gelmäßigen Gang; allein nur von Wenigen ist in seiner Klar- heit der Einfluß erkannt, den Luft und Temperatur auf den Gesundheitszustand des menschlichen Körpers ausüben, und doch ist die Ausmittelung der Bedingungen, um ihn im normalen Zustand zu erhalten, nicht schwieriger, wie bei ei- ner gewöhnlichen Uhr.
V.
Der Mangel an einer richtigen Ansicht von Kraft und Wirkung und dem Zusammenhang der Naturerscheinungen hat die Chemiker dahin geführt, einen Theil der im Thier- organismus sich erzeugenden Wärme den Wirkungen des Ner- vensystems zuzuschreiben. Wenn man damit einen Stoff- wechsel als Bedingung der Nervenwirkungen ausschließt, so will dies nichts anders sagen, als das Vorhandensein einer Bewegung, die Aeußerung einer Thätigkeit hervorgehen zu machen aus Nichts. Allein aus Nichts kann keine Kraft, keine Thätigkeit entstehen.
Niemand wird ernstlich den Antheil läugnen, welchen die Nervenapparate an dem Respirationsproceß nehmen, keine Art von Zustandsänderung kann im Thierkörper vor sich ge- hen, ohne die Nerven, denn sie sind die Bedinger aller Be- wegungen. Durch sie, durch ihre Mitwirkung produciren die Eingeweide die Stoffe, welche als Mittel zum Wider- stande gegen die Einwirkung des Sauerstoffs zur Hervor- bringung der animalischen Wärme dienen, und mit dem Auf- hören ihrer Funktionen muß der ganze Akt der Sauerstoff-
Der chemiſche Proceß der
gelmäßigen Gang; allein nur von Wenigen iſt in ſeiner Klar- heit der Einfluß erkannt, den Luft und Temperatur auf den Geſundheitszuſtand des menſchlichen Körpers ausüben, und doch iſt die Ausmittelung der Bedingungen, um ihn im normalen Zuſtand zu erhalten, nicht ſchwieriger, wie bei ei- ner gewöhnlichen Uhr.
V.
Der Mangel an einer richtigen Anſicht von Kraft und Wirkung und dem Zuſammenhang der Naturerſcheinungen hat die Chemiker dahin geführt, einen Theil der im Thier- organismus ſich erzeugenden Wärme den Wirkungen des Ner- venſyſtems zuzuſchreiben. Wenn man damit einen Stoff- wechſel als Bedingung der Nervenwirkungen ausſchließt, ſo will dies nichts anders ſagen, als das Vorhandenſein einer Bewegung, die Aeußerung einer Thätigkeit hervorgehen zu machen aus Nichts. Allein aus Nichts kann keine Kraft, keine Thätigkeit entſtehen.
Niemand wird ernſtlich den Antheil läugnen, welchen die Nervenapparate an dem Reſpirationsproceß nehmen, keine Art von Zuſtandsänderung kann im Thierkörper vor ſich ge- hen, ohne die Nerven, denn ſie ſind die Bedinger aller Be- wegungen. Durch ſie, durch ihre Mitwirkung produciren die Eingeweide die Stoffe, welche als Mittel zum Wider- ſtande gegen die Einwirkung des Sauerſtoffs zur Hervor- bringung der animaliſchen Wärme dienen, und mit dem Auf- hören ihrer Funktionen muß der ganze Akt der Sauerſtoff-
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Der chemiſche Proceß der
gelmäßigen Gang; allein nur von Wenigen iſt in ſeiner Klar-
heit der Einfluß erkannt, den Luft und Temperatur auf
den Geſundheitszuſtand des menſchlichen Körpers ausüben,
und doch iſt die Ausmittelung der Bedingungen, um ihn im
normalen Zuſtand zu erhalten, nicht ſchwieriger, wie bei ei-
ner gewöhnlichen Uhr.
V.
Der Mangel an einer richtigen Anſicht von Kraft und
Wirkung und dem Zuſammenhang der Naturerſcheinungen
hat die Chemiker dahin geführt, einen Theil der im Thier-
organismus ſich erzeugenden Wärme den Wirkungen des Ner-
venſyſtems zuzuſchreiben. Wenn man damit einen Stoff-
wechſel als Bedingung der Nervenwirkungen ausſchließt, ſo
will dies nichts anders ſagen, als das Vorhandenſein einer
Bewegung, die Aeußerung einer Thätigkeit hervorgehen zu
machen aus Nichts. Allein aus Nichts kann keine Kraft,
keine Thätigkeit entſtehen.
Niemand wird ernſtlich den Antheil läugnen, welchen die
Nervenapparate an dem Reſpirationsproceß nehmen, keine
Art von Zuſtandsänderung kann im Thierkörper vor ſich ge-
hen, ohne die Nerven, denn ſie ſind die Bedinger aller Be-
wegungen. Durch ſie, durch ihre Mitwirkung produciren
die Eingeweide die Stoffe, welche als Mittel zum Wider-
ſtande gegen die Einwirkung des Sauerſtoffs zur Hervor-
bringung der animaliſchen Wärme dienen, und mit dem Auf-
hören ihrer Funktionen muß der ganze Akt der Sauerſtoff-
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/54>, abgerufen am 21.02.2025.
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