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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769].

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Hamburgische
Dramaturgie.


Achtzigstes Stück.





Wozu die sauere Arbeit der dramatischen
Form? wozu ein Theater erbauet,
Männer und Weiber verkleidet, Ge-
dächtnisse gemartert, die ganze Stadt auf einen
Platz geladen? wenn ich mit meinem Werke,
und mit der Aufführung desselben, weiter
nichts hervorbringen will, als einige von den
Regungen, die eine gute Erzehlung, von jedem
zu Hause in seinem Winkel gelesen, ungefehr
auch hervorbringen würde.

Die dramatische Form ist die einzige, in wel-
cher sich Mitleid und Furcht erregen läßt; we-
nigstens können in keiner andern Form diese Lei-
denschaften auf einen so hohen Grad erreget wer-
den: und gleichwohl will man lieber alle andere
darinn erregen, als diese; gleichwohl will man
sie lieber zu allem andern brauchen, als zu dem,
wozu sie so vorzüglich geschickt ist.

Das
E e
Hamburgiſche
Dramaturgie.


Achtzigſtes Stück.





Wozu die ſauere Arbeit der dramatiſchen
Form? wozu ein Theater erbauet,
Männer und Weiber verkleidet, Ge-
dächtniſſe gemartert, die ganze Stadt auf einen
Platz geladen? wenn ich mit meinem Werke,
und mit der Aufführung deſſelben, weiter
nichts hervorbringen will, als einige von den
Regungen, die eine gute Erzehlung, von jedem
zu Hauſe in ſeinem Winkel geleſen, ungefehr
auch hervorbringen würde.

Die dramatiſche Form iſt die einzige, in wel-
cher ſich Mitleid und Furcht erregen läßt; we-
nigſtens können in keiner andern Form dieſe Lei-
denſchaften auf einen ſo hohen Grad erreget wer-
den: und gleichwohl will man lieber alle andere
darinn erregen, als dieſe; gleichwohl will man
ſie lieber zu allem andern brauchen, als zu dem,
wozu ſie ſo vorzüglich geſchickt iſt.

Das
E e
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[[217]/0223] Hamburgiſche Dramaturgie. Achtzigſtes Stück. Den 5ten Februar, 1768. Wozu die ſauere Arbeit der dramatiſchen Form? wozu ein Theater erbauet, Männer und Weiber verkleidet, Ge- dächtniſſe gemartert, die ganze Stadt auf einen Platz geladen? wenn ich mit meinem Werke, und mit der Aufführung deſſelben, weiter nichts hervorbringen will, als einige von den Regungen, die eine gute Erzehlung, von jedem zu Hauſe in ſeinem Winkel geleſen, ungefehr auch hervorbringen würde. Die dramatiſche Form iſt die einzige, in wel- cher ſich Mitleid und Furcht erregen läßt; we- nigſtens können in keiner andern Form dieſe Lei- denſchaften auf einen ſo hohen Grad erreget wer- den: und gleichwohl will man lieber alle andere darinn erregen, als dieſe; gleichwohl will man ſie lieber zu allem andern brauchen, als zu dem, wozu ſie ſo vorzüglich geſchickt iſt. Das E e

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Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. [217]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/223>, abgerufen am 21.11.2024.