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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Reise-Empfindung.

Ich sah in bleicher Silbertracht
Die Birkenstämme prangen,
Als wäre d'ran aus heller Nacht
Das Mondlicht blieben hangen;
Und in dem zarten Birkenhain
Sah ich ein Häuschen blinken,
Das hob gleich an, zu sich hinein
Holdfreundlich mich zu winken.
Wie da im rothen Morgenstrahl
Die Fensterlein erglänzten;
Und wie so freudig Berg und Thal
Mit Rosen sich bekränzten!
Die Rebe auf zum Fenster klomm
Mit ihren goldnen Trauben;
Die Unschuld saß am Dache fromm
In stillen weißen Tauben.
Reise-Empfindung.

Ich ſah in bleicher Silbertracht
Die Birkenſtaͤmme prangen,
Als waͤre d'ran aus heller Nacht
Das Mondlicht blieben hangen;
Und in dem zarten Birkenhain
Sah ich ein Haͤuschen blinken,
Das hob gleich an, zu ſich hinein
Holdfreundlich mich zu winken.
Wie da im rothen Morgenſtrahl
Die Fenſterlein erglaͤnzten;
Und wie ſo freudig Berg und Thal
Mit Roſen ſich bekraͤnzten!
Die Rebe auf zum Fenſter klomm
Mit ihren goldnen Trauben;
Die Unſchuld ſaß am Dache fromm
In ſtillen weißen Tauben.
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[41/0055] Reise-Empfindung. Ich ſah in bleicher Silbertracht Die Birkenſtaͤmme prangen, Als waͤre d'ran aus heller Nacht Das Mondlicht blieben hangen; Und in dem zarten Birkenhain Sah ich ein Haͤuschen blinken, Das hob gleich an, zu ſich hinein Holdfreundlich mich zu winken. Wie da im rothen Morgenſtrahl Die Fenſterlein erglaͤnzten; Und wie ſo freudig Berg und Thal Mit Roſen ſich bekraͤnzten! Die Rebe auf zum Fenſter klomm Mit ihren goldnen Trauben; Die Unſchuld ſaß am Dache fromm In ſtillen weißen Tauben.

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/55>, abgerufen am 22.12.2024.