Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.Die Wurmlinger Kapelle. *) Luftig, wie ein leichter Kahn, Auf des Hügels grüner Welle, Schwebt sie lächelnd himmelan, Dort die friedliche Kapelle. Einst bei Sonnenuntergang Schritt ich durch die öden Räume, Priesterwort und Festgesang Säuselten um mich wie Träume. Und Maria's schönes Bild Schien vom Altar sich zu senken, Schien in Trauer, heilig mild, Alter Tage zu gedenken. Röthlich kommt der Morgenschein,
Und es kehrt der Abendschimmer Treulich bei dem Bilde ein; Doch die Menschen kommen nimmer. *) In Würtemberg bei Tübingen.
Die Wurmlinger Kapelle. *) Luftig, wie ein leichter Kahn, Auf des Huͤgels gruͤner Welle, Schwebt ſie laͤchelnd himmelan, Dort die friedliche Kapelle. Einſt bei Sonnenuntergang Schritt ich durch die oͤden Raͤume, Prieſterwort und Feſtgeſang Saͤuſelten um mich wie Traͤume. Und Maria's ſchoͤnes Bild Schien vom Altar ſich zu ſenken, Schien in Trauer, heilig mild, Alter Tage zu gedenken. Roͤthlich kommt der Morgenſchein,
Und es kehrt der Abendſchimmer Treulich bei dem Bilde ein; Doch die Menſchen kommen nimmer. *) In Wuͤrtemberg bei Tuͤbingen.
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Die Wurmlinger Kapelle. *)
Luftig, wie ein leichter Kahn,
Auf des Huͤgels gruͤner Welle,
Schwebt ſie laͤchelnd himmelan,
Dort die friedliche Kapelle.
Einſt bei Sonnenuntergang
Schritt ich durch die oͤden Raͤume,
Prieſterwort und Feſtgeſang
Saͤuſelten um mich wie Traͤume.
Und Maria's ſchoͤnes Bild
Schien vom Altar ſich zu ſenken,
Schien in Trauer, heilig mild,
Alter Tage zu gedenken.
Roͤthlich kommt der Morgenſchein,
Und es kehrt der Abendſchimmer
Treulich bei dem Bilde ein;
Doch die Menſchen kommen nimmer.
*) In Wuͤrtemberg bei Tuͤbingen.
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