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Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.

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XV.
Die Eiche und das Schwein.

Ein gefrässiges Schwein mästete sich, unter einer
hohen Eiche, mit der herabgefallenen Frucht. In-
dem es die eine Eichel zerbiß, verschlucke es bereits
eine andere mit dem Auge.

Undankbares Vieh! rief endlich der Eichbaum
herab. Du nährest dich von meinen Früchten, ohne
einen einzigen dankbaren Blick auf mich in die Höhe
zu richten.

Das Schwein hielt einen Augenblick inne, und
grunzte zur Antwort: Meine dankbaren Blicke
sollten nicht aussenbleiben, wenn ich nur wüßte,
daß du deine Eicheln meinetwegen hättest fallen
lassen.



XVI. Die
B 2
XV.
Die Eiche und das Schwein.

Ein gefräſſiges Schwein mäſtete ſich, unter einer
hohen Eiche, mit der herabgefallenen Frucht. In-
dem es die eine Eichel zerbiß, verſchlucke es bereits
eine andere mit dem Auge.

Undankbares Vieh! rief endlich der Eichbaum
herab. Du nähreſt dich von meinen Früchten, ohne
einen einzigen dankbaren Blick auf mich in die Höhe
zu richten.

Das Schwein hielt einen Augenblick inne, und
grunzte zur Antwort: Meine dankbaren Blicke
ſollten nicht auſſenbleiben, wenn ich nur wüßte,
daß du deine Eicheln meinetwegen hätteſt fallen
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XVI. Die
B 2
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[19/0039] XV. Die Eiche und das Schwein. Ein gefräſſiges Schwein mäſtete ſich, unter einer hohen Eiche, mit der herabgefallenen Frucht. In- dem es die eine Eichel zerbiß, verſchlucke es bereits eine andere mit dem Auge. Undankbares Vieh! rief endlich der Eichbaum herab. Du nähreſt dich von meinen Früchten, ohne einen einzigen dankbaren Blick auf mich in die Höhe zu richten. Das Schwein hielt einen Augenblick inne, und grunzte zur Antwort: Meine dankbaren Blicke ſollten nicht auſſenbleiben, wenn ich nur wüßte, daß du deine Eicheln meinetwegen hätteſt fallen laſſen. XVI. Die B 2

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/39>, abgerufen am 30.12.2024.