likör; Zerstreu' ich mich heut Abend am Roulette Und Morgen auf dem Ball beim Gouverneur; Hält wieder mich im Zaum die Etiquette, Die große Stadt und all ihr Zubehör; Dann denk' ich oft zurück im Tageslaut An meine süße kleine Fischerbraut. An jene Tage, als mit meiner Bracke Jagend ich einsam durch die Watten schlich, Von eines alten Räuberturmes Zacke Ringsum ersah den letzten grauen Strich Endlosen Wassers, aus dem schwarze Wracke Bei tiefer Ebb' aufragen trotziglich. An jene Zeit, als mir am Herzen traut Ein Mädel lag, die kleine Fischerbraut. Ein Geheimnis. Vier edle Füchse nicken mit den Köpfen, Daß Brust und Hals und Mähnen, Zaum und Zügel, Mit weißem Schaumgeflock getigert sind. Die feinen Hufe scharren ungeduldig, Den leichten Wagen, dem sie vorgespannt, Durch weite Strecken mühlos fortzureißen. Am offnen Schlage steht der Groom und wartet. Schelt’ ich den Diener, daß ich nicht am Bette Den Siphon fand, trank ich zu viel Likör; Zerſtreu’ ich mich heut Abend am Roulette Und Morgen auf dem Ball beim Gouverneur; Hält wieder mich im Zaum die Etiquette, Die große Stadt und all ihr Zubehör; Dann denk’ ich oft zurück im Tageslaut An meine ſüße kleine Fiſcherbraut. An jene Tage, als mit meiner Bracke Jagend ich einſam durch die Watten ſchlich, Von eines alten Räuberturmes Zacke Ringsum erſah den letzten grauen Strich Endloſen Waſſers, aus dem ſchwarze Wracke Bei tiefer Ebb’ aufragen trotziglich. An jene Zeit, als mir am Herzen traut Ein Mädel lag, die kleine Fiſcherbraut. Ein Geheimnis. Vier edle Füchſe nicken mit den Köpfen, Daß Bruſt und Hals und Mähnen, Zaum und Zügel, Mit weißem Schaumgeflock getigert ſind. Die feinen Hufe ſcharren ungeduldig, Den leichten Wagen, dem ſie vorgeſpannt, Durch weite Strecken mühlos fortzureißen. Am offnen Schlage ſteht der Groom und wartet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0133" n="125"/> <lg n="32"> <l>Schelt’ ich den Diener, daß ich nicht am Bette</l><lb/> <l>Den Siphon fand, trank ich zu viel Likör;</l><lb/> <l>Zerſtreu’ ich mich heut Abend am Roulette</l><lb/> <l>Und Morgen auf dem Ball beim Gouverneur;</l><lb/> <l>Hält wieder mich im Zaum die Etiquette,</l><lb/> <l>Die große Stadt und all ihr Zubehör;</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Dann denk’ ich oft zurück im Tageslaut</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">An meine ſüße kleine Fiſcherbraut.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="33"> <l>An jene Tage, als mit meiner Bracke</l><lb/> <l>Jagend ich einſam durch die Watten ſchlich,</l><lb/> <l>Von eines alten Räuberturmes Zacke</l><lb/> <l>Ringsum erſah den letzten grauen Strich</l><lb/> <l>Endloſen Waſſers, aus dem ſchwarze Wracke</l><lb/> <l>Bei tiefer Ebb’ aufragen trotziglich.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">An jene Zeit, als mir am Herzen traut</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Ein Mädel lag, die kleine Fiſcherbraut.</hi> </l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ein Geheimnis.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">V</hi>ier edle Füchſe nicken mit den Köpfen,</l><lb/> <l>Daß Bruſt und Hals und Mähnen, Zaum und Zügel,</l><lb/> <l>Mit weißem Schaumgeflock getigert ſind.</l><lb/> <l>Die feinen Hufe ſcharren ungeduldig,</l><lb/> <l>Den leichten Wagen, dem ſie vorgeſpannt,</l><lb/> <l>Durch weite Strecken mühlos fortzureißen.</l><lb/> <l>Am offnen Schlage ſteht der Groom und wartet.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [125/0133]
Schelt’ ich den Diener, daß ich nicht am Bette
Den Siphon fand, trank ich zu viel Likör;
Zerſtreu’ ich mich heut Abend am Roulette
Und Morgen auf dem Ball beim Gouverneur;
Hält wieder mich im Zaum die Etiquette,
Die große Stadt und all ihr Zubehör;
Dann denk’ ich oft zurück im Tageslaut
An meine ſüße kleine Fiſcherbraut.
An jene Tage, als mit meiner Bracke
Jagend ich einſam durch die Watten ſchlich,
Von eines alten Räuberturmes Zacke
Ringsum erſah den letzten grauen Strich
Endloſen Waſſers, aus dem ſchwarze Wracke
Bei tiefer Ebb’ aufragen trotziglich.
An jene Zeit, als mir am Herzen traut
Ein Mädel lag, die kleine Fiſcherbraut.
Ein Geheimnis.
Vier edle Füchſe nicken mit den Köpfen,
Daß Bruſt und Hals und Mähnen, Zaum und Zügel,
Mit weißem Schaumgeflock getigert ſind.
Die feinen Hufe ſcharren ungeduldig,
Den leichten Wagen, dem ſie vorgeſpannt,
Durch weite Strecken mühlos fortzureißen.
Am offnen Schlage ſteht der Groom und wartet.
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