verbinden; ohne zu unterliegen, würden die Organe selbst die- sen Widerstand nicht übernehmen können, d. h. eine Zunahme an Masse, bei gleichem Sauerstoffverbrauch, würde schlechter- dings unmöglich seyn.
Ueber den Zweck, zu welchem die Natur der Nahrung der jungen Säugthiere stickstofffreie Materien zugesetzt hat, die ihr Organismus zur eigentlichen Ernährung, zu Blutbildung nicht verwenden kann, Materien, die zur Unterhaltung ihrer Lebens- funktionen in erwachsenem Zustande völlig entbehrlich sind, kann man nach dem Vorhergehenden nicht zweifelhaft seyn. Bei den fleischfressenden Vögeln ist der Mangel aller Bewegung offenbar ein Grund eines verminderten Stoffwechsels.
Der Ernährungsproceß der fleischfressenden Thiere stellt sich mithin in zwei Formen dar, von denen wir die eine Form in den gras- und körnerfressenden Thieren wiederkehren sehen.
XIII.
Bei dieser Thierklasse beobachten wir, daß während ihrer ganzen Lebensdauer ihre Existenz an die Aufnahme von Stoffen geknüpft ist, welche eine dem Milchzucker gleiche oder ähnliche Zusammensetzung besitzen. Allem was sie genießen, ist jeder- zeit eine gewisse Quantität von Amylon (Stärke), oder Gummi, oder Zucker beigemischt.
Die am meisten verbreitete Substanz dieser Klasse ist das Amylon; es findet sich in Wurzeln, Samen, in den Stengeln, in dem Holzkörper, abgelagert in der Form von rundlichen oder
Reſpiration und Ernährung.
verbinden; ohne zu unterliegen, würden die Organe ſelbſt die- ſen Widerſtand nicht übernehmen können, d. h. eine Zunahme an Maſſe, bei gleichem Sauerſtoffverbrauch, würde ſchlechter- dings unmöglich ſeyn.
Ueber den Zweck, zu welchem die Natur der Nahrung der jungen Säugthiere ſtickſtofffreie Materien zugeſetzt hat, die ihr Organismus zur eigentlichen Ernährung, zu Blutbildung nicht verwenden kann, Materien, die zur Unterhaltung ihrer Lebens- funktionen in erwachſenem Zuſtande völlig entbehrlich ſind, kann man nach dem Vorhergehenden nicht zweifelhaft ſeyn. Bei den fleiſchfreſſenden Vögeln iſt der Mangel aller Bewegung offenbar ein Grund eines verminderten Stoffwechſels.
Der Ernährungsproceß der fleiſchfreſſenden Thiere ſtellt ſich mithin in zwei Formen dar, von denen wir die eine Form in den gras- und körnerfreſſenden Thieren wiederkehren ſehen.
XIII.
Bei dieſer Thierklaſſe beobachten wir, daß während ihrer ganzen Lebensdauer ihre Exiſtenz an die Aufnahme von Stoffen geknüpft iſt, welche eine dem Milchzucker gleiche oder ähnliche Zuſammenſetzung beſitzen. Allem was ſie genießen, iſt jeder- zeit eine gewiſſe Quantität von Amylon (Stärke), oder Gummi, oder Zucker beigemiſcht.
Die am meiſten verbreitete Subſtanz dieſer Klaſſe iſt das Amylon; es findet ſich in Wurzeln, Samen, in den Stengeln, in dem Holzkörper, abgelagert in der Form von rundlichen oder
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Reſpiration und Ernährung.
verbinden; ohne zu unterliegen, würden die Organe ſelbſt die-
ſen Widerſtand nicht übernehmen können, d. h. eine Zunahme
an Maſſe, bei gleichem Sauerſtoffverbrauch, würde ſchlechter-
dings unmöglich ſeyn.
Ueber den Zweck, zu welchem die Natur der Nahrung der
jungen Säugthiere ſtickſtofffreie Materien zugeſetzt hat, die ihr
Organismus zur eigentlichen Ernährung, zu Blutbildung nicht
verwenden kann, Materien, die zur Unterhaltung ihrer Lebens-
funktionen in erwachſenem Zuſtande völlig entbehrlich ſind, kann
man nach dem Vorhergehenden nicht zweifelhaft ſeyn. Bei den
fleiſchfreſſenden Vögeln iſt der Mangel aller Bewegung offenbar
ein Grund eines verminderten Stoffwechſels.
Der Ernährungsproceß der fleiſchfreſſenden Thiere ſtellt
ſich mithin in zwei Formen dar, von denen wir die eine Form
in den gras- und körnerfreſſenden Thieren wiederkehren ſehen.
XIII.
Bei dieſer Thierklaſſe beobachten wir, daß während ihrer
ganzen Lebensdauer ihre Exiſtenz an die Aufnahme von Stoffen
geknüpft iſt, welche eine dem Milchzucker gleiche oder ähnliche
Zuſammenſetzung beſitzen. Allem was ſie genießen, iſt jeder-
zeit eine gewiſſe Quantität von Amylon (Stärke), oder Gummi,
oder Zucker beigemiſcht.
Die am meiſten verbreitete Subſtanz dieſer Klaſſe iſt das
Amylon; es findet ſich in Wurzeln, Samen, in den Stengeln,
in dem Holzkörper, abgelagert in der Form von rundlichen oder
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/95>, abgerufen am 21.02.2025.
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