Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.Cap. XX. vom Wasser-Maas. Tab. LIX. Alle Machinen, so sich langsam bewegen, haben mehr Krafft nöthig, als die, so eine Zum Exempel dienet die Probe des Herrn Gärtners, Königl. Modell-Meisters in Dreßden, da er einen Ein Exempel zeigen die Marckschreyer, die sich einen Amboß auf die Brust setzen, und §. 532. Zum IX. ist die Frage: Ob alles wohl gethan, wenn man das Gerinne zum Als Figura I. Tabula LXI. A da A B das Gerinne. C die untersten Schau- §. 533. Zum X. ist die Frage: Ob man das Wasser auch lange unter dem Rade lassen oder
Cap. XX. vom Waſſer-Maas. Tab. LIX. Alle Machinen, ſo ſich langſam bewegen, haben mehr Krafft noͤthig, als die, ſo eine Zum Exempel dienet die Probe des Herrn Gaͤrtners, Koͤnigl. Modell-Meiſters in Dreßden, da er einen Ein Exempel zeigen die Marckſchreyer, die ſich einen Amboß auf die Bruſt ſetzen, und §. 532. Zum IX. iſt die Frage: Ob alles wohl gethan, wenn man das Gerinne zum Als Figura I. Tabula LXI. A da A B das Gerinne. C die unterſten Schau- §. 533. Zum X. iſt die Frage: Ob man das Waſſer auch lange unter dem Rade laſſen oder
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Cap. XX. vom Waſſer-Maas. Tab. LIX.
Alle Machinen, ſo ſich langſam bewegen, haben mehr Krafft noͤthig, als die, ſo eine
ſchnelle Bewegung haben, weil die Schnelligkeit den Raͤdern und andern bewegenden Stuͤ-
cken, abſonderlich wenn ſich alles in Circkel beweget, einen Schwung und Leichtigkeit giebet.
Zum Exempel
dienet die Probe des Herrn Gaͤrtners, Koͤnigl. Modell-Meiſters in Dreßden, da er einen
Wagen mit 6 Ellen hohen Raͤdern machen laſſen, dadurch zwar auf einmahl einen groſſen
Schragen Holtz fortfahren koͤnnen, wenn die Pferde ſchnell gelauffen, alleine wenn ſolche
ſachte gegangen, es nicht thun koͤnnen, denn gleichwie alle Dinge leichter in der Bewegung zu
erhalten, als zu bringen, ſo iſt auch eine Bewegung, die ſchnell iſt, ehe beſſer und leichter zu er-
halten, als eine die langſam iſt. Auch halte ich davor, daß das Waſſer viel von ſeiner Krafft
verliehre, wenn es ſchnell, und die Machine langſam gehet, abſonderlich wenn es ſolche durch
den Schuß erlanget, und nicht durch die Schwehre thut, wie bey unterſchiedlichen Bewegun-
gen erweißlich; denn ein ſchwehrer Coͤrper, der entweder gar ſtille ſtehet oder lieget, oder
auch eine kleine Bewegung nur hat, die prallende Krafft nicht ſonderlich empfindet.
Ein Exempel zeigen die Marckſchreyer, die ſich einen Amboß auf die Bruſt ſetzen, und
ein ſtarck Eiſen darauf zuhauen laſſen. Daß ſie den Streich des Hammers nicht empfinden,
iſt der ſchwehre Amboß Urſach, weil er durch den Hammer, der doch auch ſchwehr iſt, aber in
Anſehung des Amboſſes leichte, nicht ſo ſchnell kan beweget werden, und alſo gegen die Bruſt
weichet; ja dieſes zeiget ſich auch bey Anlaſſung der Muͤhlen, da man oͤffters dem Waſſer,
abſonderlich bey groſſen Raͤdern mit Krafft zu huͤlffe kommen muß; wie ſolches an einem uͤber-
ſchlechtigen Rade von 22 Ellen hoch bey Stockholm zu ſehen, ſo man erſt allezeit mit Hebbaͤu-
men zum Gang bringen muͤſſen. Dahero ſoll die Machine alſo diſponiret werden, daß
das Rad mit der Schnelligkeit des Waſſers zugleich fortgehet, welches, wenn alles wohl uͤber-
leget wird, gar wohl moͤglich iſt.
§. 532.
Zum IX. iſt die Frage: Ob alles wohl gethan, wenn man das Gerinne zum
Rad weit machet, und das Rad ſchmahl, und alsdenn nahe am Rad auf beyden
Seiten Backen oder Baͤncke, wie es hier genennet wird, die jaͤhlings zulauffen, an-
ſetzet? wie an etlichen Orten zu ſehen.
Als Figura I. Tabula LXI. A da A B das Gerinne. C die unterſten Schau-
feln vom Rade. D E und C H die beyden Backen, daran ſich das Waſſer gegen die
Mitte wendet, und einander ſelbſt draͤnget, wie oben geſaget worden. Alleine man berau-
bet ſich noch mehr Vortheil, nemlich, weil das Waſſer breit und duͤnne flieſſet, hat es nicht ſo
viel Druck und Schwehre, und alſo auch nicht ſo viel Stoß und Krafft, denn je hoͤher das Waſ-
ſer aufeinander ſtehet, je mehr Krafft empfaͤngt ſolches im Fall, dannenhero iſt es beſſer, daß
man das Waſſer alſobald in die Enge bringe, und ſolche lang und gantz flach anlauffen laͤſſet,
oder ſo bald es zu fallen anfaͤnget.
§. 533.
Zum X. iſt die Frage: Ob man das Waſſer auch lange unter dem Rade laſſen
ſoll, wenn es keinen Fall mehr hat? als wie etwa die Art des Herrn Sturms hier Tab.
63. Fig. 1. da das Waſſer von c bis D horizontal flieſſen muß, weil nun das Waſſer
von E bis c einen ſchnellen Fall hat, auf der horizontalen Flaͤche C D aber nicht,
ſondern allda von Natur gar ſtille ſtehet, ſo muß es von dar mit Gewalt durch das obere Waſ-
ſer und Rad fortgetrieben werden, haͤlt alſo nicht nur das obere Waſſer auf, ſondern hindert
auch das Rad an ſeinem Lauff, und halte ich davor, daß es beſſer ſey gar kein Waſſer nach c,
oder
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