Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite


Biron. Das ist ein Kerl, der pickt
den Witz auf wie Tauben Erbsen, und giebt
sie wieder von sich wie das Wetter darnach
ist. Er ist des Witzes Trödler, und bringt
seine Waaren in Bierschenken und Kirch-
messen herrlich aus, derweile sie uns, die
wir nur en gros verkaufen, im Kasten ver-
derben. Er steckt die Weiber wie Steck-
nadeln in seinen Ermel, Großmutter Eva
wäre vor ihm nicht sicher gewesen, er
kann euch heimlich Briefe auf- und zuma-
chen, eine halbe Stunde seine eigne Hand
küssen, indem er die Dame an der Hand
hält, wie eine Sonnenblume überall her-
um lachen, um seine Zähne zu zeigen, die
so weiß sind als Wallfischrippen, kurz, es
ist ein scharmanter Mensch, sagen sie alle.
Longaville. Die Briefe auf- und zu-
machen, das ist gar nicht zu verzeihen.
Prinzeßin. Rosaline. Marie. Cathrine.
Boyet. Gefolge.
König. Wir kommen, Euch aufzuwar-
ten, Durchlauchte Prinzeßin, und bieten
Euch nun unsern Hof zur Wohnung an,
wir haben Dispensation erhalten.
Prinzes. Dieses Feld soll mich behal-
ten, und ihr behaltet euren Eid unverletzt,
weder Gott noch wir haben Gefallen an
Meineid.
König.


Biron. Das iſt ein Kerl, der pickt
den Witz auf wie Tauben Erbſen, und giebt
ſie wieder von ſich wie das Wetter darnach
iſt. Er iſt des Witzes Troͤdler, und bringt
ſeine Waaren in Bierſchenken und Kirch-
meſſen herrlich aus, derweile ſie uns, die
wir nur en gros verkaufen, im Kaſten ver-
derben. Er ſteckt die Weiber wie Steck-
nadeln in ſeinen Ermel, Großmutter Eva
waͤre vor ihm nicht ſicher geweſen, er
kann euch heimlich Briefe auf- und zuma-
chen, eine halbe Stunde ſeine eigne Hand
kuͤſſen, indem er die Dame an der Hand
haͤlt, wie eine Sonnenblume uͤberall her-
um lachen, um ſeine Zaͤhne zu zeigen, die
ſo weiß ſind als Wallfiſchrippen, kurz, es
iſt ein ſcharmanter Menſch, ſagen ſie alle.
Longaville. Die Briefe auf- und zu-
machen, das iſt gar nicht zu verzeihen.
Prinzeßin. Roſaline. Marie. Cathrine.
Boyet. Gefolge.
Koͤnig. Wir kommen, Euch aufzuwar-
ten, Durchlauchte Prinzeßin, und bieten
Euch nun unſern Hof zur Wohnung an,
wir haben Diſpenſation erhalten.
Prinzeſ. Dieſes Feld ſoll mich behal-
ten, und ihr behaltet euren Eid unverletzt,
weder Gott noch wir haben Gefallen an
Meineid.
Koͤnig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0145" n="139"/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Biron.</hi> </speaker>
              <p>Das i&#x017F;t ein Kerl, der pickt<lb/>
den Witz auf wie Tauben Erb&#x017F;en, und giebt<lb/>
&#x017F;ie wieder von &#x017F;ich wie das Wetter darnach<lb/>
i&#x017F;t. Er i&#x017F;t des Witzes Tro&#x0364;dler, und bringt<lb/>
&#x017F;eine Waaren in Bier&#x017F;chenken und Kirch-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;en herrlich aus, derweile &#x017F;ie uns, die<lb/>
wir nur <hi rendition="#aq">en gros</hi> verkaufen, im Ka&#x017F;ten ver-<lb/>
derben. Er &#x017F;teckt die Weiber wie Steck-<lb/>
nadeln in &#x017F;einen Ermel, Großmutter Eva<lb/>
wa&#x0364;re vor ihm nicht &#x017F;icher gewe&#x017F;en, er<lb/>
kann euch heimlich Briefe auf- und zuma-<lb/>
chen, eine halbe Stunde &#x017F;eine eigne Hand<lb/>
ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, indem er die Dame an der Hand<lb/>
ha&#x0364;lt, wie eine Sonnenblume u&#x0364;berall her-<lb/>
um lachen, um &#x017F;eine Za&#x0364;hne zu zeigen, die<lb/>
&#x017F;o weiß &#x017F;ind als Wallfi&#x017F;chrippen, kurz, es<lb/>
i&#x017F;t ein &#x017F;charmanter Men&#x017F;ch, &#x017F;agen &#x017F;ie alle.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Longaville.</hi> </speaker>
              <p>Die Briefe auf- und zu-<lb/>
machen, das i&#x017F;t gar nicht zu verzeihen.</p>
            </sp><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">Prinzeßin. Ro&#x017F;aline. Marie. Cathrine.<lb/>
Boyet. Gefolge.</hi> </stage><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig.</hi> </speaker>
              <p>Wir kommen, Euch aufzuwar-<lb/>
ten, Durchlauchte Prinzeßin, und bieten<lb/>
Euch nun un&#x017F;ern Hof zur Wohnung an,<lb/>
wir haben Di&#x017F;pen&#x017F;ation erhalten.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Prinze&#x017F;.</hi> </speaker>
              <p>Die&#x017F;es Feld &#x017F;oll mich behal-<lb/>
ten, und ihr behaltet euren Eid unverletzt,<lb/>
weder Gott noch wir haben Gefallen an<lb/>
Meineid.</p>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig.</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0145] Biron. Das iſt ein Kerl, der pickt den Witz auf wie Tauben Erbſen, und giebt ſie wieder von ſich wie das Wetter darnach iſt. Er iſt des Witzes Troͤdler, und bringt ſeine Waaren in Bierſchenken und Kirch- meſſen herrlich aus, derweile ſie uns, die wir nur en gros verkaufen, im Kaſten ver- derben. Er ſteckt die Weiber wie Steck- nadeln in ſeinen Ermel, Großmutter Eva waͤre vor ihm nicht ſicher geweſen, er kann euch heimlich Briefe auf- und zuma- chen, eine halbe Stunde ſeine eigne Hand kuͤſſen, indem er die Dame an der Hand haͤlt, wie eine Sonnenblume uͤberall her- um lachen, um ſeine Zaͤhne zu zeigen, die ſo weiß ſind als Wallfiſchrippen, kurz, es iſt ein ſcharmanter Menſch, ſagen ſie alle. Longaville. Die Briefe auf- und zu- machen, das iſt gar nicht zu verzeihen. Prinzeßin. Roſaline. Marie. Cathrine. Boyet. Gefolge. Koͤnig. Wir kommen, Euch aufzuwar- ten, Durchlauchte Prinzeßin, und bieten Euch nun unſern Hof zur Wohnung an, wir haben Diſpenſation erhalten. Prinzeſ. Dieſes Feld ſoll mich behal- ten, und ihr behaltet euren Eid unverletzt, weder Gott noch wir haben Gefallen an Meineid. Koͤnig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/145
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/145>, abgerufen am 26.04.2024.