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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XXII. von Federn. Tab. LXIX.
nicht eher nachgelassen, bis auf das äusserste Ende, da denn solches fest gehalten, die Gewichte
abgenommen und die Feder loßgelassen wird, daß sie wieder auflauffet.

§. 598.
Wie die Feder zu härten und anzulassen.

Weil es etwas schwehr fället eine so dünne und doch ausgebreitete Feder aller Orthen
gleiche Hitze und nicht zu viel oder wenig zu geben, auch daß solche im Feuer sich nicht verzie-
het, oder bey dem Herausnehmen Schaden leidet, so ist gleichfalls ein a partes Instrument
darzu nöthig.

Es bestehet aber solches aus zwey Creutzen, wie eins Figura X. gezeichnet ist, so oben
her bey a b und c d etwas dicke, wie die Figur ist, unten aber bey e f g h gantz dün-
ne, das eine wird an eine Spindel a feste gemachet, doch daß solche unten einen halben Zoll
vorgehet, wie Figura XI. in kleiner Figur zu sehen, und diese Spindel, so oben ein Schrau-
ben-Gewinde und Mutter d hat, wird unten in ein blechernes rundes Kästgen, welches so
groß als das Creutz ist, in eine Hülse bey b gestecket, zwischen beyde Creutze aber wird die Fe-
der fest geschraubet, und alles zwischen glüenden Kohlen, bis es genug, erhitzet, auch muß das
Kästgen e f oben mit glüenden grossen Kohlen bedecket seyn, und das Feuer nicht angebla-
sen werden. Hierauf wird mit einer Zange die Schraube e gefasset, und so geschwinde, als mög-
lich in Lein-Oehl gantz horizontal und zugleich eingesencket; die Creutze müssen die Schärf-
fen auf der Feder stehen haben, damit die Hitze des starcken Eisens nicht so starck in die Feder
würcket, und ungleiche Hitze und Härte verursachet.

Ist die Feder recht gehärtet, so trocknet solche von allen Oel gantz sauber und rein ab,
schraubet solche wieder zwischen die 2 Creutze, und setzet selbe nebst dem Gehäuse oder Käst-
lein e f wieder in glühende Kohlen, haltet auch eine grosse glühende Kohle darüber, oder
welches noch besser ist, wie Herr M. Leutman anweiset, ein a partes kleines Pfänngen voll
glühender Kohlen, sehet inzwischen fleissig zu biß eure Feder die rechte blaue Farbe bekommet,
die ihr nach der Engenschafft des Stahles geben müsset.

(Weil ein Stahl immer eine andere Härte und Anlaß als der andere erfordert, so han-
delt ihr am sichersten und besten wenn ihr mit einem kleinen Stücklein eine Pro-
be machet.)

Alsdenn fasset mit der Zange die Schraube e, und setzet die Feder mit dem Creutz wieder in
das Lein-Oehl, so ist eure Feder gerecht.

Viele lassen die Federn nur im heißen Sande oder Aschen anlauffen. Es will aber al-
les sehr wohl und fleißig observiret seyn, absonderlich daß der Sand durchaus gleiche und so
viel möglich einerley Hitze hat.

§. 599.
Die Schnecken-Waltze durch ein Instrument
einzuschneiden.

Weil es schwehr fället eine solche Schnecke mit der Feile aus freyer Hand einzuschnei-
den, so dienet hierzu nachfolgende Machine.

Tabula LXIX. Figura XIV.

Zu kleinen Taschen-Uhren oder dergleichen Federn ist die Machine nach der Grösse
des Risses zu machen.

Sie bestehet aus einem eisernen oder messingenen Stab A B, auf welchen vier Ar-
me C D E F stehen, durch C ist ein viereckigtes Loch, daß unterschiedliche Schrauben-
Muttern können eingeschoben werden; wie dergleichen eine hier mit einem Ansatz a und

unten

Cap. XXII. von Federn. Tab. LXIX.
nicht eher nachgelaſſen, bis auf das aͤuſſerſte Ende, da denn ſolches feſt gehalten, die Gewichte
abgenommen und die Feder loßgelaſſen wird, daß ſie wieder auflauffet.

§. 598.
Wie die Feder zu haͤrten und anzulaſſen.

Weil es etwas ſchwehr faͤllet eine ſo duͤnne und doch ausgebreitete Feder aller Orthen
gleiche Hitze und nicht zu viel oder wenig zu geben, auch daß ſolche im Feuer ſich nicht verzie-
het, oder bey dem Herausnehmen Schaden leidet, ſo iſt gleichfalls ein a partes Inſtrument
darzu noͤthig.

Es beſtehet aber ſolches aus zwey Creutzen, wie eins Figura X. gezeichnet iſt, ſo oben
her bey a b und c d etwas dicke, wie die Figur iſt, unten aber bey e f g h gantz duͤn-
ne, das eine wird an eine Spindel a feſte gemachet, doch daß ſolche unten einen halben Zoll
vorgehet, wie Figura XI. in kleiner Figur zu ſehen, und dieſe Spindel, ſo oben ein Schrau-
ben-Gewinde und Mutter d hat, wird unten in ein blechernes rundes Kaͤſtgen, welches ſo
groß als das Creutz iſt, in eine Huͤlſe bey b geſtecket, zwiſchen beyde Creutze aber wird die Fe-
der feſt geſchraubet, und alles zwiſchen gluͤenden Kohlen, bis es genug, erhitzet, auch muß das
Kaͤſtgen e f oben mit gluͤenden groſſen Kohlen bedecket ſeyn, und das Feuer nicht angebla-
ſen werden. Hierauf wird mit einer Zange die Schraube e gefaſſet, und ſo geſchwinde, als moͤg-
lich in Lein-Oehl gantz horizontal und zugleich eingeſencket; die Creutze muͤſſen die Schaͤrf-
fen auf der Feder ſtehen haben, damit die Hitze des ſtarcken Eiſens nicht ſo ſtarck in die Feder
wuͤrcket, und ungleiche Hitze und Haͤrte verurſachet.

Iſt die Feder recht gehaͤrtet, ſo trocknet ſolche von allen Oel gantz ſauber und rein ab,
ſchraubet ſolche wieder zwiſchen die 2 Creutze, und ſetzet ſelbe nebſt dem Gehaͤuſe oder Kaͤſt-
lein e f wieder in gluͤhende Kohlen, haltet auch eine groſſe gluͤhende Kohle daruͤber, oder
welches noch beſſer iſt, wie Herr M. Leutman anweiſet, ein a partes kleines Pfaͤnngen voll
gluͤhender Kohlen, ſehet inzwiſchen fleiſſig zu biß eure Feder die rechte blaue Farbe bekommet,
die ihr nach der Engenſchafft des Stahles geben muͤſſet.

(Weil ein Stahl immer eine andere Haͤrte und Anlaß als der andere erfordert, ſo han-
delt ihr am ſicherſten und beſten wenn ihr mit einem kleinen Stuͤcklein eine Pro-
be machet.)

Alsdenn faſſet mit der Zange die Schraube e, und ſetzet die Feder mit dem Creutz wieder in
das Lein-Oehl, ſo iſt eure Feder gerecht.

Viele laſſen die Federn nur im heißen Sande oder Aſchen anlauffen. Es will aber al-
les ſehr wohl und fleißig obſerviret ſeyn, abſonderlich daß der Sand durchaus gleiche und ſo
viel moͤglich einerley Hitze hat.

§. 599.
Die Schnecken-Waltze durch ein Inſtrument
einzuſchneiden.

Weil es ſchwehr faͤllet eine ſolche Schnecke mit der Feile aus freyer Hand einzuſchnei-
den, ſo dienet hierzu nachfolgende Machine.

Tabula LXIX. Figura XIV.

Zu kleinen Taſchen-Uhren oder dergleichen Federn iſt die Machine nach der Groͤſſe
des Riſſes zu machen.

Sie beſtehet aus einem eiſernen oder meſſingenen Stab A B, auf welchen vier Ar-
me C D E F ſtehen, durch C iſt ein viereckigtes Loch, daß unterſchiedliche Schrauben-
Muttern koͤnnen eingeſchoben werden; wie dergleichen eine hier mit einem Anſatz a und

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[224/0244] Cap. XXII. von Federn. Tab. LXIX. nicht eher nachgelaſſen, bis auf das aͤuſſerſte Ende, da denn ſolches feſt gehalten, die Gewichte abgenommen und die Feder loßgelaſſen wird, daß ſie wieder auflauffet. §. 598. Wie die Feder zu haͤrten und anzulaſſen. Weil es etwas ſchwehr faͤllet eine ſo duͤnne und doch ausgebreitete Feder aller Orthen gleiche Hitze und nicht zu viel oder wenig zu geben, auch daß ſolche im Feuer ſich nicht verzie- het, oder bey dem Herausnehmen Schaden leidet, ſo iſt gleichfalls ein a partes Inſtrument darzu noͤthig. Es beſtehet aber ſolches aus zwey Creutzen, wie eins Figura X. gezeichnet iſt, ſo oben her bey a b und c d etwas dicke, wie die Figur iſt, unten aber bey e f g h gantz duͤn- ne, das eine wird an eine Spindel a feſte gemachet, doch daß ſolche unten einen halben Zoll vorgehet, wie Figura XI. in kleiner Figur zu ſehen, und dieſe Spindel, ſo oben ein Schrau- ben-Gewinde und Mutter d hat, wird unten in ein blechernes rundes Kaͤſtgen, welches ſo groß als das Creutz iſt, in eine Huͤlſe bey b geſtecket, zwiſchen beyde Creutze aber wird die Fe- der feſt geſchraubet, und alles zwiſchen gluͤenden Kohlen, bis es genug, erhitzet, auch muß das Kaͤſtgen e f oben mit gluͤenden groſſen Kohlen bedecket ſeyn, und das Feuer nicht angebla- ſen werden. Hierauf wird mit einer Zange die Schraube e gefaſſet, und ſo geſchwinde, als moͤg- lich in Lein-Oehl gantz horizontal und zugleich eingeſencket; die Creutze muͤſſen die Schaͤrf- fen auf der Feder ſtehen haben, damit die Hitze des ſtarcken Eiſens nicht ſo ſtarck in die Feder wuͤrcket, und ungleiche Hitze und Haͤrte verurſachet. Iſt die Feder recht gehaͤrtet, ſo trocknet ſolche von allen Oel gantz ſauber und rein ab, ſchraubet ſolche wieder zwiſchen die 2 Creutze, und ſetzet ſelbe nebſt dem Gehaͤuſe oder Kaͤſt- lein e f wieder in gluͤhende Kohlen, haltet auch eine groſſe gluͤhende Kohle daruͤber, oder welches noch beſſer iſt, wie Herr M. Leutman anweiſet, ein a partes kleines Pfaͤnngen voll gluͤhender Kohlen, ſehet inzwiſchen fleiſſig zu biß eure Feder die rechte blaue Farbe bekommet, die ihr nach der Engenſchafft des Stahles geben muͤſſet. (Weil ein Stahl immer eine andere Haͤrte und Anlaß als der andere erfordert, ſo han- delt ihr am ſicherſten und beſten wenn ihr mit einem kleinen Stuͤcklein eine Pro- be machet.) Alsdenn faſſet mit der Zange die Schraube e, und ſetzet die Feder mit dem Creutz wieder in das Lein-Oehl, ſo iſt eure Feder gerecht. Viele laſſen die Federn nur im heißen Sande oder Aſchen anlauffen. Es will aber al- les ſehr wohl und fleißig obſerviret ſeyn, abſonderlich daß der Sand durchaus gleiche und ſo viel moͤglich einerley Hitze hat. §. 599. Die Schnecken-Waltze durch ein Inſtrument einzuſchneiden. Weil es ſchwehr faͤllet eine ſolche Schnecke mit der Feile aus freyer Hand einzuſchnei- den, ſo dienet hierzu nachfolgende Machine. Tabula LXIX. Figura XIV. Zu kleinen Taſchen-Uhren oder dergleichen Federn iſt die Machine nach der Groͤſſe des Riſſes zu machen. Sie beſtehet aus einem eiſernen oder meſſingenen Stab A B, auf welchen vier Ar- me C D E F ſtehen, durch C iſt ein viereckigtes Loch, daß unterſchiedliche Schrauben- Muttern koͤnnen eingeſchoben werden; wie dergleichen eine hier mit einem Anſatz a und unten

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/244>, abgerufen am 25.11.2024.