Die Nominativformen sämmtlicher Arten von a-stämmen bieten nichts, was für die drei Sprachen eine besondere Stellung oder engere Einheit in dem ganzen des indog. Sprachstammes begründen könnte.
C. Die Nominativformen der consonant. Stämme.
a) Die n-stämme.
Uebersicht der vorhandenen Formen:
slav. msc. kamy, St. kamen- (Stein),
fem. fehlt.
msc. kore = korje, St. korjen- (Wurzel), vereinzeltes Wort.
lit. msc. akmu, St. akmen- msc. (Stein),
fem. fehlt.
got. msc. hana, St. hanan-,
fem. tuggo, St. tuggon-; managei, St. managein-.
Der Unterschied der Genera kann hier, da die ursprüngliche Form des No- minativs davon nicht beeinflusst wird, unbeachtet bleiben; die germanischen Femininalformen sind Neubildungen, deren eigenthümliche Form und Ent- stehung im Zusammenhange mit dem gen. pl. zu behandeln sein wird und die hier nur der Vollständigkeit wegen mit angegeben sind. Die Frage nach der dem nom. sg. msc. zu Grunde liegenden ältesten Form ist nach der Theorie von dem ursprünglich allgemein gültigen Nominativsuffixe -s dahin beantwortet worden, dass auch hier für die älteste Periode *akman-s anzusetzen sei (so Schleicher, Comp. 3, 510). Scherer (z. Gesch. d. deutschen Spr. S. 316 f.) behauptet: "es giebt für den Nominativ dreierlei Bezeichnungsweisen: erstens Vocalverstärkung des Bildungssuffixes, zum Theil mit Veränderung des Themas; zweitens beigefügtes am;drittens Anhängung von -s . . . . . Die erste Art des Nominativausdrucks nehme ich in mehreren Fällen an, in denen man un- berechtigt einstiges s und verschiedene andere Consonanten abfallen zu lassen pflegt. Man legt sich die Lautgesetze der Ursprache nach willkürlichen Hypo- thesen zurecht". Zu den ersten Fällen rechnet Scherer die Bildung des sanskrit. nom. sg. msc., wie acma, lat. homo u. s. w., "dem (skrt.) Nominativ -a von Stämmen auf an correspondiert im Lateinischen gleichfalls a (homo), im Griechi- schen an (poimen), worauf auch die germanische und letto-slavische Form beruht. Eine alte Dittologie mithin, das eine Gebilde mit, das andere ohne Wahl verschiedener Themagestalt." Scherer muss zu dieser Meinung gekommen sein durch die scheinbare Unmöglichkeit, ein Nominativ-s bei diesen Stämmen irgendwo in einer indogermanischen Sprache zu finden. Ich glaube aber nachweisen zu können, dass zunächst die slavische Form auf -y sich nur aus der Grundform auf -an-s erklären lässt, und zwar durch eine genaue Betrachtung der Auslautsgesetze, auf die schon von Joh. Schmidt (Vocal. I, 177) hingewiesen ist, die hier aber der Wichtigkeit der Frage wegen vollständig gegeben werden mögen.
i. Die Casus des Singulars.
Die Nominativformen sämmtlicher Arten von a-stämmen bieten nichts, was für die drei Sprachen eine besondere Stellung oder engere Einheit in dem ganzen des indog. Sprachstammes begründen könnte.
C. Die Nominativformen der consonant. Stämme.
a) Die n-stämme.
Uebersicht der vorhandenen Formen:
slav. msc. kamy, St. kamen- (Stein),
fem. fehlt.
msc. korę = korję, St. korjen- (Wurzel), vereinzeltes Wort.
lit. msc. akmů́, St. akmen- msc. (Stein),
fem. fehlt.
got. msc. hana, St. hanan-,
fem. tuggō, St. tuggōn-; managei, St. managein-.
Der Unterschied der Genera kann hier, da die ursprüngliche Form des No- minativs davon nicht beeinflusst wird, unbeachtet bleiben; die germanischen Femininalformen sind Neubildungen, deren eigenthümliche Form und Ent- stehung im Zusammenhange mit dem gen. pl. zu behandeln sein wird und die hier nur der Vollständigkeit wegen mit angegeben sind. Die Frage nach der dem nom. sg. msc. zu Grunde liegenden ältesten Form ist nach der Theorie von dem ursprünglich allgemein gültigen Nominativsuffixe -s dahin beantwortet worden, dass auch hier für die älteste Periode *akman-s anzusetzen sei (so Schleicher, Comp. 3, 510). Scherer (z. Gesch. d. deutschen Spr. S. 316 f.) behauptet: «es giebt für den Nominativ dreierlei Bezeichnungsweisen: erstens Vocalverstärkung des Bildungssuffixes, zum Theil mit Veränderung des Themas; zweitens beigefügtes ám;drittens Anhängung von -s . . . . . Die erste Art des Nominativausdrucks nehme ich in mehreren Fällen an, in denen man un- berechtigt einstiges s und verschiedene andere Consonanten abfallen zu lassen pflegt. Man legt sich die Lautgesetze der Ursprache nach willkürlichen Hypo- thesen zurecht». Zu den ersten Fällen rechnet Scherer die Bildung des sanskrit. nom. sg. msc., wie açmā, lat. homō u. s. w., «dem (skrt.) Nominativ -ā von Stämmen auf an correspondiert im Lateinischen gleichfalls ā (homō), im Griechi- schen ān (ποιμήν), worauf auch die germanische und letto-slavische Form beruht. Eine alte Dittologie mithin, das eine Gebilde mit, das andere ohne Wahl verschiedener Themagestalt.» Scherer muss zu dieser Meinung gekommen sein durch die scheinbare Unmöglichkeit, ein Nominativ-s bei diesen Stämmen irgendwo in einer indogermanischen Sprache zu finden. Ich glaube aber nachweisen zu können, dass zunächst die slavische Form auf -y sich nur aus der Grundform auf -an-s erklären lässt, und zwar durch eine genaue Betrachtung der Auslautsgesetze, auf die schon von Joh. Schmidt (Vocal. I, 177) hingewiesen ist, die hier aber der Wichtigkeit der Frage wegen vollständig gegeben werden mögen.
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i. Die Casus des Singulars.
Die Nominativformen sämmtlicher Arten von a-stämmen bieten nichts, was
für die drei Sprachen eine besondere Stellung oder engere Einheit in dem
ganzen des indog. Sprachstammes begründen könnte.
C. Die Nominativformen der consonant. Stämme.
a) Die n-stämme.
Uebersicht der vorhandenen Formen:
slav. msc. kamy, St. kamen- (Stein),
fem. fehlt.
msc. korę = korję, St. korjen- (Wurzel), vereinzeltes Wort.
lit. msc. akmů́, St. akmen- msc. (Stein),
fem. fehlt.
got. msc. hana, St. hanan-,
fem. tuggō, St. tuggōn-; managei, St. managein-.
Der Unterschied der Genera kann hier, da die ursprüngliche Form des No-
minativs davon nicht beeinflusst wird, unbeachtet bleiben; die germanischen
Femininalformen sind Neubildungen, deren eigenthümliche Form und Ent-
stehung im Zusammenhange mit dem gen. pl. zu behandeln sein wird und
die hier nur der Vollständigkeit wegen mit angegeben sind. Die Frage nach
der dem nom. sg. msc. zu Grunde liegenden ältesten Form ist nach der
Theorie von dem ursprünglich allgemein gültigen Nominativsuffixe -s dahin
beantwortet worden, dass auch hier für die älteste Periode *akman-s anzusetzen
sei (so Schleicher, Comp. 3, 510). Scherer (z. Gesch. d. deutschen Spr. S. 316 f.)
behauptet: «es giebt für den Nominativ dreierlei Bezeichnungsweisen: erstens
Vocalverstärkung des Bildungssuffixes, zum Theil mit Veränderung des Themas;
zweitens beigefügtes ám; drittens Anhängung von -s . . . . . Die erste Art
des Nominativausdrucks nehme ich in mehreren Fällen an, in denen man un-
berechtigt einstiges s und verschiedene andere Consonanten abfallen zu lassen
pflegt. Man legt sich die Lautgesetze der Ursprache nach willkürlichen Hypo-
thesen zurecht». Zu den ersten Fällen rechnet Scherer die Bildung des sanskrit.
nom. sg. msc., wie açmā, lat. homō u. s. w., «dem (skrt.) Nominativ -ā von
Stämmen auf an correspondiert im Lateinischen gleichfalls ā (homō), im Griechi-
schen ān (ποιμήν), worauf auch die germanische und letto-slavische Form
beruht. Eine alte Dittologie mithin, das eine Gebilde mit, das andere ohne Wahl
verschiedener Themagestalt.» Scherer muss zu dieser Meinung gekommen sein
durch die scheinbare Unmöglichkeit, ein Nominativ-s bei diesen Stämmen
irgendwo in einer indogermanischen Sprache zu finden. Ich glaube aber
nachweisen zu können, dass zunächst die slavische Form auf -y sich nur aus
der Grundform auf -an-s erklären lässt, und zwar durch eine genaue Betrachtung
der Auslautsgesetze, auf die schon von Joh. Schmidt (Vocal. I, 177) hingewiesen
ist, die hier aber der Wichtigkeit der Frage wegen vollständig gegeben werden
mögen.
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Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leskien_declination_1876/49>, abgerufen am 18.02.2025.
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