[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Der erste Ordensmeister der Ritterschaft Christi oder des Schwerdtbrüderordens in Liefland a) gren- a) Liefland, Livonia, heißt beym Ptolemäus auch Levonia, und bey einem unge- nanten preußischen Chronikenschreiber Lyvonia. Ein angesehener Gelehrter die- ses Landes*), welcher unter dem Namen Montan verborgen bleiben wollen, sucht weit- läufig zu beweisen, daß der Name Liefland von dem estnischen und lettischen Worte Liv, ein klein Netz, herzuleiten sey; weil die Liven zu den Venedis gehöret, die Ta- citus wie Schnaphäne und Räuber beschreibet. Der Landesname Widdusemme, Mittelland, dessen sich die Curländer und Letten bedienen, sol sich nach seiner Mei- nung auf das feste Land beziehen, indem es nur etliche Meilen breit an Semgallen *) Dis ist der in der Vorrede zum 6ten Theil der allgemeinen Welthistorie S. 38, und in der Vor- rede zum 9ten Theil angeführte liefländische Gelehrte, welcher einige schöne Anmerkungen und Beiträge zur allgemeinen Welthistorie, von den Gegenden unsers Reichs, eingesandt, nemlich der Rußisch Käyserl. Leibarzt und Doctor der Arzneykunst, Herr Johann Bernhard von Fischer, der um das Aufnehmen gründlicher Wissenschaften und um die Beförderung medicinischer heilsa- men Anstalten, in unserm Reiche sich wohl verdient gemacht. Er lebt anietzo vor sich bey Riga, auf seinem neu angelegten Hofe Hinterbergen, dessen Winter- und Sommerlust er in Versen be- schrieben, und von den Anfangsbuchstaben seines Namens, sich den In Beruhigung Vnd Friede wohnenden Montan nennet, welchen Namen wir der Kürze wegen beybehalten. Diese physiea- lischen und moralischen Betrachtungen sind 1745 zu Riga in 8vo gedruckt, hinten aber des Ver- fassers Gedanken von dem Ursprunge des Namens der Stadt Riga, und der Provinzen Cur- und Liefland beygefüget, die eigentlich hieher gehören. Diese kleine Schrift ist in Leipzig in der Gleditschischen Buchhandlung zu haben. Da wir nur kurz das Stammwort anzeigen so, wer- den neugierige Leser wohl thun, wenn sie die ganze Abhandlung mit den Beweisen aus dem Werk- gen selbst in Erwegung ziehen. A
Der erſte Ordensmeiſter der Ritterſchaft Chriſti oder des Schwerdtbruͤderordens in Liefland a) gren- a) Liefland, Livonia, heißt beym Ptolemaͤus auch Levonia, und bey einem unge- nanten preußiſchen Chronikenſchreiber Lyvonia. Ein angeſehener Gelehrter die- ſes Landes*), welcher unter dem Namen Montan verborgen bleiben wollen, ſucht weit- laͤufig zu beweiſen, daß der Name Liefland von dem eſtniſchen und lettiſchen Worte Liv, ein klein Netz, herzuleiten ſey; weil die Liven zu den Venedis gehoͤret, die Ta- citus wie Schnaphaͤne und Raͤuber beſchreibet. Der Landesname Widduſemme, Mittelland, deſſen ſich die Curlaͤnder und Letten bedienen, ſol ſich nach ſeiner Mei- nung auf das feſte Land beziehen, indem es nur etliche Meilen breit an Semgallen *) Dis iſt der in der Vorrede zum 6ten Theil der allgemeinen Welthiſtorie S. 38, und in der Vor- rede zum 9ten Theil angefuͤhrte lieflaͤndiſche Gelehrte, welcher einige ſchoͤne Anmerkungen und Beitraͤge zur allgemeinen Welthiſtorie, von den Gegenden unſers Reichs, eingeſandt, nemlich der Rußiſch Kaͤyſerl. Leibarzt und Doctor der Arzneykunſt, Herr Johann Bernhard von Fiſcher, der um das Aufnehmen gruͤndlicher Wiſſenſchaften und um die Befoͤrderung mediciniſcher heilſa- men Anſtalten, in unſerm Reiche ſich wohl verdient gemacht. Er lebt anietzo vor ſich bey Riga, auf ſeinem neu angelegten Hofe Hinterbergen, deſſen Winter- und Sommerluſt er in Verſen be- ſchrieben, und von den Anfangsbuchſtaben ſeines Namens, ſich den In Beruhigung Vnd Friede wohnenden Montan nennet, welchen Namen wir der Kuͤrze wegen beybehalten. Dieſe phyſiea- liſchen und moraliſchen Betrachtungen ſind 1745 zu Riga in 8vo gedruckt, hinten aber des Ver- faſſers Gedanken von dem Urſprunge des Namens der Stadt Riga, und der Provinzen Cur- und Liefland beygefuͤget, die eigentlich hieher gehoͤren. Dieſe kleine Schrift iſt in Leipzig in der Gleditſchiſchen Buchhandlung zu haben. Da wir nur kurz das Stammwort anzeigen ſo, wer- den neugierige Leſer wohl thun, wenn ſie die ganze Abhandlung mit den Beweiſen aus dem Werk- gen ſelbſt in Erwegung ziehen. A
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laͤufig zu beweiſen, daß der Name Liefland von dem eſtniſchen und lettiſchen Worte
Liv, ein klein Netz, herzuleiten ſey; weil die Liven zu den Venedis gehoͤret, die Ta-
citus wie Schnaphaͤne und Raͤuber beſchreibet. Der Landesname Widduſemme,
Mittelland, deſſen ſich die Curlaͤnder und Letten bedienen, ſol ſich nach ſeiner Mei-
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*) Dis iſt der in der Vorrede zum 6ten Theil der allgemeinen Welthiſtorie S. 38, und in der Vor-
rede zum 9ten Theil angefuͤhrte lieflaͤndiſche Gelehrte, welcher einige ſchoͤne Anmerkungen und
Beitraͤge zur allgemeinen Welthiſtorie, von den Gegenden unſers Reichs, eingeſandt, nemlich der
Rußiſch Kaͤyſerl. Leibarzt und Doctor der Arzneykunſt, Herr Johann Bernhard von Fiſcher,
der um das Aufnehmen gruͤndlicher Wiſſenſchaften und um die Befoͤrderung mediciniſcher heilſa-
men Anſtalten, in unſerm Reiche ſich wohl verdient gemacht. Er lebt anietzo vor ſich bey Riga,
auf ſeinem neu angelegten Hofe Hinterbergen, deſſen Winter- und Sommerluſt er in Verſen be-
ſchrieben, und von den Anfangsbuchſtaben ſeines Namens, ſich den In Beruhigung Vnd Friede
wohnenden Montan nennet, welchen Namen wir der Kuͤrze wegen beybehalten. Dieſe phyſiea-
liſchen und moraliſchen Betrachtungen ſind 1745 zu Riga in 8vo gedruckt, hinten aber des Ver-
faſſers Gedanken von dem Urſprunge des Namens der Stadt Riga, und der Provinzen Cur-
und Liefland beygefuͤget, die eigentlich hieher gehoͤren. Dieſe kleine Schrift iſt in Leipzig in
der Gleditſchiſchen Buchhandlung zu haben. Da wir nur kurz das Stammwort anzeigen ſo, wer-
den neugierige Leſer wohl thun, wenn ſie die ganze Abhandlung mit den Beweiſen aus dem Werk-
gen ſelbſt in Erwegung ziehen.
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