[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr, 1218Orts unsre Gedanken eröfnet. Man muß den Kopf daran abhauen, wie an den mei-sten historischen Büchern, wenn man den Leib nutzen wil. Denn die vördersten Nach- richten darinnen sind fast meist besudelt und aus dem Kothe gezogen. t) Dieser junge Graf wird auch n. 7 einer aus der Familie des Bischofs genant, nicht daß er des Bischofs Befreundter oder Anverwandter gewesen; sondern weil er unter dem Bischof Kriegesdienste gethan. Denn wie bey den Römern das Wort Familia eine Menge Knechte bedeutet; §. 2. I. de his, qui sui vel alien. iur. also heissen nach der Schreibart der mitlern Zeiten Leute aus Fürstlicher, Bischöflicher und Herren Familie solche, die Leibeigen seyn, Bedienungen haben, oder in gewissem Lohn und Brode ste- hen. Dergleichen der Bischof genung in Liefland gehalten. Daher lesen wir, daß die Familie des Bischofs, oder die Männer des Bischofs in den Feldzügen manchmal eine besondre Compagnie ausgemacht haben. Die Unwissenheit einer so gar gemeinen Sa- che hat einen unserer Landsleute zu einem heßlichen Schnitzer verleitet. Er hatte nemlich ein Privilegium von Heinrich dem Löwen vor sich, welches dieser den Knechten Got- "tes zu Catlenburg ertheilet, "daß, wer da nur aus der Familie selbiger Kirche Be- "lieben hätte, derjenige solte durch ein rechtmäßiges Eheband in unsre (Luneburgische) "Familie ohne einigen Widerspruch aufgenommen werden: und wem es Wechselsweise "aus unserer Familie anstehen würde, solle mit gleicher Bedingung in die Familie be- "sagter Kirche heirathen können." Der gute Mann hatte aber vergessen, daß die Mönche wegen des Gelübdes der Keuschheit den Ehelosen Stand beobachten müssen, und preiset seine Landesleute daher glücklich, daß sie zu einer so vornehmen Heirath, aus dem Welfischen Hause nemlich, haben gelangen können. O wie schwer ists hier, sich des Satirenschreibens zuenthalten. Und doch, wenn man solche Leute bey dergleichen Versehen erinnert, so beissen sie nicht nur die Zähne zusammen und rümpfen die Nase, sondern wenden auch alle Künste an es zu rechtfertigen. Also spielen sie öffentlich eine Komödie, die noch schlimmer ist, als die vorige, und gröber herauskomt, als die ärgsten Bauerstreiche. u) Das Kirchspiel Warbol wird noch heutiges Tages zur Seekante, oder zum Strand- wyck, so auf Esthnisch Lönema heisset, gerechnet. Die Esthen nennen es Warb- lakabbel, die Deutschen Werpel. Es gehören dazu die Höfe Warbla, Sau- leppe und Waiste. §. 10. Es schickten auch unsere Ritter ihre Boten zu dem Erzbischof, dem Hochwür- mögen,
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ein und zwanzigſtes Jahr, 1218Orts unſre Gedanken eroͤfnet. Man muß den Kopf daran abhauen, wie an den mei-ſten hiſtoriſchen Buͤchern, wenn man den Leib nutzen wil. Denn die voͤrderſten Nach- richten darinnen ſind faſt meiſt beſudelt und aus dem Kothe gezogen. t) Dieſer junge Graf wird auch n. 7 einer aus der Familie des Biſchofs genant, nicht daß er des Biſchofs Befreundter oder Anverwandter geweſen; ſondern weil er unter dem Biſchof Kriegesdienſte gethan. Denn wie bey den Roͤmern das Wort Familia eine Menge Knechte bedeutet; §. 2. I. de his, qui ſui vel alien. iur. alſo heiſſen nach der Schreibart der mitlern Zeiten Leute aus Fuͤrſtlicher, Biſchoͤflicher und Herren Familie ſolche, die Leibeigen ſeyn, Bedienungen haben, oder in gewiſſem Lohn und Brode ſte- hen. Dergleichen der Biſchof genung in Liefland gehalten. Daher leſen wir, daß die Familie des Biſchofs, oder die Maͤnner des Biſchofs in den Feldzuͤgen manchmal eine beſondre Compagnie ausgemacht haben. Die Unwiſſenheit einer ſo gar gemeinen Sa- che hat einen unſerer Landsleute zu einem heßlichen Schnitzer verleitet. Er hatte nemlich ein Privilegium von Heinrich dem Loͤwen vor ſich, welches dieſer den Knechten Got- „tes zu Catlenburg ertheilet, „daß, wer da nur aus der Familie ſelbiger Kirche Be- „lieben haͤtte, derjenige ſolte durch ein rechtmaͤßiges Eheband in unſre (Luneburgiſche) „Familie ohne einigen Widerſpruch aufgenommen werden: und wem es Wechſelsweiſe „aus unſerer Familie anſtehen wuͤrde, ſolle mit gleicher Bedingung in die Familie be- „ſagter Kirche heirathen koͤnnen.„ Der gute Mann hatte aber vergeſſen, daß die Moͤnche wegen des Geluͤbdes der Keuſchheit den Eheloſen Stand beobachten muͤſſen, und preiſet ſeine Landesleute daher gluͤcklich, daß ſie zu einer ſo vornehmen Heirath, aus dem Welfiſchen Hauſe nemlich, haben gelangen koͤnnen. O wie ſchwer iſts hier, ſich des Satirenſchreibens zuenthalten. Und doch, wenn man ſolche Leute bey dergleichen Verſehen erinnert, ſo beiſſen ſie nicht nur die Zaͤhne zuſammen und ruͤmpfen die Naſe, ſondern wenden auch alle Kuͤnſte an es zu rechtfertigen. Alſo ſpielen ſie oͤffentlich eine Komoͤdie, die noch ſchlimmer iſt, als die vorige, und groͤber herauskomt, als die aͤrgſten Bauerſtreiche. u) Das Kirchſpiel Warbol wird noch heutiges Tages zur Seekante, oder zum Strand- wyck, ſo auf Eſthniſch Loͤnema heiſſet, gerechnet. Die Eſthen nennen es Warb- lakabbel, die Deutſchen Werpel. Es gehoͤren dazu die Hoͤfe Warbla, Sau- leppe und Waiſte. §. 10. Es ſchickten auch unſere Ritter ihre Boten zu dem Erzbiſchof, dem Hochwuͤr- moͤgen,
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Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ein und zwanzigſtes Jahr,
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Orts unſre Gedanken eroͤfnet. Man muß den Kopf daran abhauen, wie an den mei-
ſten hiſtoriſchen Buͤchern, wenn man den Leib nutzen wil. Denn die voͤrderſten Nach-
richten darinnen ſind faſt meiſt beſudelt und aus dem Kothe gezogen.
t⁾ Dieſer junge Graf wird auch n. 7 einer aus der Familie des Biſchofs genant, nicht daß
er des Biſchofs Befreundter oder Anverwandter geweſen; ſondern weil er unter dem
Biſchof Kriegesdienſte gethan. Denn wie bey den Roͤmern das Wort Familia eine
Menge Knechte bedeutet; §. 2. I. de his, qui ſui vel alien. iur. alſo heiſſen nach der
Schreibart der mitlern Zeiten Leute aus Fuͤrſtlicher, Biſchoͤflicher und Herren Familie
ſolche, die Leibeigen ſeyn, Bedienungen haben, oder in gewiſſem Lohn und Brode ſte-
hen. Dergleichen der Biſchof genung in Liefland gehalten. Daher leſen wir, daß die
Familie des Biſchofs, oder die Maͤnner des Biſchofs in den Feldzuͤgen manchmal eine
beſondre Compagnie ausgemacht haben. Die Unwiſſenheit einer ſo gar gemeinen Sa-
che hat einen unſerer Landsleute zu einem heßlichen Schnitzer verleitet. Er hatte nemlich
ein Privilegium von Heinrich dem Loͤwen vor ſich, welches dieſer den Knechten Got-
„tes zu Catlenburg ertheilet, „daß, wer da nur aus der Familie ſelbiger Kirche Be-
„lieben haͤtte, derjenige ſolte durch ein rechtmaͤßiges Eheband in unſre (Luneburgiſche)
„Familie ohne einigen Widerſpruch aufgenommen werden: und wem es Wechſelsweiſe
„aus unſerer Familie anſtehen wuͤrde, ſolle mit gleicher Bedingung in die Familie be-
„ſagter Kirche heirathen koͤnnen.„ Der gute Mann hatte aber vergeſſen, daß die
Moͤnche wegen des Geluͤbdes der Keuſchheit den Eheloſen Stand beobachten muͤſſen,
und preiſet ſeine Landesleute daher gluͤcklich, daß ſie zu einer ſo vornehmen Heirath, aus
dem Welfiſchen Hauſe nemlich, haben gelangen koͤnnen. O wie ſchwer iſts hier, ſich
des Satirenſchreibens zuenthalten. Und doch, wenn man ſolche Leute bey dergleichen
Verſehen erinnert, ſo beiſſen ſie nicht nur die Zaͤhne zuſammen und ruͤmpfen die Naſe,
ſondern wenden auch alle Kuͤnſte an es zu rechtfertigen. Alſo ſpielen ſie oͤffentlich eine
Komoͤdie, die noch ſchlimmer iſt, als die vorige, und groͤber herauskomt, als die
aͤrgſten Bauerſtreiche.
u⁾ Das Kirchſpiel Warbol wird noch heutiges Tages zur Seekante, oder zum Strand-
wyck, ſo auf Eſthniſch Loͤnema heiſſet, gerechnet. Die Eſthen nennen es Warb-
lakabbel, die Deutſchen Werpel. Es gehoͤren dazu die Hoͤfe Warbla, Sau-
leppe und Waiſte.
§. 10.
Es ſchickten auch unſere Ritter ihre Boten zu dem Erzbiſchof, dem Hochwuͤr-
digen Herrn Andreas, und an andre Biſchoͤfe der Daͤnen, und an die Maͤn-
ner des Koͤnigs, ſo auf dem Revelſchen Schloſſe waren. Dieſe fertigten gleich
des Koͤnigs Maͤnner an uns ab, dankten GOtt und uns wegen dieſem Angrif der
Heiden, ſo wol derer von Oeſel, als aus Harrien, und fuͤgten hinzu, ganz
Eſthland gehoͤre dem Koͤnig von Daͤnnemark, weil es ihm von dem Lief-
laͤndiſchen Biſchoͤfen abgetreten worden. Sie erſuchten dabey, die Geiſſeln
derer von Warbol moͤchten ihnen eingehaͤndiget werden. Der Ordensmeiſter
Volquin aber bezog ſich ſtandhaft darauf, daß er von der Verſchenkung Eſth-
lands an den Koͤnig von Daͤnnemark nichts wiſſe, erzaͤhlte dabey, vor dem
Herzog von Sachſen
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und vor allen, die mit jenen hier ſich verſamlet hatten,
daß ganz Eſthland unter der Fahne der heiligen Jungfrau von den Rigi-
ſchen zum Chriſtlichen Glauben gebracht ſey, auſſer die einige Provinz Revel
und die Jnſel Oeſel. Er fuͤgte weiter hinzu: Wir ſtellen gegenwaͤrtig die
Geiſſeln der Provinz Harrien zwar ihren Vaͤtern wieder zu, und wollen
darunter gerne dem Koͤnig von Daͤnnemark Ehre anthun, doch mit der
Bedingung, ſo ferne denen von Riga hieraus nichts nachtheiliges zuwaͤchſt.
Daher lieſſen wir die Geiſſeln deſſelben Landes da bleiben, und kehrten mit unſerer
Beute nach Liefland. Die Beute der Liven aber betrug was anſehnliches.
Sie beſetzten die Hoͤlen derer von Harrien unter der Erden, wohin ſie ſich immer
zu retiriren pflegten, machten vor die Oefnungen Rauch und Feuer, ſchmauchten
ſie Tag und Nacht, und erdaͤmpften alle, ſo wol Maͤnner als Weiber. Sie
zerreten einige ſchon odemlos, andere halb- etliche ganz todt aus den Kellern her-
vor, machten ihnen das Garaus, nahmen andre gefangen, und holten ihr Ver-
moͤgen,
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