Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876.b. Declination der Pronomina. Sprachen entspricht, sei = * matva (ich -- du), man muss dann noch die wun-derliche Erklärung der Medialformen als passivische (p. 216) in den Kauf nehmen, da nur so matva als Medialendung denkbar wird, muss mit Scherer die Secundär- endung mahi ausser Zusammenhang mit mahe setzen und das i der ersteren auf den i-stamm tvi beziehen, dann gelangt man zu matvi. Weiter, keine Medial- endung der 2. plur. führt selbst nach Scherer auf eine andere Urform als tatva (Reduplication für tva-tva), aus dieser Art von Reduplication wird die analoge ti-tvi hergestellt, das dann durch Lautveränderungen, von denen nicht eine auch nur die mindeste Wahrscheinlichkeit hat, zu juj geworden sein soll. Die Fragen, ob das selbständige Pronomen, wie es uns aus einer gegen die Entstehungszeit der Verbalformen verhältnissmässig späten Sprachperiode vorliegt, nothwendig aus derselben Composition, wie vielleicht die Personalsuffixe, ob der Stamm des Plurals nothwendig aus dem des Singulars hervorgegangen sein müsse, sind da- bei noch gar nicht in Betracht gezogen, und doch führt selbst Scherers Darstel- lung über eine Doppelheit des Stammes für sing. und plur. der I. pers. nicht hinaus. Warum also die unsägliche Mühe, juj mit tva in Verbindung zu setzen? Gegenüber einem solchen Verfahren halte ich es für richtiger und zweck- 1. Das Personalpronomen des Litauischen und Slavischen. Die heutigen Formen des Litauischen (die lettischen beruhen nur auf diesen, [Tabelle]
b. Declination der Pronomina. Sprachen entspricht, sei = * matva (ich — du), man muss dann noch die wun-derliche Erklärung der Medialformen als passivische (p. 216) in den Kauf nehmen, da nur so matva als Medialendung denkbar wird, muss mit Scherer die Secundär- endung mahi ausser Zusammenhang mit mahê setzen und das i der ersteren auf den i-stamm tvi beziehen, dann gelangt man zu matvi. Weiter, keine Medial- endung der 2. plur. führt selbst nach Scherer auf eine andere Urform als tatva (Reduplication für tva-tva), aus dieser Art von Reduplication wird die analoge ti-tvi hergestellt, das dann durch Lautveränderungen, von denen nicht eine auch nur die mindeste Wahrscheinlichkeit hat, zu juj geworden sein soll. Die Fragen, ob das selbständige Pronomen, wie es uns aus einer gegen die Entstehungszeit der Verbalformen verhältnissmässig späten Sprachperiode vorliegt, nothwendig aus derselben Composition, wie vielleicht die Personalsuffixe, ob der Stamm des Plurals nothwendig aus dem des Singulars hervorgegangen sein müsse, sind da- bei noch gar nicht in Betracht gezogen, und doch führt selbst Scherers Darstel- lung über eine Doppelheit des Stammes für sing. und plur. der I. pers. nicht hinaus. Warum also die unsägliche Mühe, juj mit tva in Verbindung zu setzen? Gegenüber einem solchen Verfahren halte ich es für richtiger und zweck- 1. Das Personalpronomen des Litauischen und Slavischen. Die heutigen Formen des Litauischen (die lettischen beruhen nur auf diesen, [Tabelle]
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0176" n="140"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">b. Declination der Pronomina</hi>.</fw><lb/> Sprachen entspricht, sei = * <hi rendition="#i">matva</hi> (ich — du), man muss dann noch die wun-<lb/> derliche Erklärung der Medialformen als passivische (p. 216) in den Kauf nehmen,<lb/> da nur so <hi rendition="#i">matva</hi> als Medialendung denkbar wird, muss mit Scherer die Secundär-<lb/> endung <hi rendition="#i">mahi</hi> ausser Zusammenhang mit <hi rendition="#i">mahê</hi> setzen und das <hi rendition="#i">i</hi> der ersteren auf<lb/> den <hi rendition="#i">i</hi>-stamm <hi rendition="#i">tvi</hi> beziehen, dann gelangt man zu <hi rendition="#i">matvi</hi>. Weiter, keine Medial-<lb/> endung der 2. plur. führt selbst nach Scherer auf eine andere Urform als <hi rendition="#i">tatva</hi><lb/> (Reduplication für <hi rendition="#i">tva-tva</hi>), aus dieser Art von Reduplication wird die analoge<lb/><hi rendition="#i">ti-tvi</hi> hergestellt, das dann durch Lautveränderungen, von denen nicht eine auch<lb/> nur die mindeste Wahrscheinlichkeit hat, zu <hi rendition="#i">juj</hi> geworden sein soll. Die Fragen,<lb/> ob das selbständige Pronomen, wie es uns aus einer gegen die Entstehungszeit der<lb/> Verbalformen verhältnissmässig späten Sprachperiode vorliegt, nothwendig aus<lb/> derselben Composition, wie vielleicht die Personalsuffixe, ob der Stamm des<lb/> Plurals nothwendig aus dem des Singulars hervorgegangen sein müsse, sind da-<lb/> bei noch gar nicht in Betracht gezogen, und doch führt selbst Scherers Darstel-<lb/> lung über eine Doppelheit des Stammes für sing. und plur. der I. pers. nicht<lb/> hinaus. Warum also die unsägliche Mühe, <hi rendition="#i">juj</hi> mit <hi rendition="#i">tva</hi> in Verbindung zu setzen?</p><lb/> <p>Gegenüber einem solchen Verfahren halte ich es für richtiger und zweck-<lb/> mässiger, erstlich in der Reconstruction der Grundformen nicht weiter zu<lb/> gehen, als die Formen des selbständigen Pronomens und die bekannten Laut-<lb/> gesetze erlauben, zweitens vor aller Reconstruction von Grundformen die Ge-<lb/> schichte der einzelnen Sprachen über das Verhältniss ihrer Formen zu einander<lb/> zu befragen. Wir werden dabei, hoffe ich, erkennen, dass wenigstens innerhalb<lb/> des Slavischen und Litauischen Ausgleichungen der Casus untereinander statt-<lb/> gefunden haben, die es unmöglich machen, mit den einzelnen Formen auf indo-<lb/> germanische Grundformen hin zu operiren.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">1. Das Personalpronomen des Litauischen und Slavischen.</hi> </head><lb/> <p>Die heutigen Formen des Litauischen (die lettischen beruhen nur auf diesen,<lb/> brauchen also hier nicht berücksichtigt zu werden):<lb/><table><row><cell/></row></table> </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0176]
b. Declination der Pronomina.
Sprachen entspricht, sei = * matva (ich — du), man muss dann noch die wun-
derliche Erklärung der Medialformen als passivische (p. 216) in den Kauf nehmen,
da nur so matva als Medialendung denkbar wird, muss mit Scherer die Secundär-
endung mahi ausser Zusammenhang mit mahê setzen und das i der ersteren auf
den i-stamm tvi beziehen, dann gelangt man zu matvi. Weiter, keine Medial-
endung der 2. plur. führt selbst nach Scherer auf eine andere Urform als tatva
(Reduplication für tva-tva), aus dieser Art von Reduplication wird die analoge
ti-tvi hergestellt, das dann durch Lautveränderungen, von denen nicht eine auch
nur die mindeste Wahrscheinlichkeit hat, zu juj geworden sein soll. Die Fragen,
ob das selbständige Pronomen, wie es uns aus einer gegen die Entstehungszeit der
Verbalformen verhältnissmässig späten Sprachperiode vorliegt, nothwendig aus
derselben Composition, wie vielleicht die Personalsuffixe, ob der Stamm des
Plurals nothwendig aus dem des Singulars hervorgegangen sein müsse, sind da-
bei noch gar nicht in Betracht gezogen, und doch führt selbst Scherers Darstel-
lung über eine Doppelheit des Stammes für sing. und plur. der I. pers. nicht
hinaus. Warum also die unsägliche Mühe, juj mit tva in Verbindung zu setzen?
Gegenüber einem solchen Verfahren halte ich es für richtiger und zweck-
mässiger, erstlich in der Reconstruction der Grundformen nicht weiter zu
gehen, als die Formen des selbständigen Pronomens und die bekannten Laut-
gesetze erlauben, zweitens vor aller Reconstruction von Grundformen die Ge-
schichte der einzelnen Sprachen über das Verhältniss ihrer Formen zu einander
zu befragen. Wir werden dabei, hoffe ich, erkennen, dass wenigstens innerhalb
des Slavischen und Litauischen Ausgleichungen der Casus untereinander statt-
gefunden haben, die es unmöglich machen, mit den einzelnen Formen auf indo-
germanische Grundformen hin zu operiren.
1. Das Personalpronomen des Litauischen und Slavischen.
Die heutigen Formen des Litauischen (die lettischen beruhen nur auf diesen,
brauchen also hier nicht berücksichtigt zu werden):
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |