[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des dritten Bischof Alberts drey und zwanzigstes Jahr, [Spaltenumbruch]
1220walt des Königs zu ziehen. Es wider- omnes ei, qui erant per uniuersam Li- Männer *) [Maria, illuminatrix, siue stella maris, Isidorus lib. 7 Etymol, c. 10 gehet auf den eigentlichen
Namen Miriam.] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts drey und zwanzigſtes Jahr, [Spaltenumbruch]
1220walt des Koͤnigs zu ziehen. Es wider- omnes ei, qui erant per uniuerſam Li- Maͤnner *) [Maria, illuminatrix, ſiue ſtella maris, Iſidorus lib. 7 Etymol, c. 10 gehet auf den eigentlichen
Namen Miriam.] <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0202" n="170"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Geſchichte des dritten Biſchof Alberts drey und zwanzigſtes Jahr,</hi> </fw><lb/> <cb/> <div xml:id="d41b" prev="#d41a" n="4"> <p><note place="left">1220</note>walt des Koͤnigs zu ziehen. Es wider-<lb/> ſprachen ihm aber alle, ſo in ganz <hi rendition="#fr">Lief-<lb/> land</hi> wohnten, ſowol <hi rendition="#fr">Liven</hi> als <hi rendition="#fr">Let-<lb/> ten,</hi> und ſonderlich die <hi rendition="#fr">Deutſchen,</hi> ja<lb/> ſo gar, daß auch die Kaufleute ihm ſo<lb/> wol bey ſeiner Herfarth von <hi rendition="#fr">Gothland</hi><lb/> nach <hi rendition="#fr">Liefland,</hi> als bey ſeiner Abfarth<lb/> von <hi rendition="#fr">Liefland</hi> nach <hi rendition="#fr">Gothland</hi> keinen<lb/> Piloten mitgeben wolten. 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Geſchichte des dritten Biſchof Alberts drey und zwanzigſtes Jahr,
walt des Koͤnigs zu ziehen. Es wider-
ſprachen ihm aber alle, ſo in ganz Lief-
land wohnten, ſowol Liven als Let-
ten, und ſonderlich die Deutſchen, ja
ſo gar, daß auch die Kaufleute ihm ſo
wol bey ſeiner Herfarth von Gothland
nach Liefland, als bey ſeiner Abfarth
von Liefland nach Gothland keinen
Piloten mitgeben wolten. Er fuhr al-
ſo beſchaͤmt und beſtuͤrzt von Liefland
ab, kam auf die groſſe und geraume See,
und ging ohne Steuermann; daher wur-
de er von widrigem Winde verſchlagen,
und weil er vielleicht gegen den Willen
deſſen, der den Winden befehlen kan,
nach Liefland gekommen; ſo erhuben
ſich nicht unbillig Gegenwinde wider ihn,
und die Sonne der Gerechtigkeit ſchien
ihm nicht, weil er ihre Mutter Maria
beleidiget, welche ein Stern des Meers
genant wird. Daher zeigte ſie ihm auch
den ſichern Weg nicht. Auf ſolche Art
ward dieſer Ritter aus Liefland abge-
wieſen, und kam wieder nach Daͤnne-
mark, entſagte auch nachher der koͤnig-
lichen Advocatur auf das Land der hei-
ligen Mutter GOttes So, ſo beſchuͤtzet
der Stern des Meers ſein Liefland al-
lezeit. So, ſo beſchuͤtzet dieſe Beherr-
ſcherin der Welt, und die Gebieterin
uͤber alle Laͤnder ihr geiſtliches Land im-
mer. So, ſo herrſchet die Koͤnigin des
Himmels uͤber die irdiſchen Koͤnige.
Herrſchet ſie nicht? Wenn ſie viele Koͤ-
nige, die wider Liefland ſtritten, un-
gluͤcklich gemacht. Hat ſie dieſelben
nicht ungluͤcklich gemacht, da ſie den
Groskoͤnig Woldemar von Ploſceke,
der mit einer Armee in Liefland einfiel,
eines ploͤtzlichen Todes umkommen laſ-
ſen? Hat ſie nicht den Groskoͤnig von
Nogarden, der Liefland zum erſten
mal pluͤnderte, gleich um ſein Reich ge-
bracht, daß ihn ſeine Unterthanen verjag-
ten? Hat ſie nicht einen andern Koͤnig
von Neugarden, der das zweite mal
Liefland verheerte, durch die Tartern
erſchlagen laſſen? Hat ſie nicht den Koͤ-
nig Wiſſewald von Gercike, welcher
die Rigiſchen gepluͤndert, mit Feuer
und Schwerdt genugſam gedemuͤthiget?
Jſt nicht der Koͤnig Vieſceka, der die
1220
omnes ei, qui erant per uniuerſam Li-
uoniam, tam Liuones quam Letthi, et
præcipue Teutonici in tantum, ut etiam
mercatores ſibi gubernatorem nauis
ſuæ tam de Gothlandia in Liuoniam ve-
niendo, quam de Liuonia in Gothlan-
diam redeundo denegarent. Et receſ-
ſit ipſe confuſus a Liuonia, venitque
in mare magnum et ſpatioſum, et ibat
ſine rectore nauis, et projectus eſt a
vento contrario, et quia fortaſſis con-
tra voluntatem ipſius, qui ventis im-
perat, venerat in Liuoniam; ideo non
immerito venti contrarii in eum ſur-
rexerunt, et ſol juſtitiæ non illuxit
ei, eo quod Mariam Matrem ejus of-
fenderat, quæ maris dicitur ſtella *).
Quapropter et ipſam certam ipſi viam
non oſtendit. Taliter idem Miles ex-
pulſus a Liuonia rediit in Daniam ab-
renuncians deinceps in terram beatæ
Virginis Mariæ regalem Aduocatiam.
Sic, ſic maris ſtella ſuam ſemper cu-
ſtodit Liuoniam. Sic, ſic mundi Domi-
na terrarumque omnium Imperatrix
ſpiritualem ſuam terram ſemper defen-
dit. Sic, ſic Regina cœli terrenis Re-
gibus imperat. Nonne imperat?
Quando Reges multos contra Liuo-
niam pugnantes exacerbauit. Nonne
exacerbauit? quando Regem Magnum
Woldemarum de Ploſceke venientem
in Liuoniam cum exercitu ſubitanea
morte percuſſit. Numquid non Re-
gem Magnum Nogardiæ, qui Liuo-
niam prima vice ſpoliauit, regno ſuo
ſtatim priuauit? ut a ciuibus ſuis
expelleretur; et alium regem Nogar-
diæ, qui ſecunda vice Liuoniam de-
prædauit, per Tartaros occidit? Num-
quid non regem Wiſſewaldum de Ger-
cike, qui Rigenſes ſpoliauit, igne et
gladio ſatis humilitauit? Numquid non
Maͤnner
*) [Maria, illuminatrix, ſiue ſtella maris, Iſidorus lib. 7 Etymol, c. 10 gehet auf den eigentlichen
Namen Miriam.]
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