moniak und Wasser anfängt, bis zu den zusammengesetztesten Bestandtheilen des Gehirns im Thierkörper finden wir keine Lücke, keine Unterbrechung. Der erste Nahrungsstoff des Thieres ist das letzte Produkt der schaffenden Thätigkeit der Pflanze.
Die Substanz der Zellen und Membranen, der Nerven und des Gehirns erzeugt die Pflanze nicht.
Das Wunderbare in der schaffenden Thätigkeit der Pflanze verliert sich, wenn man erwägt, daß die Erzeugung der Blutbestandtheile nicht auffallender erscheinen kann, als wenn wir Ochsentalg und Hammelstalg (in den Kakaobohnen), oder Menschenschmalz (im Olivenöl), oder die Hauptbestandtheile der Kuhbutter (Palmbutter) auf Bäumen wachsend finden, daß wir das Pferdefett und den Fischthran in den ölreichen Samen entstehen sehen.
X.
So wenig man nun auch, wie sich aus dem Vorherge- henden ergiebt, über die Art und Weise in Ungewißheit sein kann, wie die Zunahme in der Masse der Organe eines Thieres vor sich geht, so bleibt immer noch eine überaus wichtige Frage zu lösen, die Rolle nämlich auszumitteln, welche die stickstofffreien Substanzen, Zucker, Amylon, Gummi, Pectin u. s. w. in dem thierischen Körper spielen.
Die größte aller Thierklassen kann ohne diese Materien nicht leben, ihre Nahrung muß eine gewisse Menge davon
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Reſpiration und Ernährung.
moniak und Waſſer anfängt, bis zu den zuſammengeſetzteſten Beſtandtheilen des Gehirns im Thierkörper finden wir keine Lücke, keine Unterbrechung. Der erſte Nahrungsſtoff des Thieres iſt das letzte Produkt der ſchaffenden Thätigkeit der Pflanze.
Die Subſtanz der Zellen und Membranen, der Nerven und des Gehirns erzeugt die Pflanze nicht.
Das Wunderbare in der ſchaffenden Thätigkeit der Pflanze verliert ſich, wenn man erwägt, daß die Erzeugung der Blutbeſtandtheile nicht auffallender erſcheinen kann, als wenn wir Ochſentalg und Hammelstalg (in den Kakaobohnen), oder Menſchenſchmalz (im Olivenöl), oder die Hauptbeſtandtheile der Kuhbutter (Palmbutter) auf Bäumen wachſend finden, daß wir das Pferdefett und den Fiſchthran in den ölreichen Samen entſtehen ſehen.
X.
So wenig man nun auch, wie ſich aus dem Vorherge- henden ergiebt, über die Art und Weiſe in Ungewißheit ſein kann, wie die Zunahme in der Maſſe der Organe eines Thieres vor ſich geht, ſo bleibt immer noch eine überaus wichtige Frage zu löſen, die Rolle nämlich auszumitteln, welche die ſtickſtofffreien Subſtanzen, Zucker, Amylon, Gummi, Pectin u. ſ. w. in dem thieriſchen Körper ſpielen.
Die größte aller Thierklaſſen kann ohne dieſe Materien nicht leben, ihre Nahrung muß eine gewiſſe Menge davon
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Reſpiration und Ernährung.
moniak und Waſſer anfängt, bis zu den zuſammengeſetzteſten
Beſtandtheilen des Gehirns im Thierkörper finden wir keine
Lücke, keine Unterbrechung. Der erſte Nahrungsſtoff des
Thieres iſt das letzte Produkt der ſchaffenden Thätigkeit der
Pflanze.
Die Subſtanz der Zellen und Membranen, der Nerven
und des Gehirns erzeugt die Pflanze nicht.
Das Wunderbare in der ſchaffenden Thätigkeit der Pflanze
verliert ſich, wenn man erwägt, daß die Erzeugung der
Blutbeſtandtheile nicht auffallender erſcheinen kann, als wenn
wir Ochſentalg und Hammelstalg (in den Kakaobohnen), oder
Menſchenſchmalz (im Olivenöl), oder die Hauptbeſtandtheile
der Kuhbutter (Palmbutter) auf Bäumen wachſend finden,
daß wir das Pferdefett und den Fiſchthran in den ölreichen
Samen entſtehen ſehen.
X.
So wenig man nun auch, wie ſich aus dem Vorherge-
henden ergiebt, über die Art und Weiſe in Ungewißheit ſein
kann, wie die Zunahme in der Maſſe der Organe eines
Thieres vor ſich geht, ſo bleibt immer noch eine überaus
wichtige Frage zu löſen, die Rolle nämlich auszumitteln,
welche die ſtickſtofffreien Subſtanzen, Zucker, Amylon, Gummi,
Pectin u. ſ. w. in dem thieriſchen Körper ſpielen.
Die größte aller Thierklaſſen kann ohne dieſe Materien
nicht leben, ihre Nahrung muß eine gewiſſe Menge davon
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/75>, abgerufen am 21.02.2025.
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